Aktion Streuobst: Rückblick 2020

Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an die Vertreter der sieben Fachzentren für Agrarökologie in den Regierungsbezirken, die die Verteilung der Aktion Streuobst-Gläser übernommen haben.

Kreative Ideen der Akteure waren in diesem Jahr gefragt (z.B. „Offene Fenster“ statt „Tag der offenen Tür“ mit „Verkostung to go“) und es waren besondere Hygienevorschriften einzuhalten, welche die Veranstalter vor neue Herausforderungen stellten. Vor allem bei kleineren Veranstaltungen im Freien kamen Besucher in den Genuss der regionalen Streuobstangebote oder konnten sich bei Streuobst-Führungen, -Wanderungen und -Schnittkursen informieren.
Leider wurden fast alle größeren Veranstaltungen mit Beteiligung der Aktion Streuobst und der LfL abgesagt, wie z.B. das Streetlife-Festival, das Hoffest des StMELF oder die Erntedank-Ausstellung „Apfel, Birne, Quitte“ im Botanischen Garten in München. Die Landesgartenschau in Ingolstadt wurde auf 2021 verschoben.
Die LfL hat die Veranstalter neben dem Jubiläums-Banner und den Gläsern wieder mit weiteren kostenlosen Materialien versorgt, wie die LfL-Informationen zu Streuobst und Bienen in der Kulturlandschaft, Sortenposter zu Äpfeln, Birnen, Kirschen, ein anschauliches Info-Poster mit Daten und Fakten; außerdem gab es wieder Postkarten mit Streuobstmotiven und die Experten-Obstbaumschnittbroschüre des DVL.
Alle gemeldeten Veranstaltungen wurden im Aktion Streuobst Veranstaltungskalender online veröffentlicht und nach erfolgter Absage entsprechend gekennzeichnet.
Als Bonus für die Beteiligten wurden in diesem Jahr die gelungensten Fotos von 10 Veranstaltungen im Rahmen der Aktion Streuobst angekauft, die das Spektrum der Aktionen in diesem besonderen Jahr widerspiegeln.

Für die Schulen war dieses Jahr ebenso außergewöhnlich. Erst mit Schulbeginn konnte wieder der reguläre Schulunterricht aufgenommen werden. Die Streuobst-Schulwochen waren schwerpunktmäßig nach den Sommerferien zum Schuljahresbeginn in der Zeit vom 14. September bis 09. Oktober 2020 angesetzt. Streuobstwiesen sind ideale Orte, um Kinder außerhalb des Klassenzimmers zu unterrichten und Naturerlebnisse zu fördern. Unter der Anleitung von geschulten Streuobst-Wiesenführern konnten die Kinder bei der Ernte helfen, Saft pressen oder einen Obstbaum pflanzen und dabei den vielfältigen Lebensraum Streuobstwiese entdecken. Allerdings waren die Bedingungen durch die Corona-Krise erschwert, bei der Verarbeitung des Obstes und speziell für Verkostungen mussten aufwendigere Hygienevorschriften berücksichtigt werden, so dass bis Mitte November nur 136 Führungen mit rund 2.700 beteiligten Kindern bei der LfL zurückgemeldet wurden. Im Vergleich zu den Vorjahren hatten die Streuobst-Schulwochen somit einen Einbruch von etwa 50%, u.a. auch, da Aktionen außerhalb des Schwerpunktzeitraumes praktisch nicht möglich waren und sowohl die Akteure als auch Schulen sehr vorsichtig agierten.
Die von der LfL für Schulen kostenlos zur Verfügung gestellten Unterrichtsmaterialien wurden dafür von den Lehrern deutlich stärker nachgefragt als in den vergangenen Jahren.

Mit der Tagung im Februar starteten wir in das 20jährige Jubiläum der Aktion Streuobst. In keinem Bundesland gibt es eine vergleichbare Aktion über so einen langen Zeitraum. Der Dank ging auch an Wolfgang Girstenbreu, einem ehemaligen LfL-Kollegen und Mitbegründer der Aktion Streuobst, der auch heute noch Herz und Seele für das Streuobst gibt. In einem Rückblick wurde über die Entstehung und Entwicklung der Aktion berichtet.
Weiterhin widmete sich die Tagung dem Thema Brennerei. Denn hochwertige Brände sind nach dem Saft die zweitwichtigste Verwertungsform von Streuobst. Derzeit gibt es in Bayern noch ca. 2.500 aktive Brenner. Ein Projekt zur Erhaltung seltener Streuobstsorten durch sortenreine Edelbrände wurde vorgestellt sowie die Aufgaben des Brennereifachberaters an der LWG in Veitshöchheim. Außerdem gab es einen Überblick zu den besten Obstsorten für die Brennerei.

Für das ursprünglich im April angesetzte Seminar fand für die Hälfte der Teilnehmer am 3. September in Freising an der LfL ein Ersatztermin statt. Das Seminar richtete sich an Neueinsteiger als Streuobst-Wiesenführer, die sich künftig im Rahmen der Streuobst-Schulwochen engagieren möchten oder speziell Aktionen mit Kindern planen. Am Vormittag wurden Grundlagen zum Streuobstbau vermittelt, außerdem der Leitfaden für Streuobstwiesenführer und ausgewählte Inhalte wie das Streuobst-Quartett vorgestellt. Der Leitfaden wurde von der LfL zusammengestellt und stellt die Grundausstattung eines jeden Streuobst-Wiesenführers dar. Am Nachmittag konnten die Teilnehmer in Kleingruppen selbst Methoden, Wahrnehmungs- und Bewegungsspiele auf der Streuobstwiese unter Anleitung ausprobieren.
Weitere Interessenten können sich auf die Warteliste setzen lassen.

Am 10. September lud die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zum 20jährigen Jubiläum der Aktion Streuobst auf die Streuobstwiese nach Freising-Dürnast ein. Eingeladen waren neben Pressevertretern auch eine zweite Klasse der Grundschule Vötting, für die der Präsident der LfL, Jakob Opperer, Rede und Antwort stand. Auch zwei Streuobst-Anbieter aus der Region präsentierten – unter Corona-Bedingungen stellvertretend für einen Streuobstmarkt - Ihre Spezialitäten und gaben Einblick in ihre Arbeit. Die Kinder durften bei der Apfelernte helfen, Saft pressen und weitere Streuobstprodukte kosten. Spielerisch lernten sie etwas über die Vorzüge von Streuobst aus der Region, warum es gesünder ist und warum es wichtig ist, Streuobstwiesen zu erhalten. Trotz Einschränkungen wird der Tag auf der Streuobstwiese sicher allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben.

Zum 2. Streuobstwiesentag am Schafhof lud der Landschaftspflegeverband Freising zusammen mit der LfL am 20. September nach Freising ein. Die LfL präsentierte sich zum 20jährigen Jubiläum der Aktion Streuobst u.a. mit einer Obstsortenschau im Obergeschoss des Schafhofs. Am Streuobst-Glücksrad konnten die Besucher ihr Streuobstwissen testen. Neben Vorträgen zu den Themen Artenschutz, Wildbienen, Anlage und Pflege von Streuobstwiesen gab es Führungen auf der angrenzenden Streuobstwiese. Praktische Vorführungen wurden zur Veredelung und Baumpflege gezeigt. Bei einem Streuobst-Bauernmarkt konnten sich die Besucher mit frischen regionalen Streuobstwiesenprodukten wie sortenreinen Säften, seltene alte Streuobstsorten, edle Brände und Honig eindecken. Im Erlebnis-Programm hatten Kinder u.a. die Möglichkeit, die Streuobstwiese per Pferd zu erkunden.

Die Seminarwoche an der Akademie für ökologischen Landbau in Kringell konnte in diesem Jahr vom 12. bis 16. Oktober für 15 Teilnehmer stattfinden. In dem fünftägigen Seminar wird kompaktes Grundlagenwissen zur Anlage, Pflege und zu Verwertungs-möglichkeiten von Streuobst vermittelt. In einem praktischen Teil werden von den Teilnehmern Streuobstbäume fachgerecht gepflanzt und Altbäume beispielhaft gepflegt. Weitere Themen sind Sortenvielfalt, Veredelung, Ökologie der Streuobstwiese sowie der Umgang mit Krankheiten und Schädlingen. Das Seminar wurde erstmals vom BR (Rundfunk) begleitet und Interviews mit den Teilnehmern geführt. Die hoch-motivierten Teilnehmer waren mit den Kursinhalten sehr zufrieden. Der nächste Kurs 2021 ist vom 18. – 22. Oktober geplant.