Vermeidung von Pansenacidose durch Sicherung der Strukturversorgung beim Rind

Ein funktionsfähiger Pansen ist eine Voraussetzung für eine gute Verwertung des Futters und fördert die Tiergesundheit und das Tierwohl. Voraussetzung ist die Gewährleistung der sogenannten „wiederkäuergerechten“ Fütterung.

Zielsetzung

Kopf eines Mastbullen
Eine Beschreibung der Ration bezüglich dieser Wiederkäuergerechtheit kann über verschiedene Kriterien, wie z.B. den „Strukturwert“, erfolgen. Letztendlich ist sie das Resultat aus einer ausreichenden Versorgung des Pansens mit Faser auf der einen Seite, und einer geringen Belastung mit leicht löslichen Kohlenhydraten auf der anderen Seite. Für Mastbullen liegen aber kaum Untersuchungen zum erforderlichen Strukturwert in der Ration vor. Untersuchungen aus Belgien besagen, dass bei Mastbullen ein Strukturwert von mindestens 0,6 eingehalten werden sollte, um Leistungsdepressionen zu verhindern. Dieser Wert liegt im Bereich von 50 % der Empfehlungen für Milchkühe. Um zu überprüfen, ob auch unter den bei uns üblichen Fütterungsbedingungen in der Mast mit Fleckviehbullen solch niedrige Gehalte ausreichend sind, wurden 3 entsprechende Fütterungsversuche angelegt.

Methode

Versuch 1

Für einen ersten Versuch wurden 72 Fleckviehbullen mit einem Anfangsgewicht von knapp 520 kg und einem Anfangsalter von etwa 10 Monaten gleichmäßig auf drei Gruppen aufgeteilt. Die erste Versuchsgruppe erhielt eine bedarfsgerechte, auf hohe Futteraufnahme und Zuwachsraten ausgerichtete Ration mit einem Strohanteil von etwa 4 % der TM und einem Strukturwert (SW) von 1,2. Die zweite Gruppe erhielt eine in den Nährstoffgehalten (außer Faserfraktionen) vergleichbare Ration ohne Strohanteil (SW=1,1). Die 3. Versuchsgruppe erhielt eine TMR mit einem Kraftfutter : Maissilageverhältnis von 70 : 30 (TM-Basis) ohne Strohergänzung (SW=0,6).

Versuch 2

Ein weiterer Versuch zur Frage der Strukturversorgung in der Bullenmast wurde vergleichbar dem oben beschriebenen Versuch angelegt, allerdings wurde er bereits bei einem Gewicht der Bullen von etwa 200 kg gestartet. Außerdem wurden 2 Gruppen mit einem hohen Kraftfutteranteil an der Ration gefüttert, wobei sich im Kraftfutter dieser Gruppen der Anteil an leicht Stärke und Zucker unterscheidet.

Versuch 3

In einem dritten Fütterungsversuch wurde der Strukturwert der Ration durch den Austausch von verschiedenen Stärketrägern in der Ration variiert. Für den Versuch wurden 72 Fleckviehbullen mit einem Anfangsgewicht von 256±20 kg und einem Anfangsalter von 173±8 Tagen auf sechs Gruppen aufgeteilt. Die Tiere der Gruppen 1-5 wurden über TMR auf Basis Maissilage, Kraftfutter und Stroh versorgt. Im Kraftfutter wurde stufenweise Körnermais durch Weizen ersetzt, so dass der Strukturindex NDFom (bzw. die Versorgung mit pansenabbaubaren Kohlenhydraten) der Gesamtration von 51 auf 39 gesenkt wurde, der Gehalt an Faser in der Ration jedoch konstant blieb. In der sechsten Versuchsgruppe wurden die beiden „extremsten“ TMR (nur Körnermais oder nur Weizen) zur freien Auswahl vorgelegt.
Erfasst wurden in allen Versuchen die tierindividuelle Futteraufnahme, die Gewichtsentwicklung, und die Rückenfettdicke. Über einen Zeitraum von 50 Tagen wurde der Pansen-pH-Wert mit Hilfe von „smaxtec“-Boli gemessen, das Wiederkauverhalten der Tiere wurde visuell erfasst. Weiterhin wurden die Möglichkeiten zur Erfassung des Wiederkauverhaltens beim Bullen mit Wiederkausensoren überprüft.

Ergebnisse

Die Daten aus dem ersten Versuch zeigen, dass eine starke Variation im Strukturwert (SW) der Ration für Mastbullen bei vergleichbarer Versorgung mit leicht löslichen Kohlenhydraten nur geringe Effekte auf Futteraufnahme und Leistung zeigt. Dabei wurden in allen Versuchsgruppen mit Zuwachsraten im Bereich von 1.600 g/Tag hohe Leistungen erzielt. Mit der verfügbaren Messtechnik konnten Verschiebungen im pH-Wert und der Wiederkauaktivität dargestellt werden, wobei das Niveau des Pansen-pH-Wertes (bzw. im Netzmagen) vergleichsweise hoch erscheint.
Ähnliche Aussagen lassen sich auch aus den derzeit vorliegenden Ergebnissen des zweiten Fütterungsversuches ableiten. Auch die Variation des Strukturindex durch Austausch von Körnermais gegen Weizen scheint eher geringe Auswirkungen auf die erhobenen Parameter zu haben.
Projektinformation
Projektleiter: Dr. T. Ettle
Projektbearbeiter: A. Obermaier, P. Edelmann
Laufzeit: März 2014 bis Dezember 2016
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF)
Projektpartner: Lehrstuhl für Tierernährung, TUM
Förderkennzeichen: A/14/18

Mehr zum Thema

Der Rinderstall in Grub

Im Rinderstall forscht die LfL gezielt u.a. im Bereich der Fütterung von Mastbullen. Darüber hinaus ist der Tretmiststall ökotauglich. So hat die LfL auch eine Beobachtung zur Jungrinderaufzucht, einen Versuch mit trockenstehenden Kühen und einen Versuch mit Mastfärsen durchgeführt. In den letzten Jahren stand die Eiweißversorgung von Bullen und Färsen im Vordergrund. Mehr