Die Körnerhirse als vielversprechende Alternative für Bayerns Äcker
Zoombild vorhanden
Körnerhirse in der Blüte. In etwa drei Tagen blüht die Rispe von oben nach unten durch.
Die Körnerhirse (Sorghum bicolor), die dem Körnermais pflanzenbaulich und bis zum Erscheinen der Rispe auch optisch sehr ähnlich ist, wird in den letzten Jahren immer wieder als Alternative zu diesem gesehen. Vor allem in trocken-heißen Sommern, wie sie in den letzten Jahren immer häufiger zu verzeichnen waren, kommt der Mais vielerorts an seine Grenzen. Dies konnte in den vergangenen beiden Anbaujahren am neu gegründeten Forschungszentrum für Landwirtschaft in Trockenlagen (FLT) der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Schwarzenau im Landkreis Kitzingen beobachtet werden. Seit 2022 werden dort und an vier weiteren Standorten Exaktversuche zu der aus Nordost-Afrika stammenden Kultur durchgeführt. Auch in einem Fütterungsversuch beim Masthähnchen konnte die Körnerhirse ihr Potential unter Beweis stellen.
Aufgrund ihrer vielfältigen Nutzungsformen ist die Sorghumhirse mit einem Produktionsvolumen von etwa 59 Millionen Tonnen die fünftwichtigste Getreideart weltweit. Während die Körner in vielen afrikanischen Ländern und Indien ein Grundnahrungsmittel darstellen, landet weltweit gesehen der Großteil der produzierten Körner im Futtertrog.
Körnerhirse als pflanzenbauliche Alternative zum Körnermais?
Bis zum Erscheinen der Rispe ähnelt die Pflanze optisch stark dem Mais. Sie gehört, wie der Mais auch, zu den C4-Pflanzen, weshalb sie sehr wassersparend Photosynthese betreiben kann. Gegenüber dem Mais bringt sie aber zwei wesentliche Vorteile mit sich: eine Wachsschicht auf der Oberseite schützt vor Verdunstung und das intensive und tief reichende Wurzelsystem sorgt für eine verbesserte Wasseraufnahme. Deshalb wird die Körnerhirse oftmals als Alternative zum Körnermais gesehen, der vielerorts in den letzten Jahren unter den trockenen Sommern gelitten hat. Vor allem am trocken-heißen Versuchsstandort in Schwarzenau (LK Kitzingen) konnten die Erträge in den Anbaujahren 2022 und 2023 mit dem Körnermais mithalten. Während die Körnerhirse im Mittel einen Ertrag von 79 dt/ha erzielte, waren es beim Körnermais 74 dt/ha. Am Standort Frankendorf, der deutlich mehr Niederschläge zu verzeichnen hat (ca. 250 mm mehr pro Jahr im langjährigen Mittel), ist der Körnermais allerdings überlegen (140 dt/ha im Vergleich zu 110 dt/ha). Die Ergebnisse zeigen aber auch das Ertragsniveau der Körnerhirse, was durch ein Mehr an Niederschlägen erzielt werden kann. Da die Sorghum-Hirse noch nicht lange züchterisch bearbeitet wird, ist das Potential dieser Kulturart noch nicht ausgeschöpft. Neben der Ertragssteigerung fokussiert sich die Züchtung momentan vor allem auf die Kältetoleranz und die Frühreife.
Versuchsergebnisse Körnerhirse (Sorghum bicolor)
Die folgenden Aufnahmen sind alle Mitte August 2022 entstanden. In den oberen beiden Fotos sieht man Körnermais, in den unteren zwei Fotos die Körnerhirse. Während der Körnermais zu diesem Zeitpunkt notreif war und die Kolben nur schlecht gefüllt waren, waren die Bestände der Körnerhirse grün, zeigten keinerlei Trockenstress und die Rispen waren gut gefüllt.
Der Maisbestand war bereits Anfang August notreif.
Der Maiskolben zeigt einen schlechten Kornansatz.
Der Pflanzenbestand ist noch grün und zeigt keinen Trockenstress.
Körnerhirse-Rispen zeigten trotz Trockenheit eine gute Kornbildung.
Pflanzenbau im Fokus
Zoombild vorhanden
Für die Kulturführung ist keine besondere Technik notwendig. Die Ernte erfolgt mit dem Getreide-Mähdrescher.
Neben der Untersuchung zur Eignung unterschiedlicher Sorten, werden im aktuell laufenden Forschungsprojekt Versuche zur Aussaattechnik und der Reihenweite, zum Saattermin, zur Düngung und zum Pflanzenschutz durchgeführt. Bislang konnte gezeigt werden: Der Anbau ist ohne besonderen technischen Zusatzaufwand möglich, sodass die Körnerhirse einfach in jeden Betrieb integriert werden kann. Die Aussaat kann mit Einzelkorn- oder Drillsaat erfolgen, wobei weitere Reihen (bspw. doppelter Getreideabstand) tendenziell besser geeignet sind als enge Reihen (einfacher Getreideabstand). Die Ernte erfolgt ab etwa Ende September mit einem Mähdrescher mit Getreideschneidwerk. Da die Körnerhirse eine sehr langsame Jugendentwicklung hat, ist eine Unkrautkontrolle mechanisch oder chemisch dringend empfohlen. Die Kulturart ist insgesamt sehr gesund und wird nicht von Schädlingen befallen. Deshalb werden keine Insektizide oder Fungizide benötigt. Die Körnerhirse ist resistent gegen den Westlichen Maiswurzelbohrer, was sie wiederum als Alternative in Mais-lastigen Fruchtfolgen interessant macht.
Körnerhirse als neue Kultur in Fruchtfolgesystemen für Trockengebiete
Körnerhirse als vielversprechendes Geflügelfutter
Projektleitung: Dr. Barbara Eder
Projektbearbeitung: Janina Goldbach
Laufzeit: 01.01.2022 bis 30.06.2025
Das Projekt wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus.