Stärken-/Schwächen-Profil Fütterung und Düngeverordnung

Grafische Darstellung des Stärken/Schwächen-Profils

Stärken-/Schwächen-Profil

Am Stärken-/Schwächen-Profil Fütterung haben sich im Jahr 2014 insgesamt 182 Ferkelerzeugerbetriebe mit im Schnitt 134 Sauen und 23,4 aufgezogenen Ferkeln pro Sau und Jahr sowie 167 Mastbetriebe mit durchschnittlich 2.372 erzeugten Mastschweinen, 780 Gramm täglichen Zunahmen sowie einem Futteraufwand von 2,89 Kilogramm Futter pro Kilogramm Zuwachs beteiligt. Die Einzeldaten sind Eigentum der Betriebe, dort werden sie auch bleiben und hoffentlich dem Betrieb zur Steuerung und Verbesserung der Produktion weiterhelfen. Allerdings sind hierzu Vergleichszahlen notwendig. Wie will man sonst wissen, wo man wirklich steht. Man braucht dazu die gemittelten Werte der Kollegen oder das obere beziehungsweise untere Viertel der Vergleichsbetriebe. Diese Datennutzung wird in der Regel noch akzeptiert – „die anderen haben ja auch geliefert“.
Die Daten sind aber auch für allgemeine Einschätzungen der Schweinfütterung beziehungsweise der Schweineproduktion wichtig. Zum Beispiel wo stehen wir in Sachen Futterressourcen, wieviel Futter- beziehungsweise Güllefläche braucht die Schweinehaltung in Bayern, sind die Standardnährstoffausscheidungen zur Umsetzung der Düngeverordnung passend? Wenn man hierzu keine Daten hat, basieren die Entscheidungen auf „Spekulationen“ beziehungsweise hat man bei überregionalen, gerichtlichen, verwaltungsspezifischen, politischen Verhandlungen keine beziehungsweise keine guten Karten. Deswegen sind objektive Daten, für die der Staat nebenbei auch Geld gibt, für die Allgemeinheit so wichtig. Und im Nachgang profitiert dann der Einzelbetrieb wieder davon. Die Zusammenhänge sollen anhand der Nährstoffausscheidungen der Stärken-/Schwächen-Betriebe aufgezeigt werden, weil das Thema aktuell ist und sich hinter den Stickstoff und Phosphorausscheidungszahlen die gesamte Produktionstechnik verbirgt, nämlich Fütterungsqualität und Leistungen.

Nährstoffausscheidungen in der Ferkelerzeugung bis 30 kg Lebendmasse

Im Prinzip gelten dieselben Aussagen für Stickstoff und Phosphor, das heißt aber nicht, dass ein Betrieb beim im Stickstoff an selber Stelle liegen muss wie bei Phosphor. Die Regel ist zwar, dass Stickstoff- und Phosphorreduzierung Hand in Hand gehen, wir haben aber auch „Lysianer“ (viel Lysin im Rohprotein macht Fleisch?) und „Petonierer“ (viel Phosphor stärkt die Knochen?) unter den Futtermischern.
  • Die erfassten Ferkelerzeugerbetriebe verhalten sich bezüglich der Stickstoff - und Phosphorausscheidungen pro Zuchtsau und Jahr inklusive Ferkelaufzucht bis 30 Kilogramm Lebendmasse sehr individuell. Die einen scheiden pro Zuchtsau bei 24 Ferkeln pro Sau und Jahr rund 30 Kilogramm Stickstoff, die anderen 45 Kilogramm Stickstoff aus beziehungsweise 6 oder 9 Kilogramm Phosphor. In dieselbe Spannweite kann man auch bei 20 aufgezogenen Ferkeln pro Sau und Jahr kommen oder bei 28 (insbesondere bei Phosphor). Wer über der Trendlinie liegt, hat Verbesserungsbedarf – Absenken der Rohprotein- und Phosphorgehalte im Futter und damit einhergehend die Futterkosten, Gesundheits- und Umweltbelastungen ist das Gebot der Stunde. Wer darunter liegt, hat bereits stickstoff- und phosphorreduziert oder sollte bei extremen Werten seine Datenqualität hinterfragen.
  • Im Trend steigen die Stickstoff und Phosphorausscheidungen mit zunehmender Leistung an, mit großen Spannen auf den jeweiligen Leistungsstufen (siehe nachfolgende Abbildungen). Bei gleicher Fütterung hinterlässt jedes zusätzliche Ferkel etwa 0,5 Kilogramm Stickstoff beziehungsweise 0,1 Kilogramm Phosphor pro Sau und Jahr mehr. Höhere Leistungen bringen also pro Zuchtsau und Jahr mehr, jedoch pro erzeugte Einheit Zuwachs weniger Nährstoffaustrag mit sich.
  • Legt man die von einer DLG- Arbeitsgruppe formulierten Standardausscheidungen zur Feld-/Stall-Bilanz (Basiszahlen) zu Grunde – Linien im kleinen Bild der folgenden Abbildung, dann wird der bisher benutzte, zu enge Stickstoffbereich (gelbe Linien) nur etwas ein Drittel der erfassten Betriebe gerecht. Der Fehler liegt im „System“ und nicht bei den Betrieben. Die aktuelle Form der Bilanzierung nach einem zu engen Bewertungskorridor und mit zu wenigen Leistungs- und Ausscheidungswerten muss verbessert werden. Unterstellt man, dass die meisten Betriebe richtigerweise „N/P-reduziert“ ankreuzen, - das ist ja nur ein Punkt – dann liegen zwei Drittel der Betriebe darüber und ein Drittel darunter. Die ersteren haben in „echt“ einen höheren Nährstoffanfall als sie bilanzieren und angeben. Die zweiten schafften es unter die Standardausscheidungen, dokumentieren sich aber nicht vorhandene Stickstoffmengen. Beide Abweichungen vom wahren Wert führen zu Fehleinschätzungen – bei der „Nährstoffbilanz“ laut Düngeverordnung, bei der Ermittlung des Güllelagerraums und des Düngerbedarfs, bei Planungen der Betriebsentwicklung, bei Genehmigungsverfahren usw.
  • Beim Phosphor erfasst der bisherige Standardbereich zumindest die Hälfte der Testbetriebe, viele liegen darunter oder darüber.
  • Die neu vorgeschlagenen Stickstoff- und Phosphorausscheidungen für Zuchtsauen (siehe rote Linien in den Abbildungen) decken einen weiteren Leistungsbereich von 22 bis 28 aufgezogene Ferkel pro Sau und Jahr und Fütterungsbereich ("Universal", "N/P-reduziert" und "stark N/P-reduziert") ab und treffen etwa zwei Drittel der Betriebe. Sie bringen mehr Stickstoff- und Phosphorausscheidungen, weil sie als oberen Bereich 28 und nicht 22 aufgezogene Ferkel haben und die Leistung in den letzten Jahren stark angestiegen ist.

Einzelbetriebliche Stickstoffausscheidung in der Ferkelerzeugung in Abhängigkeit von den aufgezogenen Ferkeln je Sau und Jahr sowie Grenzen der alten (gelb) und neuen (rot) DLG-Standardausscheidungen.

Einzelbetriebliche Stickstoffausscheidung in der Ferkelerzeugung in Abhängigkeit von den aufgezogenen Ferkeln je Sau und Jahr sowie Grenzen der alten (gelb) und neuen (rot) DLG-Standardausscheidungen.

Einzelbetriebliche Phosphorausscheidung in der Ferkelerzeugung in Abhängigkeit von den aufgezogenen Ferkeln je Sau und Jahr sowie Grenzen der alten (gelb) und neuen (rot) DLG-Standardausscheidungen.

Einzelbetriebliche Phosphorausscheidung in der Ferkelerzeugung in Abhängigkeit von den aufgezogenen Ferkeln je Sau und Jahr sowie Grenzen der alten (gelb) und neuen (rot) DLG-Standardausscheidungen.

Nährstoffausscheidungen in der Schweinemast von 30 bis 120 Kilogramm Lebendmasse

  • In der Schweinemast ergibt sich dasselbe Bild wie in der Ferkelerzeugung. Jeder Betrieb ist anders gelagert, die Spreizung innerhalb der Zunahmeklasse ist groß, niedrige Zunahmen bedeuten nicht immer einen höheren Nährstoffaustrag. Jeder Betrieb hat Verbesserungspotential.
  • Im Trend sinken die Stickstoff- und Phosphorausscheidungen pro Tier mit der Leistung (siehe folgende Abbildungen). 100 Gramm höhere tägliche Zunahmen brauchen rund 12 Kilogramm weniger Erhaltungsfutter pro Tier. Je 100 Gramm täglicher Mehrzuwachs in der Mast fallen 0,2 Kilogramm Stickstoff und 0,04 Kilogramm Phosphor pro fertiges Mastschwein weniger an.
  • Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Höhere Zunahmen bedeuten mehr Umtriebe. Folglich steigen die Ausscheidungen pro Mastplatz bei gleichen Rohprotein- und Phosphorgehalten im Futter mit der Leistung an. Anders ausgedrückt, mehr Umtriebe müssen in den flächenknappen Betrieben mit überproportional stickstoff- und phosphorreduzierten Futterrationen abgefangen werden.
  • Die heute gültigen Standardausscheidungen in der Düngeverordnung treffen auf etwa 60 Prozent der Betriebe beim Stickstoff und etwa 30 Prozent beim Phosphor zu. Gerade beim Phosphor war der Fütterungsfortschritt in Richtung „Absenken“ so groß, dass sich die meisten Betriebe beim Ankreuzen von „P-reduziert“ in den letzten Bilanzierungsjahren einen höheren Phosphoraustrag als tatsächlich erfüttert, dokumentiert haben – sich ich also mit den Standardwerten schlechter gestellt haben.
  • Die neu vorgeschlagenen DLG-Ausscheidungen setzen wegen des Fütterungsfortschritts niedriger an und decken einen breiteren Bereich ab (700 bis 950 statt 700 – 800 Gramm tägliche Zunahmen, 3 statt 2 Futterstufen). Nicht wenige Betriebe liegen über dem oberem Richtwert für Stickstoff und Phosphor, nicht wenige liegen niedriger als gedacht vor allem beim Phosphor.

Einzelbetriebliche Stickstoffausscheidung in der Schweinemast in Abhängigkeit von den täglichen Zunahmen sowie Grenzen der alten (gelb) und neuen (rot) DLG-Standardausscheidungen

Einzelbetriebliche Stickstoffausscheidung in der Schweinemast in Abhängigkeit von den täglichen Zunahmen sowie Grenzen der alten (gelb) und neuen (rot) DLG-Standardausscheidungen

Einzelbetriebliche Phosphorstoffausscheidung in der Schweinemast in Abhängigkeit von den täglichen Zunahmen sowie Grenzen der alten (gelb) und neuen (rot) DLG-Standardausscheidungen

Einzelbetriebliche Phosphorstoffausscheidung in der Schweinemast in Abhängigkeit von den täglichen Zunahmen sowie Grenzen der alten (gelb) und neuen (rot) DLG-Standardausscheidungen

Zusammenfassung und Wertung

  • Jeder Betrieb liegt anders! Die vereinfachte Verwendung der Standardzahlen der Stickstoff- und Phosphorausscheidungen kann bei Nichtberücksichtigung beziehungsweise Abweichung der tatsächlichen Leistungen, der tatsächlichen Rohprotein- und Phosphorgehalte im Futter, der tatsächlichen Futterverbräuche und Tierbestände beziehungsweise Belegungszahlen zu groben Fehleinschätzungen führen. Dies gilt sowohl für die Futter- und Fütterungsplanung in der Vorschau als auch bei der Nährstoffbilanzierung in der Rückschau. Ein einfacher Weg dazu wäre die Teilnahme an der Futteruntersuchung, an der Fütterungsberatung und am Stärken-/Schwächen-Profil der Schweinefütterung. Wie schon oft betont, liegt der Schlüssel zur Nährstoffeinsparung in der Fütterung – 1 Prozentpunkt weniger Rohprotein im mittleren Futter bedeuten 10 Prozent weniger Stickstoffanfall. 0,2 Gramm weniger Phosphor je Kilogramm im mittleren Futter bringen 5 Prozent weniger Güllephosphor – kleiner Hebel, große Wirkung.
  • Die Verwendung von Faustzahlen ist für die geschickte und einfache Umsetzung der Düngeverordnung für die meisten Betriebe wahrscheinlich die Methode der Wahl. Man muss aber bei der Auswahl der Standardverfahren trotzdem die betrieblichen Hintergrundzahlen kennen und ehrlich damit umgehen. Wenn man „Besonderheiten“ hat, hilft nur die Eigenbilanzierung - am besten mit Berater.
  • Fachlich muss aufgepasst werden, dass die Methode der Bilanzierung auch zur Steuerung der Fütterung und des betrieblichen Nährstoffkreislaufs in der Futter-, Fütterungs- und Düngungsplanung taugt. Vorschau geht vor Rückschau! Zum Beispiel kann die Hereinnahme eines anderen Eiweißträgers oder Faserstoffes gewaltige Auswirkungen auf den Nährstoffanfall und damit auch auf die Düngung und den Nährstoffkreislauf haben.
  • Fachlich wichtig ist, dass die Auswahl der Standardtypen im „Bilanzierungskoffer“ aktuell, breit und ausreichend genug ist, damit sich möglichst viele Betriebe wiederfinden. Übersichtliche Auswahl mit elektronischer Verarbeitung geht vor Kürzung der Auswahl aus „Platzgründen“ im Bilanzierungsbogen.
  • Fachlich muss aufgepasst werden, dass die Art und Weise der Nährstoffbilanzierung und die verwendeten Basisdaten im Bundesgebiet nicht „regionalisiert“ werden.