Fasermixe mit unterschiedlicher Zusammensetzung – Auswirkungen auf Futterverbrauch, Lebendmasseentwicklung und Zuchtleistung
Um die Vorgaben der Tierschutz-Nutztierverordnung einhalten zu können, werden in der landwirtschaftlichen Praxis häufig sogenannte „Fasermixe“ eingesetzt. Hauptbestandteile dieser rohfaserreichen Ergänzungsfuttermittel für Zuchtschweine sind Apfeltrester, Sojabohnenschalen, Trockenschnitzel, Grünmehl, Mühlennachprodukte und viele andere mehr. Entsprechende ihrer Zusammensetzung unterscheiden sie sich im Preis. Differenzen von 7 Euro pro Dezitonne und mehr sind keine Seltenheit. In einem Fütterungsversuch mit tragenden und ferkelführenden Sauen wurde geprüft, ob sich Fasermixe unterschiedlicher Zusammensetzung auf Futteraufnahme, Lebendmasseentwicklung und Zuchtleistung auswirken. In einem vorausgegangenen Versuch zum Einsatz von Fasermixen zur Erhöhung des Fasergehaltes im Futter von Ferkeln zeigten sich positive Auswirkungen auf die Aufzuchtleistung bei Einsatz eines preiswerten Produktes ohne Apfeltrester.
Versuchsdurchführung
Der Versuch wurde am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Schweinehaltung in Schwarzenau durchgeführt. Insgesamt wurden 89 Produktionszyklen von Sauen für den Versuch berücksichtigt. Folgende Behandlungsgruppen wurden getestet:
- Kontrolle: Fasermix I, mit Apfeltrester (Schwarzenauer Standard)
- Testgruppe: Fasermix II ohne Apfeltrester (preiswert)
Fasermix I | Fasermix II | |
---|---|---|
Apfeltrester | 30 | 0 |
Trockenschnitzel | 30 | 18 |
Sojabohnenschalen | 24 | 0 |
Weizenkleie | 15 | 24 |
Haferschälkleie | 0 | 21 |
Luzernegrünmehl | 0 | 19 |
Sonnenblumenextraktionsschrot | 0 | 16 |
Melasse | 1 | 1 |
Kalk, Salze, Fette | 0 | 1 |
Ergebnisse
Futterverbrauch
In nachfolgender Tabelle ist der Futterverbrauch der Sauen währen der Trächtigkeit und Laktation dargestellt. Signifikante Unterschiede traten dabei nicht auf. Lediglich in der Woche vor dem Abferkeln ergab sich aufgrund der geringen Streuung in diesem Abschnitt ein absicherbarer Unterschied.
Fasermix I | Fasermix II | |
---|---|---|
Im Wartestall | 3,09 | 3,13 |
Letzte Trächtigkeitswoche | 2,83 | 2,75 |
Säugewoche 1 | 3,26 | 3,35 |
Säugewoche 2 | 6,03 | 6,00 |
Säugewoche 3 | 8,03 | 7,81 |
Säugewoche 4 | 7,62 | 7,21 |
Lebendmasseentwicklung
In nachfolgender Tabelle ist die Lebendmasseentwicklung der Sauen währen der Trächtigkeit und Laktation dargestellt. Signifikante Unterschiede traten nicht auf.
Fasermix I | Fasermix II | |
---|---|---|
Einstallung Wartebereich | 237 | 241 |
Einstallung Abferkelstall | 289 | 296 |
Vor der Geburt | 290 | 293 |
nach Säugewoche 1 | 257 | 257 |
nach Säugewoche 2 | 254 | 255 |
nach Säugewoche 3 | 254 | 254 |
nach Säugewoche 4 | 243 | 241 |
Geburtsverlauf, Sauengesundheit und Zuchtleistungen
Der Geburtsverlauf, der Gesundheitsstatus sowie die Zuchtleistungen sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt. Mit Ausnahme des Wurfgewichtes und der abgesetzten Ferkel konnten zwischen den Gruppen keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Bei diesen Parametern schnitt die Testgruppe mit dem preiswerten Fasermix besser ab. Die Zusammensetzung des Fasermix zeigte keinen Einfluss auf die Körpertemperatur der Sauen während der ersten drei Tage nach der Geburt sowie auf die Häufigkeit von Anomalien bei Ferkeln (Binneneber, Bruchferkel, Mumien).
Fasermix I | Fasermix II | |
---|---|---|
Wurfziffer | 3,7 | 3,7 |
Säugedauer (Tage) | 28,1 | 28,1 |
Geburtsdauer (Stunden) | 6,2 | 6,6 |
Behandlungstage pro Laktation | 1,5 | 1,5 |
Ferkel mit Geburtshilfe pro Wurf | 1,4 | 1,6 |
tot geborene Ferkel pro Wurf | 1,2 | 0,9 |
lebend geborene Ferkel pro Wurf | 14,1 | 14,8 |
Ferkel pro Wurf beim 1. Wiegen | 13,4 | 14,0 |
Geburtsgewicht der Ferkel (kg) | 1,5 | 1,6 |
abgesetzte Ferkel pro Wurf | 12,3 | 12,8 |
Wurfzuwachs pro Tag (kg) | 2,86 | 2,79 |
Zusammenfassung und Fazit
Der Einsatz des preiswerteren Fasermix ohne Apfeltrester zeigte im Versuch keine negativen Effekte auf Futteraufnahme und Lebendmasseentwicklung der Sauen sowie auf die Zuchtleistung. Berücksichtigt man die Preisdifferenzen von 1,25 Euro für das Trage- und 0,35 Euro für das Laktationsfutter, so reduzieren sich bei einem unterstellten Futterverbrauch von 700 bis 850 Kilogramm Tragefutter und 350 bis 500 Kilogramm Säugefutter pro Sau und Jahr die Futterkosten um rund 10 bis 12,5 Euro pro Sau. Bei 250 Sauen sind dies 2.500 bis 3.100 Euro pro Jahr.
Projektinformation
Projektleiter: Dr. W. Preißinger
Projektbearbeiter: G. Propstmeier, S. Scherb
Laufzeit: Dezember 2016 bis September 2018