Versuchsergebnisse zur Düngung und Nährstoffausnutzung
Aspekte zur Rolle der Schwefeldüngung im Dauergrünland

Über die Bedeutung der Schwefelversorgung des Grünlands wird seit Jahren (teilweise) kontrovers diskutiert. Der folgende Artikel erläutert die Bedeutung des Nährelementes. Er gibt einen Überblick, in welchen Fällen mit Schwefelmangel zu rechnen ist. Liegt in der Futteruntersuchung das Verhältnis von Stickstoff zu Schwefel über 15:1, so weist dies auf Mangel hin. Ebenfalls werden die Ergebnisse eines vierjährigen Düngungsversuches im Allgäuer Alpenvorland dargestellt und diskutiert. Bei mittleren Trockenmasse-Erträgen von 115 Dezitonnen pro Hektar betrug der mittlere S-Entzug auf intensiv genutztem Dauergrünland 31 Kilogramm Schwefel im Jahr. Bedeutend war neben der Art und Höhe der Düngung auch der Jahreseinfluss. Durch ergänzende mineralische Schwefeldüngung ergaben sich Ertragseffekte von etwa fünf Prozent.

Bedeutung des Schwefels

Schwefel ist ein lebenswichtiges (essentielles) Nährelement für Pflanzen und Tier. Er ist u.a. notwendig für den Eiweißaufbau und für die Ausprägung des Aminosäuremusters. Schwefel ist weiterhin Bestandteil von wichtigen Enzymen, Coenzymen bzw. Vitaminen. Fehlt der Pflanze Schwefel, so sinkt die Stickstoffausnutzung. Es kommt zu einer Abnahme des Reinproteins, während der Nitratgehalt und demzufolge auch das Rohprotein ansteigt. Schwefelhaltige Aminosäuren werden nur unzureichend gebildet. Die Folge ist Ertragsabfall und eine Änderung im Aminosäuremuster.

S-Quellen und S-Aufnahme der Pflanze

Die Schwefelversorgung der Pflanze erfolgt neben organischen und mineralischen Düngern durch Humusmineralisierung. Die Schwefelmineralisierung verläuft im Vergleich zur Stickstoff-Freisetzung aus dem Boden im Jahresverlauf verzögert. Eine in der Vergangenheit bedeutende Quelle, nämlich der Eintrag über die Atmosphäre, hat in letzter Zeit in Deutschland stark abgenommen und beträgt heute - je nach Region - teilweise deutlich unter 10 kg S/ha. Die Aufnahme durch die Pflanze erfolgt in erster Linie als Sulfat-Ion (SO4 2-) über die Bodenlösung. In der Pflanze ist das Sulfat-Ion im Zellsaft leicht verfügbar. Andere Schwefelverbindungen, elementarer Schwefel oder organisch gebundener Schwefel (z.B. im Humus und in organischen Düngern) müssen vorher durch chemische und biologische Prozesse im Boden in Sulfat übergeführt werden. Die Umsetzungsgeschwindigkeit hängt dabei von einer ausreichenden Bodenfeuchte und der Temperatur ab, kann jedoch beim elementaren Schwefel auch sehr schnell erfolgen.

Die Schwefelgehalte sind im ersten Grünlandaufwuchs am niedrigsten und steigen mit den Folgeschnitten über das Jahr hin an.

Sulfat ist wie Nitrat im Boden leicht auswaschbar. Daher ist eine Schwefeldüngung im Herbst nicht sinnvoll.

Feststellung und Auftreten von Mangelsymptomen

Schwefelmangel äußert sich in der Pflanze durch hellgrüne bis gelbliche Farbe und gestauchten Wuchs. Die Symptome sind ähnlich wie bei Stickstoffmangel, betreffen aber im Gegensatz zu diesem zuerst die jüngeren Blätter. Im Grünland ist jedoch Schwefelmangel in der Regel nur schwer erkennbar, da hier nicht nur eine Art, sondern eine Pflanzengesellschaft vorliegt.

Vielfach wird als Faustzahl für die untere Grenze des Schwefelgehaltes im Futter 2 Gramm pro Kilogramm Trockenmasse (0,2 %) für den Bedarf von Pflanze und Tier genannt. Andererseits werden im Grünland auch bei Konzentrationen unter 0,2 % i.d. TS teilweise Höchsterträge gemessen.

Daher dürfte im Sinne der Pflanzenernährung der Gesamt-Schwefelgehalt alleine kein ausreichendes Maß für die Ableitung eines möglichen Schwefelmangels bzw. Düngungsbedarfes sein. Dies gilt vor allem auch, da der Schwefelgehalt u.a. vom Aufwuchsstadium und Rohproteingehalt abhängig ist. Besser erscheint der rechnerisch zu ermittelnde anorganische Schwefelgehalt im Aufwuchs (Rühlicke und Rutzmoser, 2000), da dieser die Verfügbarkeit des Elementes im Zellsaft ausdrückt. Als hinreichend genau für die Praxis gilt allerdings die einfach zu bestimmende Beurteilung des Verhältnisses von Stickstoff zu Schwefel zueinander im Futter. Dieses erhält man dadurch, indem man aus dem Ergebnis der Futteruntersuchung den Rohproteingehalt und den Schwefelgehalt entnimmt. Den Rohproteingehalt teilt man durch 6,25 und erhält so den Stickstoffgehalt.

Bei einem N/S-Verhältnis von unter 12:1 ist eine gute Schwefelversorgung gegeben. Ein Verhältnis von 15:1 und darüber weist auf (ertragswirksamen) Schwefelmangel hin. Der Bereich von 12:1 bis 15:1 stellt gewissermaßen einen Grenzbereich von latent möglichem Schwefelmangel dar.

Zu Schwefelmangel kommt es bei Versorgungsengpässen durch Auswaschung und/oder verringerter Bodenmineralisierung im ersten Aufwuchs. Bei wenig Auswaschung und günstiger Witterung steht jedoch dem ersten Schnitt mehr Zeit für eine ausreichende Schwefelaufnahme aus dem Boden als dem zweiten Aufwuchs zur Verfügung, so dass für den ersten Schnitt eine Düngung zu Vegetationsbeginn ohne Wirkung bleiben kann. Beim zweiten Aufwuchs kann gerade dann Mangel eintreten, wenn aufgrund von hohen Trockenmassezunahmen pro Tag nicht zeitgleich genügend Schwefel über die Bodenlösung nachgeliefert werden kann. Daraus erklären sich mögliche und in der Literatur diskutierte optimale Schwefeldüngungstermine. Allerdings ist davon auszugehen, dass bei einer gezielten Ausbringung von schwefelhaltigen Düngern zu Vegetationsbeginn auch mit einer Wirkung zum zweiten Aufwuchs zu rechnen ist.

Während der zweiten Jahreshälfte kommt es dann zu einer verstärkten Schwefelmineralisierung im Boden und Schwefelanhäufung in den Pflanzen, so dass hier eine gezielte zusätzliche Schwefeldüngung nicht sinnvoll ist.

Bemerkungen zum Schwefelmangel auf Grünland

Bedingt durch die Abnahme der Schwefeleinträge aus der Luft, wird seit einigen Jahren in der Fachliteratur auch auf die Gefahr des Schwefelmangels im Grünland hingewiesen. Der Schwefelentzug im Dauergrünland liegt je nach Bestand, Ertragspotenzial, Nutzungsintensität und Jahreswitterung etwa im Bereich von 25-45 kg S/ha und Jahr bei Schnittnutzung (Rohde, 2000). Über die Luft erfolgt teilweise nur eine geringe Zufuhr von 5-10 kg, so dass sich ein mittlerer Netto-Entzug von etwa 20 bis 35 Kilogramm Schwefel pro Hektar und Jahr ableitet, wobei hier mögliche Verluste durch S-Auswaschung noch nicht einkalkuliert sind.

Es kann aber bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt festgestellt werden, dass von einem flächendeckenden Schwefelmangel auf Dauergrünland nicht gesprochen werden kann. Der in der Literatur beschriebene Schwefel-Effekt auf Ertrag und Futterqualität im Grünland wurde vor allem bei intensiv genutzten weidelgrasreichen Beständen, teilweise unter feldfutterbauähnlichen Bedingungen und hoher N-Versorgung von 250 - 400 kg N/ha und Jahr beobachtet (Taube et al., 2000). In diesen Fällen wurden durch eine verbesserte Schwefelversorgung Ertragszuwächse von etwa 10 dt/ha Trockenmasse und eine bessere Futterqualität erzielt. Allerdings stellten Rutzmoser und Rühlicke (2000) anhand der Futteruntersuchung von ca. 750 Grassilageproben aus der Praxis bei etwa einem Viertel der Proben Schwefelmangel fest.

Wo die Gefahr des Schwefelmangels zunimmt und in welchen Fällen derzeit ein ertrags- und qualitätswirksamer Schwefelmangel eher unwahrscheinlich ist, gibt die Übersicht in Tabelle 1 wieder.

Tabellen für Erläuterungen

Ergebnisse im Detail

Zusammenfassung

Als vorläufiges Versuchsergebnis auf dem Spitalhof kann festgehalten werden: Auf dem ertragreichen, intensiv genutzten und kontinuierlich mit Gülle versorgten Weidelgras-Standort zeigten sich durch mineralische Schwefeldüngung Ertragseffekte in einer Höhe von etwa fünf Prozent, die vor allem im zweiten Aufwuchs auftraten. Für die Sicherung eines optimalen N/S-Verhältnisses des ersten und zweiten Schnittes unter 12 : 1 bzw. Schwefelgehaltes über 0,2 % i.d. TS erwies sich im Versuch die Beigabe sowohl von elementarem als auch mineralischem Schwefel über Grunddünger und/oder in Verbindung mit schwefelhaltigem Stickstoffdünger positiv. Eine Schwefeldüngung in der zweiten Vegetationshälfte führte hingegen zu hohen Gehalten im Aufwuchs und erscheint demnach in Übereinstimmung mit der Literatur unnötig.

Der Versuch wird noch mindestens einschließlich bis zum Ende des Jahres 2003 weitergeführt. Ebenfalls findet in Zusammenarbeit mit der Versuchsstelle Steinach des Landwirtschaftsamtes Deggendorf seit dem Jahr 2002 ein weiterer Exaktversuch zur Wirkung der Schwefeldüngung unter den Standortverhältnissen des Naturraumes Bayerischer Wald statt. Über die Ergebnisse wird zur gegebenen Zeit berichtet.