Einsatz von Rapsextraktionsschrot an tragende und säugende Zuchtsauen

Rapsextraktionsschrothäufchen
Rapsprodukte insbesondere Rapsextraktionsschrot haben in der Vergangenheit immer mehr Einzug in die Schweinefütterung gefunden. So wurde in den letzten Jahren der Einsatz von Rapsextraktionsschrot in der Ferkelaufzucht und der Schweinemast in zahlreichen Versuchen bearbeitet und daraus Einsatzempfehlungen abgeleitet. Die Ergebnisse zeigen, dass beim Ferkel bis zu 10 und in der Mast bis zu 15 % Rapsextraktionsschrot eingesetzt werden können. Bei Zuchtsauen fehlen neuere Untersuchungen unter den in Deutschland üblichen Fütterungsbedingungen gänzlich. Es werden Einsatzempfehlungen zwischen 5 und 10 % angeführt, wobei nicht zwischen tragenden und säugenden Zuchtsauen unterschieden wird.
Deshalb wurden in einer Langzeitstudie geprüft, ob und in welcher Höhe Rapsextrakrionsschrot bei tragenden und säugenden Sauen eingesetzt werden kann.

Versuchsdurchführung

Der Fütterungsversuch wurde am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Schweinehaltung in Schwarzenau durchgeführt. In die Untersuchungen wurden drei der sieben Sauengruppen einbezogen. Pro Sauengruppe wurden jeweils bis zu 32 Tiere auf folgende vier Fütterungsgruppen aufgeteilt.
  • Kontrollgruppe: Tragefutter mit 4 % Sojaextraktionsschrot, Säugefutter mit 16% Sojaextraktionsschrot
  • Rapsgruppe 1: Tragefutter mit 8 % Rapsextraktionsschrot, Säugefutter mit 16% Sojaextraktionsschrot
  • Rapsgruppe 2: Tragefutter mit 8 % Rapsextraktionsschrot, Säugefutter mit 10 % Raps- und 10,5% Sojaextraktionsschrot
  • Rapsgruppe 3: Tragefutter mit 8 % Rapsextraktionsschrot, Säugefutter mit 15 % Raps- und 7,5% Sojaextraktionsschrot
Der Versuch dauerte knapp zwei Jahre. Während des Versuchs ferkelten die Sauen bis zu viermal ab. Insgesamt wurden 373 Würfe ausgewertet

Die Ergebnisse im Überblick

Tragezeit

Während der Tragezeit nahmen die Sauen sowohl das Kontrollfutter mit 4 Prozent Sojaextraktionsschrot als auch das Testfuttter mit 8 Prozent Rapsextraktionsschrot nahezu vollständig auf. Die Tiere aller vier Gruppen verbrauchten im Mittel 3,23 kg Futter pro Tag. Da für das Tragefutter mit Soja eine um 0,1 MJ ME höhere Energiekonzentration ermittelt wurde, errechnete sich in der Kontrollgruppe eine geringfügig höhere Aufnahme an umsetzbarer Energie.
Auch bei der Lebendmasseentwicklung zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen. In der Kontrolle mit Soja nahmen die Tiere im Durchschnitt 47 kg zu. Im Mittel der drei Rapsgruppen lag die Gewichstsuzunahme bei 43 kg. Somit spiegelt sich die etwas erhöhte Energieaufnahme in der Lebendmasseentwicklung wider.

Säugezeit

Der Futterverbrauch der Sauen während ihres Aufenthaltes im Abferkelbereich ist in nebenstehender Grafik dargestellt. In der zweiten Hälfte der Laktation verbrauchten Sauen der Gruppe mit hohem Rapsanteil signifikant mehr Futter als Sauen der anderen Behandlungsgruppen. Beim Verbrauch an Saugferkelbeifutter ergaben sich keine Unterschiede zwischen den 4 Futtergruppen. Im Mittel verbrauchte ein Ferkel 205 g Prestarter während des gesamten Säugezeit.
Während des fünfwöchigen Aufenthalts im Abferkelabteil verloren die Tiere im Mittel zwischen 32 und 45 kg an Körpermasse inklusive Ferkel und Konzeptionsprodukte. Bei Sauen der Gruppe mit 10 Prozent Rapsanteil fiel dieser Verlust signifikant niedriger aus als in den anderen Gruppen.
In nebenstehemder Grafik ist der Wurfzuwachs in kg pro Tag angegeben. Der höchste Wurfzuwachs wurde nummerisch in der Kontrollgruppe mit durchgängigem Einsatz von Sojaextraktionsschrot in der Trage- und Säugezeit erzielt . Etwa gleich auf lagen die Gruppen Raps 1 und 2. Ein etwas schlechterer Wurfzuwachs errechnet sich in der Gruppe mit 15 % Rapsextraktionsschrot im Säugefutter. Insgesamt traten zwischen den Gruppen keine signifikanten Unterschiede auf.

Fazit

Der Einsatz von Rapsextraktionsschrot an tragenden Sauen als alleinige Eiweißfutterkomponente ist bei entsprechenden Rationsanpassungen möglich und zeigte in der vorliegenden Untersuchung bei einer Einsatzrate von 8 Prozent keine negativen Effekte auf Futteraufnahme und Lebendmasseentwicklung.
Bei säugende Sauen ist der Einsatz von Rapsextraktionsschrot nur in Kombination mit weiteren Eiweißfutterkomponenten wie zum Beispiel Sojaextraktionsschrot sinnvoll. Dabei sind Anteile von bis zu 10 Prozent ohne größere Leistungseinbußen möglich. Derart hohe Anteile erhöhen aber die Futterkosten aufgrund des notwendigen Einsatzes von Energiekonzentraten. Anteile von 15 Prozent Rapsextraktionsschrot im Säugefutter zeigten eine negative, wenn auch statistisch nicht absicherbare Wirkung auf den Wurfzuwachs bei gleichzeitig deutlich höherem Futterverbrauch, was auf eine schlechtere Futterverwertung bei hohen Anteilen von Rapsextraktionsschrot im Säugefutter hinweist.
Projektinformation
Projektleiter: Dr. W. Preißinger
Projektbearbeiter: G. Propstmeier, S. Scherb
Laufzeit: November 2011 bis Juni 2014

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