Auswertung der Fallenfänge und Klopfproben
Die Fallenfänge und Klopfproben wurden mithilfe eines Boniturbogens, der unter Mitarbeit der Arbeitsgruppe Tierische Schädlinge, Nützlinge, Vorratsschutz entwickelt wurde, ausgewertet. Dabei wurden die Insekten bei der Bonitur in folgende Gruppen unterteilt:
Schädlinge | Nützlinge | Indifferente |
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Haselnussbohrer | Schwebfliegen | Fliegen |
Schnellkäfer (Larven) | Kamelhalsfliegen | Mücken |
Blindwanzen/Weichwanzen | Tanzfliegen | Köcherfliegen |
Baumwanzen | Kurzflügelkäfer | Schnabelfliegen |
Zikaden | Marienkäfer | Rüsselkäfer |
Blattläuse | Weichkäfer | Kurzfühler-/Langfühlerschrecken |
Schmetterlingsraupen | Blumenwanzen | Milben |
Schnecken | Raubwanzen | Bodenwanzen |
Schildläuse | Sichelwanzen | Moderkäfer |
Blattwespen | Webspinnen/Kreuzspinnen | Wespen (Hornissen) |
Thripse | Weberknechte | Ameisen |
Frostspanner groß/klein | Bienen | Falter/Motte |
| Schlupfwespen | Staubläuse/Läuse |
| Blattlauslöwen/Florfliegen | Asseln |
| Ohrwürmer | Waldschaben |
| Springschwänze | Andere Käfer |
Bei der Auswertung der Fallenfänge konnte während des Beobachtungszeitraumes kein Auftreten „neuer“ Schädlinge beobachtet werden. Die aufgetretenen Schädlinge sind sowohl von Wildhaseln als auch von anderen Obst- und Laubgehölzen bekannt.
Auftreten tierischer Schaderreger im Beobachtungszeitraum
- Haselnussbohrer (Curculio nucum)
Die Käfer sind ab Mai im Bestand. Zuerst kommt es zu einem Schabefraß an den Blättern. Die Weibchen legen dann die Eier in unreife Nüsse ab. Die gelbliche, fußlose Larve frisst den Kern. Die Larve überwintert im Boden, sie verpuppt sich frühestens im folgenden Frühjahr. Die Larven und geschlüpften Käfer können im Boden bis zu 2 Jahre überliegen.
starker Befall durch Birkenblattwespe
- Frostspannerraupen des Großen Frostspanners (Erannis defoliaria) und Kleinen Frostspanners (Operophtera brumata). Schäden traten vor allem in Junganlagen auf, da junge Sträucher zum Teil kahl gefressen wurden. Insgesamt aber nur ein begrenztes Auftreten.
- Schnellkäfer und ihre Larven (Drahtwurm), der Fraßschaden der Käfer an Blättern und Trieben ist nur gering schädigend, größere Schäden können durch den Wurzelfraß der Larven entstehen, traten aber auch nur vereinzelt auf.
- Raupen der breitfüßigen Birkenblattwespe (Craesus septentrionalis), Fraßschäden an den Blättern, meist waren nur einzelne Sträucher befallen, nur vereinzelt ein Problem.
- Andere Schmetterlingsraupen, z. B. Mondvogel (Phalera bucephala), Fraßschäden an den Blättern, nur vereinzeltes Auftreten.
- Gespinstmotten (Fam. Yponomeutidae), Fraßschäden an den Blättern, Raupen spinnen sich in ein Gespinst ein, bei starkem Befall können die Sträucher kahlgefressen werden.
- Blindwanzen/Weichwanzen, Saugschäden an Blättern.
- Baumwanzen, hier vor allem die Grüne Stinkwanze (Palomena prasina), Saugschäden an Blättern.
- Zikaden, Saugschäden an Blättern.
- Schildläuse, hier vor allem die Große Obstbaumschildlaus (Parthenolecanium corni), das Saugen der Läuse kann zu Wuchshemmungen und Triebstauchungen führen, bei starkem Befall können ganze Triebe absterben, ein vermehrtes Auftreten konnte nur vereinzelt in einigen Anlagen beobachtet werden.
- Blattläuse, verschiedene Arten, traten in fast allen Anlagen auf, Saugschäden an Blättern und jungen Trieben, z. T. Bildung von Rußtaupilzen aufgrund von Honigtauabsonderungen, stärkere Schäden konnten nicht beobachtet werden.
- Spechte, Schäden durch Beschädigung der Rinde, dadurch event. Ausbreitung von Bakteriosen, nur vereinzelt beobachtet.
- Rabenvögel (Krähen, Eichelhäher), Nussräuber
starker Befall große Obbstbaumschildlaus
Auftreten Nützlinge im Beobachtungszeitraum
- Webspinnen, fressen u.a. Blattläuse, Käferlarven
- Ohrwürmer, fressen Blattläuse und Schmetterlingsraupen
- Marienkäfer und Larve, fressen vor allem Blattläuse
- Schlupfwespen, parasitieren Blattläuse, Schildläuse, Miniermotten, Wicklerraupen, Käfer, Insekteneier
- Florfliegen und ihre Larven (Blattlauslöwen), die Larven fressen Blattläuse, Milben, Thripse, Zikaden, Raupen, Schmetterlingslarven
- Verschiedene nützliche Wanzenarten (Raubwanzen, Blumenwanzen, Sichelwanzen), fressen Blattläuse, Thripse, Spinnmilben
- Springschwänze, nützlich als Humusbildner
- Weichkäfer, Kurzflügelkäfer, ernähren sich von Schmetterlingslarven, Spinnmilben, Blattläusen
Anteil Schädlinge, Nützlinge und Indifferente bei den Fallenfängen
Insgesamt wurden in den Anlagen mehr Nützlinge und Indifferente gefunden als Schädlinge.
Die Anzahl der Schädlinge lag allgemein in einem niedrigen Bereich. Durch das Vorhandensein natürlicher Gegenspieler der vorkommenden Schädlinge kann in der Anlage ein Gleichgewicht entstehen, das den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht unbedingt notwendig macht. Die Regulierung der Blattläuse kann z.B. durch die Nützlinge Marienkäferlarven und Florfliegenlarven geschehen. Eine gewisse niedrige Anzahl an Schädlingen als Nahrungsquelle ist hier sogar notwendig, damit sich eine Nützlingspopulation überhaupt aufbauen kann.
Grafik-Übersicht: Anteil Schädlinge, Nützlinge und Indifferente bei den Fallenfängen 164 KB
Entwicklungen der Schädlingspopulationen
Ein starker Anstieg der Schädlingspopulationen über die Jahre konnte in den Anlagen nicht beobachtet werden. Dies gilt sowohl für die konventionell bewirtschafteten Anlagen als auch für die biologisch bewirtschaftete Anlage.
Höhere Populationen in manchen Jahren sind meist auf witterungsbedingte Einflüsse zurückzuführen.
Grafik-Übersicht: Entwicklung der Schädlingspopulationen 155 KB
Vergleich der Insektenpopulationen in konventionell und biologisch bewirtschafteten Anlagen
Beim Vergleich der Insektenpopulationen in konventionell und biologisch bewirtschafteten Anlagen zeigten sich nur geringe Unterschiede. In der biologisch bewirtschafteten Anlage war der Schädlingsdruck etwas höher. Hier wurden mehr Schnellkäferlarven, Blind- und Weichwanzen und Frostspanner gefunden. Bei den Nützlingen wurden etwas mehr Marienkäfer und ihre Larven, Webspinnen und Ohrwürmer festgestellt. Insgesamt war aber der Schädlingsdruck in der Bioanlage kaum höher als in der konventionell bewirtschafteten Anlage.
Grafik-Übersicht: Vergleich der Insektenpopulationen in konventionell und biologisch bewirtschafteten Anlagen 192 KB
Findet ein Austausch zwischen Kulturflächen und Wildhaselbeständen statt?
In zwei Anlagen wurden 2-3 Eklektorenfallen außerhalb der Haselnussanlage in angrenzenden Gehölzhecken oder Waldrändern an Wildhaseln angebracht, um eventuellen Zuflug von Schädlingen in die Anlage zu erfassen. Zusätzlich wurden in einer Anlage Fallen innerhalb der Anlage in Waldnähe aufgehängt.
Hier zeigte sich, dass die Anzahl und Arten der Schädlinge und Nützlinge innerhalb und außerhalb der Anlage weitgehend ähnlich sind. Innerhalb der Anlage ist teilweise ein größeres Aufkommen an Nützlingen, vor allem an Marienkäfern (und Larven) und Schlupfwespen zu verzeichnen.
Ein starker Zuflug von Schädlingen in die Anlagen konnte im Versuchszeitraum nicht beobachtet werden. Dies gilt auch für den Haselnussbohrer, der in Anlagen in Waldnähe und in Gehölzhecken an Wildhaseln nicht stärker auftrat.
Grafik-Übersicht: Findet ein Austausch zwischen Kulturflächen und Wildhaselbeständen statt 196 KB
Vergleich der Fängigkeit von Eklektorenfallen und Klopfproben
Beim Vergleich der Fängigkeit von Eklektorenfallen und Klopfproben zeigte sich, dass mit den Klopfproben ein breiteres Spektrum und auch eine größere Anzahl an Insekten, sowohl an Schädlingen, als auch an Nützlingen erfasst werden kann.
Manche Schädlinge wie z.B. Frostspannerraupen waren bei den Fallenfängen nur in geringer Anzahl vorhanden, während sie bei den Klopfproben die zweithäufigste Schaderregergruppe waren. Dies gilt auch für den Haselnussbohrer.
Blattlausarten traten sowohl bei den Klopfproben als auch bei den Fallenfänge nur in geringem Umfang auf, konnten aber bei der visuellen Bonitur in jeder Anlage festgestellt werden. Schildläuse konnten nur durch Beobachtung erfasst werden.
Grafik-Übersicht: Vergleich der Fängigkeit von Eklektorenfallen und Klopfproben 199 KB
Auftreten pilzliche Krankheiten im Beobachtungszeitraum
- Monilia coryli, zuerst zeigen sich braune Flecken an Hüllblättern und Schale, die Früchte schrumpfen bzw. bleiben klein, bei feuchtem Wetter entsteht ein Pilzrasen auf der Frucht, frühzeitig befallene Früchte sind deformiert, bleiben klein und werden teilweise abgestoßen, kann in niederschlagsreichen Jahren ein größeres Problem werden.
- Haselnussmehltau (Phyllactinia guttata), erkennbar durch weiße Überzüge auf der Blattunterseite, bisher nur vereinzelt aufgetreten.
- Blattbräune (Apiognomonia sp.), braune, unregelmäßige Flecken auf den Blättern, die Blätter können im weiteren Verlauf vertrocknen und absterben. Bei starkem Befall kann es zu einem Triebsterben kommen. Infektionen treten oft nach einem nassen Frühjahr auf, bisher nur vereinzelt aufgetreten.
- Botrytis cinerea, grau-braunes Pilzmyzel, das die Früchte überzieht. Befall tritt besonders nach feuchtkühler Witterung oder Taubildung auf, nur in sehr niederschlagsreichen Jahren häufiger.
- Schwärzepilze (Alternaria sp., Cladosporium sp., Trichothecium roseum) bilden ein grau-schwarzes Pilzmycel auf den Früchten, nur in sehr niederschlagsreichen Jahren häufiger.
Starker Vorerntefruchtfall
mit Monilia coryli befallene Haselnussfrüchte
weiße Überzüge durch den Haselnussmehltau
Auftreten bakteriellen Krankheiten im Beobachtungszeitraum
- Pseudomonas syringae pv. coryli
- Xanthomonas arboricola pv. corylina:
Oft kommt es zu Mischinfektionen beider Krankheiten. Die Knospen vertrocknen oder treiben im Frühjahr verspätet aus, die Blätter zeigen Flecken, Aufhellungen später Nekrosen, vor allem am Blattrand. An den Hüllblättern und der Schale der Nüsse treten Flecken auf, bei starkem Befall verbräunen die Nüsse. Triebe zeigen Welkesymptome, später kommt es zum Absterben ganzer Triebe. Teilweise entwickeln sich Rindennekrosen, die Rinde kann aufreißen, manchmal kommt es zur Cankerbildung. Bei starkem Befall sterben ganze Sträucher ab. Die Krankheiten sind besonders in Junganlagen problematisch, da es hier zu größeren Ausfällen kommen kann.
stark befallene Haselnusspflanze
befallener Haselnussfruchtstand