Institut für Tierzucht unterstützt Verbesserung der Rindergenetik in China
Zoombild vorhanden
Erstellung eines Schulungsvideos zur Kuhbewertung bei Braunvieh und Fleckvieh in Bayern.
Über eine Entfernung von ca. 10.000 km wurden chinesische Experten in der Beurteilung von Fleckvieh- und Braunviehkühen geschult. In Zeiten von Corona nutzte man hierfür eine Liveübertragung aus chinesischen Milchfarmen in das Büro der bayerischen Zuchtorganisationen. Bernhard Luntz vom Institut für Tierzucht an der LfL, führte die chinesischen Bewerter durch die Palette der Merkmale an den Kühen. Die Schulungsmaßnahme erfolgte innerhalb des Deutsch-Chinesischen Tierzuchtprojektes, welches aus Bundesmitteln finanziert wird.
Chinas Bedarf an Milch und Milchprodukten ist groß und kann durch die eigene Produktion nur zu etwa 60 Prozent gedeckt werden. Zudem wird für die Nachfrage in den kommenden Jahren eine starke Steigerung prognostiziert. Die eigene Milcherzeugung konnte in den letzten Jahren deutlich gesteigert werden. Ca. 70 Prozent aller Milcherzeuger sind inzwischen Großbetriebe mit moderner Melk- und Fütterungstechnik. Neben technischen Maßnahmen trägt die Verbesserung der Rindergenetik zur Steigerung der Milchmenge bei. Die Nachfrage nach Milchprodukten kann, trotz steigender Inlandsproduktion, auch in den nächsten Jahren nicht durch eigene Produktion befriedigt werden.
Bundesweites Kooperationsprojekt zur Förderung der Tierzucht in China
Ein seit einigen Jahren durchgeführtes, bundesweites Kooperationsprojekt zur Förderung der Tierzucht in China hat das Ziel, mittels Technologietransfers die Milcherzeugung in der Volksrepublik zu verbessern. In diesem Projekt des Bundes wird auch der Einsatz bayerischer Rindergenetik über Besamungsstationen unterstützt. Als bayerische Projektpartner sind hierbei die Rinderbesamungsstationen Neustadt/Aisch., Bayern-Genetik und Memmingen tätig. Mitarbeiter aus Bayern waren dort persönlich in regelmäßigen Abständen auf den kooperierenden Milchviehbetreiben präsent. Wegen der Corona-Pandemie waren in letzter Zeit allerdings keine Vor-Ort-Besuche in China möglich.
Workshop zur richtigen Bewertung von Fleckvieh- und Braunviehkühen
Um die Anpaarung der Kühe mit den passenden Bullen voran zu bringen, wurde per Videoübertragung ein Workshop zur richtigen Bewertung von Fleckvieh- und Braunviehkühen durchgeführt. Die Bewertungssysteme Fleckscore und Brownscore wurden an der LfL mit entwickelt und sind internationaler Standard. Beide Verfahren führen zu einer Bewertung der äußeren Erscheinung der Kühe, die dazu führt, dass die Tiere mit der höchsten Bewertung auch die längste Nutzungsdauer erwarten lassen. Um die Beurteilung der Merkmale für das Exterieur zu üben, wurden zwei Milchviehfarmen in der Provinz Xinjiang, im Nordwesten Chinas, ausgewählt und dort geeignete Kühe unter Praxisbedingungen selektiert. Bernhard Luntz vom Institut für Tierzucht, der die Entwicklung der Systeme maßgeblich mitgestaltet hat, leitete per Videokonferenz die chinesischen Tierzuchtexperten an.
Es wurde zunächst via Bildschirm gezeigt, welche Merkmale an der Kuh erfasst werden und wie diese korrekt beschrieben werden. Die Kommunikation erfolgte über eine Entfernung von 10.000 Kilometer mittels einer anwesenden Dolmetscherin. Fragen und Anmerkungen von chinesischer Seite konnten somit sofort diskutiert werden. Zuvor wurden die Inhalte der fachgerechten Anwendung der Bewertungssysteme in einem Vortrag aufgezeigt. Ebenso wurde hierzu ein Video für Kuhbewertungen bei Braunvieh und Fleckvieh in Bayern erstellt und der Kommentar in Mandarin übersetzt. Die fachgerechte Bewertung der Kühe ermöglicht für die Partnerbetriebe in China eine optimale Zuchtauswahl, die neben einer gesunden Milchproduktion auch zu einer hohen Lebensdauer der Tiere beiträgt.
Ziel
Ein weiteres Ziel der Schulungsmaßnahme war es, Experten für die richtige Anwendung der Exterieursysteme zu schulen. Am Ende bekam jeder Teilnehmer ein entsprechendes Zertifikat, das ihn offiziell befähigt, in China Kühe zu bewerten. Mittels Anwendungen im Internet, welche auf Chinesisch übersetzt zur Verfügung stehen, können die dortigen Nachwuchsexperten die erlernten Inhalte weiter vertiefen. Die Nachfrage nach Zweinutzungsrassen (Milch und Fleisch im Zuchtziel verankert) aus Bayern ist in China groß und wird dort auch staatlich unterstützt durch die Einfuhr von Samen und Embryonen.
Ansprechpartner
Bernhard Luntz
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7150
Fax: 08161 8640-5555
E-Mail: Tierzucht@lfl.bayern.de