Virusdiagnose an der LfL
Virusbefall kann per Auge nicht sicher diagnostiziert werden. Laboruntersuchungen sind deshalb unumgänglich. Verdächtige Proben werden an das virologische Labor der LfL von amtlichen Beratern, Erzeugerringberatern, landwirtschaftlichen und gärtnerischen Betrieben, Forschungseinrichtungen und in geringem Umfang auch von Privatpersonen eingereicht. Ziel dabei ist, die Ursache für ein beobachtetes Schadbild zu finden und einen vermuteten Virusbefall nachzuweisen, um schließlich die richtigen Maßnahmen für die Bekämpfung des Befalls ergreifen zu können. Wichtige Maßnahmen dabei sind die Vernichtung der infizierten Pflanzen, die Bekämpfung der Virusvektoren und Desinfektionsmaßnahmen.
Mehrstufige Strategie des Virusnachweises
Die Virusdiagnose verläuft meist in mehreren Stufen, wobei verschiedene Verfahren, die auf unterschiedlichen Nachweisprinzipien beruhen, kombiniert werden. Wichtig für die Diagnose ist die beobachtete Symptomatik an der erkrankten Pflanzen und die Pflanze selbst, die bekanntermaßen Wirtspflanze für eine bestimmtes Spektrum an Schaderregern sein kann. So wird abhängig vom Schadbild ganz gezielt auf bestimmte Erreger untersucht. Als erstes werden "schnelle" Verfahren wie ELISA (Enzyme Linked Immunosorbent Assay) und PCR (Polymerase-Kettenreaktion) eingesetzt, um möglichst rasch zu einem Ergebnis zu gelangen. Beide Verfahren sind hoch spezifisch und sehr empfindlich. Erst danach wird bei Bedarf der langwierige, mehrere Wochen dauernde Biotest auf Indikatorpflanzen ("Zeigerpflanzen") durchgeführt, mit dem Virusbefall nachgewiesen werden kann, aber keine Virusbestimmung möglich ist.
1. ELISA
Eine Probe wird zunächst mit dem ELISA gezielt auf diejenigen Viren getestet, die das beobachtete Schadbild bei der vorliegenden Wirtspflanze verursachen können. Mit dem ELISA, einer immunchemischen Methode, werden spezifisch Proteine (Eiweiße) des Virus nachgewiesen. Dabei werden mehrere verschiedene Antiseren parallel eingesetzt, die für unterschiedliche Viren spezifisch sind. So kann eine Probe schnell auf verschiedene Viren getestet werden. Mit dem ELISA ist grundsätzlich eine Virusidentifizierung möglich. Eng miteinander verwandte Viren sind unter Umständen jedoch nicht sicher zu unterscheiden. Aussagen über das mögliche Vorhandensein von Viren, auf die nicht getestet wurde, sind nicht möglich.
2. Molekularbiologische Methoden
Zoombild vorhanden
Elektrophoresegel mit erregerspezifischen PCR-Produkten, die als Banden sichtbar sind
Als weitere Methoden stehen die RT-PCR (Reverse Transkriptase Polymerase-Kettenreaktion) oder Realtime RT-PCR für eine Reihe von Viren und Viroiden sowie die PCR für Phytoplasmen als molekulare Verfahren zur Verfügung. Mit diesen Methoden werden ganz bestimmte Bereiche des Erbmaterials eines Erregers nachgewiesen. Die PCR-basierten Verfahren werden bei nicht eindeutigem ELISA-Ergebnis eingesetzt, wenn sehr hohe Sensitivität und Spezifität gefordert sind oder beim Nachweis von Erregern, die mittels ELISA nicht (z. B. Viroide) oder nur schwer (z. B. Phytoplasmen) zu erfassen sind. Auch diese molekularbiologischen Verfahren ermöglichen einen Erregernachweis und eine Erregerbestimmung in kurzer Zeit. Zum Teil werden zur Bestätigung und Identifizierung des Erregers noch spezielle Analysen nachgeschaltet wie Restriktionsanalysen und Sequenzierung der PCR-Produkte. Die Sequenzierung erfolgt in einem externen Labor, das auf derartige Analysen spezialisiert ist. Ähnlich wie beim ELISA lassen sich keine generellen Aussagen zum Vorhandensein von Viren, Viroiden und Phytoplasmen treffen; die Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf diejenigen Erreger, auf die getestet wurde.
3. Indikatorpflanzentest
Bei negativem oder nicht aussagekräftigem ELISA- bzw. PCR-Ergebnis oder wenn kein gezielter Verdacht auf ein bestimmtes Virus besteht, werden Infektionstests auf Indikatorpflanzen durchgeführt. Mit dem Test wird - im Gegensatz zu ELISA oder PCR - die Infektiosität des Erregers nachgewiesen. Extrakt aus den verdächtigen Pflanzen wird auf die Testpflanzen aufgetragen. Möglicherweise im Extrakt vorhandene Viren infizieren die Testpflanze, sofern diese Viren mechanisch übertragbar sind, und es kommt zur Ausbildung von Symptomen. Die Symptome (beispielsweise Welke, Vergilbung, Mosaik, Nekrosen) sind wenig charakteristisch und lassen keine Virusbestimmung zu. Bei positivem oder unklarem Befund werden die Proben meist an das Julius Kühn-Institut (JKI), Braunschweig, zur elektronenmikroskopischen Untersuchung geschickt. Mit den dort durchgeführten Analysen ist in der Regel die Identifizierung eines Virus möglich. Der Indikatorpflanzentest dauert bis zu vier Wochen. Wird das Material zusätzlich elektronenmikroskopisch untersucht, so dauert es noch mindestens eine weitere Woche bis das endgültige Ergebnis feststeht.
Detaillierte Informationen zu den Nachweismethoden bei der Virusdiagnose
Probeneinsendung
Bei der Untersuchung von Pflanzenmaterial kommen sowohl der richtigen Probenahme als auch dem sachgerechten Versand der Probe große Bedeutung zu. Nur wenn die Probe in einwandfreiem Zustand und mit einem entsprechenden Begleitschreiben, das alle für die Untersuchung notwendigen Informationen enthält, im Labor ankommt, können gesicherte und aussagekräftige Ergebnisse erarbeitet werden.
Viren im Gartenbau
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Überblick über Viruskrankheiten im Gartenbau
Qualitätssicherung und Akkreditierung
Qualitätssicherung ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Diagnosen
Diagnose ist ein wichtiger Bestandteil des integrierten Pflanzenschutzes. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind Grundlage für gezielte Bekämpfungsmaßnahmen und tragen dazu bei, unnötige Pflanzenschutzmaßnahmen zu vermeiden. Unsere Ergebnisse sind wichtig für eine wirtschaftliche Produktion von Pflanzen und pflanzlichen Produkten. Die Richtigkeit der von uns erarbeiteten Untersuchungsergebnisse ist wesentlich. Wir legen deshalb großen Wert auf die Qualitätssicherung bei allen unseren Diagnosen.