Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2018 – Bakteriologie
Bakterien können zahlreiche bedeutende Krankheiten an Pflanzen auslösen. Die Arbeitsgruppe IPS 2b ist an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zuständig für die Diagnose solcher bakteriell bedingter Krankheiten an Kulturpflanzen aus Landwirtschaft und Gartenbau.
Die genaue Identifizierung der Bakterienart, die eine Pflanzenkrankheit ausgelöst hat, ist nicht nur für Bekämpfungs- und Vorbeugemaßnahmen von großer Bedeutung, auch für die Einhaltung von Quarantänebestimmungen auf EU-Ebene müssen Krankheitserreger genau identifiziert werden. Bedeutendstes Beispiel derzeit ist sicher das "Feuerbakterium" Xylella fastidiosa, für das in der EU strenge Quarantäne-Regelungen gelten. Zukünftig fordert ggf. auch ein neues Element im EU-Pflanzengesundheitsrecht, die "geregelten Nicht-Quarantäneschadorganismen", die genaue Identifizierung eines Schaderregers.
Im Zuge der Bearbeitung unserer Proben und im Rahmen unseres Qualitätsmanagement-Systems werden die verwendeten Nachweis- und Identifizierungsverfahren für Bakterien ständig verbessert und auf dem neuesten Stand hinsichtlich wissenschaftlicher Erkenntnisse und rechtlicher Vorgaben gehalten.
Nachweis pflanzenpathogener Bakterien im Jahr 2018
Im Jahr 2018 wurden im Labor der Arbeitsgruppe IPS 2b insgesamt 469 Proben aus Landwirtschaft und Gartenbau auf bakterielle Erkrankungen untersucht. An 22 verschiedenen Kulturen (Pflanzenarten) konnte 2018 Befall mit einer oder mehreren pathogenen Bakterienarten festgestellt werden.
Übersicht der Wirtspflanzen mit Erreger 191 KB
Außerdem wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Wasserproben (z. B. Gießwasser aus Gewächshausanlagen) so aufbereiten lassen, dass sie auf den Besatz an pflanzenpathogenen Bakterien untersucht werden können. Hierbei konnte in einer Gießwasserprobe Pseudomonas corrugata nachgewiesen und isoliert werden. Dieser Erreger ist als Krankheitserreger an Tomaten und Pelargonien bekannt.
Pseudomonas syringae pv. aesculi mehrfach nachgewiesen
Spelzenverbräunung an Winterweizen
Xanthomonas hortorum pv. pelargonii in Pelargonien regelmäßig nachgewiesen
Untersuchungen auf bakterielle Quarantäne-Schaderreger
Im Zusammenhang mit phytosanitären Kontrollen von Pflanzen-Sendungen für Im- und Export, sowie im Rahmen von Monitorings, Kontrollen von Pflanzenbeständen und auftretenden Verdachtsproben wurden in Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen von IPS 4 (Pflanzengesundheit und Quarantäne) auch 2018 regelmäßig Proben auf bakterielle Quarantäne-Schaderreger untersucht. Quarantäne-Schaderreger unterliegen amtlichen Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen, die verhindern sollen, dass bestimmte Erreger von Pflanzenkrankheiten in die EU eingeschleppt oder dort verbreitet werden. Einen Schwerpunkt bildeten auch 2018 die Untersuchungen von Kartoffeln (Pflanzgut, Speise- und Wirtschaftskartoffeln, Zuchtmaterial) auf die Erreger der Schleim- (Ralstonia solanacearum) und Ringfäule (Clavibacter michiganensis subsp. sepedonicus), von Kernobstgehölzen auf den weithin bekannten „Feuerbrand“ (Erwinia amylovora), sowie von Mais-Saatgut (Ein- und Ausfuhr) auf den Erreger der Bakterienwelke Pantoea stewartii subsp. stewartii. Vereinzelt wurden Haselnuss-Sträucher auf Xanthomonas arboricola pv. corylina und Weihnachtssterne (Poinsettien) auf Xanthomonas axonopodis pv. poinsettiicola untersucht. Insgesamt wurden im Labor von IPS 2b 2018 334 Proben auf Quarantäneschadorganismen untersucht, davon 183 auf Schleim- und Ringfäule, und die Ergebnisse an die zuständigen Kollegen von IPS 4 weitergeleitet.
Im Jahr 2018 konnte neben vereinzelten Funden des Schleimfäuleerregers Ralstonia solanacearum in Gewässerproben nur der Feuerbrand der Obstgehölze nachgewiesen werden (mit insgesamt 49 positiven Befunden, das waren 56 % der auf Feuerbrand untersuchten Proben, ein vergleichsweise starkes Auftreten).
Qualitätsmanagement, Akkreditierung und Verbesserung von Nachweismethoden
Im Rahmen der Qualitätssicherung in den Laboren der LfL ist das bakteriologische Diagnoselabor seit 2017 in der Lage, die Untersuchungen auf praktisch sämtliche bedeutenden bakteriellen Quarantäneschadorganismen mittels durch die DAkkS (Deutsche Akkreditierungsstelle) akkreditierter Prüfverfahren durchzuführen. Dies entspricht den Anforderungen der EU, wonach eine Akkreditierung nach DIN EN ISO/IEC 17025 künftig für alle Labore verpflichtend ist, die amtliche Kontrollen und Tests im Bereich Pflanzengesundheit durchführen. Die Akkreditierung stellt sicher, dass ein Labor den maßgeblichen Richtlinien zur Qualitätssicherung folgt, d.h. dass Analysen stets richtig durchgeführt werden. Akkreditierte Verfahren im bakteriologischen Labor beinhalten klassische mikrobiologische ebenso wie antikörperbasierte (serologische) und molekularbiologische (PCR-)Methoden, sowohl für den Nachweis in Pflanzen als auch für die genaue Identifizierung von Bakterien-Reinkulturen.
Im Jahr 2018 konnte im Zuge einer großen Reakkreditierungsbegutachtung durch die DAkkS die Akkreditierung des Diagnoselabors von IPS 2b bestätigt werden.
Aufgrund der oben genannten Verpflichtung bzw. unseres Anspruches, die verwendeten Nachweismethoden für Bakterien ständig zu verbessern und zu aktualisieren, konnten auch 2018 weitere Verfahren in unserem Labor etabliert bzw. hinsichtlich Nachweisempfindlichkeit und rationellem Zeit- und Ressourceneinsatz optimiert werden.
Im Sinne des Qualitätsmanagements ist es dabei entscheidend, dass die eingesetzten Verfahren hinreichend validiert und verifiziert werden, und sich somit als geeignet erweisen, den gesuchten Schaderreger unter den spezifischen Bedingungen in unserem Labor eindeutig zu diagnostizieren. Insbesondere einige molekularbiologische Tests (PCR-gestützte Tests) konnten 2018 in unserem Labor etabliert bzw. weiter verbessert und anschließend erfolgreich validiert werden:
- simultaner Nachweis von Schleim- und Ringfäule der Kartoffel (Ralstonia solanacearum und Clavibacter michiganensis subsp. sepedonicus) in einer PCR-Reaktion („multiplex PCR“)
- PCR-Nachweis von Pseudomonas syringae pv. aesculi an Rosskastanie (Äste/ Rinde)
- PCR-Nachweis von Pseudomonas syringae pv. coronafaciens an Getreidesaatgut
- DNA-Sequenzierung als Bestätigungstest für den Nachweis von Schleim- und Ringfäule der Kartoffel
Ungewöhnliches Schadbild an Gleditschien
Auffällige knotige Verdickungen traten 2018 an verholzten Trieben der Gleditschie (Lederhülsenbaum, Gleditsia triacanthos) auf. Bei den betroffenen Bäumen sterben die Zweige oberhalb der Knoten häufig völlig ab. Die Proben wurden im bakteriologischen Labor untersucht, da man mehrere bakterielle Schaderreger kennt, die an anderen Kulturen ähnliche Schadbilder mit lokal begrenztem, übermäßigem Wachstum auslösen, so z.B. Pseudomonas savastanoi an Olive oder Agrobacterium tumefaciens an diversen Gehölzarten. An den betroffenen Gleditsia-Trieben konnte bislang allerdings keiner der bekannten, knotenbildenden Erreger gefunden werden.
Die Erkrankung wird offenbar bereits seit dem Jahr 2000 in den USA immer wieder beobachtet, wurde jedoch nie ganz aufgeklärt. Auch dort vermutet man eine bakterielle Ursache, konnte aber bislang noch keinen Keim isolieren, der tatsächlich für die Schädigung verantwortlich wäre. Die Ursache für die auffälligen Knoten gilt also weiterhin als völlig unklar.
In Zusammenarbeit mit dem Julius-Kühn-Institut in Dossenheim konnten aus den bayerischen Proben Bakterien der Gattung Erwinia isoliert werden, die sich bisher keiner bekannten Art zuordnen lassen. Auch Vertreter der Gattung Erwinia werden vereinzelt im Zusammenhang mit ungewöhnlichen Knotenbildungen an verschiedenen Gehölzen genannt. In weiteren Untersuchungen soll getestet werden, ob die beobachteten Symptome durch künstliche Infektion mit diesem Bakterienisolat reproduziert werden können.
Bakterielle Fäule an Petersilienwurzel
Zoombild vorhanden
Schadbild an natürlich infizierter Petersilienwurzel (a, b) und im Infektionsversuch im Labor (c, d)
Die im Rahmen der Untersuchungen an einer rosafarbenen Nassfäule-Erkrankung der Wurzelpetersilie erarbeiteten Ergebnisse konnten 2018 erfolgreich zur Veröffentlichung eingereicht werden (Nechwatal J. & Theil S., 2019: Erwinia persicina associated with a pink rot of parsley root in Germany. Journal of Plant Diseases and Protection 126). Die Ergebnisse wurden außerdem auf der 61. Deutschen Pflanzenschutztagung in Hohenheim als Poster präsentiert (Nechwatal J, Bogner K, Zange B, 2018: Julius-Kühn-Archiv 461, 434).
Die mit dem Bakterium E. persicina assoziierte, noch weitgehend unbekannte Erkrankung wird im bakteriologischen Labor der LfL schon länger bearbeitet (vgl. IPS-Jahresbericht 2017) und konnte nun erstmals einem breiteren Fachpublikum vorgestellt werden. Offensichtlich sind neben dem genannten Bakterium, das die charakteristische rosa Verfärbung der Wurzeln verursacht, noch weitere Schaderreger (Bakterien, Pilze, tierische Schaderreger) oder sonstige Faktoren beteiligt, deren Identität noch ungeklärt ist.