Milchreporte Bayern

Braunvieh-Kühe im Stall beim Fressen

Das Institut für Agrarökonomie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft erstellt den jährlich erscheinenden "Milchreport Bayern". Er dient für Landwirte und Berater als Informationsquelle und gibt Hilfestellung bei betrieblichen Entscheidungen.

Die Betriebszweigabrechnungen werden seit 2010 mit dem Programm BZA OFFICE nach der DLG-Systematik erstellt. Sie wird von Beratern zusammen mit dem Landwirt erstellt und liefert eine Vollkostenbetrachtung auf Betriebszweigebene. Datengrundlage sind der BMEL-Buchführungsabschluss, das Herkunfts- und Informationssystem Tier (HIT) und das Milchleistungsprüfungsergebnis des LKV Bayern. Für eigene Arbeit, Fläche und Kapital erfolgt ein Lohn-, Pacht- und Zinsansatz.

Milchreport Bayern 2023

Ergebnisse der Betriebszweigabrechnung (BZA) Milchproduktion 2022/23

In Wirtschaftsjahr 2022/23 erzielte die Milch historische Höchstpreise und führte die Rentabilität der Milchproduktion auf ein noch nie dagewesenes Niveau.

In einer Phase mit bereits steigenden Preisen gerieten mit Beginn des Ukrainekriegs im Februar 2022 die weltweiten Märkte in fast jeder Branche in große Turbulenzen. Preisexplosionen vor allem im Energiebereich, aber auch bei landwirtschaftlichen Betriebsmitteln und Erzeugnissen waren die Folge. Der Milchpreis erreichte seinen Höchststand in Bayern mit knapp 62 Cent im Dezember 2022. Bis Juni 2024 ist der Preis wieder auf 47 Cent gesunken und zeigt aktuell erneut eine festere Tendenz.

Mit einem Gewinnbeitrag der Milchkuh von deutlich über 2.000 Euro konnte die Arbeitszeit mit knapp 40 Euro die Stunde entlohnt werden – kalkuliert wurde vorab mit 22,50 Euro. Das war erst das dritte Jahr seit Beginn der Vollkostenauswertung 2003/04 mit einem Überschuss auf Vollkostenebene.

Deutlicher Strukturvorteil im bayerischen Vergleich

Die Gruppe der BZA-Betriebe im 20. Milchreport Bayern übertrifft das bayerische Mittel bezüglich Größe, Management und Professionalität deutlich. Mit mittlerweile rund 1,4 Millionen kg Milch Jahresproduktion von 138 Kühen und 111 ha LF sind die Betriebe des Milchreports Bayern rund drei Mal so groß wie der Durchschnitt bayerischer Milchviehbetriebe und mehr als zweimal so groß wie der durchschnittliche LKV-Betrieb in Bayern.
Tabelle: Vergleich der BZA-Milchviehbetriebe mit dem bayerischen Durchschnitt
Ø Deutsch­land1)Ø Bayern gesamt1)Ø Bayern gesamt1)Ø LKV-Betriebe2)Ø LKV-Betriebe2)Ø BZA-Betriebe3)Ø BZA-Betriebe3)
202320232022
202320222022/232021/22
Anzahl Milchviehbetriebe50.58123.36524.27815.57316.1246754
Anzahl Milchkühe gesamtTsd. Kühe3.7131.0571.0788939056,556,96
HerdengrößeKühe je Betrieb73,445,244,457,356,1138,4128,9
Milchleistung (erzeugte Milch)kg nat. je Kuh4)8.7807.7667.4668.3378.0719.4869.176
Erzeugte Milch je BetriebTsd. kg nat.5)6443513324784531.3131.216
Fettgehalt6)%4,124,214,234,184,194,134,19
Eiweiß­gehalt6)%3,463,523,483,523,493,513,51
Milch­leistung ECM7)kg ECM je Kuh8.9468.0247.7138.5858.3059.6399.386

1) Datengrundlage: Statistisches Bundesamt (Novemberzählung), LfL-IEM; teils Werte vorläufig; Für Bayern Inhaltsstoffe für konventionelle Milch
2) Betriebe unter Milchleistungsprüfung des LKV Bayern: Daten aus LKV-Jahresbericht (Betriebe und Kühe: Tabelle 1, Milchleistung und Inhaltstoffe: Tabelle 2)
3) Bayerische BZA-Betriebe mit Betriebsschwerpunkt Milcherzeugung
4) Erzeugte Milch mit tatsächlichen Inhaltsstoffen; BLE Milcherzeugung, Milchlieferung und Milchertrag in den Regionen; IEM; LKV; BZA
5) berechnet über Kuhzahl und Milchleistung/Kuh, nur bei den BZA-Betrieben der Gruppenmittelwert
6) BLE 1.1 Erzeugung von Milchfett und Milcheiweiß im April; MIS (konv. Milch); LKV; BZA
7) Energiekorrigierte Milch standardisiert auf 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß; bei fehlendem Gruppenmittelwert mit Formel berechnet

In Bayern sind in der Gruppe bis 50 Milchkühe 62 Prozent der Milchviehhalter. Diese Betriebe weisen im Vergleich deutlich höhere Produktionskosten und in der Folge eine deutlich niedrigere Stundenverwertung auf, da in kleineren Produktionen die Skaleneffekte beim Einkauf und das Potential in der Arbeitsproduktivitätssteigerung nicht in dem Umfang gehoben werden können. Vor allem in kleinen Milchviehbetrieben ist der Zuerwerb die Regel.

Erstmals seit 2004 eine deutlicher Überschuss auf Vollkostenebene

Ergebnisse in Stichpunkten für 2022/23:

  • Bei einem Auszahlungspreis von 57,3 ct/kg Milch (netto, tats. Inhaltsstoffe; Vorjahr 43,8 ct/kg) übertrafen die Leistungen die Vollkosten im Durchschnitt der BZA-Betriebe um 6,8 ct/kg bzw. 657 Euro/Kuh (Vorjahr -1,2 ct/kg, -115 Euro/Kuh).
  • Dadurch stieg die Arbeitszeitverwertung der Unternehmerfamilie auf 38,50 Euro/Stunde. Vorab kalkuliert wurde mit 25 Euro Lohnansatz für den Betriebsleiter und 20 Euro für die sonstigen Familienarbeitskräfte (im Mittel 22,50 Euro).
  • Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Leistungen um 9,8 ct/kg (Vorjahr +6,8 ct/kg), die Produktionskosten jedoch nur noch um 1,7 ct/kg (Vorjahr +5,3 ct/kg).
  • Der Gewinnbeitrag im Betriebszweig Milch (vor kalkulatorischen Faktorkosten, vor entkoppelten Prämien) betrug 22,30 ct/kg bzw. 2.149 Euro/Kuh (Vorjahr 13,9 ct/kg bzw. 1.302 Euro/Kuh).
  • Mit der stark verbesserten Rentabilität stieg auch die Liquidität der Milchviehhalter. Der Cash Flow I des Betriebszweigs stieg von 22,0 (Vorjahr) auf 30,6 ct/kg. Dabei sind etwaige Tilgungslasten oder nichtlandwirtschaftliche Zahlungsströme in der Unternehmerfamilie (u. a. Privatbereich, Gewerbe) nicht berücksichtigt.

Der BZA-Gewinnbeitrag vor entkoppelten Prämien beträgt 2022/23 22,3 ct/kg ECM

Erfolgsunterschiede wieder enorm - auch im Spitzenjahr keine Vollkostendeckung im unteren Viertel

Wie in jedem Jahr belegen die Auswertungen auch im diesjährigen Milchreport die extremen Varianzen des betrieblichen Erfolgs – unabhängig von Größe, Milchleistung, Melktechnik oder Futterration. Das untere Viertel kam auch in diesem Spitzenjahr auf keine Vollkostendeckung (-209 Euro/Kuh). Beim Saldo auf Vollkostenebene fehlen gegenüber dem oberen Viertel beim Kalk. BZE 1.800 Euro/Kuh, auf Buchführungsebene sind es immer noch knapp 1.100 Euro beim Gewinn.

Im Durchschnitt aller BZA-Betriebe lag der Gewinnbeitrag je Milchkuh im Auswertungsjahr 2021/22 mit 1.300 Euro bereits 300 Euro über dem Vorjahresgewinn, dieses Jahr sind es nochmal 850 Euro zusätzlich. Im kommenden Auswertungsjahr 2023/24 wird mit einem Gewinn von 1.600 Euro/Kuh gerechnet.

Mit der aktuell deutlich verbesserten Liquidität müssen Rücklagen gebildet und Investitionen getätigt werden. Die zu treffenden Entscheidungen werden auch von den Rahmenbedingungen abhängen, welche die Milchviehhalter aktuell und in Zukunft in Bayern, Deutschland, der EU und weltweit erwarten.

Mehr Tierwohl auch in der Milchviehhaltung ist ein erklärtes Ziel der Bundesregierung und deckt sich auch mit den agrarpolitischen Anforderungen des europäischen "Green Deal". Bisher konnte jedoch die Finanzierung des Umbaus noch nicht gelöst werden. Sollte dieser Umstand andauern, dürfte es zu einer gravierenden Beschleunigung des Strukturwandels kommen und die Zahl der Milchviehbetriebe in Bayern rapide sinken.

Die ausführlichen Ergebnisse der Betriebszweigabrechnung Milchproduktion 2022/23 sind in einer LfL-Information zusammengefasst. Dieses Werk kann als PDF-Datei abgerufen werden.

Ansprechpartner
Guido Hofmann, Bernhard Ippenberger
Institut für Agrarökonomie
Menzinger Str. 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1111
E-Mail: agraroekonomie@lfl.bayern.de

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