Mehr Milch aus Grobfuttereiweiß

Kleegras

In der Milchviehfütterung wird der größte Anteil des Proteins aus dem betriebseigenen Grobfutter bereitgestellt. Dabei kann hochwertiges Eiweiß aus Gras, Klee und Luzerne die notwendige Ergänzung mit zugekauftem Kraftfutter reduzieren.

Die Ansatzpunkte für eine Erhöhung des Anteils an heimischem Grobfutter sind eine entsprechende Flächennutzung sowie eine Futterwirtschaft mit optimalen TM-Erträgen und Rohproteingehalten und einer verlustarmen Futterbergung und -konservierung.

Zielsetzung

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Ziel des Projektes war es, eine effiziente Eiweißbereitstellung aus dem betriebseigenen Grobfutter zu erreichen und somit Einsparpotenziale an zugekauftem Eiweißfuttermitteln offenzulegen. Neben dem Grünland sind dabei je nach Standorteignung die höherwertigen Eiweißträger wie Kleegras und Luzerne gezielt zu nutzen. Um Verbesserungsansätze für eine optimierte Eiweißbereitstellung aus dem Grobfutter zu erreichen, müssen die Schwachstellen aufgedeckt werden, welche über die Mengen- und Qualitätsverluste innerhalb der Futterproduktionskette entscheiden. Dazu ist ein Controlling der Futterströme vom „Feld bis zum Trog“ notwendig. Beispielhaft wurde dies an den ehemaligen Lehr-,Versuchs- und Fachzentren (LVFZ), jetzt Bayerische Staatsgüter (BaySG) gerechnet.

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Methode

Die Datenbasis bildet die Gesamtanalyse aus dem vierjährigen Forschungsvorhaben zur effizienten Futterwirtschaft, die an den milchviehhaltenden Staatsgütern Achselschwang, Almesbach, Kringell, Spitalhof sowie Grub im Zeitraum von 2009 bis 2012 durchgeführt wurde.

Effiziente Futterwirtschaft und Nährstoffflüsse in Futterbaubetrieben

Die Mengenerfassung beim Grobfutter erfolgte zur Ernte an der Fuhrwerkswaage auf Schlag- und Siloebene. Die Futtermengen am Trog wurden mittels Futtermischwagen erhoben. Zusätzlich wurden Futteranalysen vorgenommen. Folgende Auswertungen wurden vorgenommen:

  • Ertragsermittlung vom Grünland, Kleegras und Luzerne
  • Inhaltsstoffe der jeweiligen Silageschnitte
  • Rohproteinversorgung in der Milchviehfütterung
Über Differenzberechnung wurden aus dem gesamten Grobfutterbereich die Verluste vom „Feld bis zum Trog“ ermittelt und praxisnah die Schwachstellen in der Futterwirtschaft aufgedeckt.
Zur Einordnung der gemessenen Grünlanderträge von den Betrieben sind in Tab. 1 Kennzahlen zur Grünlandbewirtschaftung dargestellt.
Tab. 1: Standortkennzahlen und Grünlandbewirtschaftung der untersuchten Betriebe in Bayern
StaatsgüterAgrargebieteHöhe (m über NN)Nieder- schläge (mm) 1Grünland- flächen (%) 2Schnitte (n)N-Düngung (kg Gesamt-N/ha) 3
SpitalhofAlpenvorland7301.1801004-5200
GrubTertiäres Hügelland52599245"290
AchselschwangVoralpines Hügelland5861.01064"260
Hübschenried"653"""90
KringellOstbayr. Mittelgebirge48096846"120
Almesbach"417750373-4280
1Niederschläge im vierjährigen Mittel (2009-2012)
2Grünlandfläche in Prozent der Grobfutterfläche je Betrieb
3N-Düngung im vierjährigen Mittel als Gesamt-N (keine Abzüge von Ausbringungsverlusten bei der organischen Düngung)

Ergebnisse

Rohproteinerträge auf Betriebsebene
Abb. 2: Jährliche sowie im vierjährigen Mittel angegebene Rohproteinerträge (dt XP/ha und Jahr) je Standort aus den Silageernten der Staatsgüter der Erntejahre 2009-2012 aus der GrünlandnutzungZoombild vorhanden

Abb. 2: Jährliche sowie im vierjährigen Mittel angegebene Rohproteinerträge (dt XP/ha und Jahr) je Standort aus den Silageernten der Staatsgüter der Erntejahre 2009-2012 aus der Grünlandnutzung

Um eine optimale Eiweißversorgung aus dem Grobfutter für das Milch- und Jungvieh bereitzustellen, sind für die Futterbaubetriebe möglichst hohe Rohproteinerträge mit entsprechenden Qualitäten von Bedeutung. Dafür ist neben einer optimalen Bestandeszusammensetzung die Balance zwischen richtigem Schnittzeitpunkt und hohen TM-Erträgen einzuhalten.
Die Rohproteinerträge vom Grünland der Staatsgüter zeigten über die vier Jahre deutliche Schwankungen zwischen den Standorten und den Jahren (Abb. 2). Vom Grünland wurden bei überwiegend hoher Nutzungsintensität an allen Betrieben zwischen 10 und 17 dt XP/ha und Jahr geerntet.
Dabei erzielte der Spitalhof in einer „Grünlandgunstlage“ über die Jahre relativ konstante XP-Erträge von 17 dt/ha. Die Betriebe Achselschwang, Grub und Almesbach erwirtschafteten 13-15 dt XP/ha im Mittel der Jahre. Am Standort Hübschenried wurde bei niedriger Düngungs- aber gleich hoher Nutzungsintensität 10 dt XP/ha geerntet. Am ökologisch wirtschaftenden Staatsgut Kringell wurden die Rohproteinerträge gemeinsam von Grünland und Kleegras berechnet und lagen im Mittel bei 13 dt XP/ha. Das Kleegras (mit rund 50 %-Anteil an der Futterfläche) sichert einen hohen Anteil der Eiweißversorgung in dem Ökobetrieb.
Die Schwankungen in den Rohproteinerträgen sind in erster Linie durch zahlreiche Faktoren wie Witterung, Schnittzeitpunkt und Nährstoffversorgung zu erklären, auf die entsprechend zu reagieren ist.
Weitere Ergebnisse aus den Erhebungen der Jahre 2009-2012 finden Sie unter:

Eiweißbereitstellung vom Grünland auf Betriebsebene - weitere Ergebnisse 2009-2012 pdf 593 KB

Futterqualitäten auf Betriebsebene
Zur Realisierung hoher Grobfutterleistungen sind entsprechend hohe Anforderungen an die Inhaltsstoffe und Qualitäten zu stellen. In dem vierjährigen Untersuchungszeitraum erzielten die Betriebe im Mittel 160 bis 171 g XP/kg TM beim Anwelkgut (Gras zum Silieren). Am Betrieb Kringell, mit mittlerem XP-Gehalt von 173 g XP/kg TM wurde das Kleegras mit einbezogen. Die Rohproteingehalte je Jahr zeigten über alle Standorte deutliche Schwankungen zwischen den Jahren (Tab. 2). Insgesamt war bei den Rohproteingehalten an allen Betrieben mehr Einfluss durch Jahreseffekte zu erkennen, als durch die Faktoren wie Standort oder Bewirtschaftung. Die erzielten Rohproteingehalte entsprechen im Mittel den Ansprüchen an eine grobfutterbasierte und leistungsorientierte Milchviehfütterung.
Tab. 2: Mittlere XP-, nXP-, RNB- und Energiegehalte mit Standardabweichung (± s) zwischen den Jahren aus dem Anwelkgut (Gras zum Silieren) an den Staatsgütern über die Erntejahre 2009-2012
Vierjährige Mittelwerte1XP-Gehalt (g/kg TM)nXP-Gehalt (g/kg TM)RNB (g/kg TM)Energie (MJ NEL/kg TM)
Spitalhof166 ± 9139 ± 34,4 ± 1,66,2 ± 0,3
Grub171 ± 16136 ± 25,7 ± 2,36,0 ± 0,1
Achselschwang164 ± 18136 ± 34,5 ± 2,86,1 ± 0,3
Hübschenried160 ± 7135 ± 33,9 ± 1,26,1 ± 0,2
Almesbach167 ± 11135 ± 65,2 ± 1,66,0 ± 0,4
Kringell2173 ± 14136 ± 45,8 ± 1,86,0 ± 0,2
1aus den nach TM-Ertrag gewichteten Mittelwerten aller Schnitte pro Jahr
2Werte mit Kleegras
Als wichtige Bewertungsgrößen für die Eiweißversorgung gelten in der Milchviehfütterung das nutzbare Rohprotein (nXP) und die ruminale Stickstoffbilanz (RNB). Als Empfehlung für gute Silagen werden Werte von > 135 g nXP/kg TM angesehen, bei der RNB von unter 6 g/kg TM. Insgesamt lagen die gemessenen nXP-Gehalte beim Anwelkgut in dem Bereich von 135 bis 139 g/kg TM, jedoch muss hierbei noch der mögliche starke Einfluss der Konservierung beachtet werden. Die RNB-Werte beim Anwelkgut mit 3,9 bis 5,8 g/kg TM im Mittel zeigten durchaus Unterschiede auf.
Zur Erzielung hoher Grobfutterleistungen sind die ermittelten Energiegehalte von 6,0 bis 6,1 MJ NEL/kg TM durchaus verbesserungswürdig. Der Zielwert für gute Grassilagen liegt für den 1. Schnitt bzw. den Folgeschnitten bei 6,4 bzw. 6,1 MJ NEL/kg TM. Die größte Stellschraube um hohe Futterqualitäten zu erzielen ist die Einhaltung des richtigen Schnittzeitpunkts. Daneben spielt aber auch eine Grünlandbewirtschaftung mit dem Ziel einer optimalen Bestandeszusammensetzung eine wichtige Rolle. Unter anderem können dazu bestimmte Pflegemaßnahmen, wie z. B. Nachsaaten beitragen.

Eiweiß aus Grasprodukten für die Milchkuh besser nutzen

Eiweißbereitstellung durch Anbau von Kleegras und Luzerne
Über die Nutzung des Eiweißertragspotenzials von Kleegras und Luzerne kann das Eiweißangebot aus dem betriebseigenen Grobfutter verbessert und erhöht werden. An den LVFZ wurde das Angebot je nach vorhandener Grobfutterbasis und dem -bedarf der Tiere durch den gezielten Anbau von Kleegras und Luzerne erweitert.
Abb. 3: Jährliche TM- und Rohproteinerträge vom Kleegras auf zwei verschiedenen Schlägen am Staatsgut Almesbach bei unterschiedlicher Nutzungsstrategie (Schlag 1: Umwidmung in Dauergrünland; Schlag 2: im Fruchtfolgeturnus) entsprechend den Hauptnutzungsjahren (HNJ) aus den Erntejahren 2009-2012Zoombild vorhanden

Abb. 3: Jährliche TM- und Rohproteinerträge vom Kleegras auf zwei verschiedenen Schlägen am Staatsgut Almesbach bei unterschiedlicher Nutzungsstrategie (Schlag 1: Umwidmung in Dauergrünland; Schlag 2: im Fruchtfolgeturnus) entsprechend den Hauptnutzungsjahren (HNJ) aus den Erntejahren 2009-2012

Beispiel am Staatsgut Almesbach
Am Staatsgut Almesbach wurde aufgrund der Tierbestandsaufstockung das Grobfutterangebot um die Kleegrasflächen erweitert. Die Ertrags- und Rohproteinerträge unterschieden sich zwischen den Jahren und aufgrund der unterschiedlichen Nutzungsstrategie (siehe Abb. 3). Auf dem Schlag 1 gingen ab dem 3. Hauptnutzungsjahr (HNJ) die Rohproteinerträge durch Rückgang des Kleeanteils im Bestand stärker zurück. Die Jahre 2011 und 2012 waren durch Trockenheitsphasen im Sommer gekennzeichnet. Jedoch konnte der Schlag 1 mit 115 bzw. 123 dt TM/ha und 22 bzw. 19 dt XP/ha im 2. bzw. 3. HNJ ein sehr gutes Ertrags- und Eiweißpotenzial aufweisen.
Der Schlag 2 erzielte 2012 (2. HNJ) die gleichen TM-Erträge wie Schlag 1 bei höheren Rohproteinerträgen von 15 dt XP/ha. Für den ökologisch wirtschaftenden Betrieb Kringell stellt das Kleegras mit der Hälfte der Grobfutterfläche eine sehr wichtige Eiweißquelle aus dem Grobfutter dar. Die Eiweißertragspotenziale sind zusammen mit dem Grünland in Abb. 2 und Tab. 2 dargestellt. Anhand der Ertrags- und Qualitätsdaten zeigt sich für die Milchviehbetriebe, dass das Kleegras einen wichtigen Beitrag zur Eiweißversorgung aus dem Grobfutter leistet.
Abb. 4: Jährliche TM- bzw. Rohproteinerträge (dt TM bzw. XP/ha und Jahr) der Luzerne am Standort Grub von 2009-2012a und Jahr) der Luzerne am Standort Grub von 2009-2012Zoombild vorhanden

Abb. 4: Jährliche TM- bzw. Rohproteinerträge (dt TM bzw. XP/ha und Jahr) der Luzerne am Standort Grub von 2009-2012

Beispiel am Staatsgut Grub
Seit 2009 wird am Standort Grub die Luzerne in Reinbestand in einem dreijährigen Fruchtfolgewechsel angebaut. Der Luzerneanbau erfolgt zur Durchführung von Fütterungsversuchen in Grub. Zusätzlich wurden mit dem Luzerneanbau auf den flachgründigen kiesigen Böden in Grub gezielt Erfahrungen zum Anbau und zum Leistungspotenzial auf sogenannten Grenzstandorten für die Luzerne gesammelt. Die Luzerne ließ sich sehr gut in die Fruchtfolge des Betriebs integrieren, wurde ausschließlich siliert und in der Milchviehfütterung als auch in der Rindermast eingesetzt.
Im ersten dreijährigen Anbau (2009-2011) konnte im Mittel 76 dt TM/ha bzw. 15 dt XP/ha geerntet werden (Abb. 4). Der Ertragsrückgang in TM und XP im 3. HNJ im Jahr 2011 kam durch eine Verunkrautung zustande. Nach einem Schlagwechsel wurde im darauffolgenden Jahr 2012 bereits im 1. HNJ 91 dt TM/ha mit 17 dt XP/ha erzielt. Weitere Ertragserhebungen aus der Praxis (Standort mit tiefgründigen guten Böden), mit Ertrags- bzw. Eiweißerträgen von 114 dt TM bzw. 25 dt XP pro Hektar im Jahr 2011, lassen das Potenzial der Luzerne bei Standorteignung erkennen. Somit sind Erträge von 100 dt TM mit entsprechend hohen XP-Gehalten in der Praxis zu realisieren.
Für den Luzerneanbau ist neben dem richtigen Standort eine materialschonende Erntetechnik von großer Bedeutung. Am Standort Grub wurde die Luzerne zur Silagebereitung nach dem Schnitt sofort auf Schwad gelegt und somit auf einen materialschonenden Umgang geachtet.
Die Luzerne leistet einen wichtigen Beitrag in der verbesserten Eiweißversorgung aus dem Grobfutter am Betrieb in Grub. Die Ergebnisse aus den Fütterungsversuchen in Grub belegen, dass die Luzerne positive Effekte auf Futteraufnahme und Strukturwirkung erbringt. Mit der Produktion von Luzernecobs oder Luzerneheu bietet sich unter anderem für die Futtertrocknungen die Chance mit entsprechenden Vermarkungskonzepten die verstärkte Nachfrage nach heimischen hochwertigen Eiweißfuttermitteln zu bedienen. Weitere Informationen zum Luzerneanbau können aus der aktuellen LfL-Information bezogen werden.
Silomanagement
Anlegen eines Silotunnels
Für das Silomanagement gelten in Bezug auf eine optimierte Eiweißbereitstellung aus dem Grobfutter die gleichen Grundsätze wie für eine effiziente Futterwirtschaft. Sowohl Luzerne als auch Kleegras sind silierbar. Dies zeigen die Ergebnisse eigener Untersuchungen zu TM-Verlusten. Hierbei wurden auf mittlerem Niveau TM-Verluste von 10 % bei Gras- und Maissilagen und bei Luzernesilagen von 12 % festgestellt. Wichtig bei der Silierung der Luzerne ist neben dem sauberen Einfahren des zu silierenden Erntegutes einen ausreichenden Anwelkgrad zu erreichen (Zielwert: 35 % TM).
Beim Einsatz neuer Siliertechniken wie dem Silotunnel zeigten sich positive Ergebnisse zur Silierung von Luzerne. Wichtig bei der Silierung ist der Erhalt der Proteinqualität. Hierbei sind Anwelkgeschwindigkeit und der TM-Gehalt wichtige Faktoren. Weiterführende Untersuchungen zeigen, dass hier positive Ansätze bestehen.
Rohproteinversorgung aus dem Grobfutter
Je nach Futtergrundlage wurde an den Betrieben aus dem Grobfutter 40-60 % des Rohproteinaufwandes in der Milchviehfütterung bei Leistungen um 9.000 kg Milch je Kuh und Jahr abgedeckt (Tab. 3). Die Futterauswertungen an den Betrieben (abgeleitet aus den Rationen) zeigen, dass teils erhebliche Reserven zur Eiweißversorgung aus dem Grobfutter bestehen. Den größten Einfluss auf die Rohproteinversorgung aus dem Grobfutter hat der Anteil an Silomais: im Grünlandgebiet sind bei guten Grobfutterqualitäten relativ geringe Proteinergänzungen erforderlich (siehe Spitalhof).
Tab. 3: Herkunft der Rohproteinversorgung des Milchviehs an den LVFZ, am Versuchsbetrieb Grub und am Betrieb Spitalhof, abgeleitet aus den Rationen der melkenden Kühe (Stand 2011)
Rohproteinaufnahme in % ausAchselschwangAlmesbachGrubKringellSpitalhof
Grobfutter4148465461
Kraftfutter5952543831
Saftfutter---88
Tab. 4: Energie- und Rohproteinaufwand in der Milchviehhaltung ohne Weidegang (in Anlehnung an DLG-Berechnungen)Zoombild vorhanden

Tab. 4: Energie- und Rohproteinaufwand in der Milchviehhaltung ohne Weidegang

Mit steigender Milchleistung steigen auch die Anforderungen an Energie und Eiweiß an das Grobfutter an. Gleichzeitig steigt aber auch der gesamte Eiweißbedarf, der durch zusätzliche Eiweißfuttermittel abgedeckt werden muss (Tab. 4).
Zur Überprüfung der Eiweißversorgung aus dem Grobfutter konnten an den untersuchten Betrieben die Auswertungen der Futterverbräuche herangezogen werden. Über die Erfassung der Futtermengen am Futtermischwagen und anhand der eigenen Futteranalysen konnten Grobfutteranteile, Rohproteinaufnahme, Grobfutterleistung und Rohproteinanteile aus dem Grobfutter für die gesamte Milchviehherde zweier Staatsgüter (Betrieb 1 und 2) analysiert werden (Tab. 5).
Im Vergleich erzielten beide Staatsgüter sehr unterschiedliche Grobfutteraufnahmen, was sich im jeweiligen Kraftfuttereinsatz widerspiegelt. Mit einer hohen Grobfutteraufnahme, die auch durch verbesserte Grobfutterqualitäten erreicht wurde, konnte der Betrieb 2 55 % des Rohproteins aus dem betriebseigenen Grobfutter bereitstellen. Dieser Betrieb erreichte eine sehr hohe Grobfutterleistung, bis zu 5.000 kg ECM/Kuh im Jahr 2011. Anhand der Wiegedaten vom Futtermischwagen ist für einen Betrieb eine laufende Futterkontrolle zur Umsetzung einer effizienten Rationsgestaltung nach einer grünlandbasierten Grobfutter- und Eiweißversorgung möglich.
Tab. 5: Futteraufnahme und Grobfutterleistung anhand der Futterverbräuche der gesamten Milchviehherde an zwei Staatsgütern in den Jahren 2010 und 2011
LeistungskennzahlenEinheitBetrieb 1 2010Betrieb 1 2011Betrieb 2 2010Betrieb 2 2011
Milchleistungkg ECM / Kuh und Jahr9.1909.0708.5808.800
TM-Aufnahmekg TM / Kuh und Tag19,319,119,820,7
Grobfutter-Aufnahmekg TM / Kuh und Tag11,210,913,814,5
Rohprotein-Aufnahmekg XP / Kuh und Jahr1.0861.0911.0731.116
Kraftfuttereinsatzdt TM / Kuh und Jahr30302223
Grobfutterleistung1kg ECM / Kuh und Jahr2.5102.2404.3504.950
Rohprotein aus Grobfutter% der TM35345055
1berechnet aus der Energielieferung vom Grobfutter abzüglich Erhaltungsbedarf

Fazit

Um eine optimale Eiweißversorgung aus dem Grobfutter für Milch- und Jungvieh bereitzustellen, sind für den Futterbaubetrieb qualitativ und quantitativ hochwertige Grobfuttermittel anzustreben. Die Auswertungen auf Basis der Ertrags- und Qualitätserfassungen auf Betriebsebene zeigen auf, dass hohe Rohproteinerträge vor allen Dingen von einer optimalen Bestandeszusammensetzung sowie der Balance zwischen richtigen Schnittzeitpunkt und hohen TM-Erträgen abhängen.
Auf Basis der Ertragsinformation mit einem begleitenden Qualitätscontrolling „bis zum Trog“ kann eine effiziente und nachhaltige Nutzung des Grünlandes erfolgen. Gleiches gilt für Kleegras und Luzerne. Auch der Einsatz von automatischen Messtechniken an Erntemaschinen ist bei Kleegras und Luzerne möglich.
Die Futterauswertungen der Betriebe mit Bewertung der Eiweißversorgung aus betriebseigenem Grobfutter zeigen auf, dass hier Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Die hohen Silomaisanteile in der Ration erfordern einen hohen Ausgleichsbedarf mit Eiweißfuttermitteln. Dazu bieten Luzerne, Kleegras und Grünlandprodukte mit entsprechenden Rohproteingehalten eine ideale Ergänzung.

Projektinformation
Projektleitung: Dr. Hubert Spiekers (ITE), Stephan Thurner (ILT), Dr. Michael Diepolder (IAB), Johann Mayr (AVB)
Projektbearbeitung: Brigitte Köhler, Josef Gaigl, Dandy Schneider
Laufzeit: 01.04.2011 - 31.12.2012
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Projektpartner: Bayerische Staatsgüter (ehemals LVFZ) Achselschwang, Almesbach, Kringell, Spitalhof, Grub, Abteilung Qualitätssicherung und Untersuchungswesen (AQU)

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