Erosionsschutz-App: Erosionsschutz-Planung mit Hilfe der "ABAG interaktiv"
Bodenerosion führt nicht nur zum Verlust von Bodenfruchtbarkeit auf landwirtschaftlichen Flächen, sondern verursacht auch Schäden auf fremden Grundstücken und führt zur Eutrophierung und Verschlammung von Gewässern. Da damit zu rechnen ist, dass die Häufigkeit von Starkregenereignissen in Zukunft zunehmen wird, ist die Landwirtschaft gefragt, mit der richtigen Bewirtschaftung auf das erhöhte Erosionsrisiko zu reagieren.
Die "ABAG interaktiv", die auf der "Allgemeinen Bodenabtragsgleichung" (Schwertmann et al., 1987) beruht, kann Landwirte dabei unterstützen, das Erosionsrisiko ihrer Felder einzuschätzen und Entscheidungshilfen zur Wahl der geeigneten Fruchtfolge geben. Die App ergänzt das Informationsangebot der LfL zum Thema Bodenerosion in der Landwirtschaft und steht somit auch allen anderen am Thema Erosionsschutz Interessierten mit vielen vertiefenden Informationen zur Verfügung.
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Was ist neu?
Zusätzliche Informationen bietet die Darstellung der Hanglänge und der Hangneigung im Bereich der Ackerflächen. Beide Karten beruhen auf einem Digitalen Geländemodell (DGM) des LDBV in 5 m Auflösung und können zusätzlich zu den Topografischen Karten oder dem Luftbild eingeblendet werden.
Anwendungshinweise
Funktionsweise der Erosionsschutz-App
Die Navigation durch die App orientiert sich an den einzelnen ABAG-Faktoren, wobei jeder Faktor sowohl in der Menüleiste als auch in Form von Themenkacheln anwählbar ist. In jedem Themenbereich gibt es mehrere Möglichkeiten zur Eingabe der benötigten Informationen. Dies reicht von der simplen Eingabe des Faktorwertes, wenn dieser bereits bekannt ist, über Drop-down-Menüs bis hin zu interaktiven Elementen, wie z. B. dem Kartenviewer.
Hilfe-Texte zu den benötigten Eingaben sind in jedem Themenbereich zu finden.
Allgemeine Bodenabtragsgleichung (ABAG)
Die ABAG wurde in den 60er Jahren in den USA als Universal Soil Loss Equation (USLE) als empirisches Modell in Langzeitversuchen entwickelt (Wischmeier & Smith, 1978) und wurde in den 80er Jahren (Schwertmann et al., 1990) auf bayerische Verhältnisse übertragen. Die ABAG verwendet 6 Parameter, um den mittleren, langjährigen Bodenabtrag durch Flächen- und Rillenerosion auf Einzelschlägen unter bestimmten Fruchtfolgen abzuschätzen:
A = R * K * S * L * C * P
A = der mittlere, langjährige Bodenabtrag in Tonnen je Hektar und Jahr (t/ha*a)
R = Regenerosivitätsfaktor (N/h)
K = Bodenerosivitätsfaktor (t*h/ha*N)
S = Hangneigungsfaktor
L = Hanglängenfaktor
C = Bewirtschaftungs- und Bodenbearbeitungsfaktor
P = Erosionsschutzfaktor
Richtige Interpretation der Ergebnisse
- Der berechnete Bodenabtrag ist im langjährigen Mittel einer Fruchtfolge zu erwarten. Das heißt:
- Er gilt nicht für Einzelkulturen, einzelne Jahre oder gar einzelne Starkregenereignisse, sondern immer für die komplette Fruchtfolge im langjährigen Mittel
- Das langjährige Mittel berücksichtigt, dass die erosiven Niederschläge von Jahr zu Jahr stark räumlich und zeitlich variieren. Der Bodenabtrag einzelner Jahre oder Erosionsereignisse kann stark nach oben und unten vom Mittelwert abweichen.
- Der Bodenabtrag wird für einzelne Ackerschläge berechnet. Ein ggf. ereignisabhängig stattfindender Zufluss von Oberflächenwasser von oberhalb angrenzenden Flächen (auch von Wald oder Grünland) wird nicht berücksichtigt.
- Der berechnete Bodenabtrag ist nicht gleichzusetzen mit dem Bodenaustrag aus der Ackerfläche. Auch innerhalb des Ackers kann es zur Ablagerung des Bodens kommen.
- Besondere Erosionsformen (Schneeschmelze, Überschwemmungen, starke Muldensituation/konzentrierte Fließwege oder Winderosion) werden bei Anwendung der ABAG nicht berücksichtigt.
- Der berechnete Bodenabtragswert darf nicht verwechselt werden mit dem Oberflächenabfluss von Wasser, der auch auftreten kann, wenn kein Boden abgetragen wird (z. B. auch aus Grünland).
Die ABAG eignet sich besonders:
- Zur Einschätzung des generellen Erosionsrisikos einzelner Ackerschläge auf Grund der Topografie
- Zur Abschätzung der Auswirkung bestimmter Fruchtfolgen und Bewirtschaftungsmaßnahmen auf den zu erwartenden Bodenabtrag
Neu berechnete Regenerosivitäten
An der LfL wurden in einem Projekt in Zusammenarbeit mit DWD und TU München die R-Faktoren für Deutschland erstmals anhand von hochauflösenden Radardaten der letzten 17 Jahre (2001 bis 2017) berechnet (Fischer, F.K. et al., 2019).
Neue Radardaten lösen die alten Stationswerte ab
Ein Nachteil ist, dass mit dieser Methode die hohe räumliche Variabilität erosiver Regen nicht erfasst wird und Starkregenereignisse einzelner Jahre bei nur zehnjährigen Messreihen einen hohen Einfluss auf den ermittelten R-Faktor haben.
Für die Neuberechnung der R-Faktoren wurden Radar-Niederschlagsdaten des DWD verwendet, sog. RADKLIM-Daten, die eine zeitliche Auflösung von 60 min und eine räumliche Auflösung von 1x1 km besitzen. Dabei wurden Radarmessungen des 17jährigen Zeitraums von 2001 bis 2017 herangezogen. Die geringere zeitliche Auflösung sowie die Glättung der Niederschlagsspitzen innerhalb eines 1x1-km-Rasters aufgrund von Mittelwertbildung führten zunächst zu einer Unterschätzung der R-Faktoren. Durch den Vergleich der Radarwerte mit Messwerten aus stationären Ombrometern war allerdings die Berechnung von Korrekturfaktoren möglich. Zusätzlich wurde eine Glättung von räumlichen und zeitlichen Extremwerten durchgeführt.
Im Ergebnis sind die neu berechneten R-Faktoren im Mittel für die Ackerflächen Bayerns etwa 50% höher als die von Rogler & Schwertmann (1981) ermittelten (Fischer, F.K. et al., 2019).
Die Gründe für den starken Anstieg liegen in der messbaren Zunahme erosiver Regenereignisse im Zeitraum von 2001 bis 2017 im Vergleich zu den 60er/70er Jahren.
Deutliche Zunahme der Regenerosivitäten in Bayern
Die Gründe für den starken Anstieg liegen in der messbaren Zunahme erosiver Regenereignisse im Zeitraum von 2001 bis 2017 im Vergleich zu den 60er/70er Jahren.
Regenerosivität – Karten als PDF-Datei
- Auerswald K., Elhaus D., Martin W., 2016. Wassererodierbarkeit von Böden der Bodenart Sand (Ss). Bodenschutz 21, 42–45.
- Auerswald K., Elhaus D., 2013. Ableitung der Bodenerodierbarkeit K anhand der Bodenart. Bodenschutz 4, 109–113.
- Fischer F.K., Auerswald K., Maier H, Brandhuber R (2019): Erosionsschutz Bayern. Radargestützte Erosionsprognose 1 – Methodenentwicklung und Validierung der ABAG. Schriftenreihe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft 3, 35 p.
- Rogler, H., Schwertmann, U., 1981. Erosivität der Niederschläge und Isoerodentkarte Bayerns. Zeitschrift für Kulturtechnik und Flurbereinigung 22, 99–112.
- Schwertmann, U., Vogl, W., Kainz, M., 1990. Bodenerosion durch Wasser: Vorhersage des Abtrags und Bewertung von Gegenmaßnahmen, 2. Auflage. Ulmer: Stuttgart.
- Wischmeier, W.H., Smith, D.D., 1978. Predicting rainfall erosion losses: a guide to conservation planning. In Agriculture Handbook, Issue 537. US Department of Agriculture: Washington, DC.
Arbeitsschwerpunkt der LfL
Klimaänderung
Die aktuellen Klimamodellierungen lassen ganzjährig höhere Temperaturen, im Sommer geringere und im Winter zunehmende Niederschläge, eine deutliche Erhöhung der CO2-Konzentration in der Luft sowie eine Zunahme von Extremereignissen erwarten. Diese Änderungen werden in der Landwirtschaft positive wie negative Auswirkungen haben. Da die Landwirtschaft weitgehend ungeschützt vor den Klimaeinflüssen stattfindet, muss sie sich wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig mit den damit verbundenen Konsequenzen auseinander setzen. Mehr
Boden
Bodenerosion, Bodenverdichtung, Bodenwasserhaushalt
Der Einsatz und die Ausstattung von Landmaschinen müssen bodenschonend sein, nur so lassen sich Verdichtungen vermeiden. Ist die Bodenstruktur in Ordnung, überstehen die Kulturpflanzen Trockenperioden besser. Nur wer die Erosionsgefährdung seiner Ackerflächen kennt, kann gezielt gegensteuern. Mehr