Vegetation und Pflanzendiversität
Grünlandmonitoring Bayern

Löwenzahnwiese

Im Rahmen des Grünlandmonitoring Bayern wurden bei der Ersterhebung von 2002 bis 2008 insgesamt 6108 Wirtschaftsgrünlandflächen unterschiedlicher Nutzungen (Wiesen, Weiden, Almen) und Intensitäten untersucht. Von 2009 bis 2012 wurden ca. 2500 Flächen zum zweiten Mal erhoben. Von 2018 bis 2020 wurden die Vegetationsaufnahmen für den dritten Durchgang durchgeführt, die aktuell ausgewertet werden.
Ziel des Grünlandmonitoring ist zunächst die Erfassung des Zustandes und der räumlichen Verteilung der Grünlandvegetation, um Veränderungen feststellen zu können. Daneben stehen auch Zusammenhänge zwischen Standort, Nutzung und Artenzahl und –zusammensetzung im Fokus sowie eine Erfolgskontrolle der Agrarumweltmaßnahmen.

Grünlandmonitoring Bayern: Ergebnisse und Daten der Ersterhebung und der ersten Wiederholung der Vegetationsaufnehmen in der Schriftenreihe der LfL:

Vegetationsaufnahmen

Für die Vegetationsaufnahme wurde in einem repräsentativen Teil des Bestandes eine kreisförmige Fläche von 25 m² auf dem Feldstück ausgewählt und eine Liste aller vorkommenden Gefäßpflanzen-Arten erstellt. Nach der Methode von KLAPP & STÄHLIN (1936) wurden dann das prozentuale Verhältnis der Artengruppen (Gräser, Kräuter und Leguminosen), der Ertragsanteil jeder Art in Prozent sowie der Heuertrag des gesamten Bestandes geschätzt. Der Mittelpunkt des Kreises wurde mit einem Dauermagneten markiert und die Koordinaten sowie die Höhe über NN ermittelt.So kann die Fläche für Wiederholungsaufnahmen exakt wiedergefunden werden. Im Durchschnitt wurde im ersten Durchgang eine Vegetationsaufnahme je 185 ha Grünlandfläche in Bayern durchgeführt.

Ergebnisse

Karte der mittleren Arrtenzahlen im Grünland in BayernZoombild vorhanden

Mittlere Artenzahl im Grünland

Artenzahlen
In den 2485 Vegetationsaufnahmen des zweiten Durchganges wurden insgesamt 632 verschiedene Pflanzenarten gefunden, darunter waren 129 Gräser, 466 Kräuter und 37 Leguminosen. Im ersten und zweiten Durchgang zusammen waren es 848 verschiedene Pflanzenarten. Durchschnittlich wurden 20 Arten in einer Vegetationsaufnahme (25 m²) gefunden, wobei es allerdings starke regionale und auch nutzungsbedingte Unterschiede gab. Die aus den Daten des Grünlandmonitorings berechnete Karte der mittleren Artenzahlen im Grünland zeigt dies deutlich: Besonders in den hohen Lagen im Süden (Alpen, Alpenrand), aber auch in den tiefer gelegenen niederschlagsarmen und somit extensiver genutzten Lagen in Nordbayern finden sich artenreiche Flächen (in der Karte dunkel rot).
Mittlere Artenzahlen mit und ohne Agrarumweltmaßnahmen Zoombild vorhanden

Artenzahlen in Abhängigkeit von Agrarumweltmaßnahmen

Agrarumweltmaßnahmen
Um die Leistungen der Landwirtschaft im Bereich des Umweltschutzes und der Landschaftspflege zu honorieren, werden seit 1992 von der EU Finanzmittel für Agrarumweltmaßnahmen bereitgestellt. Das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) ist das zentrale Programm der Landwirtschaftsverwaltung. Hier werden verschiedene Maßnahmen auf Ebene des gesamten Betriebes, des Betriebszweigs oder einzelner Flächen gefördert. Wie bereits im ersten Durchgang des Grünlandmonitorings zeigt sich ein positiver Effekt der Agrarumweltmaßnahmen auf die Artenzahlen: im Mittel hatten Flächen mit Agrarumweltmaßnahmen höhere Artenzahlen als Flächen ohne Maßnahmen. Flächen ohne Agrarumweltmaßnahmen, mit betriebsbezogenem und flächenbezogenem Kulturlandschaftsprogramm unterscheiden sich signifikant in der mittleren Artenzahl. Die höchsten Artenzahlen finden sich bei flächenbezogenen Maßnahmen wie z.B. Schnittzeitpunktauflagen oder der Bewirtschaftung von Steilhangwiesen. Erster und zweiter Durchgang des Grünlandmonitoring unterscheiden sich bei den Flächen mit Kulturlandschaftsprogramm - betriebsbezogen und flächenbezogen - signifikant in der Artenzahl.
Histogramm: Verteilung der Artenzahlen im zweiten Durchgang des GrünlandmonitoringZoombild vorhanden

Verteilung der Artenzahlen auf den Flächen

Artenreiches Grünland
Durchschnittlich wurden etwa 20 Arten pro 25 m² gefunden. Die Spanne reicht dabei von drei Arten pro 25 m² auf einer Fläche in Landkreis Rottal Inn bis hin zu 70 Arten pro 25 m² auf einer Weide in Berchtesgaden. Die großen Unterschiede entstehen durch die sehr heterogenen Standortbedingungen und unterschiedlichen Nutzungsintensitäten des Grünlandes in Bayern. Auf mehr als 20 % der Flächen konnten artenreiche Grünlandbestände mit mindestens 25 Arten pro 25 m², das entspricht etwa 40 Pflanzenarten auf dem gesamten Schlag, gefunden werden. Die Daten des Grünlandmonitoring wurden dazu genutzt, um die 34 Kennarten für die Förderung "Erhalt artenreicher Grünlandbestände" bzw. "Ergebnisorientierte Grünlandnutzung" auszuwählen. Die Kennarten dienen so als zuverlässige Indikatoren für den Artenreichtum der Fläche.

Mehr zum Thema: Artenreiches Grünland - Ergebnisorientierte Grünlandnutzung

Kreisdiagramm mittlerer Ertragsanteil der Gräser 73 %, Kräuter 20%, Leguminosen 7% im bayerischen Grünland

Mittlere Ertragsanteile im bayerischen Grünland

Hauptbestandsbildner im bayerischen Grünland
Die höchsten Ertragsanteile im Durchschnitt aller untersuchter Flächen erreichten der Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), das Gewöhnliche Rispengras (Poa trivialis), das Knäulgras (Dactylis glomerata) und die beiden Weidelgräser (Lolium perenne, Lolium x hybridum). Die häufigste krautige Art ist der Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale). Durchschnittlich erreichten Gräser in den Vegetationsaufnahmen 73 %, Kräuter 20 % und Leguminosen 7 % des Ertrages.

Einen Überblick über die Daten des ersten und zweiten Durchgangs des Grünlandmonitoring Bayern bieten die LfL-Schriftenreihen:

Fachbeitrag: Wie artenreich ist das Öko-Grünland in Bayern?

Artenreiches und artenarmes Grünland
Auf ökologisch bewirtschafteten Flächen erwartet die Bevölkerung automatisch eine hö-here Biodiversität. Aber gilt das auch für die Grünlandwirtschaft, denn hier sind die Unterschiede in der Bewirtschaftung zwischen ökologischen und konventionellen Betrieben nicht so deutlich wie im Ackerbau?

Die Auswertung der Daten des "Grünlandmonitoring Bayern" wurden in Naturschutz und Landschaftsplanung (52/04) veröffentlicht. Basierend auf vegetationskundlichen Untersuchungen und den Angaben zu Agrarumweltmaßnahmen (AUM) haben wir Grünlandbestände, die nach den Vorgaben des Kulturlandschaftsprogramms "Ökologischer Landbau" bewirtschaftet wurden, mit solchen verglichen, die keiner AUM unterlagen. Tatsächlich konnten wir signifikante Unterschiede bei naturschutzfachlichen Parametern feststellen. Sowohl auf Flächenebene wie auch auf ganz Bayern bezogen ergaben sich für ökologisch bewirtschaftetes Grünland höhere Pflanzenartenzahlen, höhere Kräuter- und Leguminosenanteile – deren Blüten für Bestäuberinsekten interessant sind – und mehr gefährdete Arten.
Entscheidend für das Ergebnis ist allerdings welche Gruppen miteinander verglichen werden. Die höhere Artenvielfalt im Ökogrünland wird relativiert, wenn man alle Grünlandflächen heranzieht, also auch diejenigen mit anderen AUM. Dann liegt der Ökolandbau kaum über dem bayerischen Mittelwert, weil auch andere AUM im konventionellen Bereich mit erhöhten Artenzahlen verbunden sind. Grundsätzlich streut die Artenzahl im Ökogrünland sehr stark. Speziell auf die Biodiversität ausgerichtete AUM bieten im Ökolandbau bisher kaum Anreize, weil die Prämie in Bayern nicht zur Ökoprämie addiert wird, sondern nur die jeweils höhere Prämie ausbezahlt wird.
Das Projekt "Grünlandmonitoring Bayern" wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert.
Mayer F., Heinz S., Kuhn G.: Das Grünland des Ökologischen Landbaus in Bayern – Wie naturschutzfachlich wertvoll ist es? Naturschutz und Landschaftsplanung | 52 (04) | 2020, S.168-175.

Zeitschrift Naturschutz und Landschaftsplanung Externer Link