Erfassung des Fischbestands im Starnberger See mittels e-DNA

Fische geben ihr Erbgut (DNA) über Schleim und Exkremente ins umgebende Wasser ab. Die Analyse dieser Umwelt- bzw. environmental DNA (e-DNA) ist eine im Vergleich zu traditionellen Fischbestandserhebungsmethoden zeit- und kostensparende Möglichkeit Informationen über das Fischarteninventar zu erhalten. Im Rahmen eines Interreg-Projektes wurde der Fischbestand des Starnberger Sees mittels e-DNA Analysen sowie Netz- und Elektrofischerei erfasst.

Vor- und Nachteile einzelner Erfassungsmethoden

Der Fischer holt mit dem Kescher einen Fisch aus dem Wasser.
Während mit Netzen gefangene Fische meist nicht mehr überlebensfähig sind und dem Gewässer entnommen werden müssen, handelt es sich bei der Elektrofischerei um eine sehr schonende Fangmethode. Bei Hydroakustik (Echolot) und e-DNA entfällt das Handling der Fische vollkommen. Der Anwendungsbereich der Elektrofischerei beschränkt sich auf den flachen Uferbereich, die Hydroakustik eignet sich besonders zur Ermittlung der Fischabundanz in tieferen Gewässern, wobei keine Unterscheidung der einzelnen Fischarten möglich ist. Mit Netzfischerei bzw. e-DNA lässt sich der gesamte Seewasserkörper beproben. Soll eine Altersbestimmung der Fische vorgenommen werden, ist man auf die in der Netz- oder Elektrofischerei gefangenen Fische angewiesen. Im Gegensatz zu den anderen Erfassungsmethoden ermöglicht die e-DNA allerdings keine Aussage zu Anzahl, Länge oder Gewicht der Fische. Im Rahmen des IFI-Forschungsprojektes wurde diese Methode am Starnberger See erstmalig angewandt.
Aussage über Fischlänge/gewicht
 anwendbarAussage über Fischart Aussage über Fischlänge/-gewicht/-anzahlAussage über Fischalter
Elektrofischereiim UferbereichJaJaJa
Netzfischereiim gesamten SeeJaJaJa
Hydoakustikab ca. 10 m TiefeNeinJaNein
e-DNAim gesamten SeeJaNeinNein

Ergebnis

Basierend auf einem Befischungsaufwand von 72 Schwebnetz-, 192 Bodennetznächten und 12.200 m Elektrofischerei im Uferbereich wurden insgesamt 26 Fischarten nachgewiesen, hiervon 15 Arten in der Netzfischerei und 21 Arten in der Elektrofischerei. Mit Ausnahme der Seeforelle und der Elritze, die im Starnberger See als verschollen gilt, wurde das gesamte natürlicherweise vorkommende Fischartenspektrum abgebildet. Europäischer Aal und Karpfen stammen aus Besatzmaßnahmen, während „Teichflüchtlinge“ (Sonnenbarsch, Giebel) nur als Einzelindividuen erfasst wurden. Mittels Hydroakustik wurde der Fischbestand mit rund 57 kg/ha bzw. 603 Individuen/ ha ermittelt.
Die Analyse der e-DNA stimmt weitestgehend mit dem „traditionell“ erhobenen Fischarteninventar überein. Die zur selben Art gehörenden Forellenformen (Bach-/Seeforelle) konnten naturgegeben nicht unterschieden werden. Auch eine Unterscheidung des nah verwandten Nerflings und Hasels war nicht möglich. Für einige Arten lag der DNA-Anteil unterhalb des für einen sicheren Artnachweis erforderlichen Schwellenwerts (z. B Elritze). Bei einzelnen Arten (Äsche, Frauennerfling, Kaulbarsch) ist von einem DNA-Eintrag in den See aus Zuflüssen oder über Angelgeräte/Wasserfahrzeuge auszugehen.

Tabelle: Fischartennachweise pdf 58 KB

Ansprechpartner
Dr. Michael Schubert
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Fischerei
Arbeitsbereich Fluss- und Seenfischerei und Fischökologie
Tel.: 08161 8640-6126
E-Mail: Fischerei@LfL.bayern.de