Rückblick
Landwirtschaftskongress zum Klimawandel: Klima im Wandel – Wie muss die Landwirtschaft reagieren?, 16. Februar 2023 in Triesdorf

Pflanze auf trockenem Boden.

Foto: Gehring

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. 2022 erlebte Bayern das wärmste Jahr seit 142 Jahren. Hinzu kommt eine Zunahme von Wetterextremen wie Dürre, Starkregen oder Unwettern. Diese Veränderungen haben weitreichende Folgen für die Landwirtschaft in Bayern. Die Landwirtschaft muss sich in Zukunft noch stärker auf die zu erwartenden klimatischen Änderungen einstellen. Die Bayerische Staatsregierung unterstützt die Landwirtschaft in verschiedenen Bereichen, um diese klimaresilienter zu machen. Auf dem diesjährigen Landwirtschaftskongress zu Trockenheit/Klimawandel informierten Fachleute über die Herausforderungen durch den Klimawandel und stellten Anpassungsstrategien und Handlungsoptionen vor.

"Ob mit dem neuen Forschungsstandort in Schwarzenau oder der Erweiterung der Mehrgefahren­versicherung. Wir machen uns gemeinsam auf den Weg, um uns auf den Klimawandel und seine Folgen vorzubereiten", sagte Staatsministerin Michaela Kaniber bei der Eröffnung des Kongresses in Triesdorf. Ziel des Kongresses war nicht nur der Austausch unter Experten, sondern auch der Wissenstransfer in die Praxis. Ziel der bayerischen Agrar- und Forstpolitik ist es, Anpassungsstrategien an den Klimawandel zu entwickeln und die Forschung weiter zu intensivieren. Der Klimawandel ist bereits seit längerem der wichtigste Arbeits- und Forschungsschwerpunkt an allen drei bayerischen Landesanstalten. Über 40 Prozent der Forschungsmittel fließen in diesen Bereich.

Die gesamte Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Externer Link

Programm und Vorträge

Andreas Ziermann, Projektleiter Bodensee-Stiftung

Agieren statt reagieren – Wetterextremen vorbeugen
Ziermann hat die Herausforderungen durch das sich ändernde Klima und einen Überblick über mögliche Anpassungsstrategien skizziert.
Dabei ging er auf Ergebnisse verschiedener Projekte der Bodensee-Stiftung im Bereich biodiversitäts­freundlicher Landwirtschaft sowie Klimaschutz und Klimawandel­anpassung, zum Beispiel Klimaschutzberatung landwirtschaftlicher Betriebe mit dem Tool ACCT, Klimawandel­anpassung mit Pilotbetrieben im europäischen LIFE-Projekt AgriAdapt (https://agriadapt.eu/mitigation-farming-sector/?lang=de) und der Weitergabe von Wissen zur nachhaltigen Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel im GeNIAL-Projekt mit Landesanstalten in Baden-Württemberg und Hessen (https://genial-klima.de/) ein.
Andreas Ziermann studierte an der Hochschule Weihenstephan und der BoKu in Wien Agrarwirtschaft. Seit 2018 arbeitet er bei der Bodensee-Stiftung in Radolfzell.
Podiumsdiskussion: Praxis und Wissenschaft im Dialog
mit Dr. Herbert Siedler, AELF Würzburg; Konstantin Röther, Verwalter des Staatsguts Schwarzenau; Friedrich Weberndörfer, Röckingen im Lkr. Ansbach; Alexander Klümper, Bias, Sachsen-Anhalt; Dr. Annette Freibauer, LfL-Institut für Agrarökologie

Dr. Peter Doleschel, LfL-Institut für Pflanzenbau; Johannes Beyer, Janina Goldbach, LfL-Trockenforschungszentrum

Trockenhotspot Unterfranken – Forschen für wirksame Anpassungsstrategien
Vorstellung des Projekts "Forschungszentrum für Landwirtschaft in Trockenlagen" anhand einiger Folien, unter anderem Motivation und Ausgangslage sowie Vorstellung der aktuell bereits in Schwarzenau laufenden Forschungsprojekte.

Science Slam: Fish and Chips – Der Klimawandel ist schon auf dem Teller angekommen

  • "Karpfenteiche und Bewässerung – frischer und mehr Kreislauf geht nicht." (Dr. Martin Oberle)
    Karpfenteichwirte sind die Profis im Wasserspeichern. Sie fangen seit Jahrhunderten im Winterhalbjahr Niederschläge auf. Im Projekt Bewässerungs­teichwirtschaft wird durch Umbau der Teiche der Wasserstand erhöht. Das zusätzlich gespeicherte Wasser kann im Sommer zur Bewässerung abgegeben werden. Pro 10 cm Anstau (entspricht 1.000 m3) eines 1 ha großen Teiches kann 1 ha Sonderkulturen bewässert werden. Es können so kleinräumige Bewässerungsverbünde entstehen. Die Kombination Bewässerung und Karpfenhaltung ist zum Beispiel in Israel üblich.
  • "Die tolle Knolle – sie wird nicht sauer, sondern süß." (Michaela Laumer)
    Der Vortrag beschäftigte sich mit der Frage, warum gerade die Kartoffel im Fokus bei der Diskussion um Trockenheit und empfindliche Kulturen steht. Es wurde genauer darauf eingegangen, wie sich fehlender Niederschlag auf den Ertrag und die Qualität auswirkt.
  • "Bier braucht Aroma, und Aroma braucht Wasser – von Anfang an." (Johann Portner)
    Der Klimawandel ist auch bei der Dauerkultur Hopfen angekommen. Hitze und langanhaltende Trockenphasen im Sommer sowie ausbleibende Niederschläge führen vermehrt zu deutlichen Ertragseinbußen und Qualitätsminderungen in Form von niedrigen Alphasäure­gehalten. Im Vortrag wurde aufgezeigt, wie mit einem ressourcen­schonenden Bewässerungs­management die Hopfenerträge stabilisiert und mit gezielter Fertigation sogar positive Umwelt­effekte erzielt werden können.
  • "Die Lösung liegt direkt vor unseren Füßen – Humus kann (fast) alles.“ (Dr. Martin Wiesmeier)
    Eine ausreichende Versorgung unserer Böden mit organischer Bodensubstanz (Humus) ist die Basis für ein gesundes Bodenleben und stabile Erträge. Eine Erhaltung oder Steigerung der Humusgehalte ist somit eine zentrale Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel. Im Vortrag wurden die Bedeutung des Humus für die Fruchtbarkeit und Funktionalität von Böden erläutert und Maßnahmen zum Erhalt und Steigerung der Humusgehalte vorgestellt.

Dr. Alexander Dümig, LWG-Institut für Erwerbs- und Freizeitgartenbau

Technische und digitale Möglichkeiten zur effizienten und ressourcenschonenden Bewässerung im Garten- und Ackerbau als Antwort auf den Klimawandel
Die zunehmende Frühjahrs- und Sommertrockenheit führt zu steigendem Bewässerungsbedarf vor allem von Gemüse, Sonderkulturen und Kartoffeln. Dümig hat einfache, praxistaugliche und digitale Möglichkeiten vorgestellt, um die Bewässerung noch effizienter zu gestalten und den Wasserverbrauch zu senken.

Insbesondere ging es um:

  • Genauigkeit der Wasserverteilung bei Rohrberegnung,
  • technische und digitale Möglichkeiten der Automatisierung,
  • Einsatz von Entscheidungshilfen zur Bewässerung (Wann und wieviel bewässern?), wie eine Bewässerungs-App und digitale Bodenfeuchte­sensoren.

Prof. Dr. Hubert Spiekers, LfL-Institut für Tierernährung

Betriebliche Futterversorgung sicher gestalten
Prof. Spiekers (Leiter des LfL-Institutes für Tierernährung und Futterwirtschaft in Grub, Honorarprofessor für den Bereich Grobfutterbewertung und -konservierung an der TUM in Freising-Weihenstephan, Vorsitzender des DLG-Arbeitskreises Futter und Fütterung) stellte Möglichkeiten vor, wie Futter und Fütterung klimafreundlicher und die Erzeugung von Milch und Fleisch damit nachhaltiger gestaltet werden können.

Prof. Martin Odening, Humboldt-Universität zu Berlin, Department für Agrarökonomie

Wetterrisiken – Versicherbarkeit und Auswirkungen für landwirtschaftliche Betriebe
Der Vortrag hat die die Vor- und Nachteile einer Mehrgefahren­versicherung gegen Wetterrisiken in der Landwirtschaft beleuchtet. Auf der Basis von einzelbetrieblichen Daten hat das Team um Prof. Odening wetterbedingte Ertragsschwankungen untersucht sowie die Leistungen und Kosten von Versicherungs­instrumenten berechnet. Am Beispiel des Bundeslandes Sachsen haben sie aufgezeigt, welcher Subventionsbedarf erforderlich wäre, um Mehrgefahren­versicherungen flächen­deckend zu etablieren.

Auf der Bühne der Alten Reithalle in Triesdorf spricht Staatsministerin Michaela Kaniber.

Diese Veranstaltung zum Thema Klimawandel wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) sowie der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) durchgeführt.
Wir bedanken uns sehr herzlich für die Unterstützung und die Gastfreundschaft der