Aktion Streuobst: Rückblick 2021

Die Veranstalter waren hochmotiviert, in diesem Jahr ihre Streuobst-Veranstaltungen durchzuführen. Im Frühjahr und Spätherbst mussten dennoch Alternativen gefunden werden, wie z.B. digitale Formate. So hat z.B. die Umweltstation Lias-Grube eine digitale Auftaktveranstaltung zum Projekt "Streuobstwiesen schätzen und schützen" initiiert und Schnittkurse kurzfristig online per Videoaufzeichnung abgehalten.
Weitere kreative Aktionen wie das "Wiesen Workout" wurde im Rahmen des Kreisacker-Programms Kitzingen ins Leben gerufen, bei dem Interessierte und Gleichgesinnte gemeinsam zum Erhalt der Streuobstwiesen durch Pflanz-, Pflege- und Ernteaktionen in den Landkreisen Kitzingen und Würzburg beitragen konnten.

Ein abwechslungsreiches Programm mit Genusswanderung, einem Pflanzenkenner-Wettbewerb, Anleitung zur Obstbaumpflanzung sowie Sommerveredelungskurs oder Führungen zur Ökologie der Streuobstwiesen, bot das neue Streuobstwiesenkompetenzzentrum im Lallinger Winkel, das von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf fachlich begleitet wird.
Viele weitere kreative Ideen der Akteure wären zu nennen neben den traditionellen Apfelmärkten, Obstbörsen, Most- und Kelterfesten, Obstausstellungen, Tag der offenen Brennereien im Herbst sowie Schnittkursen, Blüten- und Erlebniswanderungen im Frühjahr. Die Auswahl war unerwartet groß und die Besucher konnten die regionale Streuobst-Vielfalt auch 2021 wieder erleben und genießen, wenn auch teilweise nur im kleinen Rahmen mit Anmeldung.

Die LfL hat die Veranstaltungen wieder mit kostenlosen Materialien unterstützt, wie die LfL-Informationen zu Streuobst und Bienen in der Kulturlandschaft, Sortenposter zu Äpfeln, Birnen, Kirschen und Quitten, sowie Streuobstmotiven und die Experten-Obstbaumschnittbroschüre. Neu waren zwei Poster über die Streuobst-Vielfalt in Bayern und wie sich Streuobst wieder rechnen kann.
Alle gemeldeten Veranstaltungen wurden im Aktion Streuobst Veranstaltungskalender online veröffentlicht und nach erfolgter Absage entsprechend gekennzeichnet.

Im Herbst nahm das Schuljahr seinen gewohnten Lauf mit den Streuobst-Schulwochen vom 13. September bis 08. Oktober 2021 (Erntezeitraum). Streuobstwiesen sind der ideale Ort für ein "Grünes Klassenzimmer". Hier wurden Fragen geklärt wie z.B. warum Streuobst anders schmeckt als übliches Tafelobst, was man alles aus Streuobst machen kann oder welche Tiere besonders von der Streuobstwiese profitieren. Unter der Anleitung von geschulten Streuobst-Wiesenführerinnen und -führern konnten die Grundschulkinder bei der Ernte helfen, Saft pressen oder einen Obstbaum pflanzen und dabei den vielfältigen Lebensraum Streuobstwiese mit allen Sinnen entdecken.
Dabei erfuhren sie auch warum es wichtig ist Streuobstwiesen zu erhalten und welche Vorzüge Streuobst aus der Region für uns und unsere Umwelt hat.
Bis Mitte November wurden insgesamt 271 Führungen mit rund 5.800 beteiligten Kindern bei der LfL von den Streuobstwiesenführenden zurückgemeldet. Dies sind doppelt so viele wie im Jahr 2020 (136) und wieder annähernd so viele Führungen wie in den Vorjahren 2019 (302) und 2018 (362).
Die von der LfL für Grundschulen kostenlos zur Verfügung gestellten Unterrichtsmaterialien wurden bereits bei Einladung der Schulen vor den Sommerferien von den Lehrern stark nachgefragt.
Im kommenden Jahr sollen die Streuobst-Schulwochen auch auf die Sekundarstufe ausgedehnt werden. Entsprechende Materialien und Schulungen sind in Vorbereitung.

Die geplante Bio-Streuobsttagung im Februar 2021 konnte aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht wie gewohnt an der LfL in Freising stattfinden. Sie wird im Februar 2022 nachgeholt.
Ob die Tagung dann als Präsenz-Veranstaltung durchgeführt werden kann ist noch offen. Online-Vorträge sind auf jeden Fall in Planung.

In dem eintägigen Seminar am 31. August konnten weitere 15 Teilnehmer von der LfL als Streuobst-Wiesenführerin bzw. -führer ausgebildet und für die Streuobst-Schulwochen akquiriert werden. Der Kurs richtet sich ausdrücklich an Neueinsteiger, die zwar Kenntnisse zu Streuobstwiesen mitbringen, aber noch keine bzw. kaum Führungen oder Aktionen mit Kindern durchgeführt haben. Hauptanliegen der Fortbildung ist, den Teilnehmern Ideen für eine erlebnisreiche Streuobstwiesen-Aktion mitzugeben. Ebenso wurden Tipps zur Planung, Organisation und Öffentlichkeitsarbeit gegeben. Spiele und Aktivitäten aus der Natur- und Umweltpädagogik wurden unter Anleitung auf der Streuobstwiese selbst ausprobiert.
Weitere Interessenten können sich bei der LfL auf die Warteliste setzen lassen!

Am 19. Sept. 2021 lud der Landschaftspflegeverband Freising zusammen mit der LfL zum 3. Streuobst-Wiesentag nach Freising ein. Am LfL-Streuobst-Glücksrad konnten die Besucher ihr Streuobstwissen testen und eine kleine Sortenausstellung zeigte die regionale Sortenvielfalt von Äpfeln und Birnen. Über den gesamten Tag gab es diverse Fachvorträge zur Anlage und Pflege von Streuobstwiesen z.B. auch Beweidung mit Pferden oder Schafen sowie Vorführungen zur Veredelung und Baumpflege. Auch geschützte Arten der Streuobstwiese wurden vorgestellt. Der regionale Streuobst-Bauernmarkt bot u.a. regionale Produkte vom Freisinger Land, sortenreine Säfte, feinste Edelbrände und Honig. Im Kinder-Programm konnten die Kleinen die Streuobstwiese wieder per Pferd erkunden.

Der Schwerpunkt bei der diesjährigen Erntedank-Ausstellung lag auf regionalen Kulturpflanzen in ihrer ganzen Fülle!
Vom 25. September bis 3. Oktober konnten Besucher eine große Apfel- und Birnen-Sortenausstellung sowie zahlreiche Gemüse- und Gartenkulturpflanzen in der Winterhalle des Botanischen Gartens München bewundern. Von der LfL, dem Kreisverband für Gartenkultur- und Landespflege sowie dem Tagwerk Förderverein e.V. wurde die Ausstellung mit Informationsständen fachlich begleitet. Der Pomologe Friedrich Renner stand am 2. und 3. Oktober für die Bestimmung von mitgebrachten Äpfeln und Birnen zur Verfügung. Leider konnten aufgrund der Hygienebestimmungen und Besucherbeschränkungen keine Markt- und Verkostungsstände mit regionalen Spezialitäten teilnehmen.

Unter dem Titel "Streuobstvielfalt in Bayern – Genüsse aus der Heimat" war die LfL zusammen mit der Landesanstalt für Wein und Gartenbau (LWG) vom 1. bis 3. Oktober 2021 im Pavillion des StMELF vertreten. Bei einer Sortenausstellung wurden ca. 40-50 regionale Streuobst-Sorten hinsichtlich ihrer Verwendung vorgestellt. Die Mitarbeiter von LWG und LfL standen für Informationen und Fragen rund um den Streuobstbau zur Verfügung während von regionalen Streuobstinitiativen und Brennern vielfältige Streuobstprodukte gekostet werden konnten.

Am 14. Oktober lud der LfL-Präsident Stephan Sedlmayer zum "Klassenzimmer auf der Streuobstwiese" nach Freising-Dürnast ein, bei dem eine Grundschulklasse Äpfel sammeln, Saft pressen und typische Streuobstprodukte kennenlernen durfte. Am Glücksrad wurden viele Fragen zum Streuobst beantwortet, z.B. was Streuobst überhaupt ist, warum Streuobst gesund ist oder wie viele Äpfel in einem Glas Saft stecken. Dabei wurde der Lebensraum Streuobstwiese spielerisch entdeckt und neben verschiedenen Streuobstarten auch tierische Bewohner und Nutznießer des Obstes aufgespürt. Die Medienresonanz bei Presse und Fernsehen waren äußerst positiv!

Die Seminarwoche an der Akademie für ökologischen Landbau in Kringell fand in diesem Jahr vom 18. bis 22. Oktober mit 15 Teilnehmern statt. In dem fünftägigen Seminar wird kompaktes Grundlagenwissen zur Anlage, Pflege und zu Verwertungsmöglichkeiten von Streuobst vermittelt. Der theoretische Teil beinhaltet u.a. Grundlagen der Botanik und der Befruchtungsverhältnisse von Obstbäumen einschließlich der richtigen Auswahl der Sorten und Unterlagen. In einem praktischen Teil werden von den Teilnehmern Streuobstbäume fachgerecht gepflanzt und Jung-/Altbäume beispielhaft gepflegt. Weitere Themen sind Veredelungstechniken, Ökologie der Streuobstwiese sowie der Umgang mit Krankheiten und Schädlingen. Bei einer Exkursion wurden Streuobstbetriebe im Lallinger Winkel besucht.

Im April 2021 wurde der Streuobstbau von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland anerkannt, das auch die traditionellen Handwerkstechniken, Bräuche sowie das Wissen um die Züchtung der alten Sorten beinhaltet.

Von der ARGE Streuobst Österreich wurde zusammen mit dem Umweltdachverband in Österreich und anderen der "Internationale Tag der Streuobstwiese" ins Leben gerufen, der künftig immer am letzten Freitag im April stattfinden soll. Bereits beim 1. Tag der Streuobstwiese am 30. April 2021 gab es kurzfristig zahlreiche Foto-Wettbewerbe, Online-Veranstaltungen, Lieferservice, Online-Verkostungen und Film-Beiträge.

Im Oktober 2021 wurde der Bayerische Streuobstpakt von der Bayerischen Staatsregierung und den am "Runden Tisch Streuobst" beteiligten Verbänden und Vereinen unterzeichnet. Damit wird die hohe Bedeutung der Streuobstbestände für die Kulturlandschaft und die Biodiversität honoriert. Es wurde ein Maßnahmenpaket geschnürt, das ab 2022 bis zum Jahr 2035 umgesetzt wird und mit insgesamt 600 Millionen Euro der Bayerischen Staatsregierung die Anlage, Pflege und den Erhalt der bayerischen Streuobstbestände unterstützt.

Im November 2021 hat das Bayerische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (alp Bayern) einen Streuobst-Ideenwettbewerb gestartet. Wer "verrückt nach Streuobst" ist, möge sich beteiligen. Die drei Siegerprojekte werden als Leuchtturmprojekte in der Öffentlichkeit besonders präsentiert und bekannt gemacht oder erhalten eine Unterstützung bei der Vermarktung der Produkte. Anmeldung bis zum 28. Februar 2022.