Tierwohl
Fleckvieh Haplotyp 4 (FH4)
(Foto: Wikimedia Commons)
Fleckvieh Haplotyp 4 (FH4) beeinflusst die Non Return Rate beim Fleckvieh
Die Verfügbarkeit von umfangreichen Genotypendaten eröffnet neue Möglichkeiten zur Identifikation von unerwünschten genetischen Varianten. Das Innovative daran ist das vorausschauende Auffinden von Anlageträgern, wodurch eine frühzeitige und fachlich angemessene Berücksichtigung in der praktischen Zucht ermöglicht wird. Bei geschickter Anwendung dieser Kenntnisse kann das Auftreten des Schadens praktisch komplett verhindert werden ohne auf gute Genetik zu verzichten und langfristig das Allel aus der Fleckviehpopulation eliminiert werden.
Erkenntnisstand
An einem großen Datenmaterial von über 25 000 Fleckviehgenotypen konnte ein DNA-Abschnitt auf Chromosom 12 ausfindig gemacht werden, der als Fleckvieh Haplotyp 4 (FH4) bezeichnet wird. Bei Risikoanpaarungen (Vater und Muttersvater sind Anlageträger) ist der Anteil erfolgreicher Besamungen um 6 – 7 Prozent niedriger. Ursachen sind Frühabgänge, die bereits in der ersten Trächtigkeitswoche erfolgen, es kommt also meist zum Umrindern nach 21 Tagen. Die Allelfrequenz von FH4 in der weiblichen Fleckviehpopulation beträgt aktuell 3,5 Prozent. Der Haplotypentest wird für alle Tiere im Routineverfahren zur genomischen Selektion durchgeführt. Es ist auch bereits ein direkter Gentest nutzbar.
Empfehlungen
Auswertungen von Risikopaarungen haben gezeigt, dass für den Züchter durch FH4 bisher kein nennenswerter wirtschaftlicher Schaden entstanden ist. Die Häufigkeit von Frühabgängen liegt bei rund 0,1 Prozent (bei 12 von 10 000 Trächtigkeiten). Im Besamungseinsatz weisen Stiere, die Träger von FH4 sind, praktisch identische Befruchtungswerte wie freie Stiere auf. Daher wird empfohlen
- die Frequenz der Mutation mittel- bis langfristig zurückzudrängen (begleitet durch Monitoringmaßnahmen)
- eine abgewogene, sehr moderate Selektion gegen FH4-Anlageträger vorzunehmen
- Risikopaarungen zu vermeiden, dafür mittels Anpaarungsplanung die Chancen zur Verbesserung der Fruchtbarkeit zu nutzen.
- mit den Informationen offen, transparent und angemessen (Schaden-Nutzen-Analyse) umzugehen.
Es ist zu berücksichtigen, dass der verfügbare Haplotypentest nicht zu 100 Prozent sicher ist.
Aktuelle Träger von FH4
Quelle: AGÖF, ASR und Dr. Reiner Emmerling, April 2014
Ansprechpartner
Dr. Reiner Emmerling
Institut für Tierzucht
Prof.-Dürrwaechter-Platz 1
85586 Poing-Grub
Tel.: 08161 8640-7141
Fax: 08161 8640-7199
E-Mail: Tierzucht@lfl.bayern.de
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