Bestäuberfreundliche Agrarlandschaften – derzeitige Situation und Entwicklungspotenziale (FarmerBeeWild)
In dem dreijährigen Forschungsprojekt der LfL in Kooperation mit der Universität Würzburg, der Bioland Beratung GmbH (BBG) und dem Bioland Erzeugerring Bayern e.V. wurde die Bestäuberfreundlichkeit der bayerischen Agrarlandschaft evaluiert. Darauf aufbauend entstand ein Praxisratgeber – auch in Zusammenarbeit mit Landwirten und Landwirtinnen über Workshops und Umfragen – mit konkreten Handlungsempfehlungen zur Förderung von Wildbienen. Das Projekt wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) von Januar 2022 bis Juni 2025 finanziert und leistet einen Beitrag, Agrarregionen für bestäubende Insekten nachhaltig attraktiv zu gestalten.
Ziel
Ziel dieses Projektes ist es, die derzeitige Bestäubersituation der Agrarlandschaften Bayerns zu erfassen und den Erfolg bestehender biodiversitätsrelevanter Bewirtschaftungsformen hinsichtlich der Förderung von Wildbienen und deren Bestäubungsleistung zu bewerten. Daraus werden Empfehlungen abgeleitet, mit welchen Maßnahmen Agrarlandschaften zukünftig im räumlichen und zeitlichen Kontext bienenfreundlicher gestaltet werden können. Ein besonderer Fokus liegt auf den Wechselwirkungen einzelner Maßnahmen, den Effekten auf Landschaftsebene und dem zeitlichen Verlauf. Die wissenschaftlichen Ergebnisse liefern Erkenntnisse zu Bestäuberleistungen in Agrarlandschaften unterschiedlicher Ausstattung. Diese Erkenntnisse fließen direkt in einen Praxisratgeber als fachliche, umsetzungsorientierte Empfehlungen ein. Erfahren Sie mehr zu dem Projekt FarmerBeeWild im Podcast.
Beenovation Podcast, Folge 5: Biodiversität fördern
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FarmerBeeWild – Bestäuberfreundliche Agrarlandschaften
Volltextalternative
Der Film stellt das Projekt FarmerBeeWild vor, das in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), der Universität Würzburg und dem Anbauverband Bioland durchgeführt wird. Es sollen bisherige Biodiversitätsmaßnahmen zur Förderung von Wildbienen und der Bestäubungsleistung bewertet werden. Zu sehen sind Prof. Dr. Andrea Holzschuh und Denise Bertleff (Universität Würzburg), die den Projektinhalt und dessen Ziel genauer vorstellen. Sabine Birnbeck (LfL) erläutert die Anlegung von Sandnisthügeln, um mehr über bodennistenden Bienenarten herauszufinden. Außerdem erarbeiten Janosch Fiedler und Simon Siegel von Bioland gemeinsam mit Landwirten praktikable Lösungen - aufbauend auf den Forschungsergebnissen – um diese in der Praxis umzusetzen.
Methode
Eine Feldstudie in zwei Modellregionen (Nord- und Südbayern) mit ca. 132 Flächen in 30 Landschaftsausschnitten diente der Untersuchung der Effekte und Wechselwirkungen von folgenden Biodiversitätsmaßnahmen (BM) auf Landschaftsebene:
- Ökologische Bewirtschaftung
- Anbau blühender Kulturpanzen (Massentrachten)
- Erhaltung und Förderung mehrjähriger, naturnaher Flächen
Dazu wurden je Landschaftsausschnitt Wildbienen und z.T. auch Schwebfliegen auf mehreren Flächentypen erfasst, die sich in ihrer Eignung als Nahrungs- und Nisthabitat unterscheiden. Die Erfassung der Bestäuberfauna erfolgte dabei mittels Schilfnisthilfen, Farbschalen und / oder über Transektgänge. Zusätzlich wurde das Blütenangebot auf ausgewählten Messflächen ermittelt. Die Landschaftsausschnitte wurden im trocken-warmen nördlichen Bayern (Würzburg-Rhön) und im feuchteren, kühleren südlichen Bayern (Freising-Augsburg) ausgewählt, um ein klimatisch sowie standörtlich breites Spektrum zu erfassen.
Parallel dazu wurden in einer Feldstudie potenzielle Nisthabitate für bodennistende Wildbienen in der Kulturlandschaft untersucht. Es erfolgte dazu in 24 Landschaftsausschnitten ein Bodennistversuch, bestehend aus einem drei Quadratmeter großen Sandnisthügel und einer Rohbodenfläche. Zusätzlich zu diesen neu geschaffenen Strukturen fand die Erfassung mehrjähriger Kleegrasflächen und Heckenstrukturen auf Besiedelung durch bodennistende Bienen statt.
Ergebnisse
Die wissenschaftlichen Ergebnisse liefern vorerst folgende Erkenntnisse
Massentracht
Die Analyse der Bestäuberfreundlichkeit von Agrarlandschaften ergab, dass eine Erhöhung der Flächenanteile mit Massentrachten wie Raps und Sonnenblumen nicht automatisch zu einer Zunahme der Häufigkeit von Bestäubern führt.
Ökolandbau
Die Feldstudien der Universität Würzburg belegten, dass Ökolandbau die Wildbienendichten nicht nur auf den Ökolandbauflächen, sondern auf Landschaftsebene erhöht. So war der positive Landschaftseffekt des Ökolandbaus auch in benachbarten konventionellen, bestäuberabhängigen Kulturen wie der Sonnenblume nachweisbar.
Die Bestäubung durch Insekten, insbesondere durch Honigbienen und Hummeln führten zu signifikant höheren Sonnenblumenerträgen. Eine Verdoppelung der Bestäuberdichte (doppelt so viele Honigbienen und Hummeln auf der gleichen Fläche) führte bei Sonnenblumen zu einer Ertragssteigerung um 39 %. Das Vorkommen von Honigbienen kann durch die Imkerei gesteuert werden. Das Vorkommen von Hummeln als wichtige Wildbestäuber von Sonnenblumen kann durch mehr Flächenanteil des ökologischen Landbaus auf Landschaftsebene gefördert werden. Dadurch steigen die Erträge des ökologischen als auch konventionellen Sonnenblumenanbaus.
Ein hoher Anteil Ökolandbau in der Landschaft steigerte die Häufigkeit (Abundanz) und Artenvielfalt (Diversität) von Solitärbienen in konventionellen Rapsfeldern. Dies war allerdings nur der Fall, wenn der Anteil naturnaher Habitate in der Landschaft hoch war und somit genügend Nisthabitate zur Verfügung standen.
Ackeranteil
Die Daten von 132 bayerischen Standorten zeigten, dass der Artenreichtum von Wildbienen grundsätzlich mit zunehmendem Ackeranteil in der Landschaft abnimmt, vermutlich aufgrund fehlender Nist- und Nahrunghabitate und einem höheren Pestizideinsatz in ackerdominierten Landschaften. Dieser negative Zusammenhang zwischen Ackeranteil und Wildbienen war deutlich schwächer ausgeprägt, je höher der Anteil naturnaher Habitate in der Landschaft war.
Naturnahe Habitate
Die Studie stellte fest, dass naturnahe Habitate nicht durch ökologisch bewirtschaftete Flächen oder Massentrachten ersetzt werden können. Daher ist eine Förderung naturnaher Habitate besonders wichtig, um die Artenvielfalt von Wildbienen zu steigern.
Niststrukturen im Boden
In den Feldaufnahmen an den neugeschaffenen Niststrukturen für bodennistende Wildbienen und Wespen wurden in 64 Schlupfkäfigen 4.027 Tiere gefangen, davon
- 1.237 Wildbienen
- 640 prädatorische Wespen
- 1.434 parasitoide Wespen
- 716 Schwebfliegen
Diese Fänge zeigen, dass die lokale Dichte bodennistender Wildbienen durch einfache Aushubflächen mit geringem Aufwand und ohne Einsatz von Baumaterialien erfolgreich gesteigert werden kann. Zur Förderung von solitären Wespen, die in Agrarlandschaften zur natürlichen Schädlingsbekämpfung beitragen, sind hingegen kleine Sandhügel besser geeignet. Die Kombination von Ökolandbau zur Verbesserung des Nahrungsangebots in Verbindung mit kleinflächigen Aushubflächen als Nistplätze ist besonders empfehlenswert.
Beikräuter
Solitärbienen profitierten von der lokalen Verfügbarkeit von Beikräutern und naturnahen Lebensräumen in der Landschaft. Landwirte können diese Wildbienen fördern, indem sie einen höheren Beikrautbesatz ackerbaulich unproblematischer Arten tolerieren, ohne dass dies negative Auswirkungen auf die Erträge hat.
Zusammenfassung
Durch die Untersuchungen wurde sowohl die Bedeutung von Nahrungs- und Nisthabitaten als auch der Einfluss von vielfältigen Landschaftsstrukturen deutlich. Der Ökolandbau zeigte positive Effekte auf Wildbienendichten, auch in ausstrahlender Wirkung über die Flächen des Ökolandbaus hinaus.
Noch ausstehende Projektergebnisse werden sukzessive auf der Projekt-Homepage veröffentlicht. In einem Praxisratgeber werden bis kommenden Herbst konkrete Handlungsempfehlungen zur Förderung von Wildbienen in der Landwirtschaft erarbeitet.

Projektinformation
Projektleitung: Dr. Harald Volz, Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau, LfL
Projektbearbeitung: Eva Rosendahl, Sarah Marschall, Sabine Birnbeck, Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau, LfL
Wissenschaftliche Begleitung: Dr. Thomas Machl, Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau, LfL
Laufzeit: 01.01.2022 bis 30.06.2025
Projektpartner: Bioland Beratung GmbH (BBG), Bioland Erzeugerring Bayern e.V. (BEB), Universität Würzburg
Finanzierung: Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).
Förderkennzeichen: 2821ABS001