Winterweizen – Aktuelle Ergebnisse aus der Praxis und den Landessortenversuchen

Weizenähren in der Blüte.

Durchwachsene Erntesituation beim Winterweizen

Im Herbst wurde der Weizen in Bayern bei meist guten Bedingungen zeitgerecht gesät. Auch später gesäter Weizen entwickelte sich durch die milde Witterung bis Anfang Dezember hervorragend. Insgesamt war der Winter mild ohne starken Frost. Schäden durch Auswinterung traten nicht auf.
Der März, der vor allem in Nordbayern sehr regenreich ausfiel, begünstigte die Entwicklung von Pilzkrankheiten. Die kühlen Temperaturen im April verhinderten allerdings ihre unkontrollierte Ausbreitung. Erst die steigenden Temperaturen Ende April förderten Blattseptoria. Aber es wurde meist nur ein moderates Befallsniveau erreicht. In Nordbayern trat bei anfälligen Sorten (Campesino, LG Charakter) Gelbrost auf. Teilweise vertrocknete er wieder und breitete sich nicht im Bestand aus. In manchen Regionen kam später bei anfälligen (KWS Donovan, SU Mangold) und nicht mit Fungiziden behandelten Weizen Braunrost dazu.

Ertrag und Qualität

Die Entwicklung verlief bis zum Ährenschieben normal. Aber die Trockenheit vor allem im warmen Juni beeinträchtigte die Ertragsbildung auf Standorten mit geringerer Bodengüte und geringeren Niederschlägen in Teilen Frankens und der Oberpfalz. In Mittel- und Unterfranken wurden vor Mitte Juli bereits die ersten Weizenflächen gedroschen. Bis Ende der dritten Juliwoche war mehr als die Hälfte des Winterweizens geerntet. Danach sorgte eine lange Regenphase für einen weitgehenden Stillstand der Erntearbeiten. Erst nach dem 10. August begannen dann die Mähdrescher wieder zu fahren. Bezüglich der Qualität fehlte es meist am Rohproteingehalt. Viele Qualitätsweizen hatten Rohproteingehalte von 11 % und weniger. Im Schnitt lag die heurige Ernte einen ganzen Prozentpunkt unter dem langjährigen Mittel. Nach der Regenperiode konnte teilweise bei mittleren Fallzahlen (> 160 s) noch Brotweizen separiert werden, oft wurde aber nur Futterqualität festgestellt, da Auswuchs vorhanden war. Nur wenige Partien konnten dann noch die Qualitätsweizenkriterien erfüllen. In der Regel war die Kornausbildung im mittleren bis unterdurchschnittlichen Bereich. Die visuellen Beobachtungen zu Ährenfusarium und das Monitoring mit Mykotoxinuntersuchungen vor der Ernte deuten auf unbelastete Erntepartien hin.
Auf guten Standorten wurden teilweise über 100 dt/ha geerntet. In Regionen mit geringeren Niederschlägen und schwächeren Böden waren die Ertragsverluste erheblich. Mit durchschnittlich 73 dt/ha Ertrag lag der Winterweizen in Bayern heuer auf dem Niveau der letzten zwei Jahre und leicht unter dem fünfjährigen bayerischen Durchschnittsertrag von 74 dt/ha.

Landessortenversuche

Die bayerischen Landessortenversuche standen auf zwölf von Landwirten bereitgestellten Flächen.
Acht Versuche konnten vor der Regenperiode geerntet werden. Der Versuch in Bieswang wurde aufgrund von verstärktem Lager nicht mit dem Versuchsmähdrescher geerntet. Die weiteren drei wurden noch gedroschen und ausgewertet, zeigen aber einen höheren Versuchsfehler. Die Kornerträge waren heuer etwas schwächer und lagen in der intensiven Stufe zwischen 80 und 113 dt/ha.

Standfestigkeit und Krankheitsanfälligkeit

Die intensive Stufe 2 wird entsprechend der ortsüblichen Produktionstechnik mit Wachstumsregler- und Fungizideinsatz durchgeführt. In der extensiven Stufe 1 kam nur an einem Teil der Versuchsstandorte einmalig Wachstumsregler in verringerter Aufwandmenge zum Einsatz, um Totallager zu vermeiden und die Auswertbarkeit des Versuches sicherzustellen. Ansonsten wird auf Wachstums­regler­anwendung und Fungizide verzichtet. Die Düngung ist in beiden Stufen einheitlich und orientiert sich an den Vorgaben der Düngeverordnung für den A-Weizen.
Die Bestandsentwicklung im Frühjahr war normal. Meist lagen die Bestandsdichten um 600 Ähren/m². Nur in Osterseeon waren sie deutlich unter 500 Ähren/m², was aber aufgrund des folgenden trockenen Junis durchaus positiv gewesen sein könnte. Blattseptoria trat nur an wenigen Orten in nennenswertem Umfang auf. Gelbrost kam in Giebelstadt Ende Mai vor. Später zur Abreife infizierte Braunrost an mehreren Versuchsorten. Er führte bei anfälligen Sorten wie KWS Donovan und SU Mangold zu deutlichen Blattschäden in der unbehandelten Stufe, wurde aber dann nicht mehr deutlich ertragswirksam. Etwas Lager trat nur an wenigen Standorten bei weniger standfesten Sorten auf.
Wesentliche Mehrerlöse durch die Wachstumsregler- und Fungizidmaßnahmen der intensiven gegenüber der extensiven Stufe konnten nur an zwei der elf ausgewerteten Standorte erzielt werden. In der überwiegenden Zahl der Versuche waren die zusätzlichen Kosten für Wachstumsregler und Fungizide nicht rentabel. Die Mehrerträge in der intensiven gegenüber der extensiven Stufe betrugen zwischen 1 und 9 dt/ha, im Durchschnitt 5 dt/ha. Die meisten Sorten besitzen eine solide Resistenzbasis, sodass die Anwendung von Fungiziden in kaum befallenen Beständen selten rentabel war.

Konsequenz für die Praxis

Sorten mit guten Resistenzeigenschaften zeichnen sich insbesondere durch eine langsamere Entwicklung des Krankheitsbefalls aus. Diese macht das sehr frühe Stoppen von erstem Blattseptoria-Befall und den unterbrechungslosen Fungizidschutz für den Blattapparat weniger wichtig.

Sortenwahl

Die Sorte muss zur beabsichtigten Verwertung und Intensität der Bestandesführung passen. Die Aufwendungen für den Pflanzenschutz sind in vielen Lagen oft wenig rentabel. Eine gute Resistenzausstattung hilft Kosten zu sparen. Grundsätzlich treten Gelb- und Braunrost eher in den fränkischen Anbaugebieten auf. Blattseptoria und Ährenfusarium sind in den niederschlagsreicheren Regionen von größerer Bedeutung. Der Anbau mehrerer Sorten mit unterschiedlichen Eigenschaften bietet eine Risikostreuung.

Zwei Entwicklungen verändern die Beurteilung der Sorteneigenschaften:

  • Die Reduktion der N-Düngung aufgrund der Limitierung durch die Düngeverordnung führt zu geringerem Lagerdruck und etwas geringerem Krankheitsdruck, auch aufgrund etwas dünnerer Bestände.
  • Die zunehmende Trockenheit auch schon im Frühjahr schafft einen sehr geringen Ausgangsbefall vor allem mit Blattseptoria.
Unter diesen Bedingungen erzielen die meisten Sorten mit guten Resistenzeigenschaften und passender Standfestigkeit ihr ökonomisches Optimum ohne Wachstumsregler und Fungizide. Regelmäßige Bestandkontrollen, um auf unerwartete Krankheitsepidemien reagieren zu können, gehören grundsätzlich zur guten fachlichen Praxis.

Sortenleistung

Eine Bedingung für die Zulassung der Sorten beim Bundessortenamt ist der bessere „landeskulturelle Wert“ im Vergleich zu den bereits zugelassenen Sorten in Deutschland. In den Landessortenversuchen werden nach der Zulassung die Sorten auf ihre Leistung speziell unter den bayerischen Umweltbedingungen geprüft. Einige ältere Sorten wie Patras, RGT Reform und Apostel bewiesen wieder erstaunlich gute Ertragsstabilität, dennoch sollten die gute Ertragsleistung und die guten Resistenzen der neuen Sorten im Anbau genutzt werden.
Im folgenden Text wird, soweit nichts anderes erwähnt ist, auf den mehrjährigen Relativertrag der extensiven und intensiven Stufe der Sorten in den verschiedenen Anbaugebieten Bezug genommen. Die absoluten Rohproteingehalte der fünfjährigen Verrechnung sind in der letzten Spalte der Sortenbeschreibung aufgelistet.

Eliteweizensorten (E-Sorten)

Weniger als ein Sechstel der Weizenanbaufläche ist mit E-Weizen bestellt. Darunter sind mehr als die Hälfte ertragsstarke, aber eher proteinschwache E-Weizensorten wie KWS Emerick und Viki, mit denen sehr häufig die Mindestanforderung von 14 % Rohproteingehalt unter den Bedingungen der Düngeverordnung nicht erfüllt werden können. Vor allem für den Export von E-Weizen werden sortenreine Partien gefordert, deshalb sind Absprachen zur Sortenwahl mit dem Handel sinnvoll. Vier E-Weizen wurden heuer auf allen Standorten geprüft, Moschus stand nur in den Versuchen des Tertiärhügelland/Gäu.
Axioma
Axioma hielt sein mehrjähriges Ertragsergebnis von 90 bis 92 %. Innerhalb des Sortiments besitzt er den höchsten Rohproteingehalt, der es wahrscheinlicher macht, das Handelskriterium für den E-Weizen zu erreichen. Seine Backeigenschaften sind hervorragend, sodass Axioma-Partien sortenrein auch überregional gehandelt werden. Seine Resistenzeigenschaften sind ausgewogen. Hervorzuheben ist die gute Resistenz gegen Gelbrost und Ährenfusarium. Gegen Blattseptoria ist die Resistenz mittel bis gut. Die mittlere Resistenz gegen Braunrost muss beachtet werden. Seine Standfestigkeit ist als mittel bis gut zu bewerten. Seine Fallzahlstabilität ist gut, seine Neigung zu Auswinterung mittel. Bei mittlerem Tausendkorngewicht (TKG) hat er mittlere bis hohe Hektolitergewichte und eine sehr gute Sortierung. Seine Empfindlichkeit gegenüber dem herbiziden Wirkstoff Chlortoluron ist zu beachten.
KWS Emerick
KWS Emerick erzielte heuer ein gutes Ergebnis und hielt seine Ertragsleistung von 96 bis 97 % bei mittel bis hohem Rohproteingehalt und hohem TKG. Seine Resistenz gegen Gelbrost ist sehr gut, gegen Braunrost und Ährenfusarium mittel bis gut. Gegen Blattseptoria besteht eine nur mittlere Resistenz. Seine Fallzahlstabilität ist mittel. Die Standfestigkeit wird mit mittel bis gut beurteilt. Er hat eine mittlere bis gute Winterhärte.
Viki
Viki hatte heuer ein ertragsschwaches Jahr und erreicht mehrjährig nunmehr nur 91 bis 94 % relativ. Den etwas längerstrohigen Viki zeichnet seine sehr gute Fusariumresistenz aus. Sein Rohproteingehalt liegt mit mittel bis hoch im unteren Bereich der E-Weizen. Die nur mittlere Fallzahlstabilität war heuer auch im Versuch mit schwachen Fallzahlen erkennbar. Die Resistenzausstattung ist gut. Hervorzuheben ist seine gute Resistenz gegen Blattseptoria, die gegen Gelb- und Braunrost ist mittel bis gut. Im Versuch präsentierte er sich mit hoher Bestandesdichte, dafür nur mit mittlerem TKG und einer mittleren bis geringen Standfestigkeit.
Exsal
Der neu im Versuch aufgenommene, begrannte Weizen Exsal war ertragsstark und erreicht mehrjährige Relativerträge von 95 bis 102 %. Sein Rohproteingehalt ist nur mittel bis hoch. Exsal hat mit mittlerer Länge und mittlerer bis guter Standfestigkeit eine gute Resistenz gegen Ährenfusarium. Seine Resistenzausstattung ist ohne bedeutende Lücken. Gegen Gelbrost ist sie sehr gut, gegen Braunrost und Mehltau gut, gegen Blattseptoria und Halmbruch mittel bis gut. Ergänzt wird sie durch die Resistenz gegen die Orangerote Weizengallmücke.

Qualitätsweizen (A-Sorten)

Die bayerische Weizenfläche wird zu zwei Drittel überwiegend mit A-Weizen bestellt. Unter den Regeln der Düngebedarfsermittlung wird meist das handelsübliche Rohproteinniveau von 13 % nicht erreicht. Nach einem Fünftel im Vorjahr, schaffte es heuer nur ein Sechstel des geernteten A-Weizens.
Patras
Patras hielt sein Ertragsniveau bei 96 bis 97 % mit einem mittleren Rohproteingehalt. Seine Gelbrostresistenz ist weiterhin als gut zu bewerten. Gegen Blattseptoria, DTR-Blattflecken und Braunrost zeigt er eine mittlere Resistenz. Gegen Ährenfusarium ist seine Resistenz mittel bis gut. Er hat ein hohes TKG, eine gute Kornausbildung und ein mittleres Hektolitergewicht. Aufgrund seiner guten Backqualitätseigenschaften ist er bei den Mühlen noch ein geschätzter Mahlweizen. Seine Fallzahlstabilität und Standfestigkeit sind mittel, seine Winterhärte mittel bis gut.
RGT Reform
Der kurzstrohige RGT Reform erzielte Relativerträge von 97 bis 98 % und ist damit zusammen mit seinem nur geringen bis mittleren Rohproteingehalt leicht unterdurchschnittlich. Seine Gesundheit hat durch den weit verbreiteten Anbau gelitten. Neben der nurmehr mittleren Resistenz gegen Blattseptoria sind die Resistenzen gegen Gelbrost, Braunrost und Ährenfusarium mittel bis gut. Die Kombination mit Winterhärte und Fallzahlstabilität macht ihn interessant. Als Stoppelweizen ist er weniger geeignet. Bei mittlerem TKG bringt er ein mittleres bis hohes Hektolitergewicht der Ernteware.
Apostel
Apostel erreichte in der mehrjährigen Verrechnung ein durchschnittliches Ergebnis. Durch seine gute Leistung in der Stufe 1 sind der verringerte Wachstumsreglereinsatz und der Verzicht auf Fungizide bei Apostel ökonomisch interessant. Bei guter Kornausbildung ist allerdings der geringe bis mittlere Rohproteingehalt zu berücksichtigen, der gleichauf mit RGT Reform ist. Im Standard-Backversuch bringt er dessen ungeachtet hohe Backvolumen. Er besitzt eine gute ausgewogene Resistenzausstattung mit mittlerer bis guter Resistenz gegen Blattseptoria, Braunrost und Ährenfusarium. Gegen Gelbrost ist seine Resistenz gut. Die Eignung als Brauweizen hat er bei Versuchsmälzungen nachgewiesen. Auf den herbiziden Wirkstoff Chlortoluron reagiert er empfindlich. Versuchsergebnisse nach Getreidevorfrucht zeigen seine Eignung als Stoppelweizen.
Asory
Asory hielt heuer sein leicht überdurchschnittliches Ertragsergebnis innerhalb der Qualitätsweizen. In der mehrjährigen Auswertung schnitt er mit 100 bis 101 % relativ ab. Bei mittlerem Hektolitergewicht und etwas schwächerer Sortierung erreicht er nur geringe Rohproteingehalte. Im Backversuch erzielte sein Mehl hervorragende Backvolumen auf E-Weizenniveau. Asory hat eine gute Resistenz gegen Mehltau und Braunrost. Gegen Ährenfusarium, Blattseptoria und Gelbrost ist sie mittel bis gut. Seine Standfestigkeit ist als mittel bis gering einzustufen und muss bei der Behandlung mit Wachstumsreglern berücksichtigt werden.
Foxx
Der Grannenweizen Foxx fiel heuer etwas ab und erreichte einen mehrjährigen Relativertrag von 99 bis 102 % bei einem mittleren Rohproteingehalt. Im Gegensatz zu den bisher geprüften Grannenweizen ist seine Gelbreife nur etwas früher als der Normalbereich. Der etwas längere Foxx hat eine mittlere Standfestigkeit. Seine mittlere Resistenz gegen Blattseptoria und Braunrost müssen bei der Bestandesführung berücksichtigt werden. Die Resistenz gegen Gelbrost ist mittel bis gut, gegen Ährenfusarium nur mittel. Seine sehr gute Fallzahlstabilität zeigte sich im Versuch zur Ernte 2021. Er ist empfindlich für den herbiziden Wirkstoff Chlortoluron.
Akzent
Akzent schnitt heuer vor allem auf den Fränkischen Platten gut ab und erzielte jetzt mehrjährige Erträge von 95 bis 103 %. Sein Rohproteingehalt ist gering. Die längerstrohige Sorte reagiert gut auf die Anwendung von Wachstumsreglern zur Unterstützung der mittleren Standfestigkeit. Akzent zeichnet seine gute Resistenz gegen Ährenfusarium aus, die sich auch durch geringe Mykotoxingehalte bestätigte. Gegen Gelbrost besitzt er eine gute, gegen Blattseptoria eine gute bis mittlere Resistenz. Seine nur mittlere Resistenz gegen Braunrost sollte bei der Bestandsbeobachtung beachtet werden. Seine Halmbruchresistenz und Fallzahlstabilität sind gut. Als Stoppelweizen zeigte er in Arnstein gute Ergebnisse. In den Auswinterungskästen bewies er eine mittlere Winterhärte.
Hyvega
Hyvega erreichte mehrjährig mit einem Relativertrag von 104 bis 107 % als Hybridweizen ein ansehnliches, aber auch notwendiges Ergebnis, um die höheren Saatgutkosten zu rechtfertigen. Der Rohproteingehalt ist niedrig. Zusammen mit der mittleren bis guten Resistenz gegen Ährenfusarium sind die Resistenzeigenschaften ausgeglichen. Seine nur mittlere Fallzahlstabilität und die mittlere bis geringe Standfestigkeit waren auch heuer wieder zu sehen und müssen beachtet werden.
LG Character
LG Character war heuer etwas schwächer und zeigte mit 98 bis 100 % ein im Durchschnitt liegendes Ertragsergebnis. Der Rohproteingehalt der Ernteware liegt im geringen bis mittleren Bereich. Sein TKG und Hektolitergewicht sind ebenfalls mittel. Er reift später ab, hat eine mittlere Pflanzenlänge und eine mittlere Standfestigkeit. Seine Resistenz gegen Blattseptoria, Gelb-, und Braunrost ist mittel bis gut. Die mittlere Fallzahlstabilität und die mittlere Resistenz gegen Ährenfusarium müssen beachtet werden. Die Vorfrucht Mais eignet sich nicht für ihn. In Franken könnte seine Resistenz gegen die Orangerote Weizengallmücke interessant sein.
KWS Donovan
KWS Donovan erzielte mit einem mehrjährigen Relativertrag von 99 bis 104 % vor allem in der intensiven Stufe 2 ein überdurchschnittliches Ertragsergebnis. Sein geringer bis mittlerer Rohproteingehalt ist ähnlich zu RGT Reform und Apostel. Seine Resistenz gegen Gelbrost ist noch mit gut einzustufen, zeigte aber in Giebelstadt deutliche Mängel. Die weitere Entwicklung der Gelbrost-Rassen bleibt abzuwarten. Gegen Blattseptoria ist er mittel bis gut resistent. Die hohe Anfälligkeit für Braunrost muss beachtet werden. KWS Donovan hat nur eine mittlere Resistenz gegen Ährenfusarium. Gegen Halmbruch besitzt er eine gute Resistenz. In den letztjährigen Versuchen mit Maisstoppeleinstreu an drei Orten enthielt sein Erntegut höhere DON-Gehalte. Bei der Anbauplanung und Bestandesführung müssen Maßnahmen ergriffen werden, um das Risiko von Ährenfusarium klein zu halten. Besonders schwer verrottbares organisches Restmaterial der Vorfrucht muss auf der Bodenoberfläche vermieden werden. Seine Winterhärte ist aufgrund der Untersuchungen in Auswinterungskästen als Mittel zu beurteilen. Er besitzt die Resistenz gegen die Orangerote Weizengallmücke.
SU Jonte
SU Jonte hielt sein Ertragsergebnis und lieferte in der mehrjährigen Auswertung einen Relativertrag von 98 bis 101 % mit einem mittleren Proteingehalt. Er hat eine gute Fallzahlstabilität sowie ein mittleres TKG und Hektolitergewicht. SU Jonte besitzt eine gute Resistenz gegen Halmbruch, Mehltau und Gelbrost. Die Resistenz gegen Blattseptoria, Braunrost und Ährenfusarium ist mittel bis gut. Ergebnisse nach Getreidevorfrucht am Versuchsort Arnstein belegen seine Eignung als Stoppelweizen.
LG Atelier
Der später abreifende LG Atelier hatte mit 99 bis 101 % ein durchschnittliches Ertragsniveau bei mittlerem Rohproteingehalt. Er besitzt eine gute Resistenz gegen Halmbruch. Gegen Gelbrost hat sich seine Resistenz schon etwas verschlechtert und ist nurmehr gut bis mittel, wie die gegen Braunrost und Blattseptoria. Seine nur mittlere Resistenz gegen Ährenfusarium muss beachtet werden. Er hat ein mittleres bis hohes TKG und Hektolitergewicht.
Absolut
Der frühreifere und etwas längerstrohige Absolut schnitt heuer schwächer ab und erreichte zusammen mit einem mittleren bis hohen Rohproteingehalt einen mehrjährigen Relativertrag von 97 bis 99 %. Er macht den Ertrag über seine großen Ähren mit Körnern, die ein mittleres bis hohes TKG und Hektolitergewicht besitzen. Absolut hat mit der guten Resistenz gegen Mehltau, Gelb- und Braunrost und der mittel bis guten gegen Blattseptoria ausgeglichene Resistenzeigenschaften. Gegen Ährenfusarium ist seine Resistenz als mittel beurteilt. Er hat eine gute bis mittlere Standfestigkeit.
Polarkap
Polarkap ist an der Grenze zu den früher abreifenden Sorten. Er erzielte vor allem im Tertiärhügelland/Gäu leicht überdurchschnittliche Qualitätsweizenerträge. Die mehrjährigen Relativerträge liegen dort bei 101 %. Bei hohem TKG und mittlerem bis gutem Hektolitergewicht hat seine Ernteware einen mittleren Rohproteingehalt. Herausragend ist die gute Resistenz gegen Blattseptoria. Die Resistenz gegen Ährenfusarium, Braunrost und Halmbruch ist mittel bis gut, gegen Gelbrost ist sie gut. Er hat eine mittlere Standfestigkeit.
Cayenne
Der später abreifende Cayenne erreichte bei einem mittleren bis hohen Rohproteingehalt mehrjährige Relativerträge von 98 bis 99 %. Seine Resistenz gegen Gelbrost und Mehltau ist sehr gut, die gegen Blattseptoria, Braunrost, Ährenfusarium und Halmbruch mittel bis gut. Seine Standfestigkeit ist ebenfalls mittel bis gut.
Absint
Absint erzielte mit 98 bis 99 % bei mittlerem Proteingehalt leicht unterdurchschnittliche Erträge. Gegen Blattseptoria hat er nur eine mittlere Resistenz, gegen Ährenfusarium, Gelb- und Braunrost ist sie mittel bis gut. Hervorzuheben ist die sehr gute Fallzahlstabilität. Der kurzstrohige Absint weist eine gute Standfestigkeit auf.
Adrenalin
Adrenalin wurde wie die folgenden A-Weizen erst im Frühjahr zugelassen. Bei geringem bis mittlerem Rohproteingehalt erreichte er ein leicht überdurchschnittliches Ertragsniveau von 99 bis 103 %. Seine Resistenz gegen Gelbrost und Mehltau ist sehr gut, die gegen Blattseptoria und Braunrost mittel bis gut. Die Resistenz gegen Halmbruch ist nur mit gering bis mittel beurteilt. Die nur mittlere Resistenz gegen Ährenfusarium muss bei der Bestandesführung beachtet werden. Hervorzuheben ist sein hohes TKG.
LG Optimist
LG Optimist überraschte heuer durch sehr hohe Erträge. In der mehrjährigen Auswertung erreichte er 105 bis 107 %. Allerdings ist der Rohproteingehalt der Ernte als gering eingestuft. Die Resistenzausstattung ist sehr gut, basierend auf der sehr guten Resistenz gegen Gelb- und Braunrost, der mittel bis guten gegen Blattseptoria, Ährenfusarium und Halmbruch. Seine Standfestigkeit liegt im mittleren bis schwachen Bereich.
RGT Kreation
Der etwas später abreifende RGT Kreation steigerte sich in diesem Jahr ebenfalls. Er erzielte ein mehrjähriges Ertragsniveau von 99 bis 101 %. Der Rohproteingehalt der Ernte ist gering bis mittel. Die Resistenz gegen Gelbrost ist sehr gut, gegen Halmbruch gut. Gegen Blattseptoria, Braunrost und Ährenfusarium besitzt seine Resistenz eine mittlere bis gute Ausprägung. Die Standfestigkeit ist mittel.

Brotweizen (B-Sorten)

Die B-Weizensorten nehmen in Bayern nur einen geringen Anteil ein. Häufig werden sie nur als Futtermittel genutzt. Da die Qualitätsanforderungen bei der Sortenzulassung niedriger sind, weisen die B-Weizensorten ein höheres Ertragspotential auf. Meist sind die Ertragsunterschiede zu den A-Sorten aber hier im Süden Deutschlands gering. Die Aufwendungen für die Spätdüngung können niedriger ausfallen, da beim B-Weizen die Stickstoffdüngung vorwiegend der Ertragsoptimierung dient und die Erhöhung des Rohproteingehalts oft weniger wichtig ist.
Informer
Der etwas später abreifende Informer ist bundesweite Verrechnungssorte. Er erreichte eine für B-Weizen unterdurchschnittliche Ertragsleistung von 100 bis 103 % relativ über die Anbaugebiete. Ertragsstärker ist er im Norden Deutschlands. Hervorzuheben ist die gute Widerstandsfähigkeit gegen Blattseptoria und Gelbrost. Die nur mittlere Resistenz gegen Ährenfusarium muss bezüglich der Vorfrucht und Bestandesführung unbedingt beachtet werden. In den speziellen Versuchen mit Maisstoppeleinstreu zeigte seine Ernteware regelmäßig überdurchschnittlich hohe DON-Mykotoxingehalte.
Campesino
Campesino reift früher ab und kam mit den heurigen Bedingungen wieder gut zurecht. Er hielt sein mehrjähriges Ertragsniveau mit 102 bis 109 % relativ. Einher geht aber ein sehr geringer Rohproteingehalt, der für proteinreduzierte Futterrationen interessant ist. Überraschend ist, dass Gebäcke ein mittleres Backvolumen trotz der sehr geringen Rohproteingehalte erreichen. Er besitzt eine gute Halmbruch- und Braunrostresistenz. Gegen Blattseptoria und Ährenfusarium ist seine Resistenz mittel bis gut. Seine Gelbrostresistenz ist mit mittel bis gering erneut schwächer zu bewerten. Unter Befallsbedingungen müssen die Bestände kontrolliert werden und bei Befallsnestern rechtzeitig Pflanzenschutzmaßnahmen eingeleitet werden. Seine Standfestigkeit ist mittel bis gut. Die Kombination seiner Eigenschaften machen ihn auch zur Aussaat als Stoppelweizen empfehlenswert. Chlortoluron-haltige Herbizide sollten bei dieser Sorte nicht verwendet werden.
SU Mangold
SU Mangold hatte mit 99 bis 103 % unterdurchschnittliche B-Weizenerträge bei einem geringen Rohproteinniveau. Er weist eine mittlere bis gute Standfestigkeit auf. Gegen Gelbrost zeigte er bisher eine sehr gute Resistenz, gegen Blattseptoria und Ährenfusarium eine mittlere bis gute. Gegen Braunrost ist die Resistenz nur gering bis mittel und muss beachtet werden. SU Mangold eignet sich für die Vermälzung zu Brauzwecken.
Spectral
Später in der Abreife ist Spectral, der im Frühjahr zugelassen wurde. Er hatte ein gutes Jahr und erzielte bei sehr geringen bis geringen Rohproteingehalten mehrjährige Relativerträge von 101 bis 107 %. Hervorzuheben ist die gute Resistenz gegen Blattseptoria und Gelb- und Braunrost. Die Resistenz gegen Ährenfusarium ist mittel bis gut.
KWS Mintum
KWS Mintum erreichte heuer sehr gute Erträge und liegt im mehrjährigen Niveau bei 102 bis 106 %. Er besitzt eine gute Resistenz gegen Halmbruch, Gelb- und Braunrost. Gegen Blattseptoria und Ährenfusarium ist die Resistenz mittel bis gut. Bei mittlerem TKG ist die Ernteware im Hektolitergewicht etwas schwächer. Die Fallzahlstabilität ist mittel.

Futterweizen (C-Weizen)

Durch den Wegfall des Rohproteingehalts als Kriterium für die Qualitätsgruppeneinteilung sind einige Weizen in die Qualitätsgruppe B aufgestiegen. Zudem ist für den C-Weizen gegenüber dem A-/B-Weizen ein um 20 kg N/ha geringerer Stickstoffbedarfswert in der Düngebedarfsermittlung festgesetzt. Damit ist der Anbau von C-Weizen stark geschrumpft. Weizensorten der Qualitätsgruppe C nehmen ein Zehntel der bayerischen Weizenfläche ein. In dieser Qualitätsgruppe sind neben reinen Futterweizen auch Weizensorten enthalten, die sich zur Keksherstellung, für die Stärkeindustrie und als Brauweizen eignen. Das Verschneiden von Backweizenpartien mit C-Weizen sollte nicht praktiziert werden, da dies meist zu einer deutlichen Verschlechterung der Backqualität führt.
KWS Keitum
KWS Keitum hatte wiederholt sehr gute Ergebnisse und erreichte Relativerträge von 107 bis 110 %. Seine Resistenzausstattung ist ausgewogen. Gegen Gelbrost hat er eine gute, gegen Blattseptoria, Braunrost und Halmbruch eine gute bis mittlere Resistenz. Gegen Ährenfusarium liegt die Resistenz im mittleren Bereich. Er besitzt eine Resistenz gegen die Orangerote Weizengallmücke. Die zurückliegenden Jahre erlaubten keine Einstufung der Winterhärte. Die Ergebnisse einer speziellen Versuchsserie in Auswinterungskästen zeigten eine mittlere Winterhärte, so dass empfohlen wird, in auswinterungsgefährdeten Lagen die Anteile von KWS Keitum nicht zu hoch zu wählen. Zu beachten und mit Wachstumsregler zu unterstützen, ist die nur geringe bis mittlere Standfestigkeit. Als Stoppelweizen erscheint er geeignet. Seine Fallzahl und Fallzahlstabilität sind gering. KWS Keitum zeigt in Vermälzungsversuchen die Eignung als Brauweizen. Bezüglich der Empfehlung für diese Verwendung ist aber aufgrund der nur mittleren Fusariumresistenz Zurückhaltung angebracht.

Sorten mit regionaler Bedeutung

Moschus
Moschus (E) wurde im Tertiärhügelland/Gäu geprüft und hielt sich bei einen Relativertrag von 92 % mit hohem Rohproteingehalt. Ihn zeichnen die gute Sortierung, das mittlere bis hohe Hektolitergewicht, die gute Fallzahlstabilität und eine gute ausgewogene Resistenzausstattung aus. Besonders die gute Resistenz gegen Ährenfusarium ist hervorzuheben. Bei mittlerer Pflanzenlänge zeigt er sich mittel bis gut standfest.
Spontan
Der etwas früher abreifende Spontan (A) wurde im Tertiärhügelland/Gäu empfohlen und nur dort geprüft. Im Ertragsergebnis ist er mit relativ 93 bis 94 % unterdurchschnittlich. Er erreicht mittlere bis hohe Rohproteingehalte. Die Resistenzausstattung ist sehr ausgeglichen. Hervorzuheben ist besonders die gute Resistenz gegen Ährenfusarium und Gelbrost. Gegen Braunrost hat er nur eine mittlere Resistenz. Bei mittlerer Wuchslänge besitzt er eine gute Standfestigkeit. In Jahren mit geringem Befallsdruck ermöglicht diese Merkmalskombination ohne weiteres den Verzicht auf Wachstumsregler und Fungizide.
Lemmy
Lemmy (A) reift auch etwas früher ab und erreichte wieder Relativerträge von 97 bis 99 % bei mittlerem bis hohem Rohproteingehalt. Seine Gelbrostresistenz ist gut. Die mittlere Resistenz gegen Blattseptoria und Braunrost muss bei der Bestandesführung beachtet werden. Seine Resistenz gegen Ährenfusarium ist mittel bis gut. Bezüglich des TKGs, Hektolitergewichts und der Kornausbildung gehörte er beim Qualitätsweizen zu den schwächeren. Bei der Ernteorganisation ist die nur mittlere Fallzahlstabilität zu berücksichtigen. Lemmy hat eine Resistenz gegen die Orangerote Weizengallmücke.
SU Willem
Der später abreifende SU Willem (A) war nur teilweise im Jura und Franken in der Prüfung und zeigte dort für A-Weizen mit 103 % gute Erträge bei geringem Rohproteingehalt. Ihn charakterisiert eine gute Resistenzausstattung gegen Blattkrankheiten. Allerdings ist die Resistenz gegen Ährenfusarium nur im mittleren Bereich und seine Standfestigkeit ist gering. Er hat ein hohes TKG.
Chevignon
Der zuerst in Frankreich zugelassene und früher abreifende Chevignon (B) ist im Anbaugebiet Fränkische Platten in der Empfehlung und dort und im Jura geprüft. Er zeigte mit Relativerträgen von 104 bis 106 % ein gutes Ertragsniveau. Die Resistenzausstattung ist ausgewogen. Die Resistenz gegen Gelbrost ist sehr gut. Allerdings hat er nur eine geringe bis mittlere Standfestigkeit. Die Ergebnisse zur Bewertung seiner Fusariumresistenz schwanken sehr stark, deshalb sollten zur Saat keine Pflanzenrückständen, insbesondere Maisrückstände auf der Bodenoberfläche vorhanden sein.
Aktuelle Ergebnisse
Da die Bedingungen der kommenden Vegetationsperiode nicht vorhersehbar sind, liefern die Ergebnisse mehrerer Jahre und das Mittel des Anbaugebiets den besten Vorhersagewert für das nächste völlig unbekannte Jahr. Dazu ist eine genügend hohe Zahl von Versuchen in der jeweiligen Region notwendig. Die Ergebnisse, die auf wenigen Versuchen beruhen, sind nur als Orientierung geeignet und keine Grundlage für eine seriöse Empfehlung.