Forschungs- und Innovationsprojekt
Zucht auf Hornlosigkeit beim Fleckvieh in der Milchviehhaltung

naturlich hornlose Milchkuh

Natürlich hornlose Milchkuh der Versuchsstation Grub,
Foto: Berchtold

Zucht auf Hornlosigkeit beim Fleckvieh in der Zweinutzung Milch und Fleisch

Die Förderung der Ausbreitung der natürlichen Hornlosigkeit in der bayerischen Fleckviehpopulation führt in zunehmendem Maße zu einer erwünschten Reduzierung der Zahl zu enthornender Kälber. Neben Strategien für einen möglichst hohen Zuchtfortschritt sind Weiterentwicklungen im Bereich der Hornstatuserfassung und der Kennzeichnung der natürlichen Hornlosigkeit angesichts der kontinuierlichen Erweiterung der hornlosen Basis notwendig. Das langjährige Hornloszuchtprojekt in der Milchviehversuchsherde Grub mit einer kontinuierlichen exakten Hornstatuserfassung lieferte dabei wichtige Erkenntnisse für eine richtungsweisende Weiterentwicklung.

Ziele

Die natürlich hornlose Zuchtrichtung in der Zweinutzung Milch und Fleisch (Milchviehhaltung) ist noch relativ jung und weitet sich erst seit 2011 durch den bevorzugten Einsatz von hornlosen genomischen Jungvererbern mit guten Zuchtwerten in stärkerem Maße aus. Im Jahr 2018 erfolgten bereits 20 Prozent aller Erstbesamungen beim Fleckvieh in Bayern mit einem natürlich hornlosen Bullen. In den Folgejahren soll sich die hornlose Zuchtrichtung weiter ausweiten und dabei nach Möglichkeit der noch vorhandene Abstand zum genetisch gehörnten Bestand im Gesamtzuchtwert und dem Milchwert weiter reduziert werden.
Hornstatuserfassung
Im Zuge des verstärkten Einsatzes von natürlich hornlosen Besamungsbullen auf den Milchviehbetrieben haben die Leistungsoberprüfer (LOP) des LKV den Hornstatus von immer mehr potenziell hornlosen Kälbern zu prüfen und zu registrieren. Das deutlich erhöhte Arbeitspensum ist durch Weiterentwicklungen in der Hornstatuseingabe und Lösungen zum schnelleren Erkennen der hornlosen Tiere des Bestandes für den LOP, aber auch den Züchtern zu kompensieren.
Anpassung der Kennzeichnung
In der Kennzeichnung von hornlosen Rindern ergab sich durch die verstärkte Anwendung des Gentests für Hornlosigkeit die Notwendigkeit einer Anpassung bei Pp*-Tieren in Kombination mit dem Auftreten von Wackelhörnern, welche im Test nicht festgestellt werden können. Das Auftreten von seltenen Hornstatus-Phänomenen ist zu bewerten und zu erforschen. Hiermit wirkt das ITZ unterstützend mit.
Ausweitung der Hornlosanlage
Nachdem an der Versuchsstation Grub im letzten Jahrzehnt die Hornlosanlage bei einem Anstieg der Milchmengenleistung dauerhaft stabilisiert werden konnte, soll der natürlich hornlose Milchviehbestand in einem weiteren Entwicklungsschritt in den nächsten Jahren auf zwei Drittel ansteigen. Bereits jetzt gehören 50 Prozent der Kühe dieser Gruppe an.

Methode

Mit Hilfe des zur Förderung der Hornloszucht entwickelten Programms „Bayern-Polled“ werden die genetisch interessanten Kühe mit Hornlosstatus vom LKV an die Fachzentren für Rinderzucht gemeldet und von den Fachberatern gezielt angepaart. Dadurch ist ein höherer Zuchtfortschritt sowohl bei den weiblichen Nachkommen in den Betrieben als auch bei der nächsten hornlosen Zuchtbullengeneration zu erwarten.
Seit 2017 werden im Zuge der genomischen Untersuchung auch die verschiedenen Genotypvarianten beim Hornstatus (PP*, Pp*, pp*) ausgewiesen. Somit wird die Selektion in den Zuchtprogrammen der Zuchtverbände wesentlich effektiver. Mittlerweile ist das Gen für Hornlosigkeit in allen wichtigen Linien der Fleckviehzucht etabliert.

Ergebnisse

Die bisherigen Ergebnisse werden in den unten aufgeführten Veröffentlichungen beschrieben.

Zusammenfassend zum aktuellen Stand:

Das Programm Bayern-Polled hat sich bewährt und trägt dazu bei, dass auch zunehmend homozygot hornlose Tiere gezüchtet werden. Das Marktangebot an interessanten hornlosen Jungbullen für die Besamungsstationen steigt jährlich an, so dass in zunehmendem Maße hornlose Besamungsbullen angekauft werden.
In der züchterischen Qualität unterscheiden sich die genetisch hornlosen Bullen kaum noch von den gehörnten. Die bayerische Fleckviehzucht ist außerdem auch Grundlage für die Hornloszucht in unseren Nachbarländern Baden-Württemberg und Österreich.
In Zusammenarbeit mit dem LKV Bayern wurden einige Verbesserungen im Bereich der Kennzeichnung und Darstellung der hornlosen Rinder der Bestände erarbeitet und in 2018 umgesetzt.
Veröffentlichungen
  • Riesberg, M. (2013): Zum Wohle für Mensch und Tier. Mit einem schonenden Verfahren des Verödens der Hornanlage bei Kälbern und dem aktuellen Stand der Zucht beschäftigte sich ein Infotag der LfL in Grub. BLW 13/2013, S. 27-30.
  • Luntz, B. (2013): Tempo machen. Programm Bayern-Polled intensiviert Hornloszucht. Fleckvieh 2/2013, S.15.
  • Robeis, J., Luntz, B. (2013): Hornlostest schafft Fakten. Fleckvieh 4/2013, S. 32-33.
  • Robeis, J., Luntz, B. (2015): Manchmal wackelt es noch in der Zucht. BLW 12/2015, S. 37-38.
  • Luntz, B. (2015): Und täglich werden es mehr. BLW 12/2015, S. 36.
  • Robeis, J. (2017): Zusätzlicher Hornstatus P*S. Fleckvieh 2/2017
Projektinformation
Projektleitung: Bernhard Luntz
Projektbearbeiter: Johann Robeis
Laufzeit: 01.01.2013 bis 31.12.2022
Finanzierung: Keine Fremdmittel
Projektpartner: Landeskuratorium der Erzeugerringe für Tierische Veredelung in Bayern e.V. (LKV), Fachzentren für Rinderzucht