Informationen Weidehaltung

Foto: Siegfried Steinberger, LfL
Den Weideaustrieb rechtzeitig planen –was gibt es jetzt zu tun?
Die Wintermonate sollten dafür genutzt werden, die bevorstehende Weidesaison frühzeitig zu planen. Für eine professionelle Weidehaltung ist ein rechtzeitiger Weideaustrieb mit Beginn des Pflanzenwachstums, in der Regel bereits Mitte März, entscheidend. Daher sollte bereits im Januar und Februar der Weideaustrieb geplant, die Weideinfrastruktur überprüft und bei Bedarf in Stand gesetzt und fehlendes Material beschafft werden.
Weideaustrieb planen – den Vegetationsbeginn im Blick haben!
Für den Zeitpunkt des Wiederaustriebs auf die Weide gilt: Nie zu früh, nur zu spät.
Der Zeitpunkt des ersten Austriebs wird durch den Vegetationsbeginn, den vorherrschenden Bodenverhältnissen und der Witterung bestimmt. Bei entsprechender Witterung kann in der Regel ab Mitte März mit dem Weidegang begonnen werden, wenn das Pflanzenwachstum beginnt. In höheren Lagen kann sich der Termin auf Anfang April verschieben. Auch wenn Spätwintereinbrüche die Planungen für den Weideaustrieb verzögern können, sollte berücksichtigt werden, dass bei einer anschließenden Schönwetterperiode das tägliche Pflanzenwachstum in kurzer Zeit sprunghaft ansteigen kann. Dann wird oft der optimale Zeitpunkt für den Weidebeginn verpasst.
Ein rechtzeitiger Weideaustrieb fördert die Bestockung der Gräser und sorgt für eine dichte, widerstandsfähige Grasnarbe. Zudem wird verhindert, dass der Pflanzenbestand zu spät genutzt wird, was zu schlechter Futterqualität und hohen Verlusten führt.
Der frühe Weideaustrieb ist zugleich die effektivste und kostengünstigste Pflegemaßnahme für Weideflächen: Der Tritt der Rinder hilft, mögliche Frostschäden zu beheben, während ungewünschte Pflanzen wie Ampfer, Hahnenfuß oder Wiesenkerbel, im frühen Wachstumsstadium mitgefressen und dadurch geschwächt werden, bevor sie später verschmäht würden. Gräser mit frühem Ährenschieben, etwa Wiesenfuchsschwanz oder Knaulgras werden durch Verbiss zur verstärkten Blattbildung angeregt, was die Futterqualität des Folgeaufwuchses erheblich verbessert.
Nach Möglichkeit sollte zunächst alle zur Verfügung stehenden Flächen beweidet werden, um die positiven Effekte der frühen zu nutzen. Bei verstärktem Wachstum im April werden die Mähflächen abgezäunt.
Übergangsfütterung planen
Generell sollte die Fütterung von Jungrindern sowie Milch- und Mutterkühen möglichst konstant sein. Dies erfordert gute Übergänge bei Futterwechsel, insbesondere bei Rindern, die stärker mit Konzentrat gefüttert werden.
Milchkühe, die im Winter mit stärkereichen Rationen gefüttert wurden, benötigen zu Weidebeginn eine 2–3-wöchige Übergangsfütterung, um sich an das Weidegras zu gewöhnen. Eine bewährte Methode ist die Stundenweide ab dem späten Vormittag bis zur abendlichen Melkzeit. Die Kühe nehmen einige kg Trockenmasse (TM) Weidegras zur im Stall angebotenen Ration auf. Mit zunehmenden Graswachstum wird die Grasmenge mehr und die aufgenommene Menge der Stallration weniger. So gelingt ein harmonischer Übergang von der Stallration auf das Weidegras.
Jungrinder und Mutterkühe, welche im Winter überwiegend mit Grasprodukten wie Heu und Grassilage gefüttert wurden, können ohne Übergangsfütterung auf die Weide getrieben werden, da sich die Futterart nicht ändert. Bei kleereichen Beständen ist allerdings auch Vorsicht geboten. Die Tiere sollten anfangs nur satt und für wenige Stunden auf solche Flächen gelassen werden.
Weidezaun, Wasserversorgung und Triebwege prüfen

Die Wintermonate sollten genutzt werden, um den Weidezaun von Buschwerk und Sträuchern freizuschneiden (Foto: Felix Schnell, LfL)
Damit zu Weidebeginn im März die benötigte Infrastruktur auf der Weide (Zäune, Wasserversorgung, Triebwege) vorbereitet und einsatzbereit ist, sollte diese bereits im Januar und Februar geprüft und ggf. in Stand gesetzt werden:
Checkliste Weide-Infrastruktur
Weidezaun
- Wird neues Leitermaterial benötigt (Weidezaunlitze, Weidezaundraht, Spanner, Verbinder, Isolatoren)?
- Müssen Spannpfähle (Eckpfähle) oder Streckenpfähle ausgetauscht oder neu im Boden verankert werden?
- Sind alle Weidetore, Durchgänge, usw. funktionsfähig?
- Muss der Weidezaun von Buschwerk oder Sträuchern freigeschnitten werden?
- Werden neue Isolatoren benötigt?
- Befinden sich alle Warnschilder noch an Ort und Stelle?
- Falls verwendet: Ist der Zaunmäher funktionstüchtig?
- Funktioniert die Stromversorgung?
- Weidezaungerät mit Netzanschluss: testen
- Weidezaungerät mit 12-Volt-Akkugerät: testen und laden
- Weidezaungeräte mit Solarmodulen: bei Sonnenschein testen
Wasserversorgung
- Wurden die Weidetränken und Weidefässer von der letztjährigen Weidesaison bereits gereinigt?
- Funktionieren alle Schwimmerventile?
- Müssen Weidetränken (z.B. Mörtelwannen, Schwimmer oder Schläuche) ausgetauscht werden?
- Wurden im Leitungssystem Leckagen entdeckte und können diese behoben werden?
- Wurden Weidefässer oder Wasserspeicher, die für die Tränkwasserversorgung auf der Weide verwendet wurden, bereits gereinigt?
- Müssen Weidefässer verwendet werden: wie können diese während der Weidesaison möglichst schnell befüllt werden?
- Kann die Tränkwasserversorgung im Allgemeinen verbessert werden?
- Doppel-Trog-Tränken statt Zungentränken am Weidefass
- Positionierung der Tränken auf der Weidefläche
- Befestigung des Bodens um die Tränken herum, Kies nachfüllen
Triebwege
- Müssen Triebwege erneuert werden?
- Neues Wegematerial auftragen und verfestigen
- Neues Wege-Material auftragen und verfestigen
- Bodenplatten, die nicht mehr in Position sind, neu setzten
- Triebwege von Buschwerk und Sträucher freischeiden
- Kann der Ein- und Austrieb allgemein verbessert werden, damit weniger Trittschäden entstehen?
- Erfahrungen der letzten Weideperiode berücksichtigen
Benötigtes Material beschaffen
Ersatzteile sollten rechtzeitig beschafft werden. Für häufig benötigte Materialien wie Litzen, Verbindungsstücke für Weidezäune, Pfähle oder Dichtungen für Leitungssysteme empfiehlt es sich, stets einen ausreichenden Vorrat vorzuhalten.
Fazit
Der Weidebeginn ist gut zu planen und sollte möglichst frühzeitig erfolgen. Die Vorteile für die Stärkung der Grasnarbe in Dichte und Qualität durch einen frühzeitigen Bestoß der gesamten Weideflächen sind zu nutzen. Nach Möglichkeit sollten die Jungrinder schon im ersten Lebensjahr das Weiden lernen. Hierdurch sind die besten Voraussetzungen für eine effiziente Nutzung von Weideaufwuchs für die Erzeugung von Milch und Fleisch gegeben.
Das LfL-Institut für Tierernährung hat weitere Informationen, was beim Übergang in die Weidesaison zu beachten ist, zusammengestellt:
Mit rechtzeitigem Weideaustrieb wird Weidehaltung erfolgreich: Weideaustrieb 2021
Auch wenn im April noch einmal Schlechtwetterphasen zu erwarten sind, ist in der Regel bereits im März Zeit, um mit dem Weidegang zu beginnen. Wie Untersuchungen am Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft der LfL zeigen, bedingt auch der fortschreitende Klimawandel einen zunehmend frühen Weideaustrieb.
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Volltextalternative
Eine Rinderherde verlässt ihren Stall und galoppiert auf eine Weide. Siegfried Steinberger, Weideexperte von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, erklärt, warum dieser frühe Weideaustrieb sinnvoll ist. Weiterhin weist der Landwirt Peter Oberhofer auf die Vorteile der Weidehaltung hin. Im Hintergrund sind Milchkühe auf der Weide zu sehen.
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