Tierwohl
Fleckvieh Haplotyp 5 (FH5)

DNA-Doppelhelix

Foto: Wikimedia Commons

Zu modernen Zuchtprogrammen gehört auch ein Monitoring von möglicherweise schädlichen Genabschnitten.

Im Zuge des Erbfehlermonitorings beim Fleckvieh wurden Risiko­paarungen mit erhöhten Kälber­verlusten innerhalb der ersten zwei Lebenstage mit Abschnitten im Genom in Zusammenhang gebracht. Mit der Zuordnung einer mit hoher Wahrscheinlichkeit ursächlichen Mutation wird der Fleckvieh Haplotyp 5 beim Fleckvieh für alle genotypisierten Bullen veröffentlicht. Von den Rasse­dachverbänden in Deutschland und Österreich wurden Empfehlungen für den Umgang mit FH5 formuliert und eine Kurz­information erstellt.

Erkenntnisstand

Ausgangspunkt der Untersuchungen ist ein Haplotyp, der in rund 55.600 typisierten Fleckviehtieren nie reinerbig auftritt. Bei der Verpaarung von mischerbigen Trägern dieses Haplotyps wurde ein deutlich erhöhter Anteil von Kälberverlusten innerhalb von 48 Stunden nach der Geburt beobachtet.
Die Analyse von Sequenzdaten ermöglichte die Identifizierung einer Mutation, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ursächlich für dieses Krankheitsbild ist. Die Frequenz der Mutation in der weiblichen Population liegt bei etwa 2,5 Prozent.
Um die Ursache der Kälberverluste aufzuklären, wurden Risikoanpaarungen identifiziert und betroffene Kälber unmittelbar nach der Geburt pathologisch untersucht. Im Zuge dieser Untersuchungen konnten sechs betroffene Kälber identifiziert werden, die reinerbig für die Mutation waren. Deren Sektion zeigte ein recht einheitliches Krankheitsbild mit angeborener Herzinsuffizienz und schweren Leberschäden.

Empfehlungen

Die Häufigkeit dieser in der Fleckviehpopulation unerwünschten Mutation, die sowohl ökonomische Bedeutung als auch Tierschutz­relevanz hat, soll durch Selektion und Anpaarungs­planung zügig gesenkt werden. Folgendes ist zu beachten:

  • Anlageträger sind konsequent zu kennzeichnen.
  • Um das Auftreten betroffener Kälber zu vermeiden bzw. auf ein Minimum zu reduzieren, müssen Risikopaarungen konsequent vermieden werden.
  • Kandidaten, die ein FH5-Allel tragen, sollen nur dann für den Besamungseinsatz selektiert werden, wenn sie züchterisch wertvoller erscheinen als alternative freie Kandidaten.

Bei allen Zuchtmaßnahmen ist zu berücksichtigen: Der derzeit verfügbare Haplotypentest ist nicht zu 100 Prozent sicher. Die von der TUM identifizierte Mutation befindet sich auf dem neuen Custom Chip, der ab 2016 eingesetzt werden wird. Vor einer Veröffentlichung muss der Chip-basierte FH5-Gentest noch validiert werden.

Aktuelle Träger von FH5

Besamungsbullen, die Anlageträger sind, werden in der Onlineanwendung BaZI-Rind gekennzeichnet bzw. können über die Suchmaske selektiert werden.

Quelle: AGÖF, ASR und Dr. Reiner Emmerling (ITZ), November 2015

Ansprechpartner
Dr. Reiner Emmerling
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7141
Fax: 08161 8640-5555
E-Mail: Tierzucht@LfL.bayern.de

Portraitbild:

Dr. Reiner Emmerling

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