Insekten im Fischfutter

Insekten im Futtermittel

Trotz erheblicher Reduzierung des Fischmehls in Fischfuttern auf weniger als 20 % ist die weitere Verringerung dieser Futterkomponente bei der Ernährung der Fische eines der wichtigsten Forschungsthemen der Aquakultur. Zur Verbesserung der Nachhaltigkeit von Futtermitteln für die intensive (d. h. auf Alleinfuttermitteln basierende) Aufzucht von Fischen und Krebstieren ist die weitgehende Substitution längerfristig unerlässlich. Das IFI beschäftigt sich im Rahmen verschiedener Projekte mit diesem Thema, erfolgversprechend sind nach vorliegenden Forschungsergebnissen pflanzliche Rohstoffe regionaler Herkunft (Koppelprodukte aus der Pflanzenproduktion (Ölpresskuchen), siehe Forellenteichwirtschaft).

Eine neue Entwicklung ist in diesem Zusammenhang der Einsatz von Insekten als tierische Futterkomponente, die regional zunehmend verfügbar sind. Mehlkäferlarven (Mehlwürmer, Tenebrio molitor) und insbesondere die Maden der Soldatenfliege (Hermetia illucens) werden als Tierfuttermittel produziert, so dass der Einsatz im Fischfutter möglich ist.
Aktuell werden in Zusammenarbeit mit Futtermittelherstellern sowie in einem Innovationsprojekt im Rahmen der bayerischen Richtlinie zur Förderung operationeller Gruppen im Programm EIP-Agri (IFI ist Mitglied der Operationellen Gruppe zum Projekt "Automatisierte, dezentrale Produktion von Insektenlarven als Tierfutter in Bayern", Leadpartner Farminsect GbR) angewandte Forschungen zum Einsatz dieser Rohstoffe bei Nutzfischarten mit unterschiedlicher physiologisch-anatomischer Ausstattung durchgeführt. Inhalt der Forschungen sind nicht nur praktische Aspekte der Futterakzeptanz und technologischen Eignung der Insekten, sondern auch ernährungsphysiologische Fragestellungen, wie die Auswirkungen zum Teil sehr hoher Fett- und Chitinanteile.

In verschiedenen praxisnahen Versuchsreihen mit Forellen, Karpfen, Welsen und Barschartigen wird zweistufig vorgegangen:

  • Akzeptanzversuche frischer bzw. tiefgefrorener Fliegenmaden als Ergänzungsfuttermittel zu konventionellen Trockenmischfuttermitteln (Regenbogenforelle, Barsche).
  • Leistungsvergleiche zwischen handelsüblichen Futtermischungen und speziell hergestellten Versuchsfuttermitteln mit Insektenmehlen als Ersatz von Fischmehl (Regenbogenforelle, Afrikanische Welse, Karpfen, Tilapia).
Die bisherigen Ergebnisse der experimentellen Untersuchungen mit Insektenfuttermitteln im Vergleich zu konventionellen Mischungen zeigen erhebliche Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen in den Leistungsparametern und in der Produktqualität (Ausschlachtung, Fleischqualität). Auffällig ist, dass die verschiedenen Fischarten (Forellen, Karpfen und Welse) eine ausgeprägt artspezifische Futterakzeptanz und unterschiedliche Futterverwertung zeigen.
Bei der Fütterung von Forellen mit ganzen Fliegenlarven konnte bereits nach einer kurzen Adaptionszeit (Gewöhnung) eine gute Akzeptanz der Larven als Futter beobachtet werden, es trat allerdings ein rascher Sättigungseffekt auf. Bei Afrikanischen Welsen wurde dieses Futter durchweg schlechter angenommen. Wegen der umständlichen Handhabung frischer Maden wurde ein deutlich erhöhter Arbeitsbedarf gegenüber dem Einsatz von Trockenmischfuttermitteln festgestellt.
Trockenmischfutter mit einem Fischmehlersatz durch Mehlkäferlarvenmehl wurde von Forellen und Tilapien ebenfalls gut akzeptiert, bei Afrikanischen Welsen wurde dieses Futter nach kurzer Zeit nur noch verhalten aufgenommen. In Bezug auf die Wachstumsleistung ergeben sich beim Einsatz von Insektenfutter (teilweise deutlich) verringerte Wachstumsraten und eine schlechtere Futterverwertung gegenüber dem Vergleichsfuttermittel mit Fischmehl.
Die grundsätzliche Eignung von Insekten ist gegeben und ökologisch sinnvoll, allerdings ist für die Verwendung als Futterkomponente für Trockenmischfutter eine technische Vorbehandlung (Trocknen, ggf. Entölen) unbedingt notwendig. Der Futterwert der Insekten, deren Aufzucht und Entwicklungsstadien sollten in den Mittelpunkt der Produktion gerückt werden, mit dem Ziel, antinutritive Inhaltsstoffe (Chitin) zu reduzieren und den Gehalt an wertvollen Bestandteilen zu erhöhen (Erntezeitpunkt, Anreicherung über die Fütterung, Nacherntebehandlung).

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Nachhaltige Insektenproduktion zur Erzeugung von regionalem Proteinfutter
Volltextalternative
Im Video wird eine Pilotanlage zur Erzeugung von Fliegenlarven der Firma FarmInsect in einer Scheune sowie die Forellenteichanlage des Instituts für Fischerei (IFI) in Starnberg gezeigt. Mit Dr. Helmut Wedekind (Leiter IFI Starnberg) und Wolfgang Westermeier (Geschäftsführer Firma FarmInsect) werden Interviewsequenzen präsentiert. Herr Westermeier beschreibt den Ablauf der Insektenproduktion, bei der aus organischen Reststoffen Fliegenlarven der Schwarzen Soldatenfliege erzeugt werden. Diese können in der Aquakultur im Fischfutter eingesetzt werden. Das regional erzeugte Insektenproteinen kann laut Dr. Wedekind eine vielversprechende Alternative zu tierischen Proteinträgern (Fischmehl) sowie zu anderen importierten Futterkomponenten werden. In einem gemeinsamen EIP-Agri-Projekt werden am Institut für Fischerei mit verschiedenen Kalt- und Warmwasserfischarten Untersuchungen zur Akzeptanz, Futterverwertung und Fleischqualität durchgeführt.