Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2019 – Krankheiten und Schädlinge im Gartenbau

Die Produktion sicherer und optisch ansprechender Lebensmittel ist gerade im Gartenbau beim Verkauf von Frischware von besonderer Bedeutung. Verfügbare und wirksame Pflanzenschutzmittel sind daher ein wichtiger Baustein für die Gesunderhaltung und Ertragsstabilität der Kulturpflanzen. Die Arbeitsgruppe "Krankheiten, Schädlinge im Gartenbau" beschäftigt sich zu einem großen Teil mit der Erarbeitung von Versuchsdaten, die für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln erforderlich sind, und leistet damit einen wichtigen Beitrag für die Schließung von Indikationslücken im Obst-, Gemüse und Zierpflanzenbau. Daneben werden aktuelle Probleme sowie solche, für die es seit Jahren keine zufriedenstellenden Lösungen gibt, wie z. B. die Bekämpfung von Fusarium an Speisezwiebeln oder von Blattlausherden an Beet- und Balkonpflanzen, aus der Praxis aufgegriffen und in Versuchsanstellungen praxisnahe Maßnahmen und Strategien erarbeitet.

Gefäßversuche zur Bekämpfung von Fusarium-Arten in Speisezwiebeln

Seit Jahren kämpfen die niederbayerischen Zwiebelanbauer mit massiven Befallsproblemen durch Pilze der Gattung Fusarium. Ein erstes Anzeichen für den Befall durch die bodenbürtigen Schaderreger sind vergilbende und eingetrocknete Blattspitzen. Daneben haben die befallenen Pflanzen ein schlechtes Wurzelsystem und lassen sich dadurch leicht aus dem Boden ziehen.
Beobachtungen aus der Praxis zeigen, dass Witterung, Bodenstruktur und diverse andere Einflussfaktoren (z. B. Zufuhr von Zwiebelabfällen auf das Feld oder zu enge Fruchtfolgen) das Auftreten von Fusarium stark beeinflussen und unterschiedliche Sortenanfälligkeiten bestehen.
schlechte Bewurzelung bei Zwiebeln

Fusarium-Symptomatik an Zwiebel

vergilbende und eingetrocknete Blattspitze an Zwiebeln

Fusarium-Symptomatik an Zwiebel

Im Rahmen der mittlerweile achtjährigen Versuchsarbeiten an der LfL wurden zahlreiche Bekämpfungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit sowie die Anfälligkeit verschiedener Zwiebelsorten gegenüber der Erreger untersucht.
Die Versuche erfolgten in einem überdachten Gitter-Gewächshaus in 15 L-Containern, die mit massiv befallener Erde aus niederbayerischen Praxisflächen befüllt waren.

Übersicht der getesteten Maßnahmen zur Kontrolle von Fusarium

KalkstickstoffSenfmehlTrichostar, RhizoVital, Huminsäure, Micosat F,
Verschiedene KomposteAminosol und ZuckerPrestop, Serenade ASO, Polyversum, Tmix plus, T-Gro,
Verschiedene Gründüngungen
(Ölrettich, Rotklee, Phacelia, Ramtillkraut)
Bodenaktivator und SchachtelhalmextraktFolicur, Alliette WG
Gewächshaus mit großen Töpfen auf Tischen

Versuche im überdachten Gitter-GWH

Steckzwiebeln im Topf

Steckzwiebeln

keimende Zwiebeln im Topf

Direktsaat

Ergebnisse

  • In all den Versuchsjahren zeigte keine der Maßnahmen eine ausreichende Wirkung auf den massiven Befallsstandorten.
  • Bezüglich der Sortenanfälligkeit waren in allen Jahren die größten Effekte zu erkennen. Die Ausfall-Spanne durch Fusarium lag dabei zwischen 1 % und 94 %, wobei grundsätzlich zu beobachten war, dass frühe Sorten eine eher geringere Anfälligkeit gegenüber Fusarium aufwiesen als mittlere und späte Sorten. Jedoch sind von Jahr zu Jahr und in Abhängigkeit vom Standort größere Abweichungen in der Anfälligkeit ein und derselben Sorte zu beobachten.
Tabelle mit toleranten und anfälligen Zwiebelsorten

Fusarium-Toleranz verschiedener Zwiebelsorten

Fazit

Eine Lösung der Fusarium-Problematik durch bestimmte Maßnahmen ist für die Praxis zurzeit nicht in Sicht, sodass der weiteren Sortentestung und vor allem einer gezielten Züchtung von resistenten Sorten die größte Bedeutung zuzukommen scheint. Eine ganzheitliche Optimierung des Anbaus durch Kombination verschiedener Maßnahmen (z.B. Sortenwahl, weite Fruchtfolgen, Feldhygiene, optimale Rotte der Vorkultur, Vermeidung von Bodenverdichtungen und Förderung des Bodenlebens) ist momentan der einzig gangbare Weg.

Bekämpfung von Blattläusen mit räuberischen Insekten

Zweipunkt-Marienkäfer auf BlattZoombild vorhanden

Zweipunkt-Marienkäfer - adultes Tier

Der Einsatz von Nützlingen, wie z.B. von Schlupfwespen und räuberischen Insekten zur Bekämpfung von Schädlingen, rückt im Zierpflanzenbau seit einiger Zeit immer mehr in den Fokus. Dies ist u.a. in der stetig sinkenden Anzahl der genehmigten, insektiziden Wirkstoffe und dem steigenden Verbraucherwunsch nach chemiefrei produzierter Ware begründet.
Um dem Wunsch der Verbraucher nachzukommen und einen Beitrag zu einer umweltschonenden und chemiefreien Zierpflanzenproduktion zu leisten, wurden in den vergangenen Jahren Nützlinge, die in der Praxis bisher kaum relevant sind, hinsichtlich ihrer Eignung zur Blattlausherdbekämpfung in verschiedenen Zierpflanzenkulturen untersucht. Dabei wurde im Jahr 2019 schwerpunktmäßig die Fraßleistung des Zweipunkt-Marienkäfers (Adalia bipunctata) und des Siebenpunkt-Marienkäfers (Coccinella septempunctata), in einer einfachen und doppelten Ausbringungsmenge, mit der von bereits gängigen Florfliegenlarven (Chrysoperla carnea) zur Bekämpfung der Grünen Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) an Portulak verglichen.
Larve des Zweipunkt-Marienkäfers auf Blatt

Larve des Zweipunkt-Marienkäfers

Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers auf Blatt

Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers

Florfliegenlarve auf Blatt

Florfliegenlarve

Ergebnisse

  • Zweipunkt-Marienkäfer (Lieferung im Larvenstadium): die Fraßleistung der Larven war in der doppelten Ausbringungsmenge zu Versuchsbeginn am größten. Die Variante in der einfachen Ausbringungsmenge versagte über den kompletten Versuchszeitraum hinweg.
  • Siebenpunkt-Marienkäfer (Lieferung im Eistadium): die Larven benötigten etwas Zeit für Schlupf und Wachstum bis sie die Blattläuse dezimieren konnten. Für eine schnelle und zufriedenstellende Leistung war ebenfalls die doppelte Ausbringungsmenge erforderlich. In der zweiten Versuchshälfte war ihre tatsächliche Effektivität sogar höher als die des Zweipunkt-Marienkäfers.
  • Florfliegen (Lieferung im Larvenstadium): aufgrund des kannibalistischen Verhaltens und der z.T. nicht ausreichenden Größe der Larven bei der Anlieferung kam es zu anfänglichen Startschwierigkeiten in der Fraßleistung. Eine Einzelausbringung der Florfliegenlarven mit der Pinzette erzielte eine höhere Effektivität als das vom Hersteller empfohlene, punktuelle Ausschütteln der Pappwabenverpackung.

Blattlausbekämpfung an Portulak- Wirkungsgrade verschiedener Nützlinge in unterschiedlichen Ausbringungsmengen

Fazit

  • Aufgrund des geringeren Preises und der im Vergleich zu den beiden anderen Varianten nahezu identischen Fraßleistung in der zweiten Versuchshälfte ist die Florfliegenlarve im Jahr 2019 insgesamt der beste Nützling gewesen.
  • Der Zweipunkt-Marienkäfer ist bei höherer Ausbringungsmenge sehr gut geeignet, um einen akuten Blattlausbefall zu bekämpfen.
  • Es konnte eine gute Verkaufsqualität der Portulakpflanzen erreicht werden. Allerdings blieben durch den Einsatz von Nützlingen auch Larvenhüllen und Häute der Blattläuse auf den Pflanzen zurück, die evtl. abgewaschen oder vom Endverbraucher akzeptiert werden müssten.