Versuchsergebnisse zur Bewirtschaftungsintensität von Grünland
Auswirkungen von reduzierter Düngung und spätem ersten Schnitt auf zwei Grünlandstandorten im Naturraum Bayerischer Wald

Die Auswertung einer langjährigen Versuchsserie zur Extensivierung von Dauergrünland an zwei ähnlichen Wiesenbeständen im gleichen Naturraum brachte folgende Ergebnisse: Hinsichtlich der Nährstoffpotenziale im Boden, dem Ertragsverhalten und der Futterqualität zeichneten sich teilweise deutliche Differenzierungen zwischen Standort und zeitlichem Verlauf ab. Ebenfalls nahm die botanische Entwicklung auf beiden Standorten einen unterschiedlichen Verlauf. In der botanischen Pflanzenzusammensetzung waren negative Bestandesentwicklungen ersichtlich.

Auch nach zehn Jahren ist der Extensivierungsprozess noch bei weitem nicht abgeschlossen. Daher erfordern vor allem Extensivierungsversuche im Dauergrünland sehr lange Versuchsperioden. Auf jeden Fall sind die Auswirkungen einer Extensivierung standortspezifisch zu sehen und erfordern in der Praxis eine genaue Standortkenntnis sowie die laufende Beobachtung von Bestandesentwicklungen, um unerwünschten Entwicklungen - wenn möglich - rechtzeitig Einhalt gebieten zu können.
Die Ausprägung von Pflanzengesellschaften im Dauergrünland hängt zum einen von den natürlichen Standortfaktoren, also Klima, Höhenlage, Geländeneigung und Boden ab. Andererseits übt der Landwirt durch Nutzungsintensität, Düngung und Pflegemaßnahmen einen entscheidenden Einfluss auf die Artenzusammensetzung des Pflanzenbestandes und damit nicht zuletzt auch auf dessen nachhaltige Leistungsfähigkeit aus. Anders ausgedrückt kann man sagen, dass sich die Pflanzenbestände auf Grünland den jeweiligen Verhältnissen anpassen und sich bei gleicher Bewirtschaftung in einem gewissen Gleichgewicht halten. Somit ist der Pflanzenbestand selbst als ein Spiegel von Standort und Bewirtschaftung zu sehen. Ändert man die Bewirtschaftungsintensität wesentlich, so wird sich dies über kurz oder lang nicht nur auf den Ertrag und die Futterqualität, sondern auch auf die botanische Zusammensetzung von Wiesen auswirken.
Vor diesem Hintergrund ist die folgende gemeinsame Auswertung von zwei langjährigen Extensivierungsversuchen im Naturraum Bayerischer Wald zu sehen. Beide Standorte (Ayrhof bei Viechtach im Landkreis Regen und Kringell bei Hutthurm im Landkreis Passau) liegen ca. 60 km voneinander entfernt.

Ergebnisse im Detail

Tabellen zu den Erläuterungen

Wie man der Tabelle 1 a entnehmen kann, ist das Klima auf dem Standort Ayrhof etwas kälter und niederschlagsärmer und die Bodenart bei gleichem Bodentyp etwas leichter als in Kringell. In beiden Fällen waren die Wiesen zu Versuchsbeginn pflanzensoziologisch als frische Glatthaferwiesen in der Ausprägung einer Wiesenfuchsschwanzwiese zu klassifizieren, wobei Kringell allerdings einen weitaus höheren Anteil an Gräsern (ca. 80%) und weniger Kräuter als Ayrhof aufwies. Der Bestand in Ayrhof hatte ein ausgeglicheneres Verhältnis von Gräsern, Kräutern und Leguminosen und war auch mit 27 Arten gegenüber Kringell, wo 21 verschiedene Pflanzen bestimmt wurden, insgesamt artenreicher.
Bei beiden Standorten wurde der erste Aufwuchs ab Versuchbeginn im Jahre 1990 in Anlehnung an die Vorgabe „Schnittzeitpunkt 15. Juni" des Bayerischen Kulturlandschafts-Programmes ungefähr zu diesem Termin geerntet. Der zweite Schnitt erfolgte im Mittel der Jahre um den 10. August und der dritte Aufwuchs wurde im ersten Oktoberdrittel genommen. Im langjährigen Mittel hatten die einzelnen Aufwüchse am Gesamt-Trockenmasseertrag einen Anteil von 53 : 33 : 14 Prozent.
Zusätzlich zu der Extensivierungsmaßnahme „später erster Schnitt" wurden unterschiedliche Düngungsvarianten getestet. Je nach Standort wurden dazu acht bzw. zehn Versuchsglieder angelegt. Für eine gemeinsame Verrechnung konnten jedoch nur diejenigen Versuchsglieder herangezogen werden, die sowohl in Kringell als auch in Ayrhof identisch waren. Da das Ziel dieser Veröffentlichung darin besteht, die Entwicklung von zwei Standorten eines Naturraumes auch statistisch miteinander zusammenfassend zu vergleichen, wurden die zehn Versuchsjahre (1990-1999) in zwei je fünfjährige Versuchsperioden unterteilt. Demnach wurden die Jahre 1990-94 als erste Extensivierungsperiode (Zeitraum 1) und die Jahre 1995-99 zu einer zweiten Versuchsperiode (Zeitraum 2) definiert. Der für die Verrechnung zugrunde gelegte Versuchsaufbau ist in Tabelle 1 b aufgeführt.
Bei der Düngung umfasste die Spannweite der Extensivierung das Extrem des völligen Verzichtes jeglicher Düngung, das Unterlassen ausschließlich der Stickstoffdüngung bei jährlich erfolgter Grunddüngung, die Verabreichung einer zusätzlichen N-Gabe einmal im Jahr - bei Variation des Zeitpunktes der Stickstoffapplikation - bis hin zu einer zweimaligen N-Gabe. Letztere lag allerdings in ihrer Gesamthöhe immer noch mehr als die Hälfte unter dem jährlichen N-Entzug einer Dreischnittwiese (LBP, 1997). Somit kann der Faktor „Düngung" bei jeder Variante als mehr oder weniger „reduziert" bezeichnet werden.
An dieser Stelle sei noch angefügt, dass die Ergebnisse aller Düngungsvarianten auf den einzelnen Standorten in sämtlichen Einzeljahren sowie weitere, hier nicht aufgeführte Messgrößen in den Versuchsberichtsheften der LBP (1993 und 2000) detailliert beschrieben sind – ihre explizite Darstellung würde den Rahmen dieser Veröffentlichung jedoch bei weitem sprengen. Gleichfalls wird darauf verwiesen, dass im Rückblick auch die Kalidüngung als stark reduziert zu bezeichnen ist.

Standortunterschiede bei der Bodenuntersuchung und der N-Nachlieferung

Gelegentlich wird gefragt, wieso in vielen Versuchen auch eine sogenannte „Nullparzelle" mit aufgenommen wird, obwohl eine solche Variante doch wohl kaum den Praxisbedingungen entspricht. Für die Versuchsauswertung ist jedoch gerade dieses Versuchsglied äußerst wichtig, da es Aufschlüsse über das Nährstoffpotenzial und Pufferungsvermögen von Böden ermöglicht.
So dokumentieren die Grafiken 1 a, 1 b und 1 c zum einen in ihren trendmäßigen Verläufen die Auswirkungen des Unterlassens sämtlicher Düngungsmaßnahmen, wobei hier deutliche Standortunterschiede im Zeitverlauf ableitbar waren, zum anderen werden auch die - abweichend vom Trendverlauf - mehr oder weniger starken Jahrgangsunterschiede sichtbar. Für die Praxis bedeutet dies, dass bei der Interpretation von Bodenuntersuchungsergebnissen immer mit gewissen Schwankungen gerechnet werden muss. Diese Tatsache ist umso mehr von Bedeutung, je niedriger die Werte liegen, insbesondere auf Extensivstandorten, wo die nachhaltige Stickstoffnachlieferung des Bestandes maßgeblich von den Leguminosen abhängig ist, die ihrerseits wieder auf eine ausreichende Phosphat- und Kaliversorgung angewiesen sind. Gerade auf extensiv gedüngten Flächen ist eine zeitlich eng abgestufte Bodenuntersuchung aus fachlicher Sicht von Vorteil.

Beratungsaussagen mittels Varianzanalyse - Was die Statistik bringt

In Tabelle 2 sind die Ergebnisse der gemeinsamen statistischen Verrechnung festgehalten. In der zweiten Zeile steht das Gesamt-Versuchsmittel jeweils für den Trockenmasse- und den Energieertrag sowie für die Nährstoff-Entzüge von Stickstoff, Phosphat und Kali. Dabei gehen in je einen Mittelwert hundert Einzelwerte ein (zwei Orte, fünf Düngungsvarianten und zwei Versuchszeiträume mit je fünf Jahren Dauer).
Nun ist schon an dieser Stelle ersichtlich, dass das mittlere Ertragsnivau mit knapp 100 Dezitonnen Trockenmasse bzw. 56.200 Megajoule Netto-Energielaktation trotz reduzierter Düngung alles andere als „extensiv" zu bezeichnen ist, vielmehr durchaus in der Klassifizierung (Rieder, 1997; Stark und HoffmanN, 1998) noch dem einer mittleren bis günstigen Intensitätsstufe der Grünlandnutzung entspricht. Von einer typischen Zweischnittwiese, deren Ertragsniveau für den Naturraum Bayerischer Wald mit 60-70 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar angenommen werden kann ist, scheinen beide Standorte noch deutlich entfernt zu sein. Dies war im übrigen auch der Grund, warum im gesamten Untersuchungszeitraum generell dreimal im Jahr geschnitten werden musste und die anfangs geplante baldige Reduzierung der Schnittfrequenz auf zwei Nutzungen nicht sinnvoll war.
Allerdings dürfen die hohen Ertragswerte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Futterqualität des Grüngutes der Wiesenbestände bei dreimaliger Nutzung und spätem ersten Schnitttermin nunmehr keineswegs dem Aufwuchs von intensiv genutztem Grünland entsprach. Die in Tabelle 3 dargestellten niedrigen Rohprotein- und Energiegehalte machen deutlich, dass das Futter für die Praxis, also nach Abzug der Konservierungsverluste gerade noch als „mäßig" bezeichnet werden kann (Stark und Hoffmann, 1998). Auch bei diesem Versuch wird übrigens übereinstimmend mit Ergebnissen von Rieder (1996 a) und Diepolder (2000 a und b) deutlich, dass die Höhe der N-Düngung die Energiegehalte kaum beeinflusst.
Nun wäre es aber für eine Versuchswertung in Hinblick auf eine Beratungsaussage nicht nur etwas zu einfach sondern in vielen Fällen auch grob fahrlässig, möglichst viele Faktoren (z. B. alle Jahre und Standorte) zu Mittelwerten zusammenzufassen, ohne dies weiter zu hinterfragen. Dadurch können wertvolle Information verloren gehen bzw. Aussagen sogar verfälscht werden. So erscheint es einsichtig, dass bei vorliegendem Beispiel ein Parameter - beispielsweise der Ertrag oder der N-Entzug - einer gewissen Variation um das Gesamt-Versuchsmittel unterliegt, die neben dem allgemeinen Versuchsfehler gezielt einem Faktor (z. B. Standort, Düngung oder Versuchsabschnitt) oder der Kombination verschiedener Faktoren zugeordnet werden kann. Es gilt daher zu prüfen, inwieweit dies der Fall ist und ob eine mögliche Varianzursache als gesichert (signifikant) gelten kann. Zugrundegelegt wird dabei die Höhe der Irrtumswahrscheinlichkeit bezüglich der Annahme, dass Abweichungen vom Versuchsmittel nicht zufällig, sondern eben durch die jeweilige Varianzursache (z. B. den Standort) bedingt sind. Dies kann man Tabelle 2 entnehmen. Ist die Irrtumswahrscheinlichkeit größer als fünf Prozent, so geht man laut Definition im landwirtschaftlichen Versuchswesen von keinem gesicherten Einfluss aus. Ist sie hingegen kleiner oder gleich fünf Prozent, so gilt die Varianzursache als signifikant, bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit kleiner/gleich ein Prozent sogar als hoch signifikant.
Aus Tabelle 2 kann man ersehen, dass - wie auch zu vermuten war - sowohl der Standort als auch der Zeitraum und die Variation der Düngung einen in den meisten Fällen signifikanten bis hoch signifikanten Einfluss auf die Erträge und Nährstoffentzüge hatten. Eine Ausnahme bildeten die mittleren Trockenmasse-Erträge und N-Entzüge beider Standorte, die sich nicht signifikant unterschieden.
Nun ist es aber auch vorstellbar, dass die einzelnen Standorte in den beiden Extensivierungszeiträumen unterschiedlich reagierten, also eine Wechselwirkung zwischen Ort und Zeitraum (Ort x Zeitraum) existierte, was sich im übrigen bereits schon in den Graphiken 1 a - 1 c für die ungedüngte Variante andeutet. Wie Tabelle 2 verdeutlicht, war dies tatsächlich bei allen Untersuchungsparametern der Fall. Daher ist für die Interpretation der Versuchsauswertung nun eine getrennte Darstellung der Standortmittelwerte von Ayrhof und Kringell in den beiden Versuchsperioden 1999-94 und 1995-99 erforderlich. Dies wurde in Tabelle 4 a vorgenommen.
Gleichfalls besteht die Möglichkeit, dass die Variation der Düngung auf den beiden Standorten unterschiedliche Effekte hervorruft (Wechselwirkung Ort x Vgl.), was im vorliegenden Fall zwar für den Trockenmasse- und Energieertrag, jedoch nicht für die Nährstoffentzüge zutraf. Ebenfalls muss untersucht werden ob die Variation der Düngung in beiden Untersuchungsperioden unterschiedliche Folgen hatte (Zeitraum x Vgl.) bzw. ob eine Wechselwirkung zwischen Ort, Zeitraum und Düngungsvariante bestand (Ort x Zeitraum x Vgl.). Wie man erkennt, war das nicht der Fall.
Eine fehlende Wechselwirkung zwischen Zeitraum und Düngungsvariante und eine ebenfalls nicht absicherbare Wechselwirkung zwischen Ort und Düngervariante bei den Nährstoffentzügen, jedoch eine signifikante Wechselwirkung beim Trockenmasse- und Energieertrag bedeutet jedoch zweierlei: Einerseits ist jetzt das Vorgehen gerechtfertigt, die Ergebnisse der Nährstoffentzüge der einzelnen Düngungsvarianten über beide Orte und Zeiträume zu mitteln (siehe Tabelle 3 ) andererseits sollte man bei der Darstellung der Düngungsvarianten bei den Erträgen beide Orte zusätzlich getrennt darstellen, wie dies in Tabelle 4 b auch vorgenommen wurde.

Die einzelnen Düngevarianten hatten je nach Standort unterschiedliche Ertragswirkungen

Auf dem Standort Ayrhof wurde bei anhaltend hoher Stickstoffnachlieferung aus dem Boden (Grafik 1 c) schon durch alleinige PK-Düngung der Optimalertrag erreicht, eine Stickstoffdüngung brachte keine weitere Ertragssteigerung, wobei der Unterschied zwischen der Variante PK und N1bPK nicht absicherbar ist. Auch ohne jegliche Düngung (Vgl. 0) konnte in Ayrhof im zehnjährigen Mittel knapp 90 Prozent des Optimalertrages ausgeschöpft werden. Für dieses Ertragsverhalten dürfte neben einer anhaltend hohen Stickstoffmobilisierung aus den Bodenvorräten vor allem auch die Zunahme der Leguminosen (siehe Tabelle 7 und Tabelle 8 ), in erster Linie Rotklee, mit der Grund gewesen sein. In Kringell hingegen lag die N-Nachlieferung des Bodens gerade in der zweiten Versuchshälfte auf wesentlich niedrigerem Niveau. Zusätzlich zeigt ein Blick auf Tabelle 7 und Tabelle 8, dass sich der anfangs noch ausreichend vorhandene Weißklee durch die Reduzierung der Nutzungsintensität in Kringell nicht halten konnte. Rotklee war im Bestand nicht vorhanden und siedelte sich auch nicht auf natürlichem Wege an. Die Abnahme boden- oder leguminosenbürtigem Stickstoff sowohl macht plausibel, warum in Kringell bei der Nullparzelle ca. 15 Dezitonnen weniger Trockenmasse als in Ayrhof geerntet wurde. Ebenfalls lässt sich daraus das hohe Ertragsmaximum von knapp 110 Dezitonnen pro Hektar bei zweimaliger (verhaltener) N-Düngung erklären. Allerdings ist auch auf diesem Standort auffallend, dass bei ausschließlicher Grunddüngung im langjährigen Mittel etwa 87 Prozent vom Höchstertrag erzielt werden konnten.

Der Verlauf einer Extensivierung ist stark vom Standort abhängig

In Tabelle 4a ist die Wechselwirkung zwischen den beiden Versuchsabschnitten (Zeiträumen) 1990-94 bzw. 1995-99 und den beiden Standorten dargestellt, die für alle Untersuchungsparameter hoch signifikant ausfiel (siehe Tabelle 1). In Tabelle 4 a wird nun nicht mehr zwischen einzelnen Düngevarianten unterschieden. Dieses Vorgehen ist gerechtfertigt, da die Kombination Standort und Versuchperiode nicht in Wechselwirkung mit der Düngung steht, vielmehr die Dreifachwechselwirkung Ort x Zeitraum x Düngung weit von jeder Signifikanz entfernt ist (siehe Tabelle 2) - also die fünf Düngungsstufen in den beiden Zeiträumen auf den beiden Orten weitgehend ähnlich bzw. nicht voneinander absicherbar reagierten.
Tabelle 4a zeigt, dass im Mittel des zehnjährigen Versuchszeitraumes (siehe senkrechte Spalten) sich die beiden Standorte beim Trockenmasse-Ertrag nicht signifikant, beim Energie-Ertrag, Stickstoff- und Phosphatentzug nur geringfügig, dagegen beim Kali-Entzug sehr stark voneinander unterschieden.
Wesentlich ausgeprägter sind dagegen Differenzen zwischen den beiden Versuchsperioden (siehe waagrechte Spalten), wobei im Mittel der Jahre 1995-99 ein deutliches Absinken der Werte gegenüber der vorherigen fünfjährigen Versuchsperiode festzustellen ist. Allerdings dürfte der Extensivierungs-Prozess noch bei weitem nicht abgeschlossen sein, es ist daher sinnvoll, die Versuche noch weitere zu beproben. Ersichtlich ist aber schon jetzt, dass sich eine gravierende Rücknahme des N-Düngungsniveaus, was ja bei allen fünf Varianten mehr oder weniger der Fall war, zunächst weniger im Trockenmasse-Ertrag, als vielmehr im Rohproteingehalt (siehe Tabelle 5 ) und demnach auch im N-Entzug auswirkt.
Im vorliegenden Beispiel stand im Mittel beider Standorte der Minderung des Trockenmasse-Aufwuchses von 13 Prozent ein Rückgang des N-Entzuges von 24 Prozent und ein deutlicher Abfall des Rohproteingehaltes bei allen Aufwüchsen (Tabelle 5) gegenüber. Auch die Kali-Entzüge und Kalium-Gehalte reagierten merklich auf die stark unterbilanzierte Düngung von 0-120 kg K2O pro Hektar (vergleiche Tabelle 4 a und 1 b). Bei den Phosphat-Gehalten im Futter war dies bei einer Düngung etwa in Entzugshöhe nicht der Fall. Diese Ergebnisse unterstreichen die Feststellung von VoigtländeR und Jacob (1987), dass die Kaliversorgung sorgfältiger als die Phosphatversorgung kontrolliert werden muss, da die Beweglichkeit des Kaliums im Boden und der Luxusverbrauch der Pflanzen bei zunächst guter K-Versorgung (siehe auch Grafik 1 b) dazu führen können, dass aus Überfluss in wenigen Jahren ein Mangel entsteht. Rieder (1983) gibt als Grenze für mögliche Ertragsdepressionen einen Kaliumgehalt von 2 Prozent im der Futtertrockenmasse an. Wie man aus Tabelle 5 entnehmen kann, war diese Grenze erreicht, bzw. auf dem Standort Kringell deutlich unterschritten. Eine weitere, hier jedoch aus Gründen der Vergleichbarkeit nicht mit in die Auswertung mit aufgenommene Variante mit Gülledüngung erzielte übrigens auf beiden Standorten bei einer Ausbringmenge von 220-350 kg K2O pro Hektar nochmals eine Ertragssteigerung von etwa acht Prozent.
Tabelle 4 a und Tabelle 5 sollen jedoch vor allem aufzeigen, wie unterschiedlich sich Kringell und Ayrhof während der einzelnen Versuchsperioden im Ertrag und Nährstoffentzug verhielten, also welche starken Wechselwirkungen zwischen Ort und Zeitraum bestanden. So lagen Ayrhof und Kringell im Mittel der Jahre 1990-94 im Trockenmasse- und Energieertrag auf gleichem Niveau. Im darauffolgenden Zeitraum 1995-99 konnte der Standort Ayrhof sein Ertragniveau halten, während in Kringell das Niveau um ca. 20 % abgesunken war. Bei der N-Aufnahme der einzelnen Bestände und dem Rohproteingehalt waren die Veränderungen zwischen Ort und Zeit noch drastischer, desgleichen beim Kalientzug und den Kaliumgehalten. Dabei ließ sich gerade in der zweiten Versuchshälfte vor allem in Kringell ein deutliches Kalidefizit ableiten. Neben dem späten ersten Schnitt könnte die gesunkene Kaliverfügbarkeit auch ein weiterer Grund gewesen sein, warum sich auf dem sehr grasbetonten Standort Kringell (siehe Tabelle 7) der Weißklee nicht halten konnte, da nach Voigtländer und Jacob (1987) die Leguminosen in ihrer K-Aneignung den Gräsern stark unterlegen sind.
Bei den Phosphatgehalten bestanden aufgrund der bilanzierten Düngung kaum Unterschiede zwischen Ort und Zeit.
Tabelle 5 zeigt auch, dass mit dem ersten und zweiten Aufwuchs zwar 86 Prozent des gesamten Ertrages geerntet wurde, die Futterqualität jedoch hinsichtlich den wertgebenden Inhaltsstoffen Rohfa- ser-, Rohprotein- und Energiegehalt als gering bis sehr gering eingestuft werden muss, vor allem was die ersten beiden Schnitte betrifft. Erst der letzte Aufwuchs, dessen Anteil am Gesamtertrag nur 14 % betrug, erzielte eine befriedigende Futterqualität. Auffallend ist der sehr hohe Rohfasergehalt von 34 Prozent beim ersten Schnitt in Kringell. Er kann durch den hohen Anteil an Wiesenfuchsschwanz - einem früh und schnell wachsenden Obergras - erklärt werden (siehe auch Tabelle 8).

Extensivierung bedeutet Umschichtung der Artenanteile, meist jedoch nicht Artenzunahme

Wie vorher beschrieben, war auf beiden Standorten bezüglich den Erträgen, Nährstoffentzügen und den Inhaltsstoffen des Wiesenfutters eine ausgeprägte Wechselwirkung vorhanden. Da jedoch auszuschließen ist, dass diese durch standortspezifisch unterschiedliche Klimaveränderungen verursacht wurde, dürfte – wie bereits vorher diskutiert – das voneinander abweichende Nährstoffpotenzial beider Standorte, jedoch auch Veränderungen in den Pflanzenbeständen selbst für eben diese standortbedingten Schwankungen verantwortlich gewesen sein. Daher wurden die langjährig durchgeführten Bestandesbonituren auf beiden Standorten herangezogen und nach den in den Tabellen 6, 7 und 8 aufgeführten Schemata zusammengefasst. Einschränkend muss hinzugefügt werden, dass aufgrund des Datenmateriales hier keine statistische Verrechnung möglich war und auch in den meisten Fällen wegen der hohen jährlichen Schwankung der Artenanteile innerhalb einer Parzelle nicht zwischen den einzelnen Düngungsvarianten unterschieden werden konnte. Die Tabellen geben daher nur einen gewissen Trend wieder. Nichtsdestoweniger weisen sie auf gravierende Bestandesveränderungen beider Orte im Vergleich der zwei Zeiträume hin.
Zunächst jedoch kann nach Tabelle 6 festgestellt werden, dass die Extensivierungsmaßnahme „später erster Schnitt" kombiniert mit „reduzierter Düngung" zwar zu geringfügigen Verschiebungen der einzelnen Artenzahlen an Gräsern, Kräutern und Leguminosen geführt hatte - Ausnahme war hier die ungedüngte Variante in Kringell, wo sich die Kräuterzahl um 50 Prozent erhöhte - im Mittel jedoch bei beiden Standorten eine generelle Erhöhung der Artenvielfalt nicht eintrat.
Markant hingegen waren auf den beiden Standorten die unterschiedlichen Verschiebungen hinsichtlich der Artenanteile (Tabelle 7 und Tabelle 8) und einzelner Arten. Dabei reagierte der in der Bestandeszusammensetzung wesentlich ausgeglichenere Bestand in Ayrhof auf die Extensivierung merklich weniger als der gräserdominierte Standort Kringell.
In Ayrhof nahm der Kräuteranteil im Mittel über alle Düngungsvarianten um ca. 10 % ab. Vor allem der anfangs noch stark vertretene Bärenklau verlor seinen hohen Flächenbesatz. Der Gräseranteil nahm insgesamt etwas zu, umso mehr, wenn Stickstoff gedüngt wurde. Positiv in Hinblick auf die Stickstoffnachlieferung war, dass sich der Weißklee im Bestand halten konnte und der Rotklee sogar noch zunahm. Der Kleeanteil war bei den ungedüngten und ausschließlich mit PK gedüngten Varianten um etwa 8 Prozent höher als bei NPK-Düngung. Auffallend ist allerdings die drastische Zunahme an Wolligem Honiggras (Holcus lanatus). Rieder (1993) beschreibt dieses horstbildende Gras mit sehr geringem Futterwert als eine der heutigen Problempflanzen in der extensiven Grünlandnutzung vor allem auf locker-humosen, sandigen und anmoorigen Böden, die zudem leicht versauert sind. Vom Rind wird das Wollige Honiggras aufgrund seiner samtartigen Behaarung verschmäht. Es kommt sehr früh zur Blüte und Samenreife und neigt bei spätem ersten Schnitt und Nährstoffmangel zur starken Vermehrung. Auf solchen Dauerwiesen kann es zur bestandesbildenden Art werden. Eine direkte Rückdrängung kann nur durch mehrjährigen frühen Schnitt erfolgen - dem allerdings steht eine vertraglich festgelegte Bindung mit einem späten Schnitttermin entgegen. Begleitend sollten auf solchen Standorten die besseren Gräser und die Leguminosen durch entsprechende Kalk- und Grunddüngung gefördert werden.
In Kringell trat im Gegensatz zu Ayrhof eine insgesamt starke Verschiebung im Artenanteil zwischen Gräsern, Kräutern und Leguminosen auf. Der noch in der ersten Versuchsperiode ungefähr zu 10 Prozent enthaltene Weißklee war in der zweiten Versuchhälfte so gut wie verschwunden. Auffallend war in Kringell die starke Zunahme an Kräutern, wobei keine Art eindeutig dominierte. Tendenziell nahm neben dem Löwenzahn (Taraxacum officinale) auch der Scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acer) und der Sauerampfer (Rumex acetosa) in der Grünmasse etwas zu. Die Artenverschiebung Gräser/Kräuter ist auch aus dem Stickstoffhaushalt erklärbar, da die Kräuter aufgrund ihres tieferreichenden Wurzelsystems (RIEDER, 1996 b) bei reduzierter N-Düngung und ausbleibender N-Lieferung über die Leguminosen gegenüber den Gräsern an Konkurrenzkraft gewinnen, deren Hauptwurzelraum sich in den ersten zehn Zentimetern Boden befindet.
Im Vergleich der Zeiträume 1990-94 und 1995-99 verlor auf dem Standort Kringell der Wiesenfuchschwanz (Alopecurus pratensis) seine dominierende Bedeutung. Seinen Platz nahm neben Kräutern vor allem der Goldhafer (Trisetum flavescens) ein (Tabelle 8). Goldhafer ist ein typisches Gras für Mittelgebirgslagen über 500 m bei mittelintensiver Nutzung mit einem weiten Toleranzbereich hinsichtlich der Stickstoffdüngung, das sich bei später Heunutzung stark vermehrt, vor allem wenn im Bestand Obergräser weitgehend fehlen. Bei derartig hohen Anteilen im Bestand wie in Kringell ist bei der unverschnittenen Verfütterung des Aufwuchses Vorsicht geboten. Goldhafer kann aufgrund seines hohen Gehaltes an Cholecalciferol- (Vitamin-D3-) Konzentration sowohl frisch verfüttert als auch in Konserven - je nach Rationsanteil und Dauer des Futtereinsatzes (Wurm und Steinwidder, 1998) - Kalzinose hervorrufen. Wie bei einer Vitamin-D-Überversorgung kann es im Extremfall zu unheilbaren Kalkablagerungen in großen Blutgefäßen, Herz, Lunge, Niere, Gelenken, Knochen, Sehnen und Bändern kommen. Da bei der Pflanze die kalzinogene Wirkung der Blätter größer als die des Stengels ist, ist bei goldhaferreichen Wiesen Heunutzung zu bevorzugen. Die Möglichkeiten der Bestandesregulierung bei Massenauftreten sind mehr oder weniger begrenzt. So ist der Goldhafer wie die wertvollen Gräser düngerliebend, mit Ausnahme sehr hoher Stickstoffgaben (Klapp und OPITZ von Boberfeld, 1990). Er bevorzugt kalkreichere Standorte bzw. reagiert dankbar auf Kalkgaben. Auf der einen Seite würde die Erhöhung der Schnittfrequenz auf vier und mehr Schnitte den Goldhaferbesatz (aber z. B. auch den von Wiesenschwingel und Glatthafer) senken, andererseits ist gerade bei jungem Aufwuchs der Kalzinosefaktor sehr hoch (Pötsch und Buchgraber, 1998). So bleibt bei hohem Besatz und benötigter Futterfläche oft nur die Grünlanderneuerung mit Neuansaat von Wiesenmischungen ohne Goldhaferanteil.
Durch das Schwinden der Quecke (Agropyron repens), einem Anzeiger eutropher Nährstoffsituationen, war sowohl in Kringell als auch in Ayrhof ebenfalls in den Pflanzenbeständen selbst ein Aushagerungsprozess erkennbar.
Tabelle 8 zeigt auch, dass sich der mittlere Futterwert auf beiden Standorten im Laufe der Jahre generell verschlechterte.
Zusammenfassend dokumentiert die Versuchsauswertung, dass die Effekte einer Grünlandextensivierung, sei es später Schnitt oder reduzierte Düngung, stark standortspezifisch ausfallen können. Daher sind langjährige Versuche in mehreren Regionen gerade bei solchen Untersuchungen unabdingbar. Für den Landwirt bedeutet der Schritt zur Extensivierung die verstärkte Notwendigkeit des Verfolgens von Bodenuntersuchungswerten wie auch der Entwicklung des Pflanzenbestandes selbst, um unerwünschten Bestandesverschiebungen rechtzeitig Einhalt gebieten zu können.