Hohe Rohfasergehalte in der Ferkelaufzucht
Fasermix ins Ferkelfutter
Bei den Absetzferkeln mit Wechsel von der hochverdaulichen bzw. hochkonzentrierten Milchnahrung auf feste, unbekannte Pflanzennahrung stehen die Entwicklung der körpereigenen Verdauung und die Stabilisierung der Darmgesundheit im Vordergrund. In der vorliegenden Untersuchung wurde unter dem Aspekt des Tierwohles und der Tiergesundheit der Rohfasergehalt im Ferkelaufzuchtfutter auf 50 g/kg Futter erhöht. Es wird dabei mit einer Mischung aus verschiedenen Rohfaserträgern (Fasermix aus 30 % Apfeltrester, 30 % Rübenmelasseschnitzel, 24 % Sojabohnenschalen, 15 % Weizenkleie und 1 % Rübenmelasse) gearbeitet.
Für die Gesunderhaltung des Verdauungsapparates und für eine funktionierende Verdauung der Schweine ist die ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen (Rohfaser) unerlässlich. Aufgabe dieser unverdaulichen Stoffe ist:
- die Darmtätigkeit anzuregen und die Darmzotten zu stimulieren. Es werden so mehr Verdauungsenzyme in höherer Konzentration und besserer Aktivität gebildet
- den Verdauungsbrei aufzuquellen (aufzulockern) und für eine gute Durchmischung zu sorgen
- die Steuerung der Futteraufnahme und Passagerate
- die Beschleunigung der Dickdarmpassage und die Regulierung der bakteriellen Fermentation
- für eine bessere pH-Absenkung und damit Eiweißverdauung zu sorgen
- die sogenannte Magenüberladung (nach dem Absetzen, bei Rangkämpfen, bei suboptimaler Wasserversorgung, nach Hungerphasen, bei zu schmackhaftem Futter) vermeiden zu helfen
- die Bindung unerwünschter Stoffwechselprodukte
- die Minderung von Durchfallproblemen
- als Nahrung für die „guten“ Dickdarmbakterien bereit zu stehen (Salmonellenabwehr)
- über die Sättigung zum Wohlbehagen der Tiere beizutragen
- die Tiere bei der Futteraufnahme und Verdauungsarbeit länger zu beschäftigen
- das natürliche Wühlverhalten bei der Futtersuche über mehr Futterreste in der Bucht anzuregen
- Stress und Schwanzbeißereien zu verhindern bzw. zu reduzieren
Versuchsdurchführung
Ferkelfütterungsversuch in Schwarzenau mit 96 Tieren pro Versuchsgruppe.
- Kontrollgruppe I: Ferkelaufzuchtfutter mit 30 g Rohfaser je kg Futter
- Testgruppe II: Ferkelaufzuchtfutter mit 50 g Rohfaser je kg Futter
Die Ferkel wurden in 16 Buchten mit jeweils 12 Tieren gehalten. Die Futtermenge wurde täglich pro Bucht erfasst. Die Versuchstiere wurden einmal pro Woche gewogen.
Die Ergebnisse im Überblick
In nebenstehender Grafik sind die täglichen Zunahmen, der Futterverzehr, der Futteraufwand, die Futterverwertung, die Kotkonsistenz sowie die Futterkosten relativ zur Kontrollgruppe dargestellt.
In der Gruppe mit hohem Rohfasergehalt wurde mit 508 gegenüber 494 g täglichen Zunahmen sogar eine geringfügig höhere Leistung erzielt. Der Futterverbrauch war mit 822 bzw. 809 g pro Tier und Tag in beiden Gruppen durchaus vergleichbar. Durch den Einsatz der Rohfaserträger entstanden höhere Futterkosten, die pro Ferkel bei 40 Cent lagen.
Fazit
In dem Ferkelfütterungsversuch mit 30 und 50 g Rohfaser/kg Futter wurden sehr hohe Leistungen erzielt. Bei den üblichen Leistungsparametern (Verzehr, tägliche Zunahmen, Futteraufwand, Futterverwertung, …) waren die Rationen mit sehr hohen Rohfasergehalten sogar etwas überlegen Der Durchfalldruck war mit mehr Rohfaser im Futter geringer. Die Futterkosten waren allerdings erhöht. Die zusätzlichen 40 Cent pro Ferkel würden bei 5000 erzeugten Ferkeln im Jahr 2000 Euro Mehrkosten verursachen. Die Kostenmehrung rechnet sich im „gesunden“ Betrieb sicher nur unter dem Aspekt der „Futterabsicherung“. Im „Problembetrieb“ mit häufigen Durchfallbehandlungen sieht die Situation dann anders aus.
Projektinformation
Projektleiter: Dr. H. Lindermayer
Projektbearbeiter: Dr. W. Preißinger; G. Propstmeier, S. Scherb, Herbst, N.
Laufzeit: August 2012 bis März 2013
Mehr zum Thema
Hohe Rohfasergehalte im Futter und das Saufen aus der "offenen Fläche" sollen dem Tierwohl förderlich sein. Deshalb wurden ein rohfaserreiches Ferkelfutter und Tränkebecken in den Buchten mit Standardfutter und Nippeltränken verglichen. Ob und wie sich Aufzuchtleistungen und Futterkosten dadurch änderten, geht aus dem Bericht hervor.
Mehr
Arbeitsschwerpunkt der LfL
Tierwohl
Mit diesem Schwerpunkt will die LfL die Lebensbedingungen der landwirtschaftlichen Nutztiere durch Forschung, Entwicklung und Wissenstransfer auf den Gebieten Gesundheit, Auslebung tiergerechten Verhaltens und Wohlbefinden der Tiere verbessern.
Mehr