Öko-Aquakultur
Entwicklung und Situation der ökologischen Teichwirtschaft in Bayern

Luftbild einer Teichlandschaft
Die Aquakultur hat im ökologischen Landbau noch keine lange Tradition. Seit 1994 gibt es privatwirtschaftliche Richtlinien der Öko-Anbauverbände. Erst am 05.08.2009 hat die Europäische Kommission mit der Verordnung (EG) Nr. 710/2009 Regelungen für die Öko-Aquakultur aufgestellt, die in jedem Fall einzuhalten sind, wenn Fische aus Aquakultur mit dem Hinweis auf den ökologischen Landbau vermarktet werden. Die Verbände des ökologischen Landbaus haben darüber hinaus teilweise strengere Richtlinien.
In Bayern gibt es momentan 16 Betriebe mit ökologischer Karpfenteichwirtschaft. Die öko-zertifizierte Teichfläche beträgt etwas mehr als 100 Hektar. Daneben sind bei der bayerischen Kontrollbehörde für Öko-Landbau an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) 10 Öko-Forellenteichbetriebe gemeldet. Laut Aquakulturstatistik gab es 2014 127 Betriebe (2,7 % aller Betriebe) mit ökologischer Teichbewirtschaftung und einer Produktionsmenge von 162 t (2,6 % der Gesamtproduktion). Hierbei handelt es sich aber überwiegend um landwirtschaftliche Öko-Betriebe, die die Teichwirtschaft in der Regel nicht öko-zertifiziert haben.

Öko-Karpfenteichwirtschaft

Karpfenbrütlinge im Kescher

Karpfenbrütlinge

Speisekarpfen in einer Transportwanne

Speisekarpfen

Besonders eignet sich die Karpfenteichwirtschaft für eine Umstellung auf ökologische Erzeugung, da bereits viele konventionelle Anlagen extensiv betrieben werden.

Die wichtigsten Eckpunkte der EG-Öko-Verordnung für die Karpfenteichwirtschaft sind:

  • Natürlicher Erdboden am Teichgrund
  • Düngung maximal 20 kg N/ha
  • Maximaler Ertrag 1.500 kg/ha
  • Fütterung nur mit Naturnahrung aus dem Teich und pflanzlichen, ökologisch erzeugten Futtermitteln
  • Vermehrung ohne Einsatz von Hormonen
  • Frischwasserzulauf in der Abfischgrube
  • Hälterung nach der Abfischung in frischem Wasser
Gerade in der Karpfenteichwirtschaft ist der Schritt zur Umstellung auf ökologische Erzeugung für viele Betriebe nicht sehr schwierig. Hier schlagen auch die Futterkosten nicht so hoch zu Buche wie bei der Haltung von Forellen, da neben Naturnahrung auch Abputzgetreide eingesetzt werden kann. Bei extensiver Fütterung sind die verkaufsfähigen Karpfen fettarm und damit qualitativ sehr hochwertig.

Öko-Forellenteichwirtschaft

Bachforellensetzlinge im Kescher

Bachforellensetzlinge

Forellenteich

Öko-Forellenteichwirtschaft

Öko-Forellenteichwirtschaft wird im Gegensatz zur Karpfenteichwirtschaft nicht von allen Öko-Anbauverbänden akzeptiert. Hauptursache dafür ist die Notwendigkeit der Fütterung mit tierischem Eiweiß.

Die EG-Öko-Verordnung hat für Salmoniden die folgenden wichtigsten Öko-Kriterien festgelegt:

  • Offene Haltungssysteme
  • Sauerstoffsättigung größer 60 Prozent
  • Maximale Besatzdichte für Regenbogen- und Bachforellen 25 kg/m3 und für Seesaiblinge 20 kg/m3
  • Futtermittel aus ökologischer Aquakulturproduktion oder mit Fischmehl und Fischöl aus Überresten der Verarbeitung von Fischen aus ökologischer Erzeugung oder aus Überresten der Verarbeitung von Wildfischen für den menschlichen Verzehr aus nachhaltiger Fischerei
  • Maximal 60 Prozent pflanzliche Futtermittel (aus ökologischer Erzeugung) in der Ration

Probleme und Chancen der Öko-Aquakultur

Es gibt verschiedene Gründe, die gegen eine Umstellung auf ökologische Teichwirtschaft sprechen: Neben den höheren Futterkosten und dem geringeren Ertrag mindern auch die Verfügbarkeit und die Kosten von ökologisch erzeugten Setzlingen die Umstellungsbereitschaft. Momentan dürfen noch 50 Prozent der Setzlinge aus nichtökologischer Erzeugung stammen, ab 31.12.2016 wird dieser Anteil auf 0 Prozent reduziert. Aktuell fehlen Öko-Vermehrungsbetriebe, um die 100-prozentige Versorgung mit Öko-Setzlingen sicherzustellen. Diese Regelung bietet also für diejenigen Betriebe Chancen, die Teichfische vermehren und auf ökologische Erzeugung umstellen wollen.
Seit kurzem gibt es die Möglichkeit, dass umstellungswillige Betriebe über den Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) eine Förderung beantragen können, die abhängig von Fischart und -größenklasse einen Ausgleich für die Mehrkosten gewährt.

Vermarktung

Dringend notwendig wäre darüber hinaus eine Kooperation und Koordination zwischen Erzeugern und Marktbeteiligten. Derzeit haben die meisten Naturkostläden kein Konzept für die Vermarktung von Fischen aus heimischer Öko-Aquakultur. Besonders beim Karpfen, der am besten einen „regionalen Öko-Fisch“ verkörpert wäre ein Marketingkonzept erforderlich, das auch die Produktentwicklung (z. B. grätenfreies Karpfenfilet) mit einschließt.

Ansprechpartner

Ansprechpartner für weitere Informationen sind die Öko-Verbände, das Institut für Fischerei und die Öko-Kontrollbehörde der LfL sowie die Fischereifachberater der Bezirke.

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