Ergebnisse des langjährigen bayernweiten Monitorings auf Verzwergungsviren bei Getreide

Durch Virusbefall verzwergte Getreidepflanze

Durch Virusbefall verzwergte Getreidepflanze

Unser langjähriges bayernweites Monitoring auf Verzwergungsviren ist ein aktiver Beitrag zum Insekten- und Umweltschutz. Es ist zudem Hilfestellung für den Landwirt. Das Monitoring wird am Institut für Pflanzenschutz der LfL in enger Kooperation mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) bereits seit Jahren im Ausfallgetreide durchgeführt.

Das Monitoring liefert aktuelle Aussagen zum regionalen Auftreten der Verzwergungsviren, ist aktuelle Entscheidungshilfe bei möglicherweise notwendigen Bekämpfungsmaßnahmen, hilft unnötige Insektizidapplikationen zu vermeiden und unsere Insekten und Umwelt zu schonen. Das Befallsgeschehen variiert von Jahr zu Jahr. Die Auswirkungen eines Jahrs mit massivem Virusauskommen können noch Jahre später spürbar sein - wie uns der Jahrhundertsommer 2003 lehrte.

Prognosen sind schwierig, da die Witterung als primärer Einflussfaktor über längere Zeit nicht prognostizierbar ist, umso wichtiger sind aktuelle Erhebungen. Über die Jahre hinweg werden mit unserem Monitoring zudem Erkenntnisse zur langfristigen Entwicklung des Befallsgeschehens gesammelt, wichtige Impulse für die Züchtung toleranter oder gar resistenter Sorten können davon ausgehen.

Zunehmende Gefahr durch Verzwergungsviren - auch ein Resultat des Klimawandels?

Große und kleine Blattläuse auf GetreideblattZoombild vorhanden

Erwachsene Blattläuse und Jugendstadien auf einem Getreideblatt

Der Befall mit Verzwergungsviren kann zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten im Getreideanbau führen. Eine Verschärfung der Virussituation ergibt sich bei Frühsaaten des Wintergetreides und längeren warm-trockenen Perioden im Herbst, die zu einer Verlängerung des Zeitraums führen, in denen Infektionen gesetzt werden können. Warm-trockene Perioden im Herbst resultieren zudem in einer erhöhten Aktivität der Virus-übertragenden Blattläuse und insbesondere der wärmeliebenden Zikaden und damit in einer gesteigerten Infektionsgefahr. Der Klimawandel leistet also über die Zunahme infektionsfördernder Bedingungen seinen Anteil an der sich verschärfenden Problematik. Extreme Hitze und langanhaltende Trockenheit im Sommer können aber auch das Gegenteil bewirken, indem sie zum Zusammenbruch der virusübertragenden Blattlaus- und Zikadenpopulationen führen.
Die Verzwergungsviren und ihre Überträger

Virusnachweis

Einzelpflanzentestung

Für den Virusnachweis werden in unserem Monitoring Einzelpflanzen getestet. Diese Vorgehensweise ermöglicht Aussagen zur Befallshäufigkeit auf einen Schlag und ist deshalb der Testung von Sammelproben vorzuziehen.

ELISA als Nachweismethoden

Der Virusnachweis erfolgt serologisch mit dem ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay) unter Verwendung spezifischer Antikörper. Die verschiedenen Antikörper erlauben eine Differenzierung von BYDV-MAV, BYDV-PAV und BYDV-RPV (=CYDV). Eine Unterscheidung zwischen WDV und BDV ist mit dem ELISA nicht möglich.

Monitoring im Ausfallgetreide 2021

Auch im Herbst 2021 wurde an der LfL ein Monitoring auf Verzwergungsviren im Ausfallgetreide in enger Kooperation mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) durchgeführt. Damit unterstützen wir die Landwirte und zeigen, wo aktuell mit Virusproblemen zu rechnen ist und wo möglicherweise Bekämpfungsmaßnahmen notwendig sein könnten. Für Bekämpfungsmaßnahmen sind aber in jedem Fall durch den Landwirt Kontrollen des Bestandes auf Blattläuse unerlässlich. Die Blattlausauszählungen sind ab dem Zwei- bis Drei-Blatt-Stadium an mindestens 50 Pflanzen durchzuführen, am besten an einem sonnigen Nachmittag. Bekämpfungsmaßnahmen müssen stets Schadschwellen-orientiert erfolgen. Als Bekämpfungsschwellen gelten: Blattlausbefall an 20 % der Pflanzen (Läuse an jeder fünften Getreidepflanze), bei Frühsaaten (= Auflauf bis ca. 25. September): Blattlausbefall an 10 % der Pflanzen (Läuse an jeder zehnten Getreidepflanze). Es dürfen nur zugelassene Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden unter Beachtung aller Auflagen. Zur Bekämpfung von Zikaden sind keine Pflanzenschutzmittel zugelassen.

Rückblick auf 2020: Ausgangssituation für 2021
Im Herbst 2020 betrug der Anteil positiver Proben in unserem Verzwergungsvirus-Monitoring im Ausfallsgetreide insgesamt ca. 25 %. Dabei war der Anteil WDV/BDV-positiver Proben mit ca. 19 % gegenüber den Vorjahren rückläufig (2019: 33 %, 2018: 37 %, 2017: 22 %). Bei 10 % der Proben wurde BYDV/CYDV-Befall auf nachgewiesen (2019: ebenfalls 10 %, 2017 und 2018: 4 %). Bei 3 % aller Proben lagen Doppelinfektionen vor (2019: 6 %). Der Anteil BYDV/CYDV-infizierter Pflanzen lag 2020 damit wie schon 2019 im Vergleich zu früheren "Bafallsjahren" auf einem geringen Niveau (2007: 79 %, 2016: 40 %).
Witterung 2021

Laut Angaben des DWD (Deutscher Wetterdienst) war es in Bayern im Winter 2020/2021 mit knapp 0,8 °C gegenüber dem langjährigen Mittel (-1,0 °C) zwar immer noch zu warm, aber Bayern war die kälteste Region Deutschlands. Der Sommer 2021 war der regenreichste Sommer in Deutschland seit zehn Jahren. Auch wenn es sich vielerorts nicht so anfühlte: Die Monate Juni, Juli und August waren insgesamt deutlich zu warm und durchschnittlich sonnig . Mit 17,6 °C (gegenüber dem langjährigem Mittel 15,8 °C) war der Freistaat Bayern allerdings das zweitkühlste und mit gut 415 l/m² (314 l/m²) das mit Abstand niederschlagsreichste Bundesland (Quelle: DWD). Betrachtet man die klimatischen Verhältnisse insgesamt, so waren diese 2021 für Verzwergungsviren nicht förderlich, da die virusübertragenden Blattläuse und Zikaden durch die häufigen und andauernden Niederschläge nicht begünstigt wurden.

Homogenisationsbeutel mit GetreideblätternZoombild vorhanden

Getreideblätter im Homogenisationsbeutel

Monitoringstrategie 2021
Zur Ermittlung der aktuellen Befallssituation wurden bayernweit vom 23.08. bis 08.09.2021 randomisiert 210 Proben durch die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) im Ausfallgetreide genommen: In jedem der sieben Regierungsbezirke Bayerns wurden drei Standorte mit jeweils 10 Pflanzen pro Standort beprobt und die Proben umgehend an die LfL gebracht oder geschickt. Die Proben wurden einzeln mit ELISA im virologischen Labor der LfL auf die verschiedenen Serotypen des Gelbverzwergungsvirus (BYDV-MAV, -PAV, CYDV) und das Weizen- bzw. Gerstenverzwergungsvirus (WDV bzw. BDV) getestet. WDV und BDV sind mit ELISA nicht differenzierbar.

Ergebnisse des bayernweiten Monitorings im Ausfallgetreide – Herbst 2021

Tortendiagamm: Verzwergungsviren im Ausfallgetreide 2021Zoombild vorhanden

Verzwergungsviren im Ausfallgetreide 2021

Der Anteil Verzwergungsviren-infizierter Pflanzen im Herbst 2021 betrug insgesamt ca. 21 % und lag damit unter dem Niveau der Jahre 2017 bis 2020 (2020: 25 % infizierte Pflanzen, 2019: 37 %, 2018: 40 %; 2017: 25 %).
3 Tortendiagrammen: Befall mit Verzwergungsviren im Ausfallgetreide in den Jahren 2019 bis 2021Zoombild vorhanden

Befall mit Verzwergungsviren im Ausfallgetreide in den Jahren 2019 bis 2021

Mehr BYDC/CYDV, weniger WDV/BDV als in den Vorjahren
Bei gut 19 % der Proben wurde BYDV/CYDV-Befall nachgewiesen (2020 und 2019: 10 %, 2017 und 2018: 4 %). Der Anteil BYDV/CYDV-infizierter Pflanzen war damit höher als in den Vorjahren, erreichte aber nicht das Niveau der Befallsjahre 2007 (79 %) und 2016 (40 %). Nur etwas über 2 % der Proben waren WDV/BDV-positiv. Der Anteil WDV/BDV-infizierter Proben war damit gegenüber den Vorjahren deutlich rückläufig (2020: ca. 19 %, 2019: 33 %, 2018: 37 %, 2017: 22 %). Ursache für den geringen Befall insbesondere mit WDV/BDV könnte die Witterung im Sommer 2021 gewesen sein: Deutschland hatte laut Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) 2021 den regenreichsten Sommer seit 10 Jahren. Es ist anzunehmen, dass die häufigen und zum Teil massiven Regenfälle der Aktivität der virusübertragenden Blattläuse und Zikaden entgegengewirkt haben. Mit gut 415 Litern Regen pro m² (314 l/m² langjähriges Mittel) war Bayern das mit Abstand niederschlagsreichste und mit 17,6 °C (15,8 °C) das zweit kühlste Bundesland. Mit 17,9 °C lag der Temperaturdurchschnitt im Sommer 2021 dennoch um 1,6 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961-1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991-2020 betrug die Abweichung +0,3 °C . (Quelle: DWD)
Säulendiagramm: Befallsspannen in den bayerischen RegierungsbezirkenZoombild vorhanden

Befallshäufigkeiten mit Verzwergungsviren in den bayerischen Regierungsbezirken

Die Befallshäufigkeiten unterschieden sich
Erwartungsgemäß schwankten die Befallshäufigkeiten zwischen den Regierungsbezirken und auch von Standort zu Standort. Es ergab sich ein überaus ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle. Der stärkste Befall war in Unterfranken zu verzeichnen. An allen drei beprobten Standorten in Unterfranken wurde Befall festgestellt, 60 % aller analysierten Proben wurden positiv getestet, 57 % aller Proben wiesen BYDV/CYDV-Befall auf, 3 % zeigten Mischinfektionen mit BYDV/CYDV und WDV/BDV. 2020 war nur ein Anteil von 13 % der Proben aus Unterfranken Virus-positiv. Auch in Mittelfranken und Oberfranken wurde an jeweils allen 3 beprobten Standorten Virusbefall nachgewiesen, auch wenn die Befallshäufigkeit mit 27 % positiven Proben in Mittelfranken und 20 % positiven Proben in Oberfranken deutlich niedriger als in Unterfranken war. In den südlichen Lagen Bayerns war das Befallsaufkommen geringer: In Niederbayern waren nur 10 % der Proben Virus-positiv, Befall wurde nur an 1 von 3 beprobten Standorten ermittelt. Im südlichen Oberbayern waren 7 % aller Proben positiv, Befall wurde auf 2 von 3 Standorten diagnostiziert. In Schwaben wurde kein Virusbefall festgestellt. In der Oberpfalz mit 2 von 3 positiven Standorten lag der Anteil positiver Proben wie in Mittelfranken bei 27 %. Die höchsten Anteile WDV/BDV-positiver Proben gab es in Niederbayern und der Oberpfalz mit jeweils 7 %.

Monitoring im Ausfallgetreide 2020

Monitoring im Ausfallgetreide 2019

Monitoring im Ausfallgetreide 2018

Monitoring im Ausfallgetreide 2017

Monitoring im Ausfallgetreide 2016

Monitoring im Ausfallgetreide 2015

Monitoring im Ausfallgetreide 2014

Monitoring im Frühjahr 2013

Monitoring im Ausfallgetreide 2013

Monitoring im Frühjahr und Sommer 2012

Monitoring im Ausfallgetreide im Herbst 2012

Allgemeine Hinweise