Forschungs- und Innovationsprojekt
Zweitfruchtanbau zur Steigerung des Gesamtertrags

Ausschnitt aus Getreidefeld mit Sommertriticale zur Zweitfruchtnutzung

Zweitfrucht Sommertriticale

Durch die Nutzung von Getreide als Ganzpflanzensilage ergibt sich im Jahresverlauf eine verbleibende Vegetationszeit im Zeitraum von Mitte/Ende Juni bis Oktober. Um die Effizienz bestmöglich zu erhöhen, bietet es sich an, diesen Abschnitt für eine zusätzliche Feldfrucht zu nutzen. Dies wird an der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft seit einigen Jahren untersucht.

Hintergrund

Es hat sich bereits in vorangehenden Untersuchungen gezeigt, dass ein Zweitfruchtanbau mit einer Vielzahl an Kulturen zur GPS–Nutzung möglich ist, das Erreichen der Silierfähigkeit aber zu den größten Herausforderungen zählt. Um das Erntegut im Stand zu ernten, muss der Trockensubstanz (TS)-Gehalt mindestens 28 % betragen. Dies erreichen lediglich die Sommergetreidearten. Insbesondere Sommertriticale scheint geeignet zu sein, da sich die Pflanzen sehr robust und leistungsstark zeigen. Im Gegensatz dazu präsentierte sich der Hafer in früheren Versuchen krankheitsanfällig und mit schlechter Massebildung. Neue Züchtungen von Hafer scheinen aber vielversprechend zu sein. Frühere Probleme mit Krankheiten sollen durch resistente Neuzüchtungen leistungsstarken Ertrag generieren. Eine weitere mögliche Zweitfrucht, die in Einzelversuchen am Technologie und Förderzentrum (TFZ) überzeugen konnte, ist der anspruchslose schnell wachsende Buchweizen.
Um Aussagen über die optimierte Nutzung nach der GPS-Ernte machen zu können, sollten diese Zweitfrüchte im kompletten Anbausystem (Erstfrucht Getreide-GPS plus Zweitfrucht) getestet werden. Augenmerk liegt neben dem zu erreichenden Trockenmasseertrag auf der Wasserverfügbarkeit sowie dem Krankheitsdruck. Der für die Kulturen eher ungewöhnliche Saatzeitpunkt sowie der Anbau von Getreide auf Getreide ist im Hinblick auf den Krankheitsdruck besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Material und Methoden

Ergebnisse

Aufgrund des frühen Zeitpunktes der Getreide-GPS Ernte bietet es sich an, die verbleibende Zeit mit dem Anbau weiterer Kulturen zu nutzen, um einen zusätzlichen Ertrag zu erwirtschaften. Vorangegangene Versuche hatten gezeigt, dass dieses System funktionieren kann, aber sehr stark von der Wasserverfügbarkeit abhängig ist. Das Erreichen der Silierfähigkeit zählt dabei zu den entscheidenden Kriterien.

Erste Projektphase 2015 - 2017

Wie die erste Projektphase zeigen konnte, hat die Wahl der Erstfrucht keine Auswirkungen auf den Ertrag der Zweitfrucht. Das Ertragspotential von Sommergetreide ist zwar sehr hoch (mit 60-70 dt/ha Trockenmasse) hoch, kann aber aufgrund von sommerlichen Trockenperioden nicht immer ausgeschöpft werden. Da die Zweitfrüchte im Sommer angebaut werden, kann hier eine Sommertrockenheit bereits im Stadium der Keimung und frühen Jugendentwicklung, in der viele der Zweitfrüchte sehr empfindlich auf Wassermangel reagieren, zu verzögertem und geringerem Aufwuchs sowie weiteren physiologischen Stressreaktionen führen. Diese wirken sich später negativ auf den Ertrag aus.
In den durchgeführten Versuchen zeigte sich der Buchweizen für ertragsschwache Standorte aufgrund seines schnellen und hohen Biomassezuwachses, der schnellen Reife sowie keiner Verwandtschaft zu anderen landwirtschaftlich genutzten Kulturen als geeignete Zweitfrucht. Er lieferte stabile Erträge von 40 dt/ha Trockenmasse. Den Sommergetreidearten wird zwar ein höheres Ertragspotential zugesprochen, diese können sie aber aufgrund von Umwelteinflüssen (Wassermangel) nicht immer abgerufen. Weiterhin gilt es zu erwähnen, dass es zu Problemen aufgrund des Anbaus von Getreide (Erstfrucht) nach Getreide (Zweitfrucht) kommen kann.

Zweite Projektphase 2018 - 2019

In der zweiten Projektphase kamen aufgrund von Neuzüchtungen ausschließlich die Sommergetreidearten Triticale und Hafer zum Einsatz. Da die beiden Versuchsjahre von extremer Witterung mit langen trockenen und warmen Phasen begleitet wurden, konnten an je einem Standort pro Jahr die Triticalevarianten nicht ausgewertet werden. Es wurde deutlich, dass unter günstigen Bedingungen und bei früher Ansaat der Zweitfrucht der zur optimalen Silierung erforderliche TS – Gehalt erreicht werden kann. Bei niedriger Wasserhaltefähigkeit des Bodens und geringen Niederschlagsmengen liegen die TS – Gehalte allerdings stets unter den notwendigen 28% Trockensubstanz, sodass keine verlustfreie Silierung möglich ist.
Die Ergebnisse veranschaulichen aber auch, dass durchaus bis zu 60 dt TM/ha durch eine Getreide - Zweitfrucht erreicht werden können. Bei einem Trockenmasseertrag der Erstfrucht von rund 150 dt TM/ha bedeutet dies einen deutlichen, zusätzlichen Biomassegewinn. Auffällig ist, dass der Hafer über beide Versuchsjahre und an beiden Standorten mit wasserarmen und insgesamt schlechteren Wachstumsbedingungen bessere Resultate lieferte als die Sommertriticalevarianten. Bei der Analyse der unterschiedlichen Saatstärken zeigt sich, dass höhere Saatstärken keine höheren Erträge bedingen. Im vorliegenden Versuch kann bei keiner Variante ein signifikanter Unterschied erkannt werden, weshalb aus ökonomischer Sicht die Wahl auf die geringere Saatstärke von 250 Körnern/m² entfallen muss.
Die Ergebnisse der beiden Projektphasen zeigen erneut, dass ein Zweikulturnutzungssystem mit Getreide-GPS möglich, die Standortwahl mit guter Wasserversorgung dabei aber essentiell ist. Die immer häufiger auftretenden langen und heißen Trockenphasen im Sommer können das Wachstum der Zweitfrucht erschweren bzw. zum kompletten Ausfall führen. Kann der notwendige Wasserbedarf sichergestellt werden, sind Erträge bis 60 dt TM/ha möglich. Am geeignetsten sind die Neuzüchtungen von Hafer, wobei eine geringere Aussaatstärke ausreichend ist.
Projektbericht
Während den beiden Projektphasen konnten die Versuche erfolgreich durchgeführt werden. Die Ergebnisse der einzelnen Jahre sowie auch die daraus resultierenden Praxisaussagen können den jeweiligen Abschlussberichten der Projektphasen entnommen werden.

Projektinformation
Projektleitung: Dorothea Hofmann
Projektbearbeitung: Thomas Kuntscher
Laufzeit: 01.01.2017 – 31.12.2019
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: N/16/07