Bullenmütter werden digital angepaart

Ein Mann mit einem Tablet in der Hand sitzt in der Hocke neben einem Bullen im Stall.Zoombild vorhanden

Die Exterieurmerkmale werden genau erfasst. Sie sind maßgebend für die Bullen­auswahl.

Schon seit Jahrzehnten ist das Kernstück des Zuchtprogramms die Selektion der besten weiblichen und männlichen Tiere in der Population unserer Hauptrassen. Durch eine gezielte Anpaarung wird versucht, die nächste Generation der Besamungsbullen noch ein bisschen besser zu züchten als die vorherige. Dabei gilt es, möglichst die richtigen Partner zusammenzubringen. Bei über 50 Zuchtmerkmalen ist das keine einfache Aufgabe.

In Bayern wurden dafür allein bei der Rasse Fleckvieh 20.000 weibliche Tiere im letzten Jahr selektiert. Da auch hier gilt: "Nobody is perfect", ist es wichtig, nicht ganz so starke Eigenschaften möglichst auszugleichen. Außerdem gilt es, verwandte Paarungen zu vermeiden. In Zusammenarbeit mit dem Landeskuratorium für tierische Veredelung in Bayern (LKV) wurde unter Beteiligung des Instituts für Tierzucht ein Anpaarungsprogramm entwickelt, das diese Aspekte berücksichtigt.

Eine Braunviehkuh steht auf  der Weide und frisst Gras.

Die besten Kühe werden als Bullenmütter aus­gewählt.
Foto: Besamungsstation Greifenberg

Die digitale Anwendung beruht auf dem bisherigen Programm Optibull, welches vom LKV erfolgreich in der Beratung angeboten wird. Für die Anpaarung von Bullenmüttern und interessanten Jungrindern wurden zusätzliche Module integriert. Die jeweiligen Mitarbeiter an den mit Rinderzucht befassten Ämtern haben Zugriff auf den Bestand in ihrem Dienstgebiet. Somit können sie die aktuellen Kühe in ihrem Dienstgebiet gezielt auswählen und aus einem Pool der aktuell besten Bullen einen Suchlauf zum Auffinden der passenden Partner starten.
Das Programm prüft dabei alle Stärken und Schwächen, die auch der beste Fachmann nicht umfänglich berücksichtigen könnte. Sind alle Daten vom Zuchtberater eingegeben, schlägt das Programm fünf geeignete Anpaarungspartner vor. Diese sind nach einem optimalen Anpaarungsindex gereiht. Durch Voreinstellungen können auch Merkmale wie zum Beispiel Hornlosigkeit oder Kalbeverlauf hinterlegt werden. Der Anwender kann sich sofort weitere Informationen zu den Bullen anzeigen lassen. Neben einer Verlinkung auf die Datenbank ist für ihn zudem ersichtlich, wie viele männlichen Kälber oder angekaufte Söhne von dem jeweiligen favorisierten Bullenvater bereits erzeugt wurden. Das ist sehr sinnvoll, um das Zuchtprogramm auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Für den voreingestellten Bullenpool sind die Zuchtverbände verantwortlich.

Querverbindung zum Landwirt ist automatisiert

Kuhherde auf WeideZoombild vorhanden

Die richtige Zuchtauswahl in der Herde ist ein wirtschaftlicher Faktor für einen Milchvieh­betrieb.
Foto: Max Riesberg

In einem weiteren Schritt wird nach der digitalen Anpaarung ein Serienbrief für den Landwirt und die Besamungsstationen erstellt. Diese Information, welcher Bulle für welche Kuh ausgewählt wurde, kann entweder als digitale Nachricht direkt an den Landwirt gehen oder auch auf dem postalischen Weg. Auch sind Voreinstellungen hinterlegt, welche Besamungsstation den Bullen besitzt und wer der Besamungsbeauftragte auf dem Zuchtbetrieb ist. Somit ist gewährleistet, dass in kurzer Zeit der richtige Samen bereitgestellt ist.
Die digitale Unterstützung im Zuchtprogramm der Rassen Fleckvieh und BrownSwiss ist als Meilenstein in der langjährigen Geschichte der bayerischen Rinderzucht zu bezeichnen. Die damit optimierten Anpaarungen werden die Qualität unserer Rinderrassen noch weiter voranbringen. Auch zukünftig neue Merkmale können damit noch effektiver manifestiert werden. Das Projekt steht auch für eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit von LKV und LfL.

Ansprechpartner
Bernhard Luntz
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7150
E-Mail: Tierzucht@LfL.bayern.de