Über uns – Institut für Tierzucht
Die landwirtschaftlichen Einkommen und die landeskulturelle Identität Bayerns werden in großem Umfang von der bäuerlichen Tierhaltung bestimmt. Kennzeichnend für die bayerische Tierzucht sind zum einen die noch weitgehend erhaltenen bäuerlichen Organisationsformen und die typisch bayerischen Rassen, zum anderen aber auch die frühzeitige Umsetzung innovativer Züchtungsverfahren. Auch zukünftig wird die bayerische Tierzucht ihre Position in einer zunehmend globalisierten Tierzucht nur behaupten können, wenn sie gleichzeitig innovative und nachhaltige Konzepte zur Verbesserung der genetischen Wettbewerbsfähigkeit entwickelt.
Zu diesem Zweck erforscht und entwickelt das Institut für Tierzucht praxisreife Verfahren zur Erzielung von genetischem Fortschritt in den bayerischen Zuchtpopulationen von Rindern, Schweinen, Schafen und Pferden. Das Institut arbeitet auf den Gebieten Leistungsprüfung, Zuchtwertschätzung, Molekulargenetik, Biotechnik, genetische Ressourcen und der Gestaltung von Zuchtprogrammen. Darüber hinaus erhebt und dokumentiert das Institut die Entwicklung der genetischen Vielfalt in den bayerischen Zuchtpopulationen durch ein konsequentes Monitoring genetischer Trends unter Anwendung aktueller statistischer und molekulargenetischer Verfahren. Das Institut für Tierzucht entwickelt und untersucht praxisreife Methoden in den Bereichen Leistungsprüfung, quantitative Genetik und Zuchtwertschätzung, Molekulargenetik und Biotechnik. Weiter werden die bayerischen Zuchtorganisationen bei der Durchführung der bäuerlichen Zuchtprogramme beraten.
Ziele
- Förderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Landwirte durch Zucht auf gesunde Tiere mit hohen Leistungen
- Steigerung der Einkommen bayerischer Tierhalter
- Verbesserung der nationalen und internationalen Wettbewerbsfähigkeit Bayerns im Handel mit Zuchttieren und Sperma
- Erhaltung der genetischen Vielfalt in Leistungspopulationen und Genreserven
- Erzeugung marktgerechter Produkte mit ständig verbesserter Qualität
- Weiterentwicklung der nachhaltigen und standortangepassten Tierproduktion in Bayern
Aufgaben
Arbeitsschwerpunkte
- Leistungs-
ermittlung - Zuchtwert-
schätzung - Bio- und
Gentechnik - Molekulargen.
Erkenntnisse - Zucht-
programme
Grundlage jeder genetischen Forschung, aber auch der praktischen Zuchtarbeit sind objektive Leistungsermittlungen im Rahmen der Leistungs- und Qualitätsprüfungen. Diese Aufgaben teilen sich in Bayern das Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung (LKV) und das Institut für Tierzucht. Im Rahmen der ständigen Weiterentwicklung der Verfahren werden seit einigen Jahren umfangreiche Arbeiten zu Fleischqualitätsmerkmalen bei Schweinen und Rindern, zur verbesserten Erfassung des Futteraufnahmevermögens der Tiere, tiergerechteren Haltungsformen sowie zur Rationalisierung der Arbeitsabläufe durch intensive Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnik durchgeführt.
Die Ergebnisse der Qualitäts- und Leistungsprüfungen bilden die Grundlage des zweiten Arbeits- und Forschungsschwerpunktes, der Zuchtwertschätzung. Hierunter versteht man die Ermittlung des genetischen Potenzials der Zuchttiere mit Hilfe moderner statistischer Verfahren. Der Schwerpunkt der Forschungs- und Entwicklungsarbeit liegt in der laufenden Verbesserung der Verfahren, der Nutzung genomischer Informationen in der Zuchtwertschätzung und in einer verstärkten internationalen Zusammenarbeit.
Im Bereich Bio- und Gentechnik steht das Institut für Tierzucht an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Anwendung. Die Anwendung solcher Verfahren setzt grundsätzlich eine Evaluierung in den bayerischen Populationen voraus. Einen wichtigen Schwerpunkt bildet die Erforschung von Erbfehlern und Krankheitsresistenzen sowie die Nutzung biotechnischer Methoden zur Verbesserung der Effizienz unserer Rinderzuchtprogramme.
Zur Erhöhung der Schlagkraft in der Umsetzung molekulargenetischer Erkenntnisse werden systematische Sammlungen von genetischem Material bei Schweinen und Schafen durchgeführt. Diese bilden gleichzeitig die Grundlage für den Aufbau eines Monitorings von Genfrequenzen in den bayerischen Populationen. Sie unterstützen damit die schon seit Längerem durchgeführten Arbeiten zur Erhebung genetischer und phänotypischer Trends bei allen bayerischen Nutztierrassen und lassen sich sinnvoll mit den Aktivitäten zur Erhaltung der genetischen Vielfalt und seltener Haustierrassen kombinieren.
Die Komplexität von Zuchtprogrammen bei landwirtschaftlichen Nutztieren hat sich in den letzten zwanzig Jahren deutlich erhöht. Moderne Zuchtprogramme nutzen Leistungsprüfung, Zuchtwertschätzung, biotechnische Verfahren sowie zunehmend auch genomische Informationen und arbeiten dabei international zusammen. Die optimale Kombination aller Werkzeuge zur Erzielung nachhaltiger Zuchtfortschritte verlangt umfangreiche Berechnungen im Rahmen der Zuchtplanung sowie ein permanentes Controlling existierender Zuchtprogramme.
Dienstleistungen und Hoheitsaufgaben
Routinemäßige Durchführung Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung
Wahrnehmung der Aufgaben der zuständigen Behörden laut Tierzuchtgesetz
Lösungsansätze und wissenschaftlich-technische Innovationen
Effiziente Zuchtverfahren zur Erzielung einer angemessenen Leistungssteigerung
Effiziente Zuchtverfahren zur Erzielung einer angemessenen Leistungssteigerung bleiben nach wie vor von großer Bedeutung. Nur mit konkurrenzfähigen biologischen Leistungen, die nachhaltig von gesunden Tieren erbracht werden, können unsere Rassen im internationalen Wettbewerb zwischen den Populationen bestehen. Eine angemessene Leistung schafft die Freiräume zur Verbesserung der anderen wichtigen Eigenschaften unserer Nutztiere.
Strategischen Positionierung
In der strategischen Positionierung versucht die bayerische Tierzucht, sich Marktanteile durch die Produktführerschaft in ihren Arbeitsgebieten zu sichern. Beispiele hierfür sind die Positionierung des Fleckviehs als „funktionale, leistungsstarke Robustrasse“ oder die Pionierarbeiten in der Entwicklung stressresistenter Fleischrassen beim Schwein. Diese Ansätze werden vom Verbraucher anerkannt und ermöglichen die Erschließung von neuen Märkten für Zuchttiere und Sperma. Damit wird die Einkommenssituation heimischer Produzenten verbessert. Diese Ziele werden unterstützt durch eine internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der quantitativen Genetik.
Steigerung der Effizienz durch neue Technologien
Neue Technologien können die Effizienz der Tierzucht in vielen Bereichen erheblich steigern. Biotechnische und molekulargenetische Methoden sollten auf die Bereiche konzentriert werden, in denen ihre ausgesprochenen Stärken liegen: Tiergesundheit, Tierschutz und Produktqualität. Mit diesen Methoden können Merkmale beeinflusst werden, die ganz entscheidend zum Wohlbefinden der Tiere, zur gesellschaftlichen Akzeptanz und zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit beitragen können.
Zusammenfassung der Merkmale in Gesamtzuchtwerte
Die Vielzahl der derzeit züchterisch bearbeiteten Merkmale macht es erforderlich, diese in umfassenden, auf den ökonomischen Betriebserfolg ausgerichteten Gesamtzuchtwerten zusammenzufassen. Hierbei werden wir zukünftig vermutlich eine Diversifizierung von Zuchtzielen für spezifische Standorte, aber auch für bestimmte Produktionsrichtungen erleben. Hierdurch und durch Einbeziehung neuer molekulargenetischer Informationen wird zukünftig die Komplexität der Gesamtzuchtwerte noch zunehmen. Dies erfordert konkrete Entscheidungshilfen für praktische Selektionssituationen, wie sie z.B. im Rahmen des "total genetic resource management" angeboten werden.