Zusammenhang zwischen Bewirtschaftung von Karpfenteichen und Auswirkungen auf die Epidemiologie der Koi-Herpes-Virose (KHV)

Karpfenteichlandschaft

Untersuchung zum Zusammenhang zwischen der Bewirtschaftung von Karpfenteichen und zu möglichen Auswirkungen auf die Epidemiologie der Koi-Herpes-Virose (KHV)

Die KHV-Infektion nimmt in der Teichwirtschaft Bayerns und Sachsens einen sehr unterschiedlichen Verlauf. Während es in Sachsen in jüngster Vergangenheit zu verheerenden Fischsterben kam, verlief die Seuche in Bayern deutlich milder. Die Ursachen hierfür sind möglicherweise in den unterschiedlichen Strukturen und Bewirtschaftungssystemen zu finden.

Relevante Faktoren für eine KHV-Infektion

Die anzeigepflichtige Koi-Herpesvirose (KHV) zählt derzeit weltweit zu den wirtschaftlich bedeutendsten Infektionskrankheiten von Cypriniden. Der klassifizierte CyHV-3 ist über ganz Europa verbreitet und trat amtlich nachgewiesen erstmalig im Jahr 2000 in bayerischen Karpfenteichwirtschaften auf. Bis heute gibt es allerdings in Bayern kaum seuchenhafte Verläufe dieser Infektion. Im Gegensatz dazu kommt es in Sachsen seit Jahren zu hohen Fischverlusten in einzelnen Teichwirtschaften. Auf Grund dieser unterschiedlichen Verläufe der KHV-Infektionen in Bayern und Sachsen besteht die Frage, welche Faktoren dafür relevant sind. Ein möglicher Zusammenhang wird in den unterschiedlichen Strukturen, Bewirtschaftungssystemen und Betriebsabläufen in der Karpfenteichwirtschaft beider Bundesländer vermutet.
Zur Untersuchung dieser Hypothese gab es ein Mehrländerprojekt im Institut für Fischerei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und im Referat Fischerei des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Ziel des Projektes war die Darstellung regionaler Besonderheiten in der Betriebsführung und den Bewirtschaftungsabläufen, um Rückschlüsse auf das unterschiedliche KHV-Geschehen in Bayern und Sachsen und den Umgang mit der Fischseuche ziehen zu können. Um die unterschiedlichen Produktionsbedingungen vergleichen zu können, wurden seit 2012 Befragungen in beiden Bundesländern an einer repräsentativen Anzahl von bayerischen und sächsischen Betrieben durchgeführt.

Analyse der KHV-Infektion

In Bayern wurden insgesamt Daten von 100 Karpfenteichwirtschaften gesammelt. Die Analyse von 88 untersuchten Betrieben zeigte eine große Variabilität der Betriebsstrukturen und Bewirtschaftungsweisen. Die Anzahl der bewirtschafteten Teiche je Betrieb reichte von einem bis 100, die Betriebsgröße von 1 ha bis 120 ha. Rund zwei Drittel der Teichwirtschaften wurden im Nebenerwerb geführt oder lediglich als Hobby betrieben. Die meisten der befragten Betriebe erzeugten Setzlinge oder Speisefische. Da in Bayern nur wenige, meist im Haupterwerb geführte Zuchtbetriebe existieren, stammte die Brut fast ausschließlich vom selben Züchter. Aufgrund der Betriebsstruktur erfolgte der Verkauf von Setzlingen meist über dieselben regionalen Absatzwege. Häufig produzierte Nebenfische waren z.B. Schleien, Zander, Hechte und Rotaugen.
Teichvorbereitende Maßnahmen, wie die Desinfektion mit Branntkalk, wurden von Jahr zu Jahr unterschiedlich und oftmals in sehr verschiedener Weise ausgeführt. Eine Trockenlegung konnte insbesondere bei Himmelsteichen nicht oder nur zeitlich begrenzt erfolgen. Die Wasserqualität verursachte nur bei vereinzelten Teichen durch geringe Sauerstoffgehalte in den Sommermonaten Probleme. Die Teichwirte nahmen in diesen Fällen häufig externe Beratungsdienste in Anspruch. Darüber hinaus wurden von Mitarbeitern der Fischerzeugerringe regelmäßige Kontrollen der Wasserqualität und des Fischzustandes durchgeführt. Klinisch auffällige Fische traten nach den vorliegenden Angaben selten auf. In Einzelfällen wurde von Fischegelbefall oder Kiemennekrosen berichtet.
Literatur
  • WEDEKIND, H., FÜLLNER, G. (2012): Mehrländerprojekt zur Teichwirtschaft in Bayern und Sachsen. Fischer & Teichwirt, 01/2012, 63: 30.
  • SCHEINERT, P., FENEIS, B. und WEDEKIND, H. (2011): Das bayerische KHV-Monitoring - Ergebnisse und weitere Vorgehensweise. Tagung der Europäischen Gesellschaft der Fischpathologen (EAFP), 05. – 08. Oktober 2010, Krems/Österreich.
  • FENEIS B., SCHEINERT P., GELDHAUSER F. und WEDEKIND, H. (2009): KHV-Monitoring in Karpfenteichen Bayerns. Fischer & Teichwirt, 11: 414-415.