Tierwohl
Fleckvieh Haplotyp 2 (FH2)
Der Tierzüchter ist seit jeher bemüht, mit erwünschten Erbanlagen und nicht erwünschten Ausprägungen verantwortungsvoll umzugehen. Die modernen Methoden der Molekulargenetik – beim Fleckvieh sind heute annähernd 30.000 SNP-Genotypen und rund 120 Sequenzdaten verfügbar – liefern wertvolle Beiträge für die schnelle Aufklärung der genetischen Ursachen.
Diese bestehen meist schon seit vielen Generationen und diese Defekte wurden bislang nicht aufgedeckt. Die Methoden der Molekulargenetick ermöglichen eine fachlich angemessene Berücksichtigung in der Zucht.
Erkenntnisstand
Empfehlungen
- Risikoanpaarungen vermeiden, das heißt Anlageträger keinesfalls an Tiere anpaaren, bei denen ein anderer Anlageträger im Pedigree aufscheint (besonders auf Vater und Muttersvater achten)
- Einsatz von Anlageträgern verantwortungsvoll einschränken
- Bei der Selektion von Kandidaten für KB- und Natursprung möglichst auf FH2-freien Status achten (alle genotypisierten Kälber weisen ein Ergebnis auf)
- Kurz- bis mittelfristig sind geeignete Hilfsmittel in Anpaarungsprogrammen und Zuchtwertdatenbanken zu installieren.
Bei allen Zuchtmaßnahmen ist zu berücksichtigen: der derzeit verfügbare Haplotypentest ist nicht zu 100% sicher.
Risikoanpaarungen vermeiden
Durch die gewonnenen Kenntnisse ist es nun auf einfache Art und Weise möglich, die Frequenz dieser Mutation in der Population niedrig zu halten bzw. weiter zu reduzieren. Wir empfehlen daher, Bullen, die Träger des Allels sind, nicht mehr für den Besamung- und Natursprungeinsatz zu selektieren und wir raten dringend dazu, Risikoanpaarungen strikt zu vermeiden.
Liste der Besamungsstiere, die Anlagenträger sind
Von der Befruchtung bis zum Ende der Aufzuchtphase sind es zahlreiche Letal- und Subvitalfaktoren, die uns neben umweltbedingten Einflüssen (z.B. Infektionen während der Trächtigkeit) nicht unbedeutende Ausfälle bescheren. Der im Zuge der Genomselektion aufgebaute riesige Pool an Typisierungsdaten - er beinhaltet die Genominformation von inzwischen mehr als 9.000 Besamungsbullen - und die von der Wissenschaft entwickelten modernen Werkzeuge geben uns Mittel in die Hand, den genetisch bedingten Teil dieser Verluste Stück für Stück zu reduzieren. Wir wollen diese Mittel rasch nutzen und mit einer offensiven und transparenten länderübergreifenden Strategie den Status des Fleckviehs als die Fitnessrasse konsequent weiter ausbauen.
Quelle: AGÖF, ASR und Dr. Reiner Emmerling, August 2013
Ansprechpartner
Dr. Reiner Emmerling
Institut für Tierzucht
Prof,-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7141
Fax: 08161 8640-7199
E-Mail: Tierzucht@lfl.bayern.de
Fleckvieh Haplotyp 4 (FH4)
Die Verfügbarkeit von umfangreichen Genotypendaten eröffnet neue Möglichkeiten zur Identifikation von unerwünschten Ausprägungen. Beim Fleckvieh wurde mit dem "Haplotyp 4" ein Chromosomenabschnitt identifiziert, der die Non Return Rate bei Risikopaarungen beeinflusst. Der entwickelte Haplotypentest wird bei allen genotypisierten Tieren im Routineverfahren zur genomischen Selektion durchgeführt. Mehr
Fleckvieh Haplotyp 5 (FH5)
Im Zuge des Erbfehlermonitorings beim Fleckvieh wurden Risikopaarungen mit erhöhten Kälberverlusten innerhalb der ersten zwei Lebenstage mit Abschnitten im Genom in Zusammenhang gebracht. Mit der Zuordnung einer mit hoher Wahrscheinlichkeit ursächlichen Mutation wird der Fleckvieh Haplotyp 5 beim Fleckvieh für alle genotypisierten Bullen veröffentlicht. Von den Rassedachverbänden in Deutschland und Österreich wurden Empfehlungen für den Umgang mit FH5 formuliert und eine Kurzinformation erstellt. Mehr