Forschungs- und Innovationsprojekt
Transfer – Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland
Grünland kann sehr artenreich sein und nimmt eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft ein. In den letzten Jahrzehnten wurde die landwirtschaftliche Nutzung vieler Flächen durch hohe Schnitthäufigkeit (mehr als 3 Schnitte) und hohe Düngergaben so stark intensiviert, dass nur wenige schnittverträgliche und stickstoffliebende Pflanzenarten übrig blieben. Auf einigen Flächen wurde die intensive Nutzung inzwischen wieder aufgegeben. Ergebnis ist oft ein artenarmes, wenig intensiv genutztes Grünland mit geringem Ertrag.
Möglichkeiten solche Flächen wieder mit typischen Wiesenarten anzureichern wurden im Modell- und Demonstrationsvorhaben "Transfer- Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland" gemeinsam mit Landwirten erprobt.
Dazu wurden 2016 und 2017 fünf Mahdgütübertragungen und zwei Ansaat auf sechs Betrieben in Bayern durchgeführt.
LfL-Projekt "Transfer"
Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland – Leitfaden für die Praxis und LfL-Schriftenreihe zum Projekt
LfL-Schriftenreihe – Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland
Im Projekt "Transfer" wurde gemeinsam mit Landwirten erprobt, wie sich mit landwirtschaftlichen Mitteln eine Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland durchführen lässt. Verwendete Geräte, Arbeitszeiten und Kosten und die Entwicklung der Vegetation nach Mahdgutübertragung oder Ansaat mit einer artenreichen Saatmischung werden in der Schriftenreihe dargestellt.
Transfer – Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland (LfL-Schriftenreihe)
Ziel
Auch in Bayern gibt es Flächen, die z.B. auf Grund einer früheren intensiveren Nutzung artenarm sind, obwohl sie aktuell nicht intensiv genutzt werden. Die typischen Wiesenpflanzen kommen oft auch nach Jahren nicht zurück, weil sie meist nicht aus der direkten Umgebung einwandern können.
Ziel des von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) finanzierten Modell- und Demonstrationsvorhabens ist die Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland mittels Mahdgutübertragung bzw. Ansaat von gebietseigenem Saatgut. Besonders wichtig ist dabei die Erprobung der praktischen Durchführung durch Landwirte.
Methode
Frisches Mahdgut wird auf einem gefrästen Streifen der Empfängerfläche im Juli 2016 ausgebracht.
Auf artenarmen, aber wenig intensiv genutzten Grünland-Schlägen wurde samenhaltiges Mahdgut eines nahe gelegenen artenreichen Grünlandes („Spenderfläche“) übertragen, um die Vielfalt an Pflanzenarten zu erhöhen. Dazu wird auf Streifen der artenarmen Empfängerfläche ein Saatbett bereitet und dort das frische Mahdgut der Spenderfläche ausgebreitet. Beim Trocknen des Mahdgutes fallen die darin enthaltenen Samen aus und können auf der Empfängerfläche keimen. Im Naturschutz wird diese Methode sehr erfolgreich z.B. für Ausgleichs- oder Ersatzflächen angewendet. Im Unterschied zur Mahdgutübertragung auf Naturschutzflächen geht es in diesem Vorhaben nicht um die Übertragung möglichst vollständiger Pflanzenbestände oder besonders seltener oder geschützter Arten. Ziel ist vielmehr, durch die Wiederansiedlung lokal vorkommender typischer Wiesenarten das Niveau der 10-20 Prozent artenreichsten genutzten Grünlandschläge in Bayern zu erreichen und durch eine angepasste landwirtschaftliche Nutzung zu erhalten.
Zusätzlich wurde auf zwei Flächen ebenfalls in vorbereiteten Saatbett-Streifen eine Ansaat mit Saatgut aus gebietseigener Herkunft (autochthon) getestet.
Ergebnisse
Schon Mitte September 2016 wachsen Jungpflanzen von Spitzwegerich, Margerite und Wiesen-Platterbse zwischen den Heuresten
2016/17 wurden fünf Mahdgütübertragungen und zwei Ansaaten auf sechs Betrieben in Bayern durchgeführt. Mahdgutübertragung und Ansaat wurde mit betriebseigenen oder lokal verfügbaren Geräten (z.B. über den Maschinenring) durchgeführt. Bereits im Herbst nach der Mahdgutübertragung bzw. der Ansaat fanden sich Keimlinge und Jungpflanzen der Spenderfläche bzw. der Saatmischung auf den Empfängerflächen. Auf allen Flächen konnte die Artenzahl deutlich erhöht werden. Zwei Jahre nach der der Mahdgutübertragung konnten zwischen 14 und 26 Arten der Spenderfläche auf der Empfängerfläche nachgewiesen lassen. Bei der Ansaat ließen sich fast alle Arten in den ersten zwei Jahren etablieren.
In Zusammenarbeit mit den Landwirten, die sich am Demonstrationsvorhaben beteiligen, entstand ein Leitfaden für die Praxis. Dieser soll Landwirte in die Lage versetzen, über die Möglichkeiten einer Artenanreicherung zu entscheiden und ggf. auf der eigenen Fläche zu planen und durchzuführen. Nach erfolgreicher Artenanreicherung könnte die Grünland-Fläche im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen gefördert werden.
Die Ergebnisse des Projektes werden ausführlich in der LfL-Schriftenreihe "Transfer – Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland " dargestellt.
Transfer – Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland - Übertragung der Erfahrungen aus dem Naturschutz auf die Landwirtschaft (LfL-Schriftenreihe)
Seminar – Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland 2018
Projektinformation
Projektleitung: Dr. Sabine Heinz
Projektbearbeitung: Dr. Sabine Heinz, Fabian Rupp, Dr. Franziska Mayer, Dr. Gisbert Kuhn
Laufzeit: Dezember 2014 bis Dezember 2018
Finanzierung: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
Gefördert über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen 2813BM002