Bargeldlose Bezahlsysteme für die Direktvermarktung und Hofgastronomie

Um diversifizierenden Betrieben mit Direktvermarktung oder Hofgastronomie verschiedene Optionen zur Erweiterung ihres Zahlungsangebots aufzuzeigen, hat der Arbeitsbereich Diversifizierung des Instituts für Agrarökonomie eine Übersicht der technischen Möglichkeiten und Anbieter bargeldloser Bezahlsysteme zusammengestellt.

Kartenzahlung wird immer beliebter

Die Kartenzahlung hat im Jahr 2018 in Deutschland erstmals Bargeld als beliebtestes Zahlungsmittel im Einzelhandel abgelöst. In der Studie “Besser bargeldlos als Bargeld los – Potenziale digitaler Zahlungsverfahren im Mittelstand“ (2019) konnte das E-Commerce-Center Köln in Zusammenarbeit mit Concardis zeigen, dass kleine und mittlere Unternehmen durch das Angebot bargeldloser Zahlungsverfahren profitieren können. Mehr als die Hälfte der befragten Händler konnte dank bargeldloser Bezahlsysteme einen positiven Einfluss auf den Umsatz (53 %) und den Neukundenanteil (51 %) verzeichnen. Auch die Preissensibilität ist bei Kunden, die nur bar bezahlen können, ausgeprägter und folglich fällt die Bonhöhe bei Barzahlung im Vergleich zur bargeldlosen Bezahlung im Allgemeinen geringer aus.

Auch das kontaktlose Bezahlen gewinnt an Bedeutung

Darüber hinaus ist nach dieser Studie entscheidend, dass 69 % der Kunden die Möglichkeit einer bargeldlosen Bezahlung im Geschäft mittlerweile als selbstverständlich ansehen. 36 % würden, wenn sie die Wahl hätten, eher ein Geschäft besuchen, das bargeldloses Bezahlen anbietet. Auch das kontaktlose Bezahlen gewinnt zunehmend an Bedeutung; ca. 30 % der befragten Kunden nutzen dieses Verfahren bereits regelmäßig. Im Jahr 2018 waren über 73 % der Kartenlesegeräte mit der sogenannten Near Field Communication (NFC) Technologie ausgestattet, die kontaktlose Bezahlung ermöglicht. Wenn eine Ausweitung des Zahlungsangebots angestrebt wird, sollten sich kleine und mittlere Unternehmen laut Experten im ersten Schritt auf eine kontaktlose Bezahlung mit Karte konzentrieren. Bei den smartphonebasierten Bezahlungen sind die Kunden hingegen noch zurückhaltender. Lediglich 5 % der befragten Kunden nutzen regelmäßig die Zahlung per Smartphone, mit biometrischer Authentifizierung oder innerhalb einer App.

Welches ist das richtige System für mich?

Besserer Service für den Konsumenten, Umsatzsteigerungen durch Spontankäufe, Arbeitsersparnis im Backoffice oder weniger Bargeld in der Kasse – die Vorteile bargeldloser Bezahlsysteme sind vielfältig; doch welche Verfahren und Anbieter gibt es und welche können für Direktvermarkter auf Hofläden oder Bauernmärkten sowie für Hofgastronomen nützlich sein? Die folgende exemplarische Zusammenstellung gibt Ihnen einen Überblick über die Systeme der Anbieter Sparkasse Händlerservice, VR Payment, iZettle und SumUp, deren jeweilige Konditionen und die damit verbundenen Kosten. Prinzipiell sind Konzepte mit oder ohne Vertragsbindung sowie mit festem oder mobilem Terminal möglich. Darüber hinaus gibt es auch Lösungsansätze, bei denen mit speziellen Apps und dem Smartphone ganz ohne Kartenterminal bargeldlose Bezahlungen angenommen werden können. Solche mobilen Verfahren eignen sich beispielsweise für den Einsatz auf dem Wochen- oder Bauernmarkt. Darüber hinaus enthält die Übersicht auch Lösungsmöglichkeiten für Onlineshops sowie Hinweise für Betriebe, die als Neueinsteiger ein Kassenkomplettsystem mit der Option zur bargeldlosen Bezahlung suchen.

Kostenvergleichsrechner
Der Kostenvergleichsrechner vergleicht die Kosten verschiedener Tarifmodelle in Abhängigkeit vom monatlichen Umsatz, dem Anteil der Kartenzahlungen und dem durchschnittlichen Warenkorb. Kassensystemevergleich.de hat sich seit 2014 auf die Bereitstellung von Informationen, Vergleichen und Analysen zu Kassensystemen und Kartenzahlungslösungen spezialisiert.

Auch landwirtschaftliche Betriebe, die ihre Produkte ohne Verkaufspersonal vermarkten, müssen nicht auf das Angebot bargeldloser Bezahlmöglichkeiten verzichten. Es gibt beispielsweise Betriebe, die im Selbstbedienungs-Hofladen ein mit SIM-Karte ausgestattetes Kartenlesegerät einsetzen und damit sehr gute Erfahrungen machen, wie ein Direktvermarkter aus Oberbayern (siehe Foto). Entscheidend für einen reibungslosen Abauf ist dabei, dass dem Kunden eine genaue Beschreibung zur Abwicklung des Bezahlvorgangs und zur Bedienung des Kartenlesegeräts zur Verfügung gestellt wird. Natürlich besteht bei einer solchen Lösung die Gefahr, dass das Kartenlesegerät entfernt oder mutwillig zerstört wird. Ob eine derartige Herangehensweise im Einzelfall infrage kommt, muss individuell abgewägt werden. Der Einsatz einer Videoüberwachung kann ggf. zusätzlich für Abschreckung sorgen.

Bargeldlose Bezahlungen mit Hilfe von QR-Codes annehmen

Eine andere Möglichkeit, im Selbstbedienungs-Hofladen Kartenzahlungen ganz ohne Kartenlesegerät anzunehmen, bieten die sogenannten QR-Codes. QR steht für “Quick Response“, also schnelle Reaktion. Es handelt sich bei einem solchen Code um eine quadratische Matrix aus schwarz-weißen Pixelstrukturen, mit deren Hilfe große Zeichenmengen verschlüsselt und auch bargeldlose Transaktionen entgegengenommen werden können. Die Voraussetzungen sind, dass sowohl Sie als auch Ihr Kunde über ein Konto bei einem entsprechenden Zahlungsdienstleister verfügen, eine Internetverbindung am Verkaufsstandort verfügbar ist, und dass Ihr Kunde ein Smartphone besitzt, mit dem er den QR-Code scannen und damit die Bezahlung abwickeln kann. Den QR-Code können Sie mit Hilfe von Apps der entsprechenden Anbieter selbst erzeugen, ausdrucken und in Ihrem SB-Hofladen oder auch auf dem Wochenmarkt einsetzen.
Auch immer mehr Verkaufsautomaten von Direktvermarktern sind mit bargeldlosen Bezahlmöglichkeiten ausgestattet. Während für ein NFC-Kartenmodul mit Investitionskosten in Höhe von 800 bis 1.000 Euro gerechnet werden muss, sind Bezahlterminals mit PIN-Pad, bei denen die Kunden auch im Falle einer PIN-Abfrage problemlos bargeldlos bezahlen können, mit 1.500 bis 2.300 Euro deutlich teurer (Quelle: eigene Recherche, 2021).

Die laufenden Kosten sind vom gewählten Anbieter, der Anzahl sowie der Höhe der Transaktionen abhängig. Die meisten Anbieter verlangen

  1. eine monatliche Grundgebühr (beispielsweise in Höhe von 8 Euro/Monat)
  2. eine Festgebühr pro Transaktion (zwischen 4 und 7 Cent) plus
  3. eine Transaktionsgebühr, die von der Höhe des Umsatzes abhängig ist (zwischen 0,2 und 1,1 %).

Auch eine Nachrüstung ist möglich

Bei gebrauchten Automaten gilt: Auch bei ihnen ist eine Nachrüstung eines bargeldlosen Bezahlterminals meist möglich. Neben den bereits erwähnten Investitionskosten entstehen in einem solchen Fall zusätzliche Kosten für die Arbeitszeit und Anfahrt eines Technikers und ggf. für einen erforderlichen Tausch von Steuerung und Blende. Erkundigen Sie sich bei Interesse bei Ihrem Automatenhersteller über die Möglichkeiten und Konditionen einer entsprechenden Nachrüstung.

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Bildnachweis:
Kopfbild, Foto: Warmuth/StMELF
Piktogramm, Foto: Colourbox.de / #78462