Karpfenteichwirtschaft – Geschichte und Bedeutung der Karpfenteichwirtschaft
Die Anfänge der bayerischen Teichwirtschaft finden sich vor mehr als 1.200 Jahren. Fast alle Teiche sind älter als 400 Jahre. Die Bewirtschaftung erfolgt auch heute noch wie vor Jahrhunderten. Naturschutzverbände empfehlen den Karpfen als Speisefisch, da seine Erzeugung die nachhaltigste Form der Aquakultur darstellt. Um die Teichwirtschaft haben sich viele Traditionen entwickelt: Die jährlichen Abfischungen haben sich vielerorts zu einem Festakt entwickelt, der mit regionalen Produkten und Fischgerichten Anwohner und Touristen begeistert. Traditionelle Karpfenessen z. B. von Weihnachts- oder Neujahrskarpfen, Karpfenfeste und die Wahl einer Karpfenkönigin zeigen die Verbundenheit der regionalen Traditionen mit der Teichwirtschaft.
Karpfenteiche dienen der Erzeugung eines gesunden Lebensmittels
Der halbe gebackene Karpfen ist als die traditionelle Zubereitung in den Teichgebieten Bayerns äußerst beliebt und weltweit einzigartig. Seit etwa zwei Jahr zehnten werden Karpfen auch filetiert. Durch die Verwendung von „Grätenschneidern“ nach dem Filetieren stören die Gräten beim Verzehr nicht mehr. Das gräten geschnittene Filet ermöglicht eine Vielzahl von modernen Zubereitungsarten. Der Vielfalt sind hier keine Grenzen gesetzt. Frittierte Filetstreifen als „Karpfenchips“ bzw. „Karpfenknusper“ angeboten sind zum Beispiel als Fingerfood sehr gut geeignet und erfreuen sich auch bei der jüngeren Generation großer Beliebtheit.
Der Karpfen trifft alle Verbrauchererwartungen: Durch die Naturnahrung (Wasserflöhe, Hüpferlinge, Insekten-larven) gelangen aus der Natur wertvolle Aminosäuren und gesundheitsfördernde langkettige Omega-3-Fett säuren in das wohlschmeckende Karpfenfleisch.
Der Teichwirt füttert dabei lediglich zur Naturnahrung Getreide oder Hülsenfrüchte zu.
Karpfenteiche bieten ein Naturerlebnis
Karpfenteiche sind wie Perlen in der Landschaft. Sie erfreuen mit ihrer Artenvielfalt das Auge des Erholungssuchenden und Naturfreundes. Sie bieten Sehenswertes und Wissenswertes für den Interessierten. Zunehmend werden sie daher auch für den sanften Tourismus erschlossen und dienen Schulkindern als lebendiges Klassenzimmer.
Karpfenteichwirtschaft ist tier- und umweltgerecht
Oft erfolgt das Ablaichen noch sehr naturnah im Laichteich, wo sich die zahlreichen kleinen Eier an Grashalmen anheften. Karpfen haben mit drei Jahren ein vergleichsweise langes Leben. Dabei hat jeder Karpfen z. B. im letzten Jahr mit etwa 15 Quadratmeter Teichfläche enorm viel Platz.
Die Karpfenteichwirtschaft hat auch im Hinblick auf den CO₂-Fußabdruck eine optimale Bilanz. Die meisten Teiche haben nicht einmal einen Stromanschluss. Durch die Sonne wird das Wasser erwärmt sowie Sauerstoff und die eiweißreiche Naturnahrung erzeugt. Die als Ergänzung zugefütterten Futtermittel wachsen oft auf den benachbarten Feldern. Der Karpfen wird zum großen Teil verbrauchernah und frisch angeboten und verzehrt. Es gibt nur kurze Transportwege. Es ist ein Musterbeispiel für regionale Wirtschaftskreisläufe.
Teiche halten auch Sedimente und Nährstoffe aus den Zuflüssen zurück. Aus eingetragenen Nährstoffen entwickelt sich wertvolle Naturnahrung. Durch die Bewirtschaftung eines Teiches wird daher die Umwelt nicht belastet, sondern es werden Abschwemmungen vom umliegenden Land aufgefangen und die darunter liegenden Fließgewässer dadurch geschützt.
Karpfenteichwirtschaft bedeutet Artenvielfalt in und an den Teichen
Teiche sind oft die letzten naturnahen Stillgewässer in der Kulturlandschaft. Besonders wertvoll sind hier die Uferbereiche. Die bayerischen Teiche bieten auf etwa 8.000 Kilometer Uferlänge einen einzigartigen Lebensraum für viele, auch seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten. Neben dem Karpfen werden auch andere Fischarten wie Schleie, Hecht, Zander, Wels, Grasfisch, Rotauge und Rotfeder von Teichwirten gehalten. Ebenso finden sich hier noch seltene Fischarten wie Schlammpeitzger, Bitterlinge, Moderlieschen und viele andere mehr.
Das Wasser ist Lebensraum für viele Amphibien wie Grasfrosch, Wasserfrosch, Erdkröte, Bergmolch, Teichmolch sowie auch den seltene Moorfrosch und die Knoblauchkröte. Zahlreiche Libellenarten, Muscheln, Schnecken und Krebse finden hier Heimat.
Ebenso bietet der Teich im Wasser und am Ufer für viele Unterwasser-, Schwimmblatt- und Überwasserpflanzen einen einzigartigen Lebensraum.
Die Teichlandschaften sind mit ihren ausgedehnten Röhrichtzonen ebenso der Lebensraum für viele Vogelarten, Insekten und Säugetiere.
Es finden sich daher viele streng geschützte Tier- und Pflanzenarten in den traditionellen Teichgebieten. Häufig wurden daher dort Naturschutzgebiete und Natura 2000-Gebiete ausgewiesen.
Karpfenteiche wirken positiv auf den Wasserhaushalt und mildern die negativen Einflüsse des Klimawandels.
Karpfenteiche
- fangen die Niederschläge in den regenarmen Gebieten auf und speichern Wasser in der Landschaft
- mindern den Hochwasserabfluss
- tragen zur Grundwasserneubildung bei
- mindern die Sediment-, Nitrat- und Phosphatfracht der Fließgewässer
- können bei fortschreitendem Klimawandel auch zur Bewässerung dienen und mildern dessen negative Einflüsse ab
- verbessern das Kleinklima