Jubiläum 1918 bis 2018
Forschung und Entwicklung zur Nutztierhaltung in Grub – Leuchttürme seit 1994
Am 5. Oktober 1918 beginnt mit der Verbriefung des Ankaufs der Schwaigen Grub und Hergolding die Arbeit zur Nutztierhaltung in Grub. Hier stellen wir die Aktivitäten vor, die von 1994 bis 2018 bzw. in der Zukunft besondere Leuchtturmfunktion im Hinblick auf die Nutztierhaltung hatten und haben. Um diese zu ermitteln, erfolgte eine Befragung der aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vorgängereinrichtung Bayerische Landesanstalt für Tierzucht (BLT) bzw. den heutigen Einrichtungen der LfL am Standort Grub.
Die Leuchttürme

Erforschung und Etablierung des automatischen Melkens (AMS)
In Grub wurde im Jahr 1998 der erste Melkautomat eingebaut. Gleich von Beginn an erfolgten eine intensive Begleitforschung und eine starke Nutzung in Schule und Beratung. Mit den Herstellern von AMS besteht eine intensive Zusammenarbeit, um eine hohe Transparenz zu der neuen Technik zu schaffen. Seit über zehn Jahren veranstaltet die LfL Infoveranstaltungen in Grub, bei denen ergänzend alle gängigen AMS ausgestellt werden. Die Ein- bzw. Zweiboxenanlage für 60 bzw. 120 Kühe passt gut in die Struktur der bayerischen Milchviehbetriebe. Bayern ist das Bundesland mit den meisten AMS und der höchsten AMS-Dichte bei Neubaumaßnahmen.

Entwicklung und Etablierung webFuLab (Webanwendung im Futterlabor Grub)
Eine sachgerechte Rationsberechnung erfordert Kenntnisse zum Energie- und Nährstoffgehalt der eingesetzten Futtermittel. Bei Getreide und Grobfutter wird die Analyse empfohlen. In Grub besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den Laboren der LfL und des LKV-Bayern. Hauptanbieter ist in Bayern das LKV-Bayern mit dem Labor in Grub. Die Futterbewertung wird fachlich durch das Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft abgedeckt. Von der Anmeldung der Futterprobe bis zur Ergebnisdarstellung ist bei webFuLab alles digitalisiert. Der Einsender kann den Weg der Probe online vom Probeneigang bis zur Ergebnisdarstellung verfolgen.

Zielwertoptimierte Futterberechnung (Zifo2)
Sehr aufwändig ist die Rationsberechnung beim Nutztier. Es gab daher schon früh Interesse, dies mit Unterstützung von Computern durchzuführen. Zunächst wurde hierzu der Zentralcomputer im StMELF genutzt. Mit Einführung der Personal Computer kamen die ersten Rationsberechnungsprogramme zur Anwendung. In Grub wurde unter fachlicher Federführung von Dr. Karl Rutzmoser das „Zielwertoptimierte Futterberechnungsprogramm“ (Zifo) entwickelt und in der Zeitschrift "Schule und Beratung" eingeführt. Zifo steht in Bayern synonym für Rationsberechnung für Nutztiere. Inzwischen ist die Version Zifo2 in Anwendung, die auch über eine direkte Schnittstelle zum webFuLab verfügt.

Hornloszucht bei Fleckvieh
In der Rinderpopulation waren immer beide Varianten vertreten. Im letzten Jahrhundert überwogen die horntragenden Tiere. Bei der Anspannung und der Fixierung im Anbindestall hatten die Hörner auch Vorteile. Mit der Laufstallhaltung wuchs das Interesse an hornlosen Tieren. Die Landwirte reagierten mit der Enthornung der Kälber. Im Hinblick auf die Gewährleistung der Unversehrtheit der Tiere und das Tierwohl bietet sich alternativ die Zucht auf Hornlosigkeit an. Hier wurde die Tierzucht in Grub schon in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts aktiv. Zu finden war das „Hornlosgen“ in Mutterkuhherden. Die Hereinnahme in die Gruber Milchviehherde um hornlose Milchkühe zu züchten, war umstritten. Aus heutiger Sicht war dies mehr als weitsichtig. In der Gruber Milchviehherde sind mehr als die Hälfte der Tiere genetisch hornlos und das bei gleicher Milchleistung. Zuchttiere wurden mit hohen Erlösen verkauft und stehen heute sehr erfolgreich in der Besamung.

Genomische Selektion bei Rind und Schwein
Der nächste Leuchtturm aus der Liste ist die Nutzung der genomischen Selektion bei Rind und Schwein mit 12 Nennungen. Bei beiden Tierarten war die bayerische Tierzucht frühzeitig aktiv. Das Spezifische ist die Nutzung der genomischen Selektion in den Zuchtverbänden der bayerischen Landwirtschaft gemeinsam mit den Partnern in Österreich, Tschechien, Italien und Frankreich.

Infozentrum und Forum Grub, Baulehrschau
Eine wesentliche Aufgabe von Grub ist die Beförderung des Wissenstransfers: Das neue Wissen soll in der Praxis möglichst schnell Anwendung finden. Darüber hinaus kommt dem Wissensaustausch zwischen Praxis, Forschung und gegebenenfalls auch Industrie große Bedeutung zu. Infozentrum und Baulehrschau haben schon eine sehr lange Tradition. Mit der Errichtung des Forums wurde der gesamte Bereich neu ausgerichtet und erhielt entsprechend mehr Außenwirkung. Themen wie das automatische Füttern, Heumilch oder Vermeidung von Hitzestress wurden hierdurch auch stark befördert. Wichtig sind das konkrete Sehen bzw. Begreifen durch die Ausstellung und der direkte Kontakt zwischen Landwirt, Beratung, Herstellern und Forschung.
Gesamtübersicht der Leuchttürme
- Nutztier
- Hornloszucht bei Fleckvieh
- genomische Selektion bei Rind und Schwein
- Etablierung neuer Merkmale (Fitness, Stressresistenz, Resilienz)
- Digitalisierung
- Rationsplanung mit Zifo2
- Etablierung webFuLab
- Precision dairy farming
- Stallsysteme
- Laufstallhaltung
- Kaltstall für Milchkühe und Aufzuchtrinder
- Versuchsställe
- Technik
- automatisches Melksystem (AMS)
- automatisches Füttern bei Schwein und Rind
- elektronische Tiererkennung
- Wissenstransfer
- Gruber Tabellen
- Forum, Baulehrschau
- Verbundberatung
- Futter
- heimische Eiweißträger (Soja, Luzerne, …)
- ganzjährige Silagefütterung
- Bt-Mais – Sicherheitsforschung