"Unkraut ist doch gleich Unkraut" und ist in jedem Fall bekämpfungswürdig? So einfach ist das nicht mit den Ackerwildpflanzen. Mehr als ein Viertel der auf den Lebensraum Acker spezialisierten Wildpflanzen gilt inzwischen als gefährdet bzw. bedroht. Jahrzehntelanger Einsatz von Herbiziden hat ihren Beständen stark zugesetzt. Dabei stellen die Meisten kaum eine Gefahr für unsere Ackerfrüchte dar; sie sind klein und zierlich, brauchen kaum Platz, verdrängen ihre Nachbarn also nicht und sind eher konkurrenzschwach. Definiert man also 4 nun "Unkraut" als Pflanzen, die an ihrem Wuchsort vom Menschen unbeabsichtigt vorkommen, gehören diese Arten durchaus in diese Kategorie. Die komplette Definition beinhaltet aber immer auch noch den von ihnen verursachten ökonomischen Schaden. Eigentlich bestätigt ja schon das Sprichwort "Unkraut vergeht nicht!", dass es sich bei diesen zierlichen Arten nicht um Unkraut handeln kann, sonst wären sie nicht "vergangen"! Die konkurrenzstarken "echten Unkräuter" setzen sich nicht nur gegenüber dem Getreide und anderen Feldfrüchten durch, sondern auch den Bekämpfungsmaßnahmen gegenüber und führen tatsächlich zu Ertragseinbußen, weil sie einen großen Teil des Lichts und anderer Ressourcen wie Wasser und Nährstoffe für sich beanspruchen. Zu diesen Arten gehören z. B. die Ackerkratzdistel, die Gemeine Quecke, der Winden- Knöterich, manche Ampferarten oder der Acker- Fuchsschwanz.
Um diese Arten soll es in diesem Heft nicht gehen; trotzdem dürfen auch sie in ihrer Funktion für das Ökosystem nicht unterschätzt werden: Die süß duftenden Blüten der Ackerkratzdistel werden gerne von Honigbienen und einer Vielzahl anderer Insekten besucht und ihre Samen dienen dem Distelfink (auch Stieglitz genannt) – worauf der Name schon hindeutet – als nahrhaftes Futter im Spätsommer.
Die konkurrenzschwachen Arten erkennt man allein daran, dass wir uns kaum anstrengen brauchten, um sie loszuwerden. Das erledigen heute schon unsere auf hohe Produktivität gezüchteten Sorten, die den kleinen Ackerwildpflanzen keine Chance mehr lassen.
Sollten Sie also eine der nachfolgend beschriebenen Arten auf Ihrem Acker finden, freuen Sie sich und machen Sie es sich zur Aufgabe, das Pflänzchen auch im nächsten (und im nächsten und im nächsten…) Jahr wiederzufinden.