LfL-Arbeitsrahmenprogramm 2019 – 2023: 3. Antworten der LfL, Arbeitsschwerpunkte

Mit Arbeitsschwerpunkten schlagkräftiger werden

Bei komplexen Fragestellungen werden die einzelnen Disziplinen der LfL unter Wahrung der fachlichen Eigenständigkeit zu fachübergreifenden Arbeitsschwerpunkten (AS) vernetzt. Ein effektives Projektmanagement stellt dabei sicher, dass wesentliche Zukunftsthemen der bayerischen Landwirtschaft umfassend und mit dem nötigen fachwissenschaftlichen Tiefgang bearbeitet werden können. Die einzelnen Teilprojekte, die zu einem AS beitragen, werden als Institutsprojekte geführt. Für die Arbeit im Rahmen von Arbeitsschwerpunkten gelten an der LfL die in der Anlage aufgeführten Eckpunkte.

Klimaänderung

Die aktuellen Klimamodellierungen lassen ganzjährig höhere Temperaturen, im Sommer geringere und im Winter zunehmende Niederschläge, eine deutliche Erhöhung der CO2-Konzentration in der Luft sowie eine Zunahme von Extremereignissen erwarten. Diese Änderungen werden in der Landwirtschaft positive wie negative Auswirkungen haben. Da die Landwirtschaft weitgehend ungeschützt vor den Klimaeinflüssen stattfindet, muss sie sich wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig mit den damit verbundenen Konsequenzen auseinander setzen. Die Landwirtschaft trägt durch ihre Aktivitäten auch zur Emission klimaschädlicher Gase bei. Es ist Aufgabe einer umweltschonenden Landwirtschaft, diese Emissionen nach Möglichkeit zu minimieren.
Mit globalen Effekten regional umgehen
Die Forschungsprojekte des AS Klimaänderung helfen, die Auswirkungen der Klimaänderung auf die bayerische Landwirtschaft frühzeitig zu erkennen und praxisgerechte Antworten darauf zu finden. Hierzu wird u. a. an der Züchtung von Pflanzen mit höherer Toleranz und Widerstandsfähigkeit gegen Trockenstress und klimabegünstigte Krankheiten (Ramularia, Alternaria) an der Anpassung von Düngung und Bewässerung sowie an der Vermeidung von Verdichtungen und Erosion durch neue Bewirtschaftungssysteme gearbeitet. Ökonomische Analysen begleiten diese Aktivitäten.

Details zum LfL-Arbeitsschwerpunkt Klimaänderung

Nährstoffmanagement

Mit gesetzlichen Neuregelungen aber auch aufgrund immer lauter werdender Diskussionen in der Gesellschaft über Grundwasser, Nitrat und Wirtschaftsdünger, wächst der Bedarf, die Nährstoffkreisläufe im Pflanzenbau im direkten Zusammenspiel mit Tierhaltung, Biogaserzeugung und Technik zu betrachten.
Den Wert natürlicher Dünger ausnutzen
Die verwendeten Berechnungsgrundlagen müssen dabei in allen Disziplinen durchgängig und identisch sein und Lösungen von der Politikberatung bis hin zu digitalen Anwendungen für die Praxis bieten.
Der Begriff "Nährstoffhaushalt" umfasst alle Prozesse und Vorgänge, die einem landwirtschaftlichen Betrieb Nährstoffe zuführen und entziehen. Entscheidend ist dabei die Bilanz zwischen Nährstoffzugang und -abgang. Bilanzüberschüsse sind ein Hinweis auf potentielle Nährstoffverluste in Gewässer, in die Luft und angrenzende Ökosysteme. Aufgabe der Landwirtschaft ist es, Bilanzüberschüsse zu minimieren und Nährstoffverluste abzuwenden. Die Forschung des Arbeitsschwerpunktes zeigt die Wege und Optimierungsmöglichkeiten der Nährstoffflüsse sowie deren Verflochtenheit im gesamtbetrieblichen Nährstoffhaushalt auf. Um die Ziele zu erreichen, ist die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung aller Fachrichtungen der Landesanstalt für Landwirtschaft notwendig.

Details zum LfL-Arbeitsschwerpunkt Nährstoffhaushalt

Digitalisierung

Digitalisierung ist einer der Megatrends in der Landwirtschaft und im Agribusiness und betrifft alle Akteure landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten. Landwirtschaft 4.0 bestimmt bereits jetzt die Entwicklung der Branche maßgeblich und es ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung verstärkt fortsetzen wird. Für die einzelnen Akteure bieten sich dabei vielfältige Chancen, es bestehen aber auch Risiken und Herausforderungen. Für die landwirtschaftlichen Betriebe besteht aktuell die große Herausforderung darin, den Überblick über die verschiedenen technologischen Entwicklungen zu behalten und sinnvolle Investitionsentscheidungen zu treffen. Dazu benötigen die Betriebe belastbare Informationen zu den ökonomischen, ökologischen wie auch zu den sozialen Effekten dieser Technologien - also eine moderne Nachhaltigkeitsbewertung. Weiterhin besteht in vielen Bereichen Bedarf an angewandter Forschung zur neuen Entwicklung geeigneter Technologien und Algorithmen sowie zur Anpassung vorhandener Technologien an die strukturellen Gegebenheiten der bayerischen Landwirtschaft. Der Arbeitsschwerpunkt wird sich den aufgeworfenen Fragestellungen widmen und dazu beitragen, dass gerade auch die bayerischen Betriebe an den Vorteilen der Digitalisierung partizipieren können.
Vorteile der Digitalisierung nutzbar machen
Schließlich bleibt festzuhalten, dass die Digitalisierung in der Landwirtschaft große Potenziale für eine nachhaltige und gesellschaftlich akzeptierte und damit zukunftsfähige bayerische Landwirtschaft bietet. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft wird diese Themen insbesondere in Ruhstorf an der Rott in moderner Weise interdisziplinär und systemorientiert bearbeiten.

Grünlandbewirtschaftung und Berglandwirtschaft

Grünland hat einen Anteil von 34 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Bayern und prägt das Landschaftsbild in den touristisch stärksten Regionen. Daher ist die Gewährleistung einer nachhaltigen, möglichst flächendeckenden, vielfältigen und standortangepassten Bewirtschaftung des Grünlandes ein wichtiges Anliegen. Eine effiziente Grünlandbewirtschaftung erhöht die ökonomische Attraktivität von Grünland und dient damit auch anderen Zielen, wie z.B. der Verringerung der Nährstoffkonkurrenz zwischen Menschen und Nutztieren. Grünland ist auch eine wichtige CO2-Senke.

Details zum LfL-Arbeitsschwerpunkt Effiziente und nachhaltige Grünlandbewirtschaftung/Berglandwirtschaft

Die Ziele des AS Grünlandbewirtschaftung sind die Förderung und Stärkung einer nachhaltigen, standortgerechten und wirtschaftlichen Grünlandnutzung und damit der Erhalt der Grünlandnutzung in der Fläche.
Der AS deckt ein breites fachliches Spektrum ab. Es reicht von Grünlandmonitoring oder Untersuchungen von Verlusten in der Futterwirtschaft bis zur Steigerung der Wertschätzung der Grünlandbewirtschaftung in der Öffentlichkeit. Berglandwirtschaft zeigt in weiten Teilen einen sehr engen Bezug zur Grünlandwirtschaft in anderen Regionen, deshalb werden alle Fragen der Berglandwirtschaft im AS Grünlandbewirtschaftung behandelt. Im Ergebnis werden direkt anwendbare Empfehlungen für eine optimierte Bestandsführung, Futter- und Weidewirtschaft sowie für den Erhalt von artenreichen Grünlandbeständen für die Praxis erarbeitet.

Tierwohl

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft hat bereits im Jahr 2012 den Arbeitsschwerpunkt Tierwohl – „Gesunde Tiere für sichere Lebensmittel“ gegründet (Nachfolger des Arbeitsschwerpunkts „Artgerechte Tierhaltung“). Wir wollen damit die Lebensbedingungen der landwirtschaftlichen Nutztiere durch Forschung, Entwicklung und Wissenstransfer auf den Gebieten Gesundheit, Auslebung tiergerechten Verhaltens und Wohlbefinden der Tiere verbessern.

Details zum LfL-Arbeitsschwerpunkt Tierwohl

Tierhaltung zukunftsfähig gestalten
Die Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere trägt zu 76 % zum Einkommen bayerischer landwirtschaftlicher Betriebe bei. Die vergangenen Jahrzehnte haben zu großen technischen und züchterischen Fortschritten geführt und somit der deutschen Landwirtschaft eine wichtige Rolle im internationalen Vergleich gesichert. Objektiv gesehen sind viele Haltungsverfahren in den letzten zwanzig Jahren freiwillig oder auf Grund gesetzlicher Vorschriften verbessert worden. Die Vorstellungen der Bevölkerung von zumutbaren Haltungsbedingungen für Nutztiere haben sich aber noch schneller geändert. Daher gerät die Nutztierhaltung immer mehr in die Kritik von Organisationen, Medien und Bevölkerung. Diese Kritik entzündet sich häufig an der für heutige Einkommenserwartungen erforderlichen Bestandsgröße, an daraus resultierenden Umweltbelastungen und hohen Einzeltierleistungen, aber auch an routinemäßigen Eingriffen an den Nutztieren, die in modernen Haltungsverfahren zum Standard geworden sind.
Im Arbeitsschwerpunkt wird die Entwicklung tiergerechter Haltungsverfahren durch die Bearbeitung von Forschungs- und Modellvorhaben vorangetrieben. Auch in den Zuchtzielen von Rindern und Schweinen werden Merkmale der Gesundheit, Langlebigkeit und Stressresistenz vermehrt berücksichtigt. Hierzu sind zunächst einmal neue Formen der Erfassung dieser Merkmale zu entwickeln, die so breit eingesetzt werden können, dass eine Zuchtwertschätzung möglich wird.

Ökologischer Landbau

Die Forschung und Entwicklung zum ökologischen Landbau wird an der LfL seit ihrer Gründung im Jahr 2003 als Querschnittsaufgabe (Arbeitsschwerpunkt) organisiert. An den neun Instituten der LfL werden Forschungs- und Wissenstransferprojekte zum ökologischen Landbau in enger Zusammenarbeit mit ausgewählten Praxisbetrieben und der Ökolandbau-Beratung in Bayern bearbeitet.
Ziel des Arbeitsschwerpunktes ist die Weiterentwicklung von Erzeugungsmethoden des ökologischen Landbaus, die Verbesserung seiner Umwelt- und Tierwohlwirkungen, seiner gesellschaftlichen Leistungen und die Förderung der Marktversorgung mit Bio-Lebensmitteln aus heimischer Erzeugung.
Voneinander lernen
Der ökologische Landbau hat sich in den letzten 15 Jahren in Bayern sehr dynamisch entwickelt. Allein im Zeitraum 2012 bis 2018 (Landesprogramm BioRegio Bayern 2020) stieg die Zahl der Ökobetriebe um 52% von ~6.500 auf ~9.900 an, die ökologisch bewirtschaftete Fläche wuchs um 70% auf rund 345.000 Hektar. Das agrarpolitische Ziel (BioRegio) der Staatsregierung, die Ökolandbau-Erzeugung in Bayern im Zeitraum 2012 bis 2020 zu verdoppeln ist daher realistisch. Ein weiterer Ausbau auf 20% wurde von der Staatsregierung im Herbst 2018 beschlossen. Die LfL unterstützt diesen Ausbau mit ihren im Arbeitsschwerpunkt Ökologischer Landbau gebündelten Aktivitäten durch Forschung und Entwicklung, Wissenstransfer und die Schaffung von Beratungsgrundlagen.
Die Identifikation der wichtigsten Forschungsfragen, die Initiierung und Begleitung der Forschungs- und Entwicklungsprojekte und der Wissenstransfer werden im Rahmen des Arbeitsschwerpunktes vom 2014 gegründeten Kompetenzzentrum Ökolandbau am IAB koordiniert. Das Kompetenzzentrum organisiert – in Abstimmung mit den fachlich zuständigen Arbeitsgruppen und Instituten eine breite Palette von Maßnahmen des Wissenstransfers, so z.B. die LfL Internetseiten zum ökologischen Landbau, Fachexkursionen, thematische Forschungs-Praxis-Beratungsarbeitskreise, Fachtagungen (Öko-Landbautag der LfL – im zweijährigen Turnus), den Ökolandbau-Feldtag der LfL (jährlich), Fachgespräche und Workshops.

Details zum LfL-Arbeitsschwerpunkt Ökologischer Landbau

Ackerbau

Ein Arbeitsschwerpunkt Ackerbau an der LfL ist ein zentrales Element der bayerischen Ackerbaustrategie. Der Arbeitsschwerpunkt wird die Fachzentren für Agrarökologie, ökologischen Landbau und Pflanzenbau sowie die BaySG als sichtbare Akteure im Land einbinden. Mit den zuständigen Referaten im StMELF wird der AS Ackerbau hinsichtlich der notwendigen Optimierung von Förderprogrammen im Agrarumweltbereich eng zusammenarbeiten. Der AS Ackerbau präsentiert sich klar als Unterstützer einer nachhaltigen Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte für Mensch und Tier. Die LfL wird den Arbeitsschwerpunkt 2019/2020 ins Leben rufen.
Pflanzenbau in die Zukunft denken
Um die aktuellen Erkenntnisse in der landwirtschaftlichen Praxis wirksam werden zu lassen, ist die Weitergabe des Wissens an Landwirte und Berater besonders in diesem Arbeitsschwerpunkt ein zentrales Anliegen. Deshalb werden die Experten der LfL eng mit den staatlichen Beratern an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie deren Verbundpartnern in der Beratung kooperieren und die gemeinsame Arbeit in den an länderübergreifenden Netzwerken der Ackerbaustrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft einbringen.
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