Nebenprodukte der Pflanzenölproduktion optimieren Fischfuttermittel
Jean-Michel Knust füttert die Forellen mit Ölpresskuchen.
Moderne Fischfuttermittel
Die Produktion von Fischen und Krebstieren nimmt seit Jahrzehnten stark zu und gilt als das am schnellsten wachsende Segment der Lebensmittelerzeugung. Damit einhergehend steigt die Nachfrage nach Fischfuttermittel stetig an. Bestanden diese früher im Wesentlichen aus Fischmehl und -öl verfügen moderne Futterdiäten über eine Zutatenliste von bis zu zwanzig Rohstoffen. Obwohl die pflanzlichen Inhaltsstoffe in den Futtermitteln längst dominieren (Leguminosen, Getreide), liegt der Fischmehlanteil immer noch bei etwa 20 Prozent.
Ziel ist es, diesen Anteil durch pflanzliche Rohstoffe regionaler Herkunft weiter zu reduzieren. Eine Verwendung von pflanzlichen Ersatzstoffen gestaltet sich jedoch für fleischfressende Fische, wie Forellen, Wolfsbarsche oder Doraden, komplex. Einerseits muss die Aminosäurenzusammensetzung den Ansprüchen der Fischart entsprechen. Andererseits enthalten pflanzliche Rohstoffe oft einen hohen Anteil an Faser- und Bitterstoffen, sowie weitere antinutritive Bestandteile, das heißt Substanzen, die die maximale Verwertung der aufgenommenen Nährstoffe einschränken.
Ersatz von Fischmehl durch regionale Koppelprodukte
Ölpresskuchen fallen in großen Mengen als Nebenprodukte bei der Pflanzenölherstellung an. Sie bestehen aus den nach der Pressung der Ölsaaten verbleibenden Feststoffe und der nicht ausgepressten Ölanteile. In Mitteleuropa betrifft dies vornehmlich das Rapsöl und in geringerem Maße das Sonnenblumenöl. Aber auch Lein- und Kürbiskernpresskuchen fallen als Koppelprodukte der Ölgewinnung an. Die Ölpresskuchen verfügen über hohe Rohprotein- und Rohfettgehalte, jedoch auch über hohe Anteile an antinutritiven Stoffen.
Beckenanlage für Leistungsvergleiche
Forellenfuttermittel mit Ölpresskuchenanteil
Versuchsteiche mit Regenbogenforellen
Testfütterung der Regenbogenforellen
Ölsaaten von links nach rechts: Raps, Sonnenblumen, Soja, Lein.
Forschung am Institut für Fischerei
Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wurden am Institut für Fischerei, gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) und weiteren Partnern aus der Futtermittelindustrie und der Teichwirtschaft, nachhaltige Futterdiäten auf der Basis von Ölpresskuchen entwickelt und deren Eignung für Forellen untersucht. Dabei zeigte sich, dass eine Aufwertung der Presskuchen durch Reduzierung antinutritiver Stoffe notwendig ist und ein 50 prozentiger Ersatz des Fischmehls zu einer vergleichbaren Wachstumsleistung und Futterverwertung der Fische führt. Gleichzeitig wurden Fischgesundheit und Produktqualität nicht durch den Presskuchenanteil im Futter beeinträchtigt.
Mit diesem Ergebnis ist es möglich, den Fischmehlanteil im Futtermittel noch einmal deutlich zu senken und durch Einsatz eines regional vorhandenen Nebenproduktes die Abhängigkeit von dieser weltweit gehandelten, knappen, sehr teuren und weit transportierten Ressource zu verringern. Das ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der deutschen Salmonidenproduktion.
Verwendung von Ölpresskuchen in Fischfuttermitteln
Ansprechpartner
Arbeitsbereich Forellenteichwirtschaft
Gregor Schmidt
Institut für Fischerei
Weilheimer Str. 8
82319 Starnberg
Tel.: 08161 8640 6122
E-Mail: Fischerei@lfl.bayern.de