Maisvermarktung 2023 – Körnermais im Vergleich zu Silomais
Foto: Jörg Reisenweber
Anbauvoraussetzungen 2023: Saat mit Startschwierigkeiten
Ein ungewöhnlich nasses Frühjahr und eine länger andauernde Kälteperiode bis in den Mai führte nicht nur zur verzögerten Bodenbearbeitung und Gülleausbringung, sondern auch zur deutlich verspäteten Maisaussaat bis teilweise in den Juni hinein. Nachfolgende Hitzeperioden im Juni und Juli setzten in Verbindung mit geringem Niederschlag den Jungpflanzen sichtbar zu. Von nennenswerten Unwettern mit Hagel und Starkregenereignissen oder Überschwemmungen blieben die Kulturen im Sommer 2023 weitgehend verschont. Vom sonnigen Herbst mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen konnte der Körnermais noch ertraglich profitieren – für die Silomaisbestände kam die günstige Witterung allerdings zu spät. Insgesamt liegen die Erträge sowohl beim Körner- als auch beim Silomais ca. 10 % unter dem fünfjährigen Mittelwert.
Die Frage nach der optimalen Mais-Vermarktung
Erntevolumen und Erzeugerpreise
Erntevolumen 2023
Im Gegensatz dazu konnte der Silomais sein Vorjahresergebnis halten:
Den 16,6 Mio. t (397 Tsd. ha; 418 dt/ha) an Silomais im Jahr 2022 stehen geschätzte 16,8 Mio. t in 2023 (412 Tsd. ha; 407 dt/ha) gegenüber.
globale Versorgungssituation für Körnermais in Mio. t | ||||||
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Getreidejahr | 2018/19 | 2019/20 | 2020/21* | 2021/22* | 2022/23* | 2023/24* |
Anfangsbestand | 342 | 323 | 307 | 293 | 311 | 300 |
Produktion | 1.129 | 1.123 | 1.129 | 1.217 | 1.157 | 1.222 |
Verbrauch | 1.148 | 1.139 | 1.144 | 1.200 | 1.168 | 1.207 |
Endbestand | 323 | 307 | 293 | 311 | 300 | 315 |
Endbestand in % des Verbrauchs | 28 | 27 | 26 | 26 | 26 | 26 |
*vorläufig |
Entwicklung des Erzeugerpreises von Körnermais seit 2018
Abb. 1: Erzeugerpreise von Körnermais und Futterweizen in Bayern
Diese ungünstige Preisentwicklung war bereits seit Frühjahr 2023 durch die negative Kursentwicklung für Maiskontrakte an der Warenterminbörse MATIF zu befürchten. Gleichzeitig hohe Energiekosten (Maistrocknung), die neben dem Düngeraufwand zu den Hauptkostenpositionen im Körnermaisanbau zählen, ließen eine sinkende Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu den Vorjahren befürchten.
Je nach örtlichen und betrieblichen Gegebenheiten konnte es für Marktfruchtbaubetriebe daher sinnvoll sein, den geplanten Körnermais vorzeitig als Silomais an viehhaltende Betriebe oder als Substrat für Biogasanlagen abzugeben.
Die Wirtschaftlichkeit von Körnermais kalkulieren
Foto: Jörg Reisenweber
Den in Tabelle 2 dargestellten Deckungsbeitrags-Berechnungen liegen ein kalkulierter Körnermaispreis von 19,50 Euro/dt (trockene Ware - ohne MwSt. /Stand: Oktober 2023) sowie bayernweit erhobene Preise für Produktionsmittel des Erntejahres 2023 zugrunde. Um der Bandbreite an betriebsindividuellen Trocknungskosten gerecht zu werden, wurden zwei Varianten gerechnet: Als niedrige Trocknungskosten wurden für die Beispielsberechnung 3,60 Euro/dt trockener Ware (bei 27 % H2O; inkl. MwSt.) angesetzt. Die Variante mit mittleren bis hohen Trocknungskosten wurde mit 4,92 Euro/dt (27 % H20; inkl. MwSt.) gerechnet.
Trocken oder feucht verkaufen?
Beispiel: aus Tabelle 2 (Spalten 4 und 5) ergibt sich für einen Vergleichs-Deckungsbeitrag von 322 Euro/ha ein Äquivalenzpreis von etwa 12,00 Euro/dt (ohne MwSt.), für Feuchtmais mit 27 % Wasser. Wird dem Maisanbauer für die Feuchtware ein entsprechender Preis angeboten, so ist es sinnvoll, den Mais feucht zu verkaufen. Liegt er darunter, kann die Vermarktung der getrockneten Ware wirtschaftlicher sein.
Wirtschaftlichkeit der Alternative Silomais vergleichen
Die Auswahl "zum Verkauf" wird getroffen, um die Frage des Äquivalenzpreises Silomais zu Körnermais beantworten zu können. Dem Anwender wird bei dieser Option bereits ein vom Programm kalkulierter "Verkaufspreis" für den Silomais vorgeschlagen und als Preisansatz benannt. Dieser vorgeschlagene Preisansatz ist abhängig vom Umfang der geleisteten Maschinenarbeit des abgebenden Landwirts: bei "stehend ab Feld" ist er am niedrigsten, bei "Silage frei Fermenter" am höchsten. Grundsätzlich wird programmseitig beim "Substratverkauf" die Rücknahme des anfallenden Gärrestes durch den Maisanbauer angenommen. Hierbei gilt zu beachten, dass der Nährstoffwert des Gärrestes positiv als "Leistung" einkalkuliert wird.
Die vom Anbauer üblicherweise zu tragenden Kosten für Transport und Ausbringung sind gegengerechnet, können aber auch auf "Null" gesetzt werden.
Alle Verfahren der LfL-Anwendung können auf einer Vergleichsseite über den Button "DB-Vergleichsseite" ausgegeben und ausgedruckt werden. Die einzelnen Verfahren müssen dafür mit "Für Auswertungen merken" in einer Übersichtsliste abgespeichert werden. In Tabelle 3 sind die Verfahren "Silomais als Substrat" und "Silomais als Futter" zur Anschauung im Vergleich dargestellt.
Welchen Preis sollte der Silomais im Vergleich zu Körnermeis erzielen?
Ein Landwirt sollte für seinen Silomais in den Preisverhandlungen also mindestens diesen "kalkulierten Verkaufspreis" ins Auge fassen. Kann er diesen Preis nicht realisieren, wäre ein Verkauf als Körnermais ökonomisch sinnvoller. Der Vorteil der EDV-gestützten Kalkulation wird hier deutlich.
Beispielsweise kann der Maisanbauer für den abnehmenden Landwirt gleich die Ernte und das Einlagern des Silomaises als Komplettpaket übernehmen. Um die zusätzlich anfallende Arbeit und den Maschineneinsatz gerecht bewerten zu können, bedient sich das Programm Kosten, wie sie bei überbetrieblichem Einsatz verrechnet werden. Der vorgeschlagene Preisansatz für Substratverkauf "Silage zur Entnahme" würde auf ca. 4,83 Euro/dt (ohne MwSt.) steigen (siehe Tabelle 3, Spalte 3).
Schlussfolgerungen
Welchen Preis ein Betrieb für seinen Silomais tatsächlich realisieren kann, ist dabei von Angebot und Nachfrage in der Region und vom eigenen Verhandlungsgeschick abhängig.
Je besser sich die Verhandlungspartner vorab informiert haben, desto sicherer werden sie in die Preisverhandlungen einsteigen können.
Vor dem Geschäftsabschluss sollten sich die Betriebsleiter über Folgendes im Klaren sein:
- Wie hoch liegen die Trocknungs-/Lagerkosten für Körnermais und inwieweit werden unter diesen Bedingungen die Produktionskosten durch den Erlös gedeckt?
- Welche Preisangebote regionaler Abnehmer für Silomais wären als alternative Vermarktungsmöglichkeit noch akzeptabel?
- Ist ein evtl. Verzicht auf Gärrest- bzw. Gülle-Rücknahme (Dünge-Verordnung!) in der Preisfindung berücksichtigt?
- Ist bei längeren und damit teuren Transportwegen der Verkauf von Silomais ökonomisch noch sinnvoll?
- Bietet sich bei dieser Gelegenheit der Abschluss von mehrjährigen Liefer- und Annahmeverträgen an, um für beide Seiten Preis- und Planungssicherheit zu schaffen?
Ansprechpartner
Institut für Agrarökonomie
Jörg Reisenweber
Menzinger Straße 54
80638 München
Tel.: 08161 8640-1327
E-Mail: Agraroekonomie@LfL.bayern.de