9. Bio-Streuobsttagung "Streuobst brennt – 20 Jahre Aktion Streuobst", Februar 2020 in Freising
In unserer Tagung 2020 beschäftigten wir uns mit den Themen „Streuobst und Brennerei“ und feierten das Jubiläum 20 Jahre Aktion Streuobst in Bayern.
Zitat aus der Einleitung zur Tagung: "20 Jahre Aktion Streuobst in Bayern ein wirklich denkwürdiger Moment. In keinem Bundesland gibt es eine vergleichbare Aktion über so einen langen Zeitraum, dafür möchten wir vor allem Wolfgang Girstenbreu einem ehemaligen Kollegen danken, der das Ganze mitbegründet hat und auch heute noch Herz und Seele für das Streuobst gibt. Viel wurde erreicht durch die abertausende Aktionen, die zum Thema Streuobst stattgefunden haben und die von uns unterstützt wurden. Auch die Führungen für Kinder auf Streuobstwiesen wurden schon Anfang 2000 gestartet.
Heute kann man zu Recht sagen, dass das Thema Streuobst in aller Munde ist. So gibt es in Bayern wieder eine Baumwartausbildung, es werden Streuobstgästeführer und Streuobstpädagogen ausgebildet, es wird bald eine zentrale Website zu diesem Thema entstehen und laufend trifft sich an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft die Arbeitsgemeinschaft Streuobst Bayern. Alles Dinge, die vor 20 Jahre noch undenkbar gewesen sind. Auch mit dem Volksbegehren zum besseren Artenschutz in Bayern hat das Thema noch mehr Aufmerksamkeit bekommen und durch den Biotopschutz von Streuobst werden heute bestimmte Flächen auf Dauer gesichert.
Aber das Streuobst ist ein menschliches Kulturgut, das man nicht einfach wie einen Urwald schützen kann. Nur durch ständigen Nutzen und auch eine wirtschaftliche Verwertung können die Flächen wirklich erhalten bleiben und darum dreht sich unser Hauptthema heute um Streuobst als hervorragendes Ausgangsprodukt für hochwertige Brände. Wir haben in Bayern noch ca. 2.500 aktive Brenner und das Brennen ist nach dem Saft die zweitwichtigste Verwertungsform von Streuobst."
Übersicht der Vorträge
20 Jahre Aktion Streuobst in Bayern – ein Grund zum Feiern
In diesem Rückblick berichteten Wolfgang Girstenbreu und Stefan Kilian über die Entstehung und Entwicklung der Aktion Streuobst in Bayern. Dabei wurden über die Jahre 2000 bis heute beispielhaft Aktionen und Veranstaltungen gezeigt, die in den vergangenen Jahren stattgefunden haben. So startete die Aktion im Jahr 2000 mit einer Eröffnungsveranstaltung am Viktualienmarkt in München, wo Vertreter aus allen Regierungsbezirken vorhanden waren. Im ersten Jahr konnten 60 Veranstaltungen mit Material unterstützt werden, heute sind es im Durchschnitt 240 Veranstaltungen zum Thema Streuobst in Bayern, die über die Aktion Material bekommen. So können die Teilnehmer die beliebten Streuobstgläser, Streuobsttaschen und das gesamte Infomaterial für sich benutzen.
Auch die Anzahl der Streuobstwiesenführungen für Kinder hat über die Jahre enorm zugenommen und so haben heute über die Aktion bis zu .7000 Kinder in Bayern die Möglichkeit, eine Streuobstwiese zu besuchen. Seit 2011 wurden an der LfL auch schon ca. 250 Streuobstwiesenführer für die Aufgabe vorbereitet und haben einen Ausbildungsordner erhalten, um eine Streuobstwiesenführung für Kinder durchzuführen. Auch die Arbeitsgemeinschaft Streuobst Bayern ist über die Aktion Streuobst entstanden.
20 Jahre Aktion Streuobst in Bayern – ein Grund zum Feiern 3,2 MB
Sortenreine Edelbrände aus seltenen Streuobstsorten in Bayern – ein Beitrag zur Streuobstförderung
In seinem Vortrag beschrieb Martin Degenbeck (LWG) wie durch sortenreine Edelbrände in Bayern seltene Streuobstsorten erhalten werden können und wie die Aktion gefördert wird. Er ging dabei besonders auf gemeinsame Vermarktungsstrategien und Werbeaktionen ein. Streuobstsorten sind heute enorm vom Aussterben bedroht. So haben Untersuchungen gezeigt, dass wir heute in Bayern nur noch ca 25 % der Sorten als vor 100 Jahren im Land besitzen. Ziel des Projekts ist, aus kartierten seltenen Obstsorten wie z.B der Röhrlesbirne ein besonderes Produkt für und zusammen mit bayerischen Brennern zu entwickeln. Ein Problem dabei ist vor allem, dass von den seltenen Sorten oft nicht genügend Rohware vorhanden ist, um eine größere Vermarktung zu starten. In dem Marketingkonzept wurden auch einheitliche attraktive Flaschen für das Projekt in Bayern entwickelt. Das Projekt wurde zunächst nur in Franken gestartet, wird aber inzwischen für ganz Bayern angeboten. Im Rahmen der Premiumstrategie für Lebensmittel „Genuss-Schätze Bayern“ wird das Vorhaben weiter ausgebaut.
Sortenreine Edelbrände aus seltenen Streuobstsorten in Bayern – ein Beitrag zur Streuobstförderung 2,3 MB
Brennereifachberatung in Bayern – Aufgaben, Projekte, Herausforderungen
Mathias Krönert (LWG, Brennereifachberater) zeigte in dem Vortrag seine vielfältige Tätigkeit als Brennereifachberater in Bayern. Er erläuterte verschiedene Maßnahmen von der Bauberatung über die Produktgestaltung, die wesentliche Bausteine seiner Beratung sind. Auch die Brenneraus- und weiterbildung gehört zu seinem Aufgabengebiet. So liegt die Federführung bei der Brennerausbildung heute bei der Bayerische Landesanstalt für Wein und Gartenbau (LWG) in Kooperation mit dem Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau Deutenkofen , Landshut Bezirk Niederbayern. Die Ausbildung umfasst 6 Vollzeitwochenkurse. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen begrenzt. Zulassungsvoraussetzung sind mindestens 4 Jahre Berufserfahrung.
Weiter bietet die LWG auch eintägige Seminare für Brenner zu unterschiedlichen Themen an.
Brennereifachberatung in Bayern – Aufgaben, Projekte, Herausforderungen 2,0 MB
Die besten Obstsorten für die Brennerei
In seinem Vortrag gab Dr. Walter Hartmann einen schönen Überblick über die aus seiner Sicht besten Obstsorten, die man für die Brennerei verwenden kann. Dabei ging er auf die wesentlichen Obstarten ein und beschrieb ausführlich die Vorzüge der jeweiligen Sorten. Aus seiner Sicht ist neben einem hohen Zuckergehalt vor allem die Qualität und das Aroma der Früchte von entscheidender Bedeutung. Die Obstbrennereien tragen einen wichtigen Teil zum Erhalt des Streuobsts bei. Die Anzahl der Brenner ist aber stark rückläufig. Aus seiner Sicht sind heute Streuobstbestände vor allem durch die starke Ausbreitung von Misteln und auch durch fehlende Düngung sehr geschwächt. Er beschreibt weiter, dass regionale Streuobstsorten sehr gut für die Vermarktung geeignet sind. Als Standardapfelsorten für die Brennerei führt er folgende Apfelsorten an: Gravensteiner, Danziger Kant, Gewürzluiken, Muskatellerluiken, Rheinischer Bohnapfel, Bittenfelder Sämling, Rubinette, Topaz, Goldrush und Rubinella.
Die besten Obstsorten für die Brennerei
Bei den Birnen findet er frühreife Sorten als besonders aromareich. Er nennt unter anderem die Sommermuskatellerbirne, Gensbirne, Schlankelesbirne, Nägelesbirne, Palmischbirne, Suebira, Wahlsche Schnapsbirne, Fässlesbirne, Wilde Eierbirne, Mollebusch, Seckelesbirne und Kieffers Seedling als gute Brennbirnen. Neben vielen Brennzwetschgen geht er zum Schluss auch noch auf Brennkirschen ein, wobei er dabei besonders die Sorten Dollenseppler und Benjaminler hervorhebt.
Die besten Obstsorten für die Brennerei 4,5 MB
Betriebs- und Produktvorstellungen
Bienenhof Pausch - Manufaktur -
Brennerei Badhorn