Viruskrankheiten an Gurken- und Kürbisgewächsen

Ausbeulungen und Verfärbungen an einer Zucchinifrucht, verursacht durch eine Mischinfektion mit dem Zucchinigelbmosaik-Virus und dem Kartoffelvirus Y

Mischinfektion mit dem Zucchinigelbmosaik-Virus und dem Kartoffelvirus Y

Viren an Kürbis- und Gurkengewächsen sind weltweit ein großes Problem. Mehr als 25 verschiedene Viren können unter natürlichen Bedingungen Pflanzen aus der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) infizieren. Meist handelt es sich dabei um Potyviren, aber auch andere Viren spielen eine Rolle. Durch den Virusbefall werden zum Teil sehr große wirtschaftliche Verluste verursacht.
Von besonderer Bedeutung ist das Gurkenmosaik-Virus (Cucumber mosaic virus): Es ist das im Gartenbau am häufigsten auftretende Virus, ist weltweit verbreitet und hat einen sehr großen Wirtspflanzenkreis. Es befällt nicht nur Kürbis- und Gurkengewächse, sondern auch Zierpflanzen, Unkräuter, Getreide und Gehölze. In den letzten Jahren wurden im Labor der LfL aber auch häufig Infektionen mit dem Gurkengrünscheckungs-Virus (CGMMV) und dem Zucchinigelbmosaik-Virus (ZYMV) festgestellt. Das CGMMV ist wegen seiner ausgeprägten Persistenz sehr gefährlich und wird sehr leicht mechanisch, z.B. bei Kulturarbeiten verbreitet. Auch mit CGMMV infizierte Pflanzenreste im Boden und verseuchte Pflanzgefäße stellen eine besondere Gefahr dar. CGMMV ist gegenüber höheren Temperaturen sehr robust und kann thermisch nur bei Temperaturen über 90 °C, die über einen längeren Zeitraum eingehalten werden müssen, inaktiviert werden.
Dunkle Adernbänderung auf stark aufgehelltem Blatt einer Gurke bei einer Infektion mit CABYVZoombild vorhanden

Dunkle Adernbänderung auf stark aufgehelltem Blatt einer Gurke bei einer Infektion mit CABYV

In letzter Zeit scheint ein weiteres Virus, das Cucurbit aphid‐borne yellows virus (CABYV), "Blattlaus-übertragenes Cucurbitaceen-Vergilbungsvirus", Probleme zu bereiten. Das zu den Poleroviren zählende Virus wird persistent durch Blattläuse (z.B. Myzus persicae, M. gossypii, M. euphorbiae) übertragen und kommt in den Leitbündeln der Wirtpflanzen vor. Es befällt Gurke, Wassermelone, Melone und Squash, aber auch Futterrüben und Salat sowie Unkäuter (Virusreservoir!) können infiziert werden. Typischerweise tritt Vergilbung an den älteren Blättern auf, aber auch die Blätter der gesamten Pflanzen können sich gelb verfärben. Infizierte Blätter sind zudem dicker und verspröden. Der Ertrag kann bei Gurke zum Teil erheblich reduziert sein, die Fruchtqualität wird im Gegensatz zu den Mosaikviren durch CABYV nicht beeinträchtigt.

Wichtige Informationen zum Blattlaus-übertragbaren Cucurbitaceen-Vergilbungsvirus (Cucurbit aphid-borne yellows virus, CABYV) an Gurken- und Kürbisgewächsen

Übersicht: am häufigsten vorkommenden Viren und ihre Übertragung

Die wichtigsten VirenEnglische VirusbezeichnungÜbertragung
Gurkenmosaik-Virus (CMV)Cucumber mosaic virusNicht-persistent durch Blattläuse, mechanisch, Pfropfung, Samen
Potyviren:
Zucchinigelbmosaikvirus (ZYMV)
Papayaringfleckenvirus (PRSV, früher WMV-1)
Wassermelonenmosaik-Virus (WMV, früher WMV-2)
Marokkanisches Wassermelonen Mosaik-Virus (MWMV)
Kartoffel-Virus Y (PVY)
Zucchini yellow mosaic virus
Papaya ringspot virus
Watermelon mosaic virus
Moroccan watermelon mosaic virus
Potato virus Y
Nicht-persistent durch Blattläuse, mechanisch, Pfropfung; Samenübertragung abhängig vom Virus und z.T. vom Virusstamm, z. B. bei ZYMV: Samenübetragungsraten von 0,29-15,34 % (Tóbiás et al. 2008) und 1,6-1,8 % (Simmons et al. 2011). Der Anteil ZYMV-infizierter Samen ist mit 21.9 % weitaus höher als der Anteil infizierter Sämlinge (Simmons et al. 2013).
Squashmosaik-Virus (SqMV)Squash mosaic virusNicht-persistent durch Blattläuse, mechanisch, Pfropfung, Samen;
nicht durch Pollen
Gurkengrünscheckungsmosaik-Virus (CGMMV)Cucumber green mottle virusMechanisch, Käfer (Raphidopalpa fevicolis), Samen, Pfropfung, Boden, Pflanzenreste, Bewässerungssysteme
Zucchinigrünscheckungsmosaik-Virus (ZGMMV)Zucchini green mottle mosaic virusMechanisch, Samen, Pfropfung, Boden, Pflanzenreste
Blattlaus-übertragenes Cucurbitaceen-Vergilbungsvirus (CABYV)Cucurbit aphid‐borne yellows virus (Polerovirus) Persistent durch Blattläuse
Tabakringfleckenvirus (TRSV)Tobacco ringspot virusNematoden, unspezifisch durch Insekten (z.B. Blattläuse, Thripse) und Milben, mechanisch, Samen- und Pollen, Pfropfung; nicht durch Kontakt zwischen Pflanzen,
Tomatenringfleckenvirus (ToRSV)Tomato ringspot virusNematoden, mechanish, Pfropfung, Samen und Pollen
Tabakmosaikvirus (TMV)Tobacco mosaic virusMechanisch, Kontakt, Pfropfung, Samen, Boden;
nicht über Pollen
Tabaknekrosevirus (TNV)Tobacco necrosis virusmechanisch, nichtpersistent durch den Bodenpilz Olpidium brassicae
Beim Wassermelonenmosaik-Virus hat eine neue Benennung stattgefunden: Das füher Wassermelonenmosaik-Virus 1 (WMV 1) genannte Virus wird nun als Papayaringflecken-Virus (PRSV) bezeichnet, das füher als Wassermelonenmosaik-Virus 2 (WMV-2) genannte Virus heißt nun Wassermelonenmosaik-Virus (WMV).
Neben dem Gurkenmosiakvirus haben auch das Tomatenbronzefleckenvirus, Tabakringfleckenvirus, Tomatenringfleckenvirus, Tabaknekrosevirus und das Tabakmosaikvirus einen weiten Wirtpflanzenkreis und befallen neben Gurken- und Kürbisgewächsen auch andere, gartenbaulich relevante Kulturen.
Die Krankheitssymptome können in Abhängigkeit vom Virus, von der Wirtspfanze und ihrem Ernährungszustand sowie den Umweltbedingungen recht unterschiedlich sein. Häufig zu beobachten sind
  • auf den Blätter und Früchten
    • Mosaik
    • Vergilbungen
    • Verdrehungen
  • bei den Blüten
    • Veränderung in der Blütenfarbe (Blütenfarbbrechung)

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