Züchtungsforschung Sommerbraugerste für den ökologischen Landbau
BRAFÖ – Einsatz moderner Züchtungsstrategien zur Verbesserung der Eigenschaften von Sommergerste für den ökologischen Landbau
Derzeit existiert keine Braugerstensorte, die den Anforderungen des ökologischen Landbaus entspricht. Dies wäre jedoch Voraussetzung für eine stärkere Verbreitung des Sommergerstenanbaus im ökologischen Landbau. Ziel ist es, unter Anwendung der Präzisionszüchtung, Sortenprototypen zu entwickeln, die von der Saatzuchtwirtschaft zu erfolgreichen Sorten weiterentwickelt werden können.
In enger Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern der LfL und der Getreidezüchtungsforschung Darzau, einem etablierten Getreidezüchter für den ökologischen Landbau, werden aus gezielten Kreuzungen Sommergerstenlinien entwickelt, die als Kandidaten für neue Sorten in Frage kommen. Hierbei werden Merkmale selektiert, die für den ökologischen Landbau wichtig sind, um diese mit guter Brauqualität zu kombinieren.
Um eine starke Verunkrautung zu vermeiden und die mechanische Unkrautbekämpfung zu erleichtern, sind Sorten gefragt, die bereits früh den Boden bedecken und so in der Lage sind, das Unkraut gut zu unterdrücken. Ein hoher Strohanteil trägt ebenfalls zur Unkrautunterdrückung bei und liefert überdies wieder ausreichend organischen Dünger oder Einstreu im Stall. Da im ökologischen Landbau das Saatgut nicht chemisch gebeizt wird, besteht die Gefahr des Auftretens von Gerstenflugbrand, einer samenübertragbaren Pilzkrankheit. Ein hoher Strohanteil, eine frühe Bodenbedeckung und die Resistenz gegen den Gerstenflugbrand gehören daher zu den wichtigsten Anforderungen, die der Ökolandbau an eine Sorte stellt.
Bei der Züchtung für den konventionellen Anbau spielen diese Merkmale im Gegensatz zur Ertrags- und Qualitätssteigerung nur eine Nebenrolle. Die neuen konventionellen Sorten werden von den Öko-Betrieben entsprechend wenig geschätzt. Darüber hinaus beleuchten die Wissenschaftler im Rahmen der züchterischen Arbeiten auch den genetischen Hintergrund dieser Eigenschaften, um anhand der Erbanlagen des Zuchtmaterials bereits in den frühesten Generationen relevante Merkmale zielgerichtet selektieren zu können. Hierfür sollen zunächst einzelne Gene identifiziert werden, die mit den gewünschten Eigenschaften im Zusammenhang stehen. Dies gelingt mit molekulargenetischen Markern, die das Genom der Gerste detailliert charakterisieren können, ohne etwas daran zu verändern. Aussagekräftige Marker können später dafür genutzt werden, gezielt - z. B. auf Resistenz gegen Flugbrand - zu selektieren, ohne aufwändige Versuche im Feld mit künstlicher Infektion durchführen zu müssen. Das selektierte Zuchtmaterial und die Informationen über die genetischen Grundlagen der Merkmale sollen eine nachhaltige Basis dafür bilden, dass auch der ökologische Landbau den Zuchtfortschritt für seine speziellen Anforderungen umsetzen kann.
Projektinformation
Projektleitung und -bearbeitung: Dr. M Herz (Züchtungsforschung Winter- und Sommergerste/IPZ 2b), B. Aschenbach (Züchtungsforschung Winter- und Sommergerste/IPZ 2b), Dr. G. Schweizer (Genomanalyse und Genquellen/IPZ 1b)
Laufzeit: 2011-2014
Finanzierung: BMELV, im Rahmen des Bundesprogramms für ökologischen Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)