Preise für Forellen und Produktionsfaktoren
Preisentwicklungen in der bayerischen Forellenproduktion
Was kosten Forellen und Produkte aus der Forellenteichwirtschaft?
Die Verkaufspreise von Forellen und den Nebenfischen der Forellenteichwirtschaft sowie deren Verarbeitungsprodukte nehmen maßgeblichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Forellenteichbetriebes. Um einen Überblick über die Preissituation und -gestaltung in verschiedenen bayerischen Regionen sowie der Preisentwicklung zu bekommen, werden am Institut für Fischerei (IFI) seit dem Jahr 2000 Preise für Fische und Fischprodukte aus der bayerischen Forellenteichwirtschaft erhoben und Verkaufslisten ausgewertet. Die Ergebnisse dienen daneben auch für verschiedene Wirtschaftlichkeitsberechnungen.
Aktuell sind 32 Betriebe aus allen Regionen Bayerns an der Preiserhebung beteiligt. 47 verschiedene Fischarten bzw. Fischprodukte in drei Vermarktungsschienen werden erfasst. An Endverbraucher/Kleinkunden vermarkten davon 29 Betriebe, an Einzelhandel/Gastronomie/Angelvereine alle 32 Betriebe und an den Großhandel liefern 16 Betriebe. 2016 wurden insgesamt 106 Preise erfasst, davon 70 von Speisefischen und deren Produkten sowie 36 von Jungtieren (Fischeier, -brütlinge bzw. -setzlinge). Ermittelt werden dabei die durchschnittlichen sowie die minimalen und maximalen Preise und die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr.
Preise für Forellen und Forellenprodukte
Die Schwankungen von Betrieb zu Betrieb sind enorm und die Unterschiede betragen teilweise mehr als 100 %. Vor allem bei der Direktvermarktung gibt es in Bayern ein Süd-Nord-Preisgefälle. Bei Abgabe an Wiederverkäufer wird für die wichtigsten Produkte ein Preisnachlass von 14 – 22 % gewährt. Der Großhandelspreis liegt im Schnitt 30 % unter dem Endverbraucherpreis. Die Preiszuschläge gegenüber Regenbogenforellen betragen für Lachsforellen in der Regel 10 – 20 % und für Saiblinge 20 – 30 %.
Im Gegensatz zu vielen landwirtschaftlichen Produkten haben die Preise für Fische und Fischprodukte in den letzten 16 Jahren immerhin einen leichten Anstieg erfahren. Seit 2000 stiegen die Durchschnittspreise um 36 %, und zwar von gering (insgesamt + 14 % für Abgabe von Lachsforellenfilets an Endverbraucher) bis moderat (+ 34 % für Abgabe von lebenden Lachsforellen an Wiederverkäufer) oder deutlich (+ 70 % für Abgabe von küchenfertigen Regenbogenforellen an Einzelhandel/Gastronomie). Die jährlichen Preissteigerungsraten für die wichtigsten Verkaufsprodukte liegen demnach zwischen 0,9 und 4,6 %, im Durchschnitt bei 2,3 %. Die zusammengefasst höchsten Steigerungsraten konnten mit + 40 % (über den Zeitraum von 16 Jahren) bei Abgabe von Speisefischen an Einzelhandel/Gastronomie verzeichnet werden.
Die Entwicklungen der wichtigsten Preise (Regenbogenforellen (RF) küchenfertig, geräuchert sowie geräuchert, filetiert und vakuumverpackt, Lachsforellen (LF) filetiert, Saiblinge (S) küchenfertig, Regenbogenforellen (RF) als Ei bzw. 1, 10 oder 100 g schwer und in Speisefischgröße sowie Regenbogenforellen (RF), Lachsforellen (LF), Bachforellen (BF) und Saiblinge (S) lebend) sind in den folgenden vier Abbildungen zu sehen:
Preisentwicklungen von Forellen und Forellenprodukten bei Abgabe an Endverbraucher bis 2016
Preisentwicklungen von Forellen und Forellenprodukten bei Abgabe an Einzelhandel/Gastronomie bis 2016
Preisentwicklungen von Forelleneiern, -brütlingen, -setzlingen sowie Speisefischen bei Abgabe an Angelvereine/Wiederverkäufer bis 2016
Preisentwicklungen von lebenden Forellen und Nebenfischen bei Abgabe an den Großhandel bis 2016
Vergleich mit den Kosten zur Forellenproduktion
Für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit ist auf der anderen Seite natürlich auch die Entwicklung der Kosten über diesen Zeitraum von entscheidender Bedeutung. Die wichtigsten Kosten, die bei der Forellenproduktion anfallen, sind neben den Besatzkosten, Ausgaben für Futtermittel, Sauerstoff, Strom, Kraftstoffe und die Arbeitsentlohnung.
Futtermittelkosten haben in der Forellenproduktion in der Regel die höchsten Ausmaße. Die Erfassung der Futtermittelpreise ist allerdings schwierig, da es hier je nach Hersteller und Futtermittelqualität erhebliche Unterschiede gibt. Die Darstellung (links) zeigt die Preisentwicklung der Futtermittel, die am Institut für Fischerei (IFI) seit 1997 eingekauft wurden. Sie sind deshalb nicht repräsentativ und können sich von Betrieb zu Betrieb erheblich unterscheiden. Dennoch dienen sie zur groben Orientierung und als Abschätzung. Unterschieden wurde hierbei in Brutfutter, Mastfutter, Biofutter, Carotinfutter und Laichfischfutter. Die geringsten Preiszuwächse (+ 2,1 %/Jahr) zeigte Biofutter, das am IFI allerdings nur sporadisch zugekauft wurde. Die höchste Preissteigerung musste bei Laichfischfutter festgestellt werden. Von 1997 bis 2016 stiegen diese Preise am IFI von 82 auf 202 €/dt um 146 %, also um 7,7 % pro Jahr. Im Durchschnitt über alle Futtermittel lagen die jährlichen Preissteigerungsraten seit 1997 bei 5,3 %.
Zoombild vorhanden
Vergleich der Entwicklungen der Forellenpreise mit den Produktionskosten bis 2016 (2000 = 100 %)
In der Abbildung (rechts) sind auch die Entwicklungen der übrigen Kosten im Vergleich zu den Forellenpreisen dargestellt, wobei die Preise in 2000 als Basis dienen und auf 100 % gesetzt wurden. Seit 2000 stiegen die Forellenpreise um 36 % (+ 2,3 %/Jahr) und damit ähnlich wie die Lohnkosten (+ 30 %, + 2,0 %/Jahr) (Tariflohn für Landarbeiter, Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) und die Preise für Sauerstoff, der ebenfalls am IFI zugekauft wurde, mit 38 % (+ 2,4 %/Jahr). Dagegen erhöhten sich die Preise für Kraftstoffe um 41 % (+ 2,7 %/Jahr) und für Futtermittel um 56 % (+ 3,5 %/Jahr). Mit Abstand die höchste Steigerungsrate errechnet sich für Strom (+ 95 %, + 6,4 %/Jahr) (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie).
Wirtschaftlichkeit
In den letzten 16 Jahren konnten für Fische und Fischprodukte aus der Forellenproduktion immerhin moderate Preissteigerungen erzielt werden, im Vergleich zu einigen Verbrauchskosten allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Konstante Preise für Strom und Futtermittel sowie deutlich zurückgehende Preise für Kraftstoffe haben die Lage in den letzten drei bis vier Jahren etwas entspannt. Dennoch waren die Betriebsleiter gezwungen, effektiver zu wirtschaften oder die Produktion anzukurbeln, um gleichbleibende Gewinne erlangen zu können. Wer dies nicht geschafft hat, musste mit Gewinneinbußen leben. Um die Rentabilität, Stabilität und Liquidität der fischereiwirtschaftlichen Familienbetriebe zu erhalten, sollten stärkere Preiserhöhungen für Fische und Fischprodukte nicht tabu sein. Höhere Unkosten sind angemessen an den Abnehmer weiterzugeben. Soweit möglich, sollten hierbei die Rahmen für höhere Preise voll ausgeschöpft werden. Schließlich wollen die Teichwirte auch in Zukunft ein ausreichendes Einkommen für sich und ihre Familie erzielen.
Die oben aufgezeigten Preise dienen neben der allgemeinen Information u. a. auch für Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Hierzu wurde 2013 ein Programm entwickelt, das allen Interessierten auf unserer Homepage unter „Anwendungen“ zur Verfügung steht. Mit dieser interaktiven Online-Anwendung lassen sich Berechnungen von Deckungsbeiträgen (Leistungen abzgl. variabler Kosten) des eigenen Betriebs oder aber auch eine Vollkostenrechnung bis hin zum Gewinn (nach Abzug der Festkosten) durchführen. Nach Eingabe aller Daten kann damit sogar der vollkostendeckende Preis berechnet werden, der aussagt wie hoch der durchschnittliche Erzeugerpreis sein müsste, damit die Vollkosten gedeckt sind.
LfL-Deckungsbeiträge und Kalkulationsdaten zur interaktiven Online-Anwendung
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Die deutsche Forellenproduktion kann den Bedarf des Inlandsmarktes nicht decken – etwa die Hälfte der konsumierten Menge muss importiert werden. Die Standorte zur Produktion von Forellen sind begrenzt und überwiegend auf bereits bestehende Betriebe beschränkt. Eine Produktionssteigerung ist nur durch Intensivierung und bessere Ausnutzung vorhandener Ressourcen zu decken. Wirtschaftliche Überlegungen erfordern zudem eine höhere Arbeitsproduktivität z. B. durch Nutzung innovativer Techniken. Ob und inwieweit der Einsatz von Sauerstoffeintrags- und -überwachungstechnik sowie vollautomatischer Fütterungstechnik dazu beitragen kann, sollte in einem Projekt untersucht werden.
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