Fachliche Empfehlungen
Pflanzanleitung für Streuobstbäume
Ein großkroniger, langlebiger Streuobstbaum hat die Chance, mehrere Generationen zu überdauern und weit über ein Jahrhundert alt zu werden. Die Pflanzung legt den Grundstein für ein langes Baumleben und muss deshalb mit großer Sorgfalt ausgeführt werden.
Beim Pflanzen eines Streuobstbaums gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Ausgehend von der Pflanzung per Hand mit dem Spaten beschreiben wir die Vorgehensweise bei der Pflanzung eines hochstämmigen Streuobstbaums. Angaben darüber hinaus zeigen Methoden, die sich in der Praxis bewährt haben.
1. Position des Baumes und des Pflanzloches bestimmen und markieren
2. Grassoden ausstechen und Pflanzloch ausheben
- Die Grassoden werden möglichst flach abgestochen, getrennt gelagert und später ggf. für den Gießrand, jedoch nicht auf oder im Pflanzloch verwendet.
- Die Größe des Pflanzlochs hängt vom Standort, den Bodenverhältnissen, dem Einbau eines Wühlmauskorbes und der Baumbeschaffenheit ab. Die Mindestgröße beträgt das 1,5-fache des Wurzelvolumens des Baumes. Empfehlung: Durchmesser ca. 80 cm, Tiefe ca. 45 cm ("1,5 x Spatentiefe"). Je geringer die Bodengüte, desto größer sollte das Pflanzloch bemessen sein.
- Ober- und Unterboden werden für die Wiederverwendung getrennt gelagert.
- Die Pflanzlochsohle wird nach Möglichkeit spatentief gelockert, die seitlichen Pflanzlochwände werden aufgeraut.
3. Bei Bedarf: Baum in Wühlmauskorb setzen
- Die Maschenweite des Gitters beträgt max. 13 mm.
- Das Drahtgitter muss den Wurzelraum lückenlos umschließen und oberirdisch an den Stammschutz anschließen.
- Der eingebaute Drahtkorb soll mindestens 60 cm Durchmesser haben und mindestens 45 cm tief sein. Je nach Situation und Möglichkeiten werden auch größere Wühlmauskörbe erstellt.
- Beim Herstellen der Baumscheibe wird der Drahtkorb vollständig mit Erde überdeckt.
4. Pflanzpfahl einschlagen
- Der Pfahl sollte eine Länge von 2,20–2,50 m und in der Regel einen Durchmesser von 8 cm haben.
- Der Pfahl wird vor dem Setzen des Baumes in Hauptwindrichtung (i.d.R. an der Westseite des Jungbaums) in den Untergrund eingeschlagen, um Wurzelschäden beim Pflanzen zu verhindern.
- Er soll knapp unterhalb der Krone enden, gegebenenfalls muss er eingekürzt werden, damit keine Äste an ihm reiben.
5. Wurzelschnitt – nur so viel wie nötig
6. Baum setzen und Pflanzloch verfüllen
- Empfehlung: 20 Liter Oberboden oder reifen Kompost hinzugeben, bei größeren Pflanzlöchern entsprechend mehr. Damit kann der Baum hoch genug gesetzt und die Bodensetzung ausgeglichen werden. Der Kompost muss dabei mit dem Oberboden vermischt und darf nicht unvermischt in das Pflanzloch gegeben werden.
- Das Pflanzloch wird mit Erde befüllt, bis der Baum gesetzt werden kann. Dabei wird zuerst der Unterboden, dann der Oberboden entsprechend der vorgefundenen Schichtung eingebaut.
- Die Leittriebe werden möglichst im 45°-Winkel – nicht im 90°-Winkel - zur Bewirtschaftungsrichtung der Fläche ausgerichtet.
- Beim weiteren Verfüllen wird der Baum gerüttelt und leicht nach oben gezogen, der Boden um die Wurzeln wird wiederholt leicht angetreten.
- Verbliebene Hohlräume zwischen den Wurzeln müssen vollständig verfüllt werden. Sie werden gerne von Wühlmäusen genutzt.
- Tipp: setzt man den Baum im Pflanzloch auf einen Erdkegel, können darauf die Wurzeln sehr gut ausgerichtet und Hohlräume zwischen den Wurzeln reduziert werden.
Bitte beachten:
- Unbedingt die Bodensetzung einkalkulieren und den Baum entsprechend höher setzen. Zur Orientierung: Bei einer Pflanzlochtiefe von 45 cm sollte der Wurzelansatz um ca. 5-7 cm höher als das umgebende Bodenniveau positioniert werden.
- Ziel ist, dass sich der Wurzelansatz auch nach der Bodensetzung oberhalb des umgebenden Bodenniveaus befindet.
- Der Wurzelansatz bleibt immer sichtbar.
7. Pflanzschnitt und Formieren
Mit einem kräftigen Rückschnitt der jungen Baumkrone beginnt der Aufbau eines stabilen, langlebigen Kronengerüstes:
- Auswahl der möglichst geraden Stammverlängerung (= Mitte) und Entfernen der an der Mitte nach unten folgenden, steil ansetzenden Konkurrenztriebe mit annähernd der gleichen Höhe bzw. Triebstärke.
- Bei der Pflanzung werden in der Regel 2 bis 3 Seitentriebe als Leitäste ausgewählt und alle anderen Seitentriebe entfernt. Fehlende Leitäste werden in den Folgejahren aufgebaut. Das Ziel dabei: die Leitäste sollten am Ende des Kronenaufbaus nicht alle auf der gleichen Höhe an der Mitte ansetzen, sondern in der Höhe um mindestens 50 cm variieren (Leitaststreuung, für eine stabile und gleichmäßige Kronenentwicklung).
- Der Astabgangswinkel der Leitäste soll für eine dauerhaft stabile Anbindung an die Mitte zwischen 45° und 90°, die Stellung der Leitäste bei der Pflanzung ca. 45° betragen.
- Bei Bedarf: Formieren der Leitäste und der Mitte: Zu flach stehende Leitäste werden z.B. mit einer Sisalschnur hochgebunden, zu steil stehende Leitäste werden mit einem Spreizholz abgespreizt.
Die Stellung der Mitte und die Ausrichtung der Leitäste von der Mitte weg nach außen können durch Stäben bzw. Schienen z.B. mit einem Bambusstab korrigiert werden. - Die Leitäste werden auf gleicher Höhe angeschnitten, um ihre gleichmäßige Entwicklung zu gewährleisten. Empfehlung: Am Leitast werden die obersten Knospen, die unterhalb der Endknopse nach innen zur Mitte zeigen, ausgebrochen.
- Die Mitte wird ebenfalls angeschnitten und überragt die Leittriebe um etwa 10-20 cm.
8. Anbinden des Baumes an den Pflanzpfahl
- Empfehlung: Anbindung mit einem starken Kokosstrick; mittels einer 8er-Schlinge zwischen Baum und Pfahl und als stabiler Steg gewickelt verhindert er, dass der Baum am Pfahl reibt.
- Bei größeren Pflanzlöchern wird die Anbindung am Stamm etwas höher angebracht als am Pfosten, um die Bodensetzung auszugleichen.
- Der Kokosstrick sollte am Pfahl zusätzlich mit einem U-Nagel ("Krampe", 32 mm) befestigt werden.
9. Stammschutz – für mindestens fünf Jahre
Als Schutz vor Wildverbiss und Fegeschäden, gegen Sonnenbrand, Frostschäden und Schäden beim Mähen. Dazu eignen sich:
- Baumschutzmatte aus verdrahteten Holzlatten
- Drahthose um den Stamm, mindestens 1,30 m hoch
- Kunststoffmanschette, mindestens 1,30 m hoch
10. Gießrand herstellen und Angießen
- Um den Baum und die Baumscheibe wird aus dem übrigen Bodenmaterial und evtl. den Grassoden ein Gießrand erstellt. Der Durchmesser sollte ca. 100 cm betragen, das Fassungsvermögen mindestens 40 Liter.
- Das ausgiebige Wässern der Baumscheibe unmittelbar nach der Pflanzung (mindestens 20 Liter, je nach Bodenart und Pflanzlochgröße) schließt Hohlräume und sorgt für einen guten Bodenschluss an die Wurzeln.
Schema zur Pflanzung eines Streuobstbaums
Hinweise zur Folgepflege
- Im ersten Standjahr muss der Baum regelmäßig gewässert werden, in Abhängigkeit von der Niederschlagsmenge bis zu zweimal pro Monat, im zweiten und dritten Standjahr nach Bedarf.
- Das Freihalten der Baumscheibe von Bewuchs mindestens in den ersten fünf Standjahren unterstützt den Obstbaum beim Anwachsen und bringt deutlich größeren Triebzuwachs.
Kulturlandschaft und Biodiversität
Förderung: Bayerischer Streuobstpakt und aktuelle Förderprogramme für Streuobst in Bayern
Für die Förderung des Streuobstanbaus und der Vermarktung von Streuobstprodukten kann aktuell in Bayern auf verschiedene staatliche Förderprogramme zurückgegriffen werden. Folgende Seiten sollen einen Überblick über die vorhandenen Fördermöglichkeiten geben. Mehr