Pressemitteilung – 12. Mai 2021, Starnberg
Trainingslager für Bachforellen - eine Überlebensstrategie

Überleben mehr gezüchtete Bachforellen in natürlichen Gewässern, wenn sie vorher darauf trainiert wurden? Dieser Frage gehen die Expertinnen und Experten der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) auf den Grund. Die Fische lernen in speziellen Übungsteichen wichtige Verhaltensmuster, beispielsweise wie sie sich vor Fressfeinden schützen. Das Ziel der Forschenden ist eine Handlungsempfehlung, mit der Fischzuchtbetriebe ihre Fische besser auf die Lebensverhältnisse in der Natur vorbereiten können.

Die Fischbestände in Bayern stagnieren seit Jahren auf niedrigem Niveau. Untersuchungen des LfL-Instituts für Fischerei zeigten einen zu geringen Bestand vieler Fischarten, Bachforellen sind davon besonders betroffen. Die Umweltverbände in Bayern stützen die Wildbestände durch den Besatz mit Zuchtfischen. Viele der eingesetzten Fische überleben den Wechsel nicht lange genug, um sich zu vermehren. „Neben einer schlechten Gewässerstruktur oder Verbauungen könnte dies an den Fischen selbst liegen“, berichtet Gregor Schmidt, LfL-Forellenexperte. „Als Ursache vermuten wir fehlende Überlebensstrategien und veränderte Verhaltensweisen bei den Setzfischen. Die Kinderstube in der kontrollierten Umgebung einer Teichwirtschaft unterscheidet sich mitunter stark von den natürlichen Lebensbedingungen.“

Das Team des Instituts erarbeitet, im Rahmen eines vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geförderten Forschungsprojekts, praxisnahe Lösungsansätze. Ein vielversprechender Ansatz: Bachforellen sollen in den Zuchtbetrieben wichtige Verhaltensmuster erlernen, die sie in der Natur zum Überleben brauchen. Kurz gesagt: Die Fische müssen in die Schule!

Die jungen Bachforellen wachsen unter verschiedenen praxisüblichen Haltungsbedingungen auf. Diese reichen von der naturnahen Aufzucht in Erdteichen mit Strukturen wie Steinschüttungen, Kiesboden, Wurzelwerk und beschatteten Uferbereichen bis hin zur intensiven Haltung in Kunststoffbecken. Anschließend misst das Team um LfL-Fischexperte Schmidt den Einfluss der Aufzuchtsbedingungen auf Kondition, Gesundheit, Schwimmverhalten und die Reaktionszeit bei Störungen. Ein Teil der Forellen wird ohne weitere Zwischenschritte in die Natur entlassen. Der andere Teil wird zwei Wochen in Naturteichen auf die Lebensbedingungen in natürlichen Gewässern vorbereitet. Die Fische trainieren den Nahrungserwerb, die Flucht vor Fressfeinden und die Auswahl eines geeigneten Unterschlupfs bei drohender Gefahr. Die Mitarbeitenden der LfL vergleichen nach einer Saison den Besatzerfolg hinsichtlich Wiederfangrate, Kondition sowie Fischgesundheit und prüfen so die Wirksamkeit der verschiedenen Aufzucht- und Trainingsmethoden.

Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.