Praxisbeobachtungen zur Bewirtschaftungsintensität von Grünland
Monitoring im Intensiv-Grünland Teil 1: Pflanzenbestände

Bei einem pflanzensoziologischen Monitoring auf 30 Untersuchungsparzellen in intensiv bewirtschafteten Grünlandflächen mit vier und mehr Nutzungen pro Jahr im oberbayerischen Voralpenland wurden insgesamt 56 verschiedene Pflanzenarten gefunden. Es erfolgte eine Klassifizierung der einzelnen Arten in Abhängigkeit von der Häufigkeit ihres Auftretens und ihres Anteiles in der Frischmasse im ersten Aufwuchs. Die Ergebnisse zeigen, dass sich im Einzelfall die Bestandeszusammensetzung im intensiven Wirtschaftsgrünland mit Kenntnis von ca. 20 der wichtigsten Grünlandpflanzen zu fast 100 % erklären lässt, wobei auf einer Fläche nur ca. 3-5 Arten Hauptbestandsbildner sind.

Einleitung

Auf Grünland im engeren Sinne findet man in Deutschland über 1000 Pflanzenarten. Bezieht man Streuwiesen und alpine Matten in die Betrachtung mit ein, so erhöht sich die Zahl bei „Grünland im weiteren Sinne" nochmals um ca. 1000 Arten (BRIEMLE, 1996). Ebenfalls erscheint hinsichtlich der Bedeutung des Grünlandes für den Arten- und Landschaftsschutz (BaySTMLF, 2003) die Tatsache von Bedeutung, dass man etwa ein Viertel bzw. die Hälfte aller Pflanzenarten, die in Deutschland vorkommen, auf Grünland findet. Andererseits ist bekannt, dass mit zunehmender Nutzungsintensität ein Rückgang des Artenspektrums verbunden ist (AID, 1997). Grünlandflächen für die Milchviehhaltung erfordern aber wegen der angestrebten wertgebenden Inhaltsstoffe des Futters gerade in Gunstlagen eine intensive, d. h. vier- und mehrmalige Nutzung pro Jahr.
Für den Erhalt einer leistungsfähigen, dichten und stabilen Grasnarbe sind die Kenntnis und das sichere Einschätzen der Hauptbestandsbildner einer Wiese oder Weide eine wesentliche Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Bewirtschaftung. Mitunter herrscht im Einzelfall beim Praktiker eine gewisse Unsicherheit „in Bezug auf die Botanik", also was denn nun eigentlich auf der Fläche wächst und welche Arten (warum) eine Rolle spielen.
So sollten die Ergebnisse eines Monitorings von intensiv bewirtschafteten Grünlandflächen (vier und mehr Schnitte pro Jahr) im oberbayerischen Raum in diesem Beitrag dazu dienen, herauszufinden, wie es mit der Artenvielfalt und Artendynamik in derartigen Beständen bestellt ist, welche Leitarten eine Rolle spielen und letztendlich, wie viel an botanischem „Mindestwissen" für den Praktiker ausreicht.
Neben den pflanzensoziologischen Aufnahmen wurden von den Untersuchungsflächen auch Bodenproben im Hauptwurzelraum (0-10 cm) genommen und diese auf Makro- und Mikronährstoffe untersucht. Über diese wird in einem weiteren Beitrag berichtet werden.

Material und Methoden

Ende April 2003 wurden bei 30 Milchviehbetrieben im oberbayerischen Raum auf je einem Grünlandschlag Beobachtungsquadrate von je 5 x 5 Metern festgelegt und diese mit versenkbaren Magneten markiert. Eine solche Fläche stellt auch für den erfahrenen Betrachter das Maximum dessen dar, was er noch sicher mit dem Auge abschätzen kann. Die Auswahl der einzelnen Flächen wurde bewusst den jeweiligen Bewirtschaftern überlassen unter der Vorgabe, dass dieser Schlag das „typische Grünland" ihres Betriebes repräsentieren sollte. Unter den Betrieben waren konventionelle wie ökologisch wirtschaftende zu gleichen Anteilen vertreten.
Die Flächen lagen in den Landkreisen Ebersberg (1), Erding (2), Miesbach (12), Rosenheim (9) und Weilheim-Schongau (6).
Die Bestandesaufnahme erfolgte zum ersten Aufwuchs Ende April 2003. Sie wurde nach dem Trockenjahr 2003 im Mai des folgenden Jahres wiederholt, wobei jedoch nur bei ca. 45 % der Flächen eine Aufnahme auf demselben Beobachtungsquadrat möglich war. Im Herbst des Jahres 2003 wurden in den jeweiligen Beobachtungsquadraten Bodenproben (0-10 cm) gezogen.

Ergebnisse und Diskussion

Zu den Erläuterungen finden Sie hier die Tabellen:

Ergebnisse im Detail

Fazit

Die Ergebnisse belegen deutlich, dass eine „Panik vor der Botanik" im intensiven Wirtschaftsgrünland unnötig ist. Das sichere Erkennen von rund 20 der wichtigsten Grünlandpflanzen bzw. von etwa 10 Grasarten reicht aus um Bestände ziemlich vollständig ansprechen zu können. Dabei bilden in der Regel auf einem Schlag nur 3-5 Hauptbestandsbildner die Zusammensetzung. Da Grünlandbestände in Abhängigkeit von der Bewirtschaftung vor allem aber vom Einzeljahr eine gewisse Dynamik aufweisen, ist ein gezielter Blick ins Grünland eine grundlegende Voraussetzung zur Abschätzung der erzielbaren Futterqualität des Erntegutes.

Danksagung

Den Autoren ist es ein Anliegen, dem Landwirtschaftsmeister und Ringwart Andreas Felsl aus Miesbach und den beteiligten Landwirten für die gute Zusammenarbeit zu danken.
Literatur

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